Ich denke jeden Tag an ihn (sehr lang)

Natti

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5. März 2006
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15
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Bayern
Hallo,
bin neu hier. Hab e lange ueberlegt, ob ich mich registrieren soll oder nicht. und hier bin ich nun. Moechte mich kurz vorstellen:
Bin Natti und 26 Jahre alt.
Ich moechte Euch meine Geschichte erzaehlen:
Also, es geht um meinen frueheren Freund. Wir sind 1997 zusammen gekommen. Und es war eine Liebe, wie es sie wahrscheinlich nicht oft gibt. Mein Gott, haben wir uns geliebt. Das tat manchmal schon richtig weh.
Wir hatten eine ganz tolle Zeit. Bis zum Herbst 1998.
Da wurde bei ihm dann Blutkrebs diagnostiziert. Er kam ins Uniklinikum, wo sie dann an ihm rumdokterten. Fast ein Jahr lang. In diesem Jahr hat er so viel durchgemacht. Von Lebervenenverschluss, ueber monatelangem Durchfall, Pilzinfektionen, Abwehrreaktionen gegenueber dem neuen Knochenmark. Die Operation zum Setzen des Hickman-Katheters ging schief, daraus resultierte ein Pneumothorak, usw.
In diesem Jahr, bin ich jeden zweiten Tag ueber 120 km gefahren, um bei ihm zu sein. War damals gerade 19. Hab die Schule mehr oder weniger geschmissen, mir einen Job gesucht, um mir die Fahrten ins Klinikum kleisten zu koennen.
Naja, im Sommer 1999 hatte er einen totalen Zusammenbruch, kam auf die Intensivstation und lag eine Woche im Koma. Ich durfte ihn in dieser Zeit nicht besuchen, weil ich ja nicht mit ihm Verwandt war. An einem Abend kam seine Mutter zu uns nach Hause, und sagt, er wuerde im Sterben liegen. Darzufhin bin ich ins Klinikum gefahren um ihn zu sehen. Als er da so lag, Koerpertemperatur nur noch 32 Grad, war ich fest davon ueberzeugt, dass er es schaffen wuerde. Dass er sterben wuerde, hab ich nicht geglaubt. Ich habe mit ihm geredet, er soll nicht aufgeben. Dass ich ihn liebe. Nach Aussage der Aerzte wuerde er nix mitkriegen. Aber wie ich so mit ihm sprach, kullerte eine Traene ueber seine Wange. Nein, das bilde ich mir nicht ein.
Bin ziemlich bald wieder nach Hause gefahren, wollte ihn nicht belasten.
Zu Hause angekommen, erhielt ich wieder einen Anruf seiner Mutter, er sei gestorben.
20 Minuten, nachdem ich gefahren war.
Die naechsten Wochen waren fuer mich schlimm. Ich war zu nihts zu gebrauchen, vernachlaessigte mich selbst. Ich suchte Hilfe beim Hospizverein, aber da war niemand anzutreffen.
Irgendwann lernt ich meinen jetzigen Mann kennen. Manche sagen, er wurde mir geschickt. Bald war ich auch schwanger. Im Mai 2000 suchte ich ein Medium auf. Und sie hat mir wirklich Sachen gesagt, die keiner wissen konnte. Das erste, was sie sagte, war, mit einem Laecheln:" Er lacht, und sagt, Na? Endlich getraut?" In der Tat hat es mich einige Ueberwindung gekostet, zu dieser Sitzung zu gehen. Dann hat sie mir noch erzaehlt, dass er mir schon Zeichen gegeben haette. Im Nachhinein wurde mir so einiges klar. Auch hat sie mir meine Wohnung mit Details beschrieben. Auch meinen kleinen Altar fuer meinen verstorbenen Freund.
Ich habe ihn gefragt, ob er mir boese ist, weil ich jetzt jemanden Neues gefunden habe. Aber das war er nicht. Er sagte, wenn das Baby erst mal da ist, wuerde ich merken, dass er auf uns aufpasst. Dieses Punkt ist mir aber bis heute nicht klar.
Das Ganze ist jetzt ueber sechs Jahre her. Und es ist noch kein Tag vergangen, an dem ich nicht an ihn gedacht habe.
Aber ich traeume immer noch in unregelmaessigen Abstaenden von ihm. Und diese Traeume sind so real. Als waere es echt passiert. Ich kann ihn richtig spueren. Wie im Real Life halt. Und dann wach ich auf, und es tut wieder so weh. Dann bin ich den ganzen Tag wie neben mir.
Ich vermisse ihn so. Ich dachte, mit der Zeit wuerde es besser werden.
Seit einem Jahr ungefaehr spiele ich wieder mit dem Gedanken, ein Medium aufzusuchen. Aber leider fehlt mir das noetige Kleingeld. Habe damals 150 DM bezahlt.
Es gibt Tage, da bin ich richtig verzweifelt. Und dann wieder welche, da denke ich mir, das ist halt jetzt so.

Ich moechte doch nur wissen, ob er noch manchmal an mich denkt und ob es ihm gut geht.

So,
das war also meine Geschichte im "Kurzformat".

Vielle Gruesse,
Natti
 
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hallo natti,

zuerst mal :liebe1: mit dir und mein mitgefühl!!!
dir ist sehr, sehr viel genommen worden, aber du hattest etwas, was manche in ihrem leben vielleicht nie haben werden!!!! daran kannst du immer, dein ganzes leben lang festhalten :) und ihn dennoch in liebe gehen lassen. vielleicht kannst du ein schifflein an den bach bringen (wenn der frühling vielleicht doch noch kommt??), und dich mit irgend etwas von ihm (und sei es ein zettelchen, wo sein name draufsteht..) symbolisch verabschieden???

so kannst du den altar auch durch diese symbolische geste ersetzen, er erinnert dich ja doch immer!!!!
(meine kollegin hatte das foto von ihrer verstorbenen tochter am schreibtisch, ein therapeut sagte ihr, weg aus ihrem blickfeld!! ganz wichtig, dies nach einer zeit zu tun!)

wenn du loslassen kannst, dann wirst du vielleicht auch zeichen wahrnehmen, die du bisher durch diesen übermächtigen schmerz nicht erkennen konntest.

oder war schon etwas in diese richtung????

lg chira
 
Das ist die wohl außergwöhnlichste Geschichte, die ich je gehört habe und ich kann Dir sagen, ich musste als ich Deine Zeilen las, fast weinen.

Du denkst nach so vielen Jahren noch immer täglich an diesen Mensch, Du bist eine außergewöhnlich treue Seele und deshalb fühle ich mit Dir.

Besonders hat mich berührt, was Du getan hast um während der Krankheit bei Deinem Freund sein zu können. Alles aufzugeben, um bei einem bestimmten Menschen sein zu können.

Ich wünsche Dir, dass Du das beste Medium findest, dass es auf Erden gibt, aber bitte sei auch ein bisschen vorsichtig.

Gerade weil Du so verletzlich bist, könnte es Dir unter Umständen auch schaden. Die Antworten, die Du suchst findest Du in Dir.

Alles erdenklich Liebe,

Refill
 
Hallo Natti!

Weißt was das Schönste na deiner Geschichte ist? Das auch noch nach solanger Zeit dein Freund noch immer in Gedanken bei dir ist.Finde, daß genau das es ist, was einen Menschen ausmacht.Freu dich und lerne es schätzen, daß es so ist.Du willst es ja so, läßt es ja zu. Sonst wär er nicht so allgegenwärtig in deinem Leben.
Hab auch vor 9 Jahren einen geliebten Menschen verloren. Mir kommts heut noch vor ,daß ich ihn erst vor kurzem das Letztmal gesehn hätt.Manchmal
tuts weh, dann wieder nicht. Denk mir, daß gehört einfach dazu. Liegt an einem selber, wie man damit umgeht.Ich hab daraus gelernt, daß immer wer da ist, wenns mir mal nicht so gut geht. Diese innere Verbindung kann dir keiner nehmen.
Wie schon gesagt, dein Freund ist bei dir, weil du es zuläßt und er dich deshalb beschützt.Das mit dem Medium, liegt an dir, ob du es willst oder nicht.Warum möchtest eigentlich nochmals gehen?
Wünsch dir auf alle Fälle sehr viel Kraft
und liebe Güße
Nell
 
Natti, du hast bis heute nicht losgelassen von ihm. Auch wenn es schwer ist, du
musst dein Leben leben. Hast du Angst, dass wenn du nicht mehr an ihn denkst, ihn völlig verloren zu haben?
 
Hallo Chira,
vielen Dank fuer Deine Antwort.
Den Altar habe ich schon vor einer Weile weggeraeumt.
Aber manchmal hole ich halt doch noch Fotos von ihm raus, um sie mir anzusehen. Aber ich packe sie dann auh wieder weg.
Auch so Sachen, die uns miteinander verbunden haben, habe ich weggeraeumt. Ich weiss ja, dass mein Leben weitergehen muss. Und das will ich ja auch. Aber denken tu ich trotzdem noch taeglich an ihn.

Das Medium hat mir damals auch etwas von Zeichen erzaehlt, die mir erst im Nachhinein klar geworden sind.
Z.B: hatten wir in unserem Schlafzimmer eine Lampe, die ging immer wieder kaputt. Peng! Licht aus. Aber das habe ich damals natuerlich nicht damit in Verbindung gebracht. Aber wohin sollte das Medium das wissen? "Denken Sie mal an ihr Schlafzimmer. Das passiert doch etwas." hat sie gesagt. Das muss die Lampe gewesen sein. Oder manchmal hat es geklopft, oder eine Tuer hat geknallt. Das hat sogar mein Mann mitgekriegt.

Viele Gruesse,
Natti
 
Hallo Refill-System,

vielen Dank fuer Deine Antwort.
Was meinst Du denn mit aussergewoehnlich? Fuer mich war es damals selbstverstaendlich, fuer ihn da zu sein. Klar, wir hatten in dieser schweren Zeit auch mal Streit. Und das hat mir hinterher so leid getan. Ich habe ihn auch um Verzeihung gebeten. Und ich hoffe, dass er mich gehoert hat und mir verzeihen kann.
Ich habe wirklich geglaubt, mit den Jahren wuerde ich weniger an ihn denken und alles ein wenig verblassen. Es heisst ja immer, die Zeit heilt Wunden. Konnte ich bisher nicht so richtig feststellen.

Mir haben damals nur zwei Jahre bis zum Abitur gefehlt, aber das kann ich ja irgendwann auch noch machen. Damals war er halt wichtiger.

Viele Gruesse,
Natti
 
Hallo Nell,

vielen Dank fuer Deine Antwort.
Ich wuerde gern noch mal zu einem Medium gehen, um noch mal mit ihm zu "sprechen". Moechte wissen, wie es ihm geht. Ob er auch noch manchmal an mich denkt. Ob er mich vielleicht auch ein bisschen vermisst. Und dann moecht ich ihm sagen, dass ich ihn immer noch lieb hab und ihn nicht vergessen habe und wahrscheinlich auch nicht werde. Und solche Sachen halt.

Viele Gruesse,
Natti
 
Hallo JimmyVoice,

vielen Dank fuer Deine Antwort.

Ich lebe ja mein Leben. Aber ich muss trotzdem taeglich an ihn denken. Was fuer eine tolle Zeit wir vor seiner Krankheit hatten und auch die intensive Zeit, die wir waehrend seiner Krankheit miteinander verbracht haben.
Verloren habe ich ihn ja sowieso, aber die Erinnerung ist noch da.
Ich hoffe einfach ,dass es ihm jetzt gut geht und er keine Schmerzen mehr hat.

Viele Gruesse,
Natti
 
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liebe natti,

ich denke wie jimmy, du musst einen weg finden loszulassen.
sei dankbar für die zeit, die du mit ihm hattest. natürlich soll er in deinen erinnerungen weiterleben, aber du solltest mit einem lächeln an ihn denken, nicht mit schmerz.
ich habe letztes jahr meine wichtigste bezugsperson seit meiner kinderheit beim sterben begleitet. einen menschen durch eine tötliche krankheit bis hin zum sterben zu begleiten bedarf außerordentliche reife und stärke. ich selber hatte sehr viel zeit abschied zu nehmen, trotzdem ist der schmerz, die leere und die trauer nach so einem ereigniss so groß, dass es oft sehr schwer fällt wieder fuss zu fassen.
natürlich geht es ihm gut. er ist bereits in der nächsten -geistigen- stufe, ist dir nur einen schritt voraus, und ihr werdet euch wieder erkennen, wenn die zeit reif ist. du spürst doch, dass er schützend seine hand über euch hält.
du musst aufhören zu trauern, sonst wird es immer schwerer für dich dein jetztiges leben zu leben.
in lieben gedanken
shanti
 
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