Ist es eigentlich ok,
wie wir rumlaufen und was wir so tun?
Ich mein,viele Menschen, denen ich begegne sind entweder grimmig, schauen bissig drein, so als ob man ihnen etwas antun würde, was sie partout nicht wollen, nicht mögen, was sie anwidert. Oder viele andere schauen völlig teilnahmslos in die Landschaft, ist mir doch egal oder so. Andere schauen traurig aus oder auch sehr beliebt ist ein Gesichtsausdruck zwischen beleidigt und schmollend. Ein paar wenige sind aufgeregt oder ins essen vertieft. Nicht zu vergessen jene, die hinter einem Minibildschirm herlaufen und weil sie ihn nie einholen können, auf ihn einreden, von Zeit zu Zeit.
Hielte man ihnen einen Spiegel vor, würden sie nicht wollen, so jemanden gegenüber in der S-Bahn zu sehen oder gar am Frühstückstisch haben und schon gar nicht im Bett oder auf der Arbeit. Wie man das bemerken kann? Man nehme einen Spiegel und halte ihn den Leuten vor. Etwa 99% werden wütend, beim Hinweis, ob sie das, was sie da sehen, im Spiegel, sie selbst, gerne zuhause hätten. Shit happens.
Wenn es mal die Ausnahme wäre und auch viele freundliche und glückliche Menschen herumliefen, würde es nicht so auffallen. Aber es ist auffällig. Dabei würden etwa 95% aller Menschen auf der Welt, die nicht in D oder CH oder A leben, sofort mit uns tauschen. Sofort.
Ist es vielleicht dasselbe Prinzip, wie Sophie Andrewsky feststellte, als sie sagte: Wir sind oversexed aber underfucked. Sprich wir haben den Kopf voller Ideen, wie das Leben sein sollte, der Chef, unser Mann, unsere Frau, die Kinder, aber wir sind frustriert von dem, was wir leben können, was wir tun, wir legen uns zwar noch manchmal ins Zeug, aber das Ergebnis frustriert mehr und mehr. Uns ist sogar oft klar, dass wir auf hohem Niveau motzen, meckern und beleidigt sind, aber wir scheinen nicht an den Kern zu kommen, wo wir etwas ändern könnten, das eine echte Änderung bewirkt.
Auch ein bei mir beliebter Witz, um meine eigene Beschränkung zu kapieren ist der: Ein Mann sucht bei Nacht unter einer Laterne etwas. Kommt ein Polizist dazu und will wissen, was er da mache. Der Mann erwiedert, dass er seinen Schlüßel suche. Der Polizist fragt ihn, ob er ihn denn da verloren habe? Der Mann meint lapidar: Nein, da hinten hätte er ihn verloren, irgendwo, aber hier wäre es heller, da könne er was sehen.
Wir gaukeln uns vor, zu wissen, was geht. Aber wir könnten uns eingestehen, dass dieses "wissen, was geht" sehr beschränkt ist, unsere Laterne nicht einmal genug ausleuchtet, um dort etwas zu finden, wo wir auch nur vermuten, den Schlüßel [zu uns selbst] verloren zu haben.
Sind wir so blöd, weil alle es tun? Ist die Angst vor dem Ungewissen, das wir zu sein scheinen größer, als der Frust und die Verzweiflung, die uns jeden Morgen, jeden Tag, jeden Abend überfällt? Es muß wohl so sein. Denn: "Es gibt nur einen Grund, etwas zu verändern: Du hältst es einfach nicht mehr aus." Ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat. Aber es stimmt.
Wir halten also eklige Ehemänner, keifende Ehefrauen, rotzige Chefs, fiese Arbeitskollegen, freche Kinder, dreiste Politiker, dumme Gesetze, schleimige Hochsatpler, kriechende Sünder, unfähige Autofahrer und noch vieles mehr aus. Wir halten es aus. Aushalten. Unsere Lebenseinstellung? Aushalten?
Kann ja keine Freude aufkommen, wenn man nur aushält, oder?
Früher gab es noch Zuhälter, doch heute sind wir alle nur noch Aushälter. Und für Zuhause gab es früher Haushälterinnen, aber auch die sind den Aushälterinnen gewichen. So halten wir aus, solange es noch geht. Nur noch ein bisschen aushalten, bis zur Beförderung, bis zur Rente, bis zum Tod. Was danach kommt interessiert einen, eine die, der nur aushält, eh nicht.
Dead End? Wohl kaum.
Aber wie Licht machen, dort, wo wir den Schlüßel verloren haben? Wie wirklich den Sex / die Arbeit / das Leben HABEN/LEBEN/GENIESSEN, der/die/das glücklich macht und alle Gedanken daran, wie es noch sein könnte, einfach vergessen? Festplatte neu formatieren. Neues, ganz anderes Programm aufspielen.
Ist Arbeit. Arbeit an sich selbst. Ist hart für jemand, der gewohnt ist, alles seeligmachende kommt von außen, von oben ... DAS war mal so. JETZT ist es anders. JETZT ist es wie es ist:
Es liegt an Dir selbst, was Du aus dem Leben machst.
Du hast schon alles - pack es aus, pack es an, machs packend.
Wenn Du nur aushältst, bis ... - bist Du eine Aushälterin, ein Aushälter und Du bist im Aus, das Du hältst. Drin bist Du nie. Weder im Leben, noch im Jetzt, noch sonst wo. Auch nicht in Dir. Alle Aushälter sind nämlich auch außer sich. Sie wissen es besser für alle - außer sich. Für sich selbst wissen sie nichts. Aber das ist jetzt gefragt: sich in sich selbst auskennen.
Wege zu sich zu kommen, in sich zu sein, drin zu sein gibt es so viele, wie es Illusionen, Verblendungen und Glamour darüber gibt. Aber Menschen die drin sind, erkennen sich und heißen in den meisten Fällen nicht Boris Becker. Und drin sein heißt eben nicht im Netz zu sein, in der Mannschaft oder in der Loge. Drin sein heißt heute: Mensch zu sein. Mitmensch. Mitgeschöpf. Drin sein, heißt bei sich zu sein, in sich zuhause zu sein. Mit sich wohl sein. Und mit allen. Und allem.
Ein weiteres Stück des Weges.
Der Weg, der hier und jetzt zu gehen ist.
Oder spürst Du was anderes?