Ingrid schrieb:
Hassen kann man nur, wenn man in einer Opferrolle lebt und jedem die Schuld an seinem "unmöglichen" Leben gibt.
Das ist, finde ich, ein guter Ansatz. Ich glaube, es muss noch ein Faktor dazukommen, um "hassen" zu können: Wehrlosigkeit.
Z.B. wenn ich mich nicht gut abgrenzen kann, werde ich einen Menschen dann zu hassen beginnen, wenn ich keine Möglichkeit sehe, mich zu wehren (was wiederum die Folge der mangelnden Abgrenzung ist).
Das endet in einer Spirale, die sich (vielleicht) irgendwann entlädt (muss nicht am vermeintlichen Täter sein).
In weiterer Folge könnte man sagen: Die Ursache von Hass ist fehlendes Abgrenzungsvermögen, fehlendes Durchsetzungsvermögen (wir "hassen" meistens Menschen, die in einer Hierarchie "weiter oben" stehen als wir oder Menschen, gegen die wir uns aufgrund verschiedener Umstände nicht wehren können, die scheinbar "machtvoller" sind als wir.)
Auch das Thema Angst spielt, glaube ich, eine große Rolle. Durch Angst verleihen wir dem Anderen Macht - und schubsen uns dadurch wesentlich effektiver in die Opferposition, die nun eine Rechtfertigung gibt (siehe Kriege), zu hassen.
Durch dieses Ohnmachtsgefühl entsteht Hass, denn wären wir selbstbewusst genug, uns zu wehren (indem wir "Nein" sagen, indem wir die Sache ausdiskutieren), bräuchten wir nicht hassen.
Liebe Grüße
Reinfriede