Es gibt allerdings Stellen, Momente, Situationen im Umgang mit religiösen/gläubigen Menschen, ab denen kein Dialog mehr stattfinden kann. Da steht dann eine unsichtbare Wand, so dick und undurchlässig dass nichts sie mehr erreicht. Das geschieht überall da, wo die Vernunft kein Mitspracherecht mehr hat.
Ist euch schon mal solch eine Wand begegnet?
Ja, bei mir selbst.
Ich bin in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen. Mein Vater war und meine Mutter ist sehr gläubig. Ich entwickelte mich nach der Pubertät aber eher zium Agnostiker/Atheisten. Ich hatte das Gefühl, dass ich den Glauben nicht bräuchte... bis eine gute Freundi non mir und kurz darauf mein Vater gestorben ist (ich schrieb ja schon mehrmals darüber).
Es begann eine Zeit, in der ich den Glauben geradezu brauchte. Ich suchte nach Beweisen für ein Jenseits und für Gott; ich fand sie aber nicht (auch, wenn wirklich gute Indizien darunter sind... Beweise sind keine da). Und jeder Mensch, der mir mit rationalen Argumenten ankam (die ich nur zu gut verstehen konnte), fühlte sich für mich so an, als wenn er gerade die mir leiben Verstorbenen ein weiteres Mal umgebracht hätte.
Mühsam ist mir klar geworden, dass das (sollte es das Jenseits geben) weder in der Macht noch in der Intention der Skeptiker liegt. Und nachdem ich mir das Verinnerlicht habe, wurde ich wieder "zugänglich" für ratiopnale Gedanken.
Ich trete hier gerne als ein "Skeptiker" auf, als jemand, der eben nicht glauben, sondern wissen will, der nach Beweisen fragt etc. In einigen Punkten fühle ich mich auch der Brights-Bewegung nahe... auch, wenn einige wirklich extrem unsymphatisch und dogmatisch missionierend rüber kommen. Mir wurde hier auch schon Sturheit vorgeworfen (meiner Meinung nach zu Unrecht), und dass ich Experimenten und Studien mit negativem Ausgang für esoterisches a priori mehr traue als Experimenten mit positivem Ausgang (das, so muss ich zugeben, stimmt tatsächlich).
Auch, wenn ich hier ab und zu gegen z.B. das Jenseits argumentiere, so tue ich das in der Stillen Hoffnung, dass mich jemand vom Gegenteil überzeugt. Das ist zugegebenermaßen sehr schwierig... aber nicht unmöglich. (Bei anderen Themen, in denen ich auftauche, juckt es mich einfach nur in den Fingern, weil ich da etwas für kompletten Blödsinn halte... ich denke/hofe aber, amn erkennt, wie ernst ich ein Thema nehme).
Worauf ich hinaus will: In einem Dialog Atheismus vs. Glauben stecken viele Emotionen hinter. Die Atheisten sehen im Glauben die Ursache für viel Leid auf der Welt und machen auch jeden Gläubigen dafür verantwortlich - eine meiner Meinung nach irrationale und undifferenzierte Sichtweise. Und wenn ich von mir als Gläubigen spreche - wobei auf mich wohl eher die Bezeichnung "Hoffender" passt - so machte ich Atheisten (sehr irrational) für den Tod der mir Lieben verantwortlich. Ähnliche Emotionen vermute ich bei anderen Gläubigen.
Wenn man an einem Dialog interessiert ist (und das sind viele Atheisten und viele Gläubige nicht), so müssen erst diese Emotionen überwunden werden.
Viele Grüße
Joey