Daher frage ich mich: Warum legst Du bzw. legen Deine Glaubensbrüder so unglaublich viel Wert darauf, dass die alte Schuldfrage immer und immer wieder auf den Tisch gelegt wird? Warum ist das nötig?
Was für eine "Schuldfrage"? Wer Schuld am Holocaust hat, dürfte wohl kaum zur Debatte stehen. Und was meinst du konkret mit "auf den Tisch legen"? Wer genau legt was auf welchen Tisch? Hast du Beispiele?
Warum wollt ihr euch in der - alten! - Opferposition ständig bestätigt sehen?
Wer tut das denn? Tut mir leid, aber für mich sind das nur Worthülsen und pauschale Unterstellungen. Die Dokumentation, um die es hier eigentlich geht, zeigt viele Beispiele für Antisemitismus heute, da geht es nicht darum, irgendeine alte "Opferposition" zu bestätigen.
Warum könnt ihr nicht endlich damit abschließen und in Frieden leben? Und auch die anderen in Ruhe lassen mit "ihr seid alle Antisemiten"?
Wieder so eine Unterstellung! Wer sagt denn, "ihr seid alle Antisemiten"? Was heißt "damit abschließen"? Vergessen? Schwamm drüber? Und ist es nicht ziemlich zynisch, in einer Diskussion über heutigen Antisemitismus von den Juden zu verlangen, sie sollten die anderen in Ruhe lassen?
Als Anmerkung: Ich komme sehr viel mit Menschen in Berührung und habe NIE mit Antisemitismus Berührung gehabt. Also wie kommst Du darauf, dass Antisemitismus in Deutschland nie aufgehört hat? Woran machst Du das fest? Nur weil die Medien ständig darüber berichten? Wir wissen alle, dass die Medien nicht objektiv berichten, auch nicht die öffentlich-rechtlichen.
Die nächste Unterstellung. Was meinst du damit, dass nicht objektiv berichtet werden würde? Ich habe noch nie jemanden aus Bielefeld kennengelernt und glaube trotzdem, dass es Bielefeld gibt. Willst du behaupten, es gäbe in Deutschland keinen Antisemitismus mehr?
Daher frage ich mich: Wie kommt es, dass Deine Mitglaubensbrüder ständig Angst davor haben, irgendwie negativ belangt zu werden? Was habt ihr vorher - ggf. vor Urzeiten - getan, das andere Menschen dazu bringen könnte, euch Leid in Form von Antisemitismus anzutun? Ich selber habe nur dann Angst vor irgendwas, wenn ich weiß, dass ich vorher "Mist" gebaut habe und nun bald ggf. die Konsequenzen zu tragen habe. Wenn ich im Reinen mit mir und meinen Mitmenschen bin, dann brauche ich weder Angst zu haben noch mich in eine Opferstellung zu bringen.
Aber warum tut ihr das seit so langer Zeit immer und immer wieder? Wovor habt ihr Angst?
Jetzt sind die Juden also auch noch selbst Schuld am Antisemitismus, oder wie soll man das verstehen? Nicht die Nazis haben sie zu Opfern gemacht, sie bringen sich selbst in eine "Opferstellung"? Entschuldigung, aber was ist das denn für ein Unsinn?
Ich hoffe, ihr habt verstanden, worauf ich hinaus möchte? Ich weiß, dass diese Frage sehr provokant ist. Sollte sie nicht ins Forum passen oder zu "heiß" sein, dann löscht meinen Beitrag. Aber eine Antwort auf diese Fragen habe ich bislang nie bekommen.
Ich fürchte, ich habe verstanden, worauf du hinaus möchtest. Aber deine Fragen kann ich auch nicht beantworten. Nicht weil sie so provokant sind, sondern weil sie meiner Meinung nach von falschen Annahmen und Behauptungen ausgehen, und dadurch keinen Sinn ergeben.
Sei mir nicht böse, aber auf eine Diskussion mit Dir zum Thema Antisemitismus werde ich mich nicht einlassen, weil ich damit Deine Opferrolle und die Opferrolle der anderen jüdischen Mitmenschen bestätigen soll. Ich werde mich dazu in dritter (!!) Nachkriegsgeneration nicht benutzen lassen.
Aber hier geht es um eine Dokumentation zum Thema Antismitismus, nicht darum, dich dazu zu benutzen, eine Opferrolle zu bestätigen!
Shimon, ich gehöre in eine Familie von Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Keiner von uns hat nach dem Krieg Wert darauf gelegt, die "Schuldfrage" immer und immer wieder hochzuhalten, da man dadurch nicht frei wird. Die Menschen aus unseren alten Dörfern wollten damals nur in Sicherheit flüchten und in Ruhe ein neues Leben aufbauen. Sie haben die alten Geschichten hinter sich gelassen (es ist damals SEHR viel Schlimmes passiert), und wie Du siehst, wird in den Medien kaum bis gar nicht über die ostdeutschen Vertriebenen aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen etc. berichtet.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als die Vertriebenenverbände besonders bei CDU/CSU ziemlich einflussreich waren, ihre Vertreter auf deren Parteitagen sprachen und immer wieder gegen die Anerkennung der Ostgrenzen und die Aufgabe von Schadenersatzansprüchen stänkerten.
Ein Teil der "Probleme in Deutschland" resultiert daraus, dass a) verschiedene Dinge nie verarbeitet wurden. z.B. die Vertreibung der Ostdeutschen. Es gibt hier so gut wie keine Denkmäler, Gedenktage o.ä.
Laut Wikipedia gibt es in Deutschland rund 1400 Vertriebenendenkmale:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vertriebenendenkmal
Außerdem hinkt der Vergleich zwischen Holocaust und Verteibung von Deutschen aus den Ostgebieten aus meiner Sicht ganz gewaltig. Immerhin war letzteres ja die Folge eines verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieges, den Deutschland begonnen hat. Das bedetet nicht, dass es bei der Vertreibung kein schreckliches Leid und Unrecht gab, aber wie du selbst schreibst:
ein Volk reagiert nur dann negativ auf das andere, wenn es Leid durch das erstere erfahren hat.
Und b) dass man seit 72 Jahren andere Geschichte, die meiner Meinung nach längst verarbeitet ist durch Reparaturzahlungen, Denkmäler, Mahnstätten, Filme, Gedenktage, Wiederaufbau, Gesetzgebung bzgl. Religionsfreiheit etc. pp. trotzdem nicht ruhen lassen will. Was wollt ihr denn NOCH?
Ich sehe da bei dir einen ganz grundsätzlich falschen Denkansatz. Mahnmale, Gedenktage u.ä. sind doch nicht dazu da, bei den Juden oder anderen Opfern des Naziterrors etwas gut zu machen. Sie sollen ALLE dazu ermahnen, wachsam zu sein, damit so etwas nie wieder geschieht und das Gedenken bewahren, damit keiner auf die Idee kommt, Geschichte sei irgendwann verarbeitet und könne vergessen werden.
Shimon, Du bist, wie Du selbst schreibst, fast 80 Jahre alt. Trotzdem nimmst Du es Dir heraus, mich zu beleidigen, indem Du mir schreibst, ich würde "eine Menge dummes Zeug" schreiben.
Wo er recht hat, hat er recht.