Aber das Thema "Bekreuzigen" ist eine interessante Frage.
Es gibt da Unterschiede bei den christlichen Konfessionen.
Ich bin ja auch schon ziemlich lange hier im Forum, aber an so alte Threads kann ich mich nicht im entferntesten erinnern.
Aber Gott sei Dank: Colombi weiß, wie man etwas findet, was interessant ist. Hierfür einmal meinen herzlichen Dank.
Jedes echte Kreuz geht von unten nach oben. Jedes gemalte Kreuz zeigt ein aufgerichtetes Kreuz, jedes an die Wand gehängtes Balkenkreuz ist aufrecht und vor allem auch jedes Kreuz mit der geschnitzten Jesus-Figur daran ist aufgestellt.
Und das nicht nur, weil im antiken römischen Reich das Kreuz immer so in den Boden gerammt wurde, dass es aufrecht stand, sondern auch deswegen, damit das Leiden und der Tod daran am heftigsten ausfiehl. Die Römer waren eigentlich degeneriert: Sie liebten die blutigen Gladiatoren-Spiele und alle Vorgänge, die blutrünstig, grässlich und äußerst aufrührend kräftig waren.
Ja, da gab es was zu erleben, zu schauen und sich zu ergötzen, besonders wenn auf diese Art die ärgsten Verbrecher und Staatsfeinde hingerichtet wurden. Als Rache und zur Abschreckung. Das alles gehörte in den großen Rahmen: Brot und Spiele.
Bei Jesus Christus fiehl alles zusammen: Pilatus versuchte zwar, die Volksbegier mit der Geißelung zu besänftigen und Jesus vor dem Kreuz zu retten, aber es half nichts. "Ans Kreuz mit ihm!!" schrie das Volk.
Bekanntlich ließ Jesus Christus gemäß den Schriften alles ohne zu jammern über sich ergehen. Er tat von sich aus nichts, um dem Ganzen zu entgehen. Im Gegenteil - es tritt hervor, dass er voll bewusst und zu einem ganz bestimmten Zweck durch alles hindurch schritt. Offiziell und theologisch heißt es dazu: Um die Sünden aller Menschen zu tilgen.
Nun ja, nicht nur diese Auslegung ist unbefriedigend, auch viele andere Deutungen sind es auch. Es ist geradezu so, als rufe jenes Geschehen jedem Menchen zu: Denke, überlege, rätsele, frage, gehe in die Tiefe und hole dir damit Licht, Erleuchtung, Segen und Kraft von
oben in dein Herz
hinunter.
Und das ist es, weshalb ein Christ ausgehend vom Denken über das Kreuzgeschehen sein Kreuz beim Beten von oben nach unten, also mit einer Bewegung von der Stirn hinunter zum Herz beginnt, um dann die Schultern anzutippen. Das heißt, er bewegt seinen persönlichen Jesus-Strahl von seinem persölichen Himmel hinab in sein persönliches Herz um dann diesen Segen in die Waagerechte, in die Härte der Außenwelt der Schultern weiter zu leiten.