Hallo Stephan!
Ich bin wirklich (fast
) sprachlos, dass Du nicht fähig bist zu begreifen, was
Hellinger ausdrücken möchte. Aber das ist eben das, was ich denke: Er schafft nicht, es richtig auszudrücken, nur irreführend - wie man bei Dir sieht.
Als erstes solltest Du begreifen, dass ein Opfer genauso wie ein Täter vorallem
Menschen sind. Man kann sie als Opfer und Täter nennen
nur im
Bezug zu der bestimmten Tat. Wenn sie diese Tat "verarbeitet" haben, sollte
man sie nicht mehr Täter und Opfer nennen. Ja, die Tat bleibt bestehen, aber
die Menschen, die "dabei" waren gibt es in gewisser Weise nicht mehr, weil
sie sich verändert haben (Du kannst es auch nennen, dass sie etwas gelernt
haben, gewachsen sind usw.)
Natürlich kann man es (z.B. beim Mord) nur begreifen, wenn man die "höheren"
Zusammenhänge kennt.
Wenn ein Täter seine Tat bereut: Es tut ihn Leid und hat den Wunsch, dass
er sie nie ausgeführt hätte >>> möchte die Tat ausgleichen ( das geht
bei einem Mord NUR beim Nachkommen des Opfers.) und ist auch bereit die gerechte Strafe von einem menschlichen Gericht an sich zu nehmen - dann
sollte man ihn spätestens nachher
ohne Schuld sehen, also nicht mehr als einen Täter. Er sollte versuchen sich selbst zu verzeihen, was am schwie-
rigsten ist. Dabei sollten ihm die anderen helfen und nicht behaupten: Du
bist für immer Täter d.h. du bist für immer schuld, du bist verdammt.
Für ein Opfer ist es wichtig, die Tat so zu verarbeiten, dass man aus der
Opferrolle rauskommt = man hört auf ein Opfer zu sein, sich als solches
zu fühlen. Es ist auch sehr schwieriger Vorgang. Wenn dabei Psychotherapie (Psychoanalyse), FA, Rückführungen usw. wirklich helfen können, sollte man es machen.
Etwas
ganz anderes ist, wenn der Täter seine Tat nicht bereut und
möchte sogar neue Taten ausführen. Vor solchen Menschen - "immer noch"
Tätern muss sich die Gesellschaft schützen.
Aus Deiner Sicht, Stephan, wäre es fast besser für den Täter, wenn er seine
Tat nicht bereut.
Dabei ist die Reue der einzige Weg sich einmal von der Schuld zu befreien. Die "göttliche" Sicht der Dinge ist oft viel gnadenvoller als die menschliche - kann man bei Dir beobachten.
Natürlich ist bei allen Taten wichtig, wie schwerwiegend sie sind.
Ich bemühe mich selbst, alle meine schlimmen Taten auszugleichen und keine
neuen auszuführen. Nur so kann man immer mehr unbeschwerter und leichter durch das Leben gehen.
Es gibt ein wunderschöner Film über Schuld und Ausgleich: König der Fischer
Kennst Du ihn?
Sehr schön ist auch die Geschichte von Milarepa (1052-1135): Durch "schwarze Magie" verursachte er den Tod vieler Menschen (seine Mutter
hat das von ihm verlangt), aber er bereute seine Tat und wurde ein erleuch-
teter Heiliger des tibetischen Buddhismus.
Eben wie Jesus sagt: "Bei Menschen ist das unmöglich, bei Gott aber ist
alles möglich."
Alles Gute
P.