Im Märchen vom Rotkäppchen dürfte es weniger um die Macht über andere Menschen gehen, sondern um die Erfahrung mit den animalen Gefühlen.
Das Märchen...
Der Held des Märchens ist letztlich der Jäger, der Rotkäppchen (samt Großmutter) als Opfer des bösen Wolfes, wieder aus seinem Bauch befreit und dann den bösen Wolf zur Strecke bringt.
Die Botschaft (alle Märchen haben eine Botschaft an die Kinder bzw. Jugendlichen der damaligen Zeit) ist hier, dass das heranwachsende junge Mädchen vom vorgegebenen Weg nicht abkommen darf.
Das ist absolut symbolisch zu sehen. Ein junges Mädchen muss sittsam in den Begrenzungen bleiben, die ihm von außen so zugewiesen wurden. Schon Blumen pflücken ist da ein eigenes Vergnügen, von dem man nicht ansehen kann, wohin soviel Spaß an der Freude letztlich führt.
Der Wolf, der von Beginn bis Ende die Rolle des bedrohlichen Übeltäters hat, erscheint ihr prompt, als sie eben doch was Unerlaubtes tut. (Dass er zuvor die Großmutter fressen muss, enthält eine weitere verborgene Botschaft.)
Der Wolf legt sich ins Bett. Das ist absolut sexistisch zu sehen. Die Gefahr für vom Weg abgekommenen Mädchen zeigt sich dann im Bett...
Auch die Worte „was hast du für große Augen, Hände Maul ...“ mit der Antwort „damit ich dich besser sehen, packen, fressen kann...“ ist klar sexistisch gemeint.
Der Wolf steht hier für die instinkthafte, animalische Triebnatur (besonders des Mannes), der zu begegnen ein Mädchen fürchten muss wie den Tod.
Der zivilisierte Mann der Gegenwart nun, der uniformierte Jäger ist sozusagen der bessere Mann, der ein „gefallenes“ Mädchen retten kann.
Auch die rote Kopfbedeckung hat eine symbolische Bedeutung, aber lassen wir das für den Moment.
RR