Eine Geschichte, erdacht und hier niedergeschrieben, von bodhi_
In Mumbaī lebte die Mutter Anjali mit ihrem Sohn Nilay. Beide lebenten allein und vom An- und Verkauf von Gemüse, welchen sie täglich auf dem Crawford Market verkauften. Es war ein bescheidenes Leben. Mutter Anjali hatte schon viele Falten im Gesicht, obwohl sie noch gar nicht so alt war. Nilay, im besten Mannesalter, war stets lustig, fleißig und überall beliebt.
An einem Gurūvār, also Donnerstag’s verkaufte Anjali wie immer ihr Gemüse und schon eine geraume Zeit wartete sie auf ihren Sohn.
Just in diesem Moment kam ein bekannter Kunde aufgeregt zu Anjali, „Anjali, ach Anjali, was für ein Unglück! Was für ein Unglück! Dein Sohn ist ausgeraubt worden und nun liegt er erschlagen am Horniman Circle!“
Indien ist kein leichtes Land, aber Mutter Anjali kannte ihren Sohn gut und entgegnet dem Kunden gelassen, „Namaste. Du kennst doch meinen Sohn, er ist jung stark und klug, wer sollte ihn ausrauben? Selbst die Banditen haben Respekt vor ihm.“ Der Kunde ging kopfschüttelnd in Richtung Tempel, um dort zu opfern. Nicht lange darauf kam eine Nachbarin von Anjali, „Bei allen Göttern, meine geliebte Anjali, womit hast du das verdient? Dein Sohn liegt tot am Horniman Circle! Komm schnell! Oh, bei Brahma, das hast du nicht verdient!“ Leicht verwirrt entgegnete aber Anjali, dass das nicht sein kann sie lasse sich von solchem Gerede nicht aus der Ruhe bringen. Aber es kamen immer mehr mit derselben Nachricht. Und Mutter Anjali wehrte sich tapfer, aber immer etwas unsicherer werdender. Bis dann die Nachbarhändlerinnen anfingen zu weinen und sie weinten Anjali zu, „Es ist herzzerreißend wie du an deinen Sohn und das Gute glaubst, aber sieh ein, wenn es so viele sagen?“ Nun konnte Anjali sich nicht mehr halten, ließ alles stehen und liegen, achtete nicht darauf was ihr damit alles gestohlen werden könnte. Eine Traube von Menschen, die Nachbarhändler und die Kunden und sich immer mehr Anschießende stiebten hinter Anjali hinterher, vom Crawford Market bis zum Horniman Circle. Das war sehr sehr weit. Dort war auch schon eine Meute zu sehen. Ein Junge rief mit schriller Stimme, „Zur Seite, zur Seite, die Mutter des Toten! Es bildete sich eine Schneise und es wurde ruhiger. Mutter Anjali hörte nichts mehr, überhaupt nichts mehr. Sie sah ihren Sohn auf dem Bauch liegen, in einer viel zu großen Blutlache. Dann, wie nach einer Ewigkeit drang ihr Schrei, der Schrei einer Mutter in die große Stadt Mumbaī. Es war ein Schrei welcher übers Wasser bis nach Raj Bhavan zu dringen schien. Sie wurde kreide weiß und sank nieder und spürte nicht das heftige Rütteln an ihrer Schulter.
„Maan! Maan!!! (Mutter! Mutter!!!) Es war ihr Sohn welcher später erklärte, dass er seine Kleider einen armern Bettler gab, und dessen Lendenschurz annahm, als er Baden ging, da er damit nicht fürchten musste, dass seine Kleider am Strand gestohlen würden. Der Tode war der arme Bettler.
Später begannen die Leute zu erzählen, dass es nicht einfach sei, wenn viel einer Meinung sind und es dennoch nicht stimmt.