Eigene Emotionen und schamanische Praxis

Sannam

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Hallo zusammen,

wer sich eben angesprochen fühlen mag.

Ich will das nun nicht in Palos Thread diskutieren, das wäre dort OT, aber es ist mir schon ins Auge gesprungen, dass die eigene Gefühlslage nicht das Problem oder vielleicht auch "kein Problem" sei?

Nun ging es da um Ahnenarbeit, was vielleicht einen Sonderfall darstellt, aber wie ist denn das nun - spielt es denn nun wirklich keine Rolle, ob man persönlich, auch emotional, involviert ist, generell, bei schamanischen Themen?

Wenn ich da so drüber nachdenke, ist auf der einen Seite für mich schamanisches von magischem Arbeiten in vielerlei Hinsicht nicht sinnvoll zu trennen - und da wäre für mich jetzt eine Regel, dass man selbst die Finger von Dingen lässt, in denen man zu tief drinhängt und in die man verstrickt ist. Zumindest, wenn sich das vermeiden lässt, und es beispielsweise möglich wäre, a) die Sache zeitlich zu verschieben, bis man die eigenen Emotionen durchgearbeitet hat oder sie zumindest nicht mehr so präsent im Raum stehen, oder b) das Ganze jemand Anderem zu übergeben.

Auf der anderen Seite, rein praktisch betrachtet, wenn es nun darum geht, Opferungen auszuführen etc., oder eben einfach die "Praxis" abzuarbeiten, muss es ja nun nicht unbedingt eine Rolle spielen, ob man da emotional drinhängt. Im Gegenteil: Wenn man einfach erstmal strikt "nach Standard" eine Rezitation anfängt, mag die eigene Gemütslage sich anhand dessen, über den Fokussierungspunkt, durchaus beruhigen und zur Seite treten. Soll heißen, die Ablösung von der Involviertheit passiert gerade im Laufe der Praxis und ist Teil davon, und nicht unbedingt eine Vorbedingung.

Wenn ich da mal an einen eigenen Fall denke - eine Arbeitskollegin ist überraschend verstorben, und es stand im Raum, dass sie vielleicht Selbstmord begangen haben könnte. Sobald ich also aus der Arbeit raus war, hab ich praktisch alles, was ich an eigenen Gefühlen diesbezüglich hatte, radikal zur Seite geschoben, und mich voll darauf fokussiert, ihr aus was-auch-immer für einer potentiell unschönen Lage oder unschönem Zustand herauszuhelfen. Wie das Ganze sich weiterentwickelt hat, sei hier mal beiseite gestellt, die Sache ist aber: Wäre ich in der Situation allzu emotional gewesen oder hätte meine persönliche Bindung zu ihr dazu führen lassen, dass ich nun in Gemütszustände verfalle, hätte ich nicht gewusst, wie ich ihr großartig hätte helfen können. So "abgelöst" ging das aber.

Wie seht ihr das, ist es eine Grundvoraussetzung für schamanische Arbeit, dass man selbst in einer Angelegenheit nicht drinhängt, und sei es "nur" dadurch, dass man bewusst die eigenen Befindlichkeiten temporär zur Seite schiebt, bis man mit der Arbeit fertig ist? Oder ist es im Gegenteil eigentlich überhaupt kein Problem, wenn man eben doch als vollständiger Mensch mit allem an eine Sache herangeht, was Einen dazu verbindet, eben auch mit Trauer, Freude, Wut, Liebe, Hass, wasauchimmer?

Wie erwähnt, ich habe mehr als einmal gelesen, für magisches Arbeiten zumindest, dass ein gesunder Abstand notwendig sei. Und aus der Perspektive, dass eigene hochkochende Emotionen zu Unklarheit führen können, die nicht gerade hilfreich ist, ist das ja auch durchaus logisch. Wenn ich aber mal weiter darüber nachdenke, auf die Praxis bezogen, sehe ich da im schamanischen Bereich schon Einiges, was "trotzdem" funktionieren kann.

Bin gespannt auf eure Gedanken dazu :)

S.
 
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Um mit Menschen arbeiten zu können, ist es eine unabdingbare Notwendigkeit, seine eigenen Themen so weit als möglich erledigt zu haben oder entsprechende Techniken zu beherrschen um seine eigenen Themen beiseite stellen zu können.

Manche Arbeiten gehen natürlich auch bis zu einer gewissen Grenze, auch wenn man eigene Themen hat, sonst dürfte wahrscheinlich niemand mit Menschen arbeiten. Gerade im Schamanischen gibt es ja einige Bereiche wie z.B. Ritualarbeit, Energiearbeit, Schwitzhütte etc., die zwar von der eigenen Gefühlswelt nicht unabhängig sind, die aber keine direkte Interaktion mit dem Klienten und seinen Themen erfordern. Wie weit auch bei diesen Teilen eine Behinderung durch manche Themen oder Lebenssituationen eintritt, liegt hier wie in jedem Beruf in der Beurteilung und Verantwortung des Einzelnen. Insbesondere natürlich auch, welchen Rahmen man einem Klienten bietet, wenn man selber ggf. nicht ganz bei der Sache ist, oder negative Energien auf den Klienten "abputzt".
Wo es eher dann nicht geht, sind Vorbesprechungen und Nachbesprechungen bzw. Coaching, wo dann ggf. Themen auf den Klienten projiziert werden bzw. die eigenen Emotionen dann behindernd werden können.

Was natürlich ein absolutes no-go ist ... es gibt in der Esoterik sehr viele psychisch kranke Menschen, die versuchen sich über ihre Klienten zu heilen. Seinen das Depressionen, Ängste, Zwänge zu Kontrolle oder "Gurutum", Helfersyndrom etc. Abgesehen davon, dass diese Menschen anderen Menschen mit den gleichen Themen nicht helfen können, weil sie ja selber keinen Lösungsweg haben, ziehen sie meistens auch noch andere Menschen in ihre Gedankenwelt hinein, und schaden damit mehr als sie nützen (sowohl dem Klienten als auch dem Ruf der Branche).
 
Wie erwähnt, ich habe mehr als einmal gelesen, für magisches Arbeiten zumindest, dass ein gesunder Abstand notwendig sei. Und aus der Perspektive, dass eigene hochkochende Emotionen zu Unklarheit führen können, die nicht gerade hilfreich ist, ist das ja auch durchaus logisch. Wenn ich aber mal weiter darüber nachdenke, auf die Praxis bezogen, sehe ich da im schamanischen Bereich schon Einiges, was "trotzdem" funktionieren kann.

ich denke auch, dass Abstand im Sinne von, nicht emotional betroffen zu sein, wichtig ist, weil sich sonst alles vermischt und sich verstärken kann, statt Probleme zu lösen werden sie verschoben und verteilt....nicht gelöst.
 
Um mit Menschen arbeiten zu können, ist es eine unabdingbare Notwendigkeit, seine eigenen Themen so weit als möglich erledigt zu haben oder entsprechende Techniken zu beherrschen um seine eigenen Themen beiseite stellen zu können.

ich frage mich ob man überhaupt andere anziehen kann als solche mit denen man psychisch im selben Boot sitzt...?
 
ich frage mich ob man überhaupt andere anziehen kann als solche mit denen man psychisch im selben Boot sitzt...?

Das ist so ein bißchen eine Sache. Grundsätzlich hast Du natürlich recht, wobei das "psychisch im selben Boot sitzen" nicht notwendigerweise heißt, dass man das gleiche Thema hat, sondern dass man möglicherweise ein entsprechendes Kompensationsmuster hat. Wenn z.B. ein Elternteil Alkoholiker war, dann kann man natürlich mit Alkoholikern umgehen, ja sie fühlen sich sogar regelrecht angezogen, weil man sie ja ihrer Sucht entsprechend angenehm behandelt. Letztendlich hat man dadurch dann süchtige Partner oder süchtige Bekannte und Freunde, und weiß nicht wie man dazu kommt.

Aber genau das ist ja das Prinzip der Supervision und der nachfolgenden Selbsterfahrung, dass man sich genau die Themen anschauen sollte, die einem die Klienten servieren. Ich mache es meistens dann, wenn mehrere Klienten mit dem gleichen Thema bei mir aufschlagen.
 
Hi Sannam, ich finde hier die eigenen Moral- und Wertvorstellungen kritischer als eigene Emotionen. Meine Erfahrung ist die, bin ich als Vermittlerin grad ungeeignet, egal aus welchem Grund, gibt es eine klare Ansage dazu und weitermachen ist dann auch nicht mehr möglich. Bzw wäre das Resultat mindfuck.

Lg
Any
 
Wenn ich selbst zu sehr involviert bin, gebe ich so einen Fall ab. Da ist keine Neutralität gewährleistet und Abgrenzung ist schwierig. In dem Moment, wo ich jemanden neutral betrachten kann, ist mein Blick unverstellt und meine Arbeit am besten.

Eigene Baustellen die ich habe, stehen da außen vor.
 
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Es kommt drauf an, wie sehr man sich selbst von den eigenen Emotionen abgrenzen kann. Wenn man merkt, dass man das in dem Fall um den es geht nicht kann, sollte man es lassen.
Ich habe letzte Woche meine krebskranke Freundin behandelt. Es hat ihr richtig gut getan - natürlich war ich da emotional involviert. Aber ich war auch völlig klar bei mir und hatte klaren Kontakt.

Wichtig ist auch, dass man keinen "zwangsheilen" will. Beides gehört für mich - neben anderen Punkten - zur Professionalität: von den eigenen Gefühlen Abstand halten können und die Behandlung nicht fürs eigene Ego zu brauchen (zwangsheilen)
 
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