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Es ist recht interessant sich einmal mit der Vergangenheit des Erfinders des Medikaments "Contergan" zu beschäftigen. Als Forschungsleiter der Firma Grünenthal Chemie entwickelte Dr. Heinrich Mückter das verhängnisvolle Medikament Contergan. Hinweise auf Missbildungen ignorierte er - ein Verhalten, dass er so ähnlich schon Jahre zuvor an den Tag gelegt hatte.
Was dieser Dr. Mückter während des Krieges in Krakau genau getan hatte, danach fragte ihn während des Prozesses 1968 niemand. Weder Richter und Nebenklägervertreter noch Staatsanwaltschaft und Journalisten. Schließlich ging es in dem bis dato größten Strafprozess in der bundesdeutschen Geschichte um die Verantwortung für die durch Contergan verursachten Missbildungen an Neugeborenen - und nicht um das "Dritte Reich".
Zwanzig Jahre nach Ende des Krieges ließ man sich gegenseitig in Ruhe mit der braunen Vergangenheit, zu viele hatten Dreck am Stecken. Ein Stillschweige-Kartell dürfte das Nachfragen verhindert haben; es hieß, einer der ermittelnden Staatsanwälte wäre früher selber bei der Waffen-SS gewesen. Auf Seiten der Verteidiger der Angeklagten gab es etliche, die schon im "Dritten Reich" Karriere gemacht hatten.
Was Mückter zwischen 1940 und 1945 getan hatte - es wäre ein Leichtes gewesen, dies zu ermitteln.
Die Bekämpfung des gefährlichen Fleckfiebers hatte während des Zweiten Weltkrieges oberste Priorität. Zu diesem Zweck wurden infizierte Läuse gezüchtet und anschließend gemolken. Aus der gewonnenen Substanz ließ sich Impfstoff erzeugen. Zum Züchten der Läuse brauchte es zahlreiche Menschen, die bereit waren, die Läuse an ihren Beinen zu tragen und sie mit dem eigenen Blut zu ernähren -Infektionsgefahr nicht ausgeschlossen.
Da es keine Freiwilligen gab, behalf sich Mückter, stellvertretender Direktor des Instituts für Fleckfieber und Virusforschung in Krakau, mit zwangsrekrutierten Polen; vermutlich auch mit Juden aus dem Ghetto.
Um die Wirksamkeit der gewonnenen Impfstoffe zu erproben, wurden KZ-Insassen in Buchenwald, eventuell auch in Auschwitz, zunächst mit dem neu entwickelten Stoff geimpft und nach zwei oder drei Wochen absichtlich mit dem Fleckfiebervirus infiziert. Die Zahl der sterbenden Häftlinge gaben Mückter und seinem Spiritus Rector, Professor Hermann Eyer, einen Anhaltspunkt für die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes.
Mückter verließ das Gericht als freier Mann, ging noch unbehindert seiner Arbeit nach, besuchte als gläubiger Katholik regelmäßig die Gottesdienste - und verstarb vor 20 Jahren, ohne noch einmal zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Weder für seine Tätigkeit in Krakau noch für sein Wirken bei Chemie Grünenthal.
Der Contergan-Erfinder
Was dieser Dr. Mückter während des Krieges in Krakau genau getan hatte, danach fragte ihn während des Prozesses 1968 niemand. Weder Richter und Nebenklägervertreter noch Staatsanwaltschaft und Journalisten. Schließlich ging es in dem bis dato größten Strafprozess in der bundesdeutschen Geschichte um die Verantwortung für die durch Contergan verursachten Missbildungen an Neugeborenen - und nicht um das "Dritte Reich".
Zwanzig Jahre nach Ende des Krieges ließ man sich gegenseitig in Ruhe mit der braunen Vergangenheit, zu viele hatten Dreck am Stecken. Ein Stillschweige-Kartell dürfte das Nachfragen verhindert haben; es hieß, einer der ermittelnden Staatsanwälte wäre früher selber bei der Waffen-SS gewesen. Auf Seiten der Verteidiger der Angeklagten gab es etliche, die schon im "Dritten Reich" Karriere gemacht hatten.
Was Mückter zwischen 1940 und 1945 getan hatte - es wäre ein Leichtes gewesen, dies zu ermitteln.
Die Bekämpfung des gefährlichen Fleckfiebers hatte während des Zweiten Weltkrieges oberste Priorität. Zu diesem Zweck wurden infizierte Läuse gezüchtet und anschließend gemolken. Aus der gewonnenen Substanz ließ sich Impfstoff erzeugen. Zum Züchten der Läuse brauchte es zahlreiche Menschen, die bereit waren, die Läuse an ihren Beinen zu tragen und sie mit dem eigenen Blut zu ernähren -Infektionsgefahr nicht ausgeschlossen.
Da es keine Freiwilligen gab, behalf sich Mückter, stellvertretender Direktor des Instituts für Fleckfieber und Virusforschung in Krakau, mit zwangsrekrutierten Polen; vermutlich auch mit Juden aus dem Ghetto.
Um die Wirksamkeit der gewonnenen Impfstoffe zu erproben, wurden KZ-Insassen in Buchenwald, eventuell auch in Auschwitz, zunächst mit dem neu entwickelten Stoff geimpft und nach zwei oder drei Wochen absichtlich mit dem Fleckfiebervirus infiziert. Die Zahl der sterbenden Häftlinge gaben Mückter und seinem Spiritus Rector, Professor Hermann Eyer, einen Anhaltspunkt für die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes.
Mückter verließ das Gericht als freier Mann, ging noch unbehindert seiner Arbeit nach, besuchte als gläubiger Katholik regelmäßig die Gottesdienste - und verstarb vor 20 Jahren, ohne noch einmal zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Weder für seine Tätigkeit in Krakau noch für sein Wirken bei Chemie Grünenthal.
Der Contergan-Erfinder