Hallo mario,
dein Vater kennt deine Gedanken und er weiß, was du über ihn denkst und wie du dich fühlst/gefühlt hast und aus diesem Grund ist er vermutlich da und geht auch nicht. Er weiß, was er euch angetan hat und es ist ihm "bewusst".
Ihm zu vergeben fällt dir schwer verständlicherweise - aber vielleicht ist das auch noch "im Moment" zuviel verlangt.
Wenn man nicht vergeben kann, weil einen das, was einem widerfahren ist, unendlich weh tut, dann hilft es vielleicht "zu verstehen"... sich in den anderen hineinzuversetzen und die Situation aus seinem Blickwinkel zu betrachten, seine Gefühle nachzuvollziehen, seine Kindheit, Jugend und euer Familien-Leben (dein Vater, deine Mutter und du) aus seinen Augen zu betrachten...
Vielleicht geht es einfach nur ums "Verstehen"... warum der andere so gehandelt hat, was ihn dazu bewogen hat... Alles hat einen Grund weswegen es passiert.
Krebs ist eine Krankheit, die den Körper auffrisst... unterdrückte Gefühle und Emotionen, die oft mit einer sehr tiefen Verletzung zu tun haben und Hass gegen sich selbst und andere (deine Großeltern?.../ Wofür hat er euch die Schuld gegeben?) und die eigene Unfähigkeit etwas zu ändern, zerfressen einen ... man kann nicht aus seiner Haut und "richtet" sich praktisch selbst.
Auch wenns nur eine Mutmaßung von mir ist, aber vielleicht ist es der Hass auf sich selbst und die Erkenntnis, dass er vieles falsch gemacht hat, die ihn heute immer noch an euch bindet. Wenn er nichts mehr von euch wollte, wäre er nicht mehr da.
Er will etwas von dir... ich denke, an deine Tochter wendet er sich nur, weil sie ihn sehen kann, aber eigentlich will er doch etwas von dir. Aus deinen Worten entnehme unheimlich viel Verbitterung,Enttäuschung und tiefe Verletzungen - 11 Jahre nach seinem Tod.
Dein Vater liebt dich, sonst wär er nicht da und er bereut das, was er euch angetan hat. Er will etwas von dir... und vielleicht geht es nur ums zuhören.
Vielleicht ist es an der Zeit, dich mit deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und lernen "zu verstehen". Als Kind hat man keine Wahl. Man kann vieles, was um einen herum passiert, nicht "geistig" verarbeiten... man versteht es einfach nicht und kann es schon gar nicht ändern.
Aber heute bist du erwachsen und kannst lernen, das was passiert ist, "zu verstehen" und selbst Ruhe zu finden. Wenn man etwas verstanden hat, dann läßt man los... und ich denke, dann wird auch dein Vater gehen.
Ich wünsche dir alles Liebe
Alissa