Die GWUP: Zwischen Wissenschaft und Ideologie?!

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Das, was ich hier beschreibe, ist jetzt zwar sehr verkürzt dargestellt ... aber in etwa geht es darum, dass Florian Aigner dem GWUP-Verein unterstellt, dass dieser nicht nur wissenschaftliche Nachweise bei diversen parawissenschaftlichen Fragen liefern will, sondern sich in politisch-gesellschaftliche Diskussionen und Themen einmischen und die öffentliche Meinung durch im Prinzip pseudo-wissenschaftliche Methoden beeinflussen will.

Ich verfolge und beobachte diesen Twist im Verein schon eine Weile als sehr wohlgesonnenes Nicht-Mitglied. Und ich finde es eigentlich sehr schade. Aus meiner Sicht von außen sind die beiden Seiten inhaltlich nicht ganz unterscheid, sondern sich an Kleinigkeiten aufreiben. Wie ich das sehe, sollten sich nüchtern betrachtet da gute Einigungen finden lassen.
 
Also, eher ein "zerfusseln und zerfasern", als echte, alternative Erkenntnis?

Ja, oder analog die Judäische Volksfront vs. die Volksfront von Judäa.

Ernsthaft: Die Uneinigkeit, so wie ich sie wie gesagt als Nicht-Mitglied von außen beobachten kann, besteht darin, wie weit der Verein sich auch in gesellschaftliche Debatten. Politik und Religion einmischt.

Es geht dann beispielsweise im Detail um Streitfragen wie, ob die GWUP kritisieren darf, dass in Neuseeland die Naturphilosophie der indigenen Bevölkerung an der Uni als Wissenschaft gelehrt werden soll, oder welche Position die GWUP bei der Frage einnimmt, wieviele Geschlechter es gibt. Das eine "Lager" sagt, es gäbe zwei biologische Geschlechter (bei Menschen) und die Vielfalt ist im Gender zu verorten, sowie dass auch indigene Naturphilosophien nicht wissenschaftlichen Standards gehorchen und deswegen auch nicht als Wissenschaft gelehrt werden dürften. Das andere Lager sieht darin Rassismus wie auch Homophobie und Transfeindlichkeit - obwohl das erste "Lager" gleichzeitig ständig betont, dass es nicht darum geht, LGBTQ+-Menschen oder indigene Völker zu diskriminieren oder deren Rechte zu beschneiden.

Das ganze hat sich dann zur Grundsatzfrage aufgebauscht, ob die GWUP auch Religion und gesellschaftliche Strömungen behandeln, bearbeiten und ggf. kritisieren darf/will.

Wenn ich mir das von außen anschaue - selbst (noch) kein Mitglied aber dem Verein weiterhin sehr wohlgesonnen - so kann ich tatsächlich für mich sagen: BEIDE Seiten haben Recht - zumindest ein Stück weit. Und ich denke, dass sie sich schnell einigen und einen gangbaren und für alle ok-en Mittelweg finden könnten, wenn sie sich gegenseitig mal genau zuhören würden und nicht sofort "Transfeindlichkeit!!!" oder in die andere Richtung "Wokismus!!!" zu brüllen.

Ob ich in näherer Zukunft tatsächlich mal auch Mitglied werden könnte, hängt davon ab, wie es in den nächsten Wochen weiter geht. Dabei kommt es mir nicht so stark davon ab, aus welchem "Lager" der beiden ein neuer Vorstand kommt - ich kenne und schätze die bekannteren Vertreter beider Lager - sondern ob sie es schaffen, so ein eklatantes "ganz oder gar nicht"-Denken mal abzulegen, was in solchen Zwists manchmal durchscheint. Also: "Entweder jemand ist 100% meiner Meinung, oder er ist absolut und in Gänze mein Feind." Denn tatsächlich glaube ich, dass alle Beteiligten durchaus zu mindestens 90% übereinstimmen.
 
Danke für Deine Zusammenfassung aus Deiner Sicht, @Joey ... (y)
Ich denke aber, Florian Aigner sieht größere Gefahren als das, was Du beschreibst.

In seinem Statement heißt es:
Auf der anderen Seite gibt es aber eine „anti-woke“ Fraktion, die fragwürdige Übertreibungen von „Wokeness“ instrumentalisieren, um jeden Einsatz für gesellschaftliche Fairness schlechtzureden. Man kennt das von Demagogen wie Donald Trump, Vladimir Putin oder Victor Orban: Feminismus, Antirassismus oder Einsatz für die Rechte sexueller Minderheiten werden als Gefahr dargestellt, als Abkehr von einer angeblichen abendländischen Norm, als dekadentes Einknicken des Westens vor einem angeblich so einflussreichen „Kulturmarxismus“.

Innerhalb der GWUP gab es die Forderung, den gesamten Bereich der „Critical Studies“ (ein weites Feld, von Gender-Studies bis hin zu Critical Race Theory) als Pseudowissenschaft zu deklarieren und den Einsatz dagegen als Teil der Vereinsarbeit zu sehen, ähnlich wie den Einsatz gegen esoterische Wunderheilungen oder Verschwörungstheorien. Die Critical Studies, so wurde argumentiert, bezögen sich auf postmoderne Philosophie, und postmoderne Philosophie leugne die Existenz objektiver wissenschaftlicher Wahrheit. Daher seien die „Critical Studies“ insgesamt wissenschaftsfeindlich. Das ist eine naive Übervereinfachung von Critical Studies, die der Realität nicht entspricht.
 
Schade um die GWUP.
Postmoderne Philosophie zu verurteilen?
Das erinnert mich an einen Freund mit Dr. in Mathematik. Er kennt nur + und -, war der FPÖ nahe, sogar Mitglied. Als technischer Naturwissenschaftler Kopflastig und nicht in der Lage über den Balken zu sehen. Um was geht es wenn die Besten Denker der Philosophie der modernen Zeit diskutieren?
Um das Jetzt und die Zukunft. Eben so wie es in der Vergangenheit war.
Siehe Kannt vor 300 Jahren: er sprach von der Vernunft.
Nietzsche vor 200 Jahren: Gott/Kirche ist tot. Heute haben wir die globale Umweltkatastrophe keinen Gott mehr, und sind auf uns Alleine gestellt. All das ergibt Sinn. Jenen Rahmen der sah was zu Ende geht, und was in Zukunft passiert.

Feinde des Genderns, und der Vielfalt, des Wokeismus: Rechte ewiggestrige Nationalisten, Russland, Ungarn lauter Diktaturen.
Offensichtlich versteht es diese tolle Gruppierung GWUP nicht, das sich die soziale Kultur immer schon gewandelt hat.
Also dort muss man jetzt ja wirklich nicht beitreten.
 
Darüber kann man geteilter Meinung sein. Haltlose Thesen in den Raum zu werfen, finde ich nicht gerade seriös.Ganz zu schweigen von der Verbreitung von Verschwörungstheorien.
Es geht ja auch nicht um Seriosität, sondern um die Fähigkeit, sich geistig mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen, Inhalte zu verstehen und darüber zu referieren.
Und das können beide gut, auch wenn sie mit ihren Thesen zu abgedrehten Schlussfolgerungen kommen. Letzteres liegt eher an einem Scheuklappendenken, das sie sich selbst auferlegen.
 
Es geht ja auch nicht um Seriosität, sondern um die Fähigkeit, sich geistig mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen, Inhalte zu verstehen und darüber zu referieren.
Und das können beide gut, auch wenn sie mit ihren Thesen abgedrehte Schlussfolgerungen ziehen.
Ich finde nicht, dass sie es gut können. Denn bei dem was da von sich gegeben wurde, halte ich es für ausgeschlossen, dass eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit den betreffenden Themen stattgefunden hat.
 
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Ich finde nicht, dass sie es gut können. Denn bei dem was da von sich gegeben wurde, halte ich es für ausgeschlossen, dass eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit den betreffenden Themen stattgefunden hat.
"Erfolgreiche Auseinandersetzung" ist relativ.
Sie blenden Inhalte aus, weil es ihrer charakterlichen Voreingenommenheit entspricht.
Das hat nichts mit fehlener Intelligenz zu tun.
 
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