Demütigungen und danach

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Das ist kein Blödsinn, Du hast recht. Ich hab es wohl wirklich noch nicht geschafft, das ist echt ärgerlich. (n)

Ich fang an zu streiten, wenn man mir den Mund verbieten will oder Teile von mir wegsperren, wo es mir grad so wichtig ist, ganz zu sein und nichts weggesperrt oder weggeschoben.

Ja, am Bild schau ich so harmlos aus. :oops:

Danke Dir, ich lese Dich auch sehr gerne. :umarmen:

Sorry...habe noch nicht alles geschrieben.

Aber mal ehrlich; ich würde ausflippen, wenn man mir den Mund verbietet...findest du das nicht normal?
Und Streit ist doch nicht schlimm.
Man muss halt schauen, dass man es dennoch schafft, auf den andere dann zuzugehen und das ganze dann
in Ruhe klären.
 
Geht mir ähnlich. Ich attestiere mir laufend Totalversagen in jeder Hinsicht und wenn sich irgendwo mal so etwas wie ein Erfolg zeigt, dann rede ich ihn so klein wie möglich und stelle ihm gravierende Misserfolge gegenüber, damit sie ihn niederbrüllen. Einerseits ist diese Angewohnheit besser als ihr Gegenteil, da sie theoretisch außergewöhnlich viel Motivation freisetzen kann, in Bewegung zu bleiben. Das Dumme ist, dass man sehr schnell die Lust verliert, irgendetwas zu versuchen, wenn man immer nur auf vernichtende Kritik stößt. Mein mieser Job und die Tatsache, dass ich nach 18 Jahren Schreiberei immer noch nichts Dauerhaftes zustande gebracht habe, sind weitgehend darauf zurückzuführen.

Dass es über alle Maßen töricht ist, sich selbst aus Trotz gegen sich selbst alle Wege zu verbauen, ist eine Erkenntnis, die dabei herauskommt, wenn sich die innere Giftspritze versehentlich selbst in die Zunge beißt. Sie geht schnell wieder im Chor der vermeintlich unverzeihlichen Verfehlungen unter.

Ich experimentiere momentan damit, die Selbstverachtung in bestimmten Fällen gezielt aufzustacheln, etwa wenn ich mich mal wieder von Stress oder Kummer überwältigen lasse oder mich im Umgang mit geliebten Menschen auf eine Art verhalte, von der ich eigentlich wissen sollte, dass sie falsch und dumm ist. Es geht darum, die innere Giftspritze gezielt auf Verhaltensweisen zu hetzen, die überwunden werden müssen. Wenn das klappt, will ich sie anschließend gegen sich selbst richten. Allerdings mache ich gerade die Erfahrung, dass diese Taktik sehr weh tun kann.

Vielleicht hilft es dir ein bisschen, wenn du dir der Tatsache bewusst wirst, dass du selbst die Quelle deiner Selbstverachtung bist und dass die Selbstverachtung paradox argumentiert. Wenn alles an dir dumm und schlecht ist, dann auch sie, und wenn sie dumm und schlecht ist, sind ihre Diagnosen für die Tonne. Hat sie wiederum recht, kann sie nicht recht haben, denn es braucht Beobachtungsgabe und Intelligenz, um eine Person so umfänglich analysieren zu können, und sie als Teil von dir stellt dich als durch und durch dumm hin. Kurz: In ihrer jetzigen Form ist die Selbstverachtung ein Haufen Mist. Sie projiziert das, was nur sie ist, auf dich.

Du bist ein intelligenter Mensch mit weitem Horizont, der sich noch dazu gut ausdrücken kann. Deine starke selbstkritische Ader, eigentlich gut und nützlich, ist anscheinend chronisch entzündet und will dir den Eiter, den sie absondert, als Bild von dir verkaufen. Nun sollte zunächst der Eiter als Eiter erkannt und behandelt werden. Von der Suche nach einer Ursache würde ich mir erstmal nicht so viel versprechen, denn es ändert oft wenig, eine zu finden. Wenn du aufhörst, dieser Stimme zu glauben, und anfängst, sie als (im Grunde harmloses) Symptom zu erkennen, wird es dir vielleicht sogar gelingen, sie mit der Zeit auszublenden.

Nur ein paar Gedanken dazu...

Mensch, :umarmen:, danke schön! :)
 
Das ist kein Blödsinn, Du hast recht. Ich hab es wohl wirklich noch nicht geschafft, das ist echt ärgerlich. (n)

Ich fang an zu streiten, wenn man mir den Mund verbieten will oder Teile von mir wegsperren, wo es mir grad so wichtig ist, ganz zu sein und nichts weggesperrt oder weggeschoben.

Ja, am Bild schau ich so harmlos aus. :oops:

Danke Dir, ich lese Dich auch sehr gerne. :umarmen:

Liebe Loop, ich finde gar nicht, dass du auf den Bildern, die du einstellst so harmlos aussiehst, hinter der Kindlichkeit sehe ich auch eine gewisse Verschreckung und Verbissenheit ggf. Unnachgiebigkeit und eine Art herausfordernde Erwartungshaltung an Umwelt und Co... was in dieser Kombi, na wenigstens auf mich ... gar nicht sooo harmlos wirkt. Bitte nicht falsch verstehen, das soll keine Kritik oder sowas sein... eben nur ein Feedback ohne Anspruch auf Absolutheit noch, dass irgendwas besser sein müsste als es ist oder scheint. :)
 
Das ist leider fast alles der Fall, so ein Mist. (n)

Dann ist es doch noch nicht geschafft, dabei hab ich wirklich dran gearbeitet. :unsure:

Loop, WAS ist denn dann noch nicht geschafft, worum gehts dabei? Was möchtest du geschafft haben und was wäre das Ergebnis, bei dem du zufrieden sagen könntest: "So! JETZT ists geschafft, erreicht! ICH habe es geschafft!" ? :)
 
Liebe Loop, ich finde gar nicht, dass du auf den Bildern, die du einstellst so harmlos aussiehst, hinter der Kindlichkeit sehe ich auch eine gewisse Verschreckung und Verbissenheit ggf. Unnachgiebigkeit und eine Art herausfordernde Erwartungshaltung an Umwelt und Co... was in dieser Kombi, na wenigstens auf mich ... gar nicht sooo harmlos wirkt. Bitte nicht falsch verstehen, das soll keine Kritik oder sowas sein... eben nur ein Feedback ohne Anspruch auf Absolutheit noch, dass irgendwas besser sein müsste als es ist oder scheint. :)

Das ist mein Trotz. :D

Darum ja auch die Therapie, weil ich da so verbissen bin und wirklich unnachgiebig und nicht loslassen kann.
Hab jetzt eine Liste mit Möglichkeiten, wo man Therapie machen kann, jetzt muß ich mich da nur noch durchtelefonieren.
Keine Ahnung, warum ich nicht einfach abhaken und weitergehen kann. :oops:
 
Es war insofern ein Reinfall, daß ich in die Therapie gegangen bin, um über schwierige Erlebnisse zu reden, mit denen andere überfordert sind, ich hab mir gedacht, eine Therapeutin hat das gelernt und kann das aushalten, hat Supervision und kann sich abgrenzen.
Ich hab ihr das auch extra gesagt.
Naja, und wie ich dann so weit war, um über alles zu reden, da wollte sie das nicht, sie war überfordert und hat gesagt, das ist schon so lange her, ich soll nach vorne schauen, wo ich das schlimmste das erste mal in meinem Leben ausgesprochen habe. Da bin ich dann in ein Loch gefallen. Hab dann nie wieder darüber geredet.

Mir ist es auch einmal ähnlich, wenn auch völlig anders ergangen. Ich war in einer absolut aktuen Krisensituation die durch eine Begegnung mit meiner Pflegemutter und ihre ewige Demütigungen hervorgerufen wurde. Ich stiefelte danach noch am selben Abend zu einer Anlaufstelle... dort war ein Therapeut der mich allerdings immer auf frühestens morgen, am liebsten nä Wo vertrösten und abwimmeln wollte. Ich bestand allerdings auf ein augenblickliches Gespräch... was er dann auch mehr oder weniger zähneknirschend machte. Während meiner Ausführungen konnte ich das Entsetzen in seinem Ausdruck sehen... überhaupt seine Überforderung... ein Gemisch aus ehrlicher Betroffenheit und Anwiderung sich überrumpelt zusehen sich diesen ganzen "Scheiss" überhaupt antun zu müssen. Nur für mich war die Not so gross, dass ich ungeachtet dessen weitererzählte... irgendwann mitten drin brachte ich mein Bedauern zum Ausdruck, dass ich gerade keine Rücksicht darauf nehmen könnte... was er dankbar achselzuckend.... anerkannte. Und als ich fertig war, fragte ich ihn ... und? Er meinte nur recht abweisend, erschrocken, fahrig... tja... habe ich ihnen ja gleich gesagt... das werden wir heute nicht mehr klären... schlimm alles... aber dann müssen Sie in Therapie... !

Dass ich das gerade mal irgendwo habe lassen können hat mir zwar in diesem Moment sehr gut getan.... aber auf dem Heimweg.... schwor ich mir, dass ich das nie wieder irgendeinem Menschen, auch keinem Therapeuten antun wollte. Diese armen Menschen....

Nur, DAS war damals, heute sehe ich das alles nochmals ganz anders und könnte und würde mit Sicherheit auch eine ganz andere Resonanz erfahren bei Bedarf.... Vielleicht Loop, hast du dich inzwischen auch soweit geändert, dass du entweder eine ganz andere Resonanz erfährst und wenn nicht dass, dann soweit, dass du ganz anders, neu reagieren könntest. Eben mit der heutigen, jetztigen Loop. :)

Witzig übrigens, wie das Leben so ist kam an genau diesem Abend, als ich wieder ankam pünktlich eine Sendung in irgendeiner der Dritten, eine Doku über das Verhältnis von Eltern und ihren Ziehkindern... alleine DAS anzusehen war schon ein grosses Stück Therapie. :)
 
Loop, WAS ist denn dann noch nicht geschafft, worum gehts dabei? Was möchtest du geschafft haben und was wäre das Ergebnis, bei dem du zufrieden sagen könntest: "So! JETZT ists geschafft, erreicht! ICH habe es geschafft!" ? :)

Das ist schwierig zu beschreiben, hier im Thread vermischen sich zwei Sachen, einerseits das mit meinem Bruder und andererseits Sachen aus der Kindheit, die ich eben verarbeitet und "durch" haben wollte. Um das ist es auch in der Therapie gegangen, die so ein Reinfall für mich war.
Die Therapie jetzt will ich wegen meinem Bruder machen zum loslassen und weitergehen, das andere Thema werde ich sicher auch anschneiden, aber vor allem geht es mir ums weitergehen.
 
Mir ist es auch einmal ähnlich, wenn auch völlig anders ergangen. Ich war in einer absolut aktuen Krisensituation die durch eine Begegnung mit meiner Pflegemutter und ihre ewige Demütigungen hervorgerufen wurde. Ich stiefelte danach noch am selben Abend zu einer Anlaufstelle... dort war ein Therapeut der mich allerdings immer auf frühestens morgen, am liebsten nä Wo vertrösten und abwimmeln wollte. Ich bestand allerdings auf ein augenblickliches Gespräch... was er dann auch mehr oder weniger zähneknirschend machte. Während meiner Ausführungen konnte ich das Entsetzen in seinem Ausdruck sehen... überhaupt seine Überforderung... ein Gemisch aus ehrlicher Betroffenheit und Anwiderung sich überrumpelt zusehen sich diesen ganzen "Scheiss" überhaupt antun zu müssen. Nur für mich war die Not so gross, dass ich ungeachtet dessen weitererzählte... irgendwann mitten drin brachte ich mein Bedauern zum Ausdruck, dass ich gerade keine Rücksicht darauf nehmen könnte... was er dankbar achselzuckend.... anerkannte. Und als ich fertig war, fragte ich ihn ... und? Er meinte nur recht abweisend, erschrocken, fahrig... tja... habe ich ihnen ja gleich gesagt... das werden wir heute nicht mehr klären... schlimm alles... aber dann müssen Sie in Therapie... !

Dass ich das gerade mal irgendwo habe lassen können hat mir zwar in diesem Moment sehr gut getan.... aber auf dem Heimweg.... schwor ich mir, dass ich das nie wieder irgendeinem Menschen, auch keinem Therapeuten antun wollte. Diese armen Menschen....

Nur, DAS war damals, heute sehe ich das alles nochmals ganz anders und könnte und würde mit Sicherheit auch eine ganz andere Resonanz erfahren bei Bedarf.... Vielleicht Loop, hast du dich inzwischen auch soweit geändert, dass du entweder eine ganz andere Resonanz erfährst und wenn nicht dass, dann soweit, dass du ganz anders, neu reagieren könntest. Eben mit der heutigen, jetztigen Loop. :)

Witzig übrigens, wie das Leben so ist kam an genau diesem Abend, als ich wieder ankam pünktlich eine Sendung in irgendeiner der Dritten, eine Doku über das Verhältnis von Eltern und ihren Ziehkindern... alleine DAS anzusehen war schon ein grosses Stück Therapie. :)

Das ist schon heftig! :trost:

Es ist schwer, wenn man was erzählen will, womit andere überfordert sind und man sieht, daß die es nicht hören wollen, aber es muß raus. :unsure:

Gut, daß Dir die Sendung damals helfen konnte.

Ich hab mich sehr verändert, das ist jetzt 5 Jahre her und ich bin ein ganz anderer Mensch. Ganz sicher würde es heute anders ablaufen.
 
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