Das Problem ist wohl, wenn Pharmafirmen wissenschaftliche Arbeit sponsern, dass Ergebnisse im Sinne des Auftraggebers produziert werden könnten oder das Krankheiten zum passenden Medikament "entdeckt" werden.
Ein echtes Problem für ForscherInnen im gesponserten Bereich ist eher, dass Firmen negative Studienergebnisse NICHT veröffentlichen. Das führt zu einer starken Verzerrung etwaiger Ergebnisse, zum sogenannten Publication-Bias, aber auch zu Fehlinformation und (absichtlicher) Irreführung.
Ein mögliches Mittel dagegen sind verpflichtende Studiendatenbanken. Dann könnte man zumindest erkennen, welche Studien zu welchem Thema angemeldet, aber nicht veröffentlicht wurden.
Die Cochrane-Collaboration hat es vor einiger Zeit geschafft, dass ein Pharma-Unternehmen die Daten nicht-veröffentlichter Studien herausgeben musste (damals ging es um Tamiflu).
Ein weiterer Punkt der Abhängigkeit ist, dass ForscherInnen die sich habilitieren möchten publizieren MÜSSEN. D.h., wenn Zeit und Arbeit in eine Studie gesteckt wird und Sponsoren bei negativen Ergebnissen nicht geneigt sind, diese zu veröffentlichen, bringt das die Beteiligten ziemlich unter Druck.
Dabei gehe ich anhand der Datenlage weniger davon aus, dass Ergebnisse dann gefälscht werden. Aber bei manchen "Auftagsarbeiten" entsteht der Eindruck des Schönredens. Es gab schon einige Studien, da verschwand der primäre Endpunkt auf geisterhafte Weise und in der Diskussion wurden plötzlich die sekundären Endpunkte gefeiert (die gar nichts mit der eigentlichen Fragestellung zu tun haben, sondern dazu dienen, neue Hypothesen zu bilden).
Auch hier hilft ein Blick in die Studiendatenbank, denn da müssen der primäre Endpunkt und die sekundären Endpunkte klar erläutert werden.
Wissenschaft sollte m.E. unabhängig von wirtschaftlichen Interessen sein.
Klar ist leider aber auch, dass das in keiner Weise der Fall ist.
Völlig unabhängig von wirtschaftlichen Einflüssen ist kaum möglich, zumal sich die öffentliche Hand gerade im Gesundheitsbereich immer mehr aus der Verantwortung stiehlt und Privatisierung (bei Studien nennt man das dann Drittmittelfinanzierung) als Allheilmittel für eh alles gefeiert wird - und selbst die Hauptfinanziers des Gesundheitsbereichs, nämlich die Versicherten fröhlich dazu nicken.
Ich wünsche mir manchmal, Menschen würden sich für den Gesundheitsbereich genauso intensiv einsetzen, wie für Wasser - wie viele Gegenstimmen gab es, die EU über eine Lockerung der Privatisierung von Wasser spekulierte...
Wichtig erscheint mir hier wesentlich mehr Transparenz. Solange die Offenlegung von Geldflüssen auf Freiwilligkeit beruht, ist das Ganze eine Farce.
Mich stört nicht, dass ÄrztInnen, ProfessorInnen, div. Institutionen o.ä. Geld von Pharmaunternehmen erhalten. Mich stört, wenn nicht offengelegt werden muss, wofür genau wie viel an wen gezahlt wurde.
Und ehrlich, auch wenn es mittlerweile einige "weiße Schafe" gibt, die ihre Finanzgebarungen offenlegen, denke ich dass Firmen und Empfänger nur mit gesetzlichem Druck und entsprechenden Konsequenzen in umfassenderer Weise dazu gebracht werden können.