@Fist: würde jeder Mensch anstatt seine inneren Probleme und negativen Emotionen nach außen zu transportieren, sich nach innen wenden, gäbe es die Probleme der Welt gar nicht. Will sagen, wenn jemand seine Haßobjekte in der äußeren Welt sucht, ist der Ursprung in wirklichkeit, dass er mit sich selbst nicht klarkommt. Anstatt sich über das Böse in der Welt aufzuregen, wäre es mal eine gute Sache, sich dem Bösen in sich selbst zuzuwenden. Wie gesagt, wenn das jeder täte, wäre es eine friedliche Welt.
Tatsache ist: die Welt ist nicht friedlich. Sie ist voller Leid, Konflikten, Ungerechtigkeiten und Problemen. Auf einer globalen Ebene. Auf einer persönlichen Ebene kann ich ein glückliches Leben haben, aber global gesehen trotzdem in einer unglücklichen Welt leben. Und meine Verantwortung? Kann ich sie eher wahrnehmen, wenn ich gestärkt und in Balance bin, oder wenn ich vor Wut und Hass über die Probleme der Welt überschäume?
Und warum, bitte, kommst du auf die Idee, ich würde mich von den Problemen der Welt abschotten, wenn ich mich meinen eigenen Schattenseiten widtme und meine Probleme und Emotionen mit mir selber ausmache? Ich kann dir da überhaupt nicht folgen.
Für mich persönlich kann ich nur sagen: ich bin so sehr an der Welt interessiert wie nie zuvor in den Jahren, in denen ich diese These noch nicht vertreten habe. Es gibt eine interessante Serie, die heißt mit offenen Karten, da ist über viele Länder ein Bericht in youtube zu sehen. Wenn ich dann von Militärdiktaturen, Ausbeutung und Unterdrückung höre, beginnt bei mir dann die instinktive Suche nach Plattformen, wo man sich austauschen, wo man vielleicht verändern kann. Und das kommt aus einer inneren Balance heraus, weil ich nicht projeziere.
Spiritualität heißt für mich, dass ich mich der Welt zuwende, und nicht umgekehrt.
Deine Frage nach dem Glück finde ich komisch. Ist nicht jeder Mensch auf der Suche nach dem Glück? Du implizierst ich werde glücklich, indem ich das Unglück der Welt verdränge. Ich meine dagegen, ich kann das Unglück der Welt viel besser ertragen, seit ich selbst mehr mit mir selbst im reinen bin. Und Glück zu teilen ist für mich schon dort, wo ich selbst glücklicher bin und andere Menschen nicht runterziehe oder beschimpfe. Und vielleicht wirklich mal jemanden helfen kann, weil ich in die Situation komme.
Ja, das Kind weint trotzdem, auch wenn es niemand hört. Und ich kann das weinende Kind besser hören, wenn ich nicht selbst weine.
choomii