Tipp-Labersucht: Überlange E-Mails

Flörbi

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28. Februar 2008
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Ihr Lieben,
mein (7 Jahre altes)Handy benutze ich nur im Notfall. Doch ich sitze gerne am Computer und schreibe E-Mails. Überlange E-Mails. An Verwandte, oder Freunde, Bekannte, neu hinzugekommene Leute, die ich irgendwo kennengelernt habe.

Beispiel 1: Vor einigen Wochen habe ich im Internet, bei einem jungen Künstler, eine Art "Foto-Magazin" bestellt, das dieser zu einem bestimmten Thema, welches mich sehr interessiert, gestaltet hatte. Ich hatte dieses Magazin beim Herum-Lesen im Internet entdeckt, kurzerhand (und wirklich knapp und höflich) diesen Künstler angeschrieben, ob es denn möglich sei, ein solches Heft bei ihm zu erwerben. Klar, schrieb er mir zurück, allerdings müsse er es noch einmal extra drucken lassen. Nach einiger Zeit landete dann, wie versprochen, das tolle Magazin zu meiner großen Freude endlich in meinem Briefkasten. Ich war begeistert! Und schrieb voller Enthusiasmus diesem Künstler noch einmal eine Mail, diesmal eine sehr lange: Wie gut mir dieses Magazin gefällt, Beispiele, was besonders gut. Auch, was mir daran vielleicht noch nicht ganz so gut gefällt, Beispiele. Was ich am besten fand, was ich am interessantesten fand. Welche Fotos und Textabschnitte mich im Speziellen (und warum) besonders angesprochen haben.
Als ich fertig war, fand ich selbst: Ich hatte meine "Rezension" wirklich sehr schön, übersichtlich, aber mit umfangreichen Begründungen, geistreich, zuweilen witzig, auf jeden Fall sicher zur Freude des Künstlers verfasst, er würde mein Feedback bestimmt mit großem Interesse lesen.
Und *klick* auf den Sende-Button.
Und kaum, dass ich diese Mail abgeschickt hatte, fielen mir gleich noch drei, vier verschiedenen Anekdoten ein, die ich im Zusammenhang mit dem Thema, um das es ging, erlebt hatte. Also, neue Mail, Betreff "P.S." und die Anekdoten allesamt auch noch niedergeschrieben.
Toll fand ich's, was ich da aufgesetzt hatte, spannend, interessant und auch wieder witzig und geistreich. Ich schloss endlich mit "lieben Grüßen" und schickte auch das ab.

Am nächsten Tag wollte ich mir, zu meiner eigenen Erbauung (!), meine zwei Mails an den Künstler noch einmal durchlesen. Doch schon nach den ersten drei Abschnitten musste ich doch etwas schlucken. Was hatte ich da einen Sermon verzapft! Teilweise fand ich's schon fast ein bisschen unverschämt, zum Großteil ziemlich überflüssig; die witzigen Passagen fand ich auch schon gar nicht mehr so witzig, kurzerhand: Ich fand es sogar richtig blöd und mitunter peinlich, dem mir doch unbekannten, jungen Mann so einen langen Text geschickt zu haben.

Was hatte er wohl beim Lesen (wenn er denn überhaupt die Geduld hatte, alles zu lesen) gedacht? Ob ich sie noch alle habe? Was ich denn von ihm wollte?
Ich habe den Text meiner beiden Mails mal in "Word" reinkopiert: Es waren/sind insgesamt gute 5 DIN-A4-Seiten...

Warum habe ich nicht einfach geschrieben: "Vielen Dank für das fabelhafte Fotomagazin! Es gefällt mir sehr gut, ich habe mich sehr gefreut."

Eine Antwort habe ich bis jetzt (natürlich) nicht erhalten (und ich glaube auch nicht, dass da noch was kommt) - und damit würde er sich in die lange Reihe derjenigen einreihen, denen ich auch schon solch überlange Mails (zu irgendwelchen, allen möglichen, gerade aktuellen Themen) geschrieben habe, auf die ich nie eine Antwort erhalten habe.

Beispiel 2: Meine Mutter ruft mich an und erzählt mir Neuigkeiten von meinem Cousin. Weil ich sehr neugierig bin, versuche ich natürlich, gleich selbst den Cousin einmal anzurufen. Ich erreiche ihn nicht. Also setze ich mich hin und schreibe. Am Ende erhält mein Cousin eine Mail vom Umfang dreier DIN-A4-Seiten, weil ich alles geschrieben habe, was mir zu dem Thema, um das es in der Neuigkeit ging, eingefallen war.
Auch hier, wie so oft, keine Antwort mehr zu erwarten.-
Warum habe ich nicht geschrieben "Habe von den tollen Neuigkeiten gehört! Melde Dich mal bei mir! Bis dann! Flörbi" - dann hätte er sich nämlich ganz bestimmt bei mir gemeldet.
So hat er wohl nur entnervt die Mail (wenns hochkommt halbwegs) gelesen, mit Kopfschütteln wieder zugeklickt und das Antworten sich für irgendwann oder "niemals" aufgehoben.

Dann hab ich mir vor Jahren mal eine sehr gute Bekannte vergrault. Wir hatten uns auf einer Tagung kennengelernt, hatten ein gemeinsames Hobby.
So beschlossen wir, über E-Mail (da wir weit auseinanderwohnten) in Kontakt zu bleiben. Meine Mails waren immer zwischen einer und mehreren DIN-A4-Seiten lang. Sie schrieb manchmal zurück, machmal nicht, wie sie Zeit und Lust hatte, es waren aber nie mehr als sieben, acht Sätze, eine halbe Seite im Höchstfall.
Nicht, dass ich immer nur von mir geschrieben habe. Nein! Im Gegenteil, bin sogar immer sehr ausführlich auf das eingegangen, was sie berichtet hatte oder sie gerade interessierte!
Doch trotzdem merkte ich irgendwann, die Bekannte verlor immer mehr die Lust, wir telefonierten auch immer seltener, als ich sie mal drauf ansprach, meinte sie, ich sei ihr zu anstrengend... nein, nicht ich als Person, sondern meine Art, zu schreiben... und es wäre immer so lang.
Alle Versuche meinerseits, daraufhin, mich kurz zu fassen, liefen ins Leere. Ich schaffte es einfach nicht!
Ich nahm mir vor, eine fertige Mail mal über Nacht im Entwurfsordner zu lassen und sie am nächsten Tag zu kürzen. Das gelang mir zwei, dreimal, dann rutschte ich wieder in den alten Trott zurück.

Bis heute kriege ich es nicht hin, bis auf ganz wenige Ausnahmen, mich in E-Mails kurz zu fassen. Ich kann sehr schnell tippen, mir fallen 1000 Sachen ein, alles ist wichtig, interessant, beim Schreiben.
Hinterher bereue ich es.
Und halte mir damit anscheinend die Leute vom Leibe.

Wie findet Ihr es, überlange Mails zu bekommen?
Gibt es hier jemanden im Forum, der eine Freundin oder einen Freund hat, der auch gern überlang schreibt? Freut es Euch? Nervt es Euch?

Umgekehrt: Wer mag es nicht, wenn Freunde immer nur allzu knapp schreiben? Wer hätte es gern ausführlicher?

Ist gar jemand hier, der selbst gern lang und viel schreibt?
Wenn ja: Fahrt Ihr/ fährst Du damit gut?
Wie kommt es an, beim Empfänger? Wird es gerne gelesen?
Oder geht es dann so wie bei mir - nervt es also auch eher, den Empfänger, und Euch selbst nun auch?

Was habt Ihr schon versucht, es in den Griff zu bekommen?

Bin sehr gespannt, was Ihr dazu zu erzählen habt!
Gerne auch sehr ausführlich :)
Flörbi
 
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Hmm...die Tipp-Labersucht ist deutlich....;)


Ich frage mich gerade,ob du jemand bist,der in realita eher wenig spricht...

Überlange Mails hasse ich und fasse mich selbst immer kurz...sowohl am Telefon,als auch in Mails....i

Ich selbst muß beruflich so viel reden,daß ich gerne abends die Klappe halte...

Überhaupt: ich bin eher ein stiller Mensch,obwohl ich sooo viel reden muß...;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, das fiel mir auch gerade auf....

Ich hätte auch einfach fragen können: "gibts hier noch jemanden, der unter Tipp-Labersucht leidet?"

Das wäre kurz und bündig gewesen!

Nur: Beim Schreiben denke ich: Dann fehlt was! Es fehlen Erläuterungen und Beispiele! Also schreibe ich alles auf, was mir einfällt.
Und denke in dem Moment: So passt es! So verstehen es auch alle, was ich meine!

Später dann immer das gleiche Feedback: Entweder, ich erhalte (auf eine Mail) keine Antwort, oder die betreffende Person sagt mir klar und deutlich, dass ich eine Laberbacke bin.
 
Flörbi;4100530 schrieb:
Ja, das fiel mir auch gerade auf....

Ich hätte auch einfach fragen können: "gibts hier noch jemanden, der unter Tipp-Labersucht leidet?"

Das wäre kurz und bündig gewesen!

Nur: Beim Schreiben denke ich: Dann fehlt was! Es fehlen Erläuterungen und Beispiele! Also schreibe ich alles auf, was mir einfällt.
Und denke in dem Moment: So passt es! So verstehen es auch alle, was ich meine!

Später dann immer das gleiche Feedback: Entweder, ich erhalte (auf eine Mail) keine Antwort, oder die betreffende Person sagt mir klar und deutlich, dass ich eine Laberbacke bin.

Kannst du gut Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden? Oder bist du eher so ein umständlicher Mensch,der eventuell auch Angst vor Fehlern hat?
 
Mit so überlangen Mails kenne ich mich nicht so aus. Aber eine Bekannte von mir konnte stundenlang am Telefon quatschn und das am liebsten mehrmals am Tag, sie konnte ihr Verhalten auch nicht ändern. Ich war nur noch genervt. Wenn sie anrief und man ging nicht ran, hat sie es später nochmal versucht und ich sollte mich noch rechtfertigen warum ich den letzten Anruf nicht angenommen habe. Wenn jemand aus der Familie mich am Telefon verleugnet hat, wollte sie dort ein Gespräch aufdrängen.

Wenn du soviel zu erzählen bzw zu schreiben hast, warum schreibst du nicht ein Buch?
Ist nicht böse gemeint, sondern ne Idee um seine Schreiblust auszutoben.

Lg Mh
 
hallo Sibel,
Du liegst, glaube ich, sehr richtig... mit Deiner Vermutung, dass ich ein umständlicher Mensch bin, der Angst vor Fehlern hat...
Angst vor Missverständnissen.
Mir ist es, in der Tat, auch schön öfter passiert, das etwas, was ich nur kurz erzählt oder erläutert hatte, dann missverstanden wurde.
Ich denke immer, wenn ichs genau erkläre, dann wird es auch nicht falsch verstanden.
Dass Leute dann mitunter nach den ersten 10 Sätzen nicht mehr zuhören oder nicht mehr weiterlesen, bedenke ich in dem Moment nicht.

Auch fällt es mir wirklich (siehe Text oben :)) schwer, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.
Nur: Es gibt zwei Möglichkeiten: Ich kann etwas kurz und bündig schreiben oder fragen. Aber dann ist kein Leben in dem Text, denke ich immer.

Oder, ich bringe anschauliche Beispiele aus dem Leben, damit wird es dann eben auch plastischer.

Wenn jemand mich fragt: "Wie war es im Urlaub" und ich antworte nur mit "schön" erfülle ich in den meisten Fällen sicherlich schon die Erwartungen meines Gegenübers.
Ich kann aber auch ausführlich und lebendig drei oder vier Geschichten aus dem Urlaub erzählen. Danach hat mein Zuhörer (oder Leser) Anteil an meinen Erlebnissen. Doch viele haben weder die Zeit, noch die Lust darauf, und erwarten das auch gar nicht!

Ich würde gerne knapper, präziser schreiben, reden, erzählen... und schnell auf den Punkt kommen. Jedes Mal nur denke ich, dann fehlt ja etwas!
Was nützt es mir nur, wenn ich denjenigen mit meinen umfangreichen Geschichten erschlage...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo MeinHerz,
auch Dir vielen Dank!
Tja, warum schreibe ich nicht ein Buch...
Weil ich denke: Wo ist der Bus mit den Leuten, die das interessiert :)
Dazu denke ich, dass meine schriftstellerische Begabung nicht ausreicht, um einen Verlag für mich zu erwärmen, die haben alle ihre Stamm-Autoren. Das ist ein knallhartes Geschäft.
Eine schöne Story im Eigenverlag oder bei einem Books-on-Demand-Verlag zu veröffentlichen, naja, wer liest das dann!
Dann kann ich auch gleich Tagebuchführen (was ich im übrigen auch schon vergeblich versucht habe).

Die Dinge, die ich in einer Mail (oder auch am Telefon, ja...) dem anderen erzählen möchte, sind ja doch Geschichten, die eher nichts für die Allgemeinheit sind, sondern sich eben nur auf ein spezielles Interesse, Anliegen oder was auch immer beziehen, von dem ich denke, dass es nur denjenigen interessierten dürfte, dem ich gerade schreibe...

Ich finde es ja selbst überhaupt nicht gut, dass ich immer so ausführlich bin.

Andererseits: Gleichzeitig macht es mich mitunter auch etwas traurig, dass die Leute im allgemeinen so gar nichts Ausführliches mehr hören oder lesen mögen.
Wenn jemand nach dem Urlaub fragt, dann erwartet er nur ein kurzes "schön".
Wenn ich jemanden anrufe, dann darf ich bloß nicht zu viel erzählen, sonst nerve ich ihn!
 
Zuletzt bearbeitet:
Flörbi;4100545 schrieb:
Andererseits: Gleichzeitig macht es mich mitunter auch etwas traurig, dass die Leute im allgemeinen so gar nichts Ausführliches mehr hören oder lesen mögen.
Wenn jemand nach dem Urlaub fragt, dann erwartet er nur ein kurzes "schön".
Wenn ich jemanden anrufe, dann darf ich bloß nicht zu viel erzählen, sonst nerve ich ihn!

Nun ja...ein klein wenig klingt Egoismus durch...jemanden zutexten ,die Grenze nicht kennen, zeugt eben auch von Unachtsamkeit...ein Gespräch ist keine Einbahnstraße..möchtest du in einer Interaktion mit deinem Gegenüber kommen,dann mußt du eben auch Luft lassen...

Du hast mir noch nicht geschrieben,wie es um deine Sozialkontakte bestellt ist....hast du jemanden zum reden?
 
@Flörbi

Mir ist dein Eingangsposting schon zu lang und weder lustig noch spannend, so dass ich es nicht fertig gelesen habe ....

Tut mir ja leid, aber du willst ehrliche Meinungen.

R.
 
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Ich war gestern auf unserem Weibertreffen (Schulzeit) und kam mir vor wie in einer Theateraufführung im Zuschauerraum. Einer redet alle anderen hören bitte zu.

Eine Unterhaltung besteht doch auch daraus, dass sich jeder mal beteiligen DARF. Bei meiner Schulfreundin denke ich immer, interessiert es sie nicht, was die anderen zu sagen haben? Hält sie sich für so wichtig, dass die anderen nicht gehört werden müssen? Sie weiß auch um ihre Mitteilungsfreude und kann nicht anders.

Ab und zu höre ich mal, die hat nen eigenen Block.
Da finden sich doch wohl Leser, sonst würde das doch keiner machen, oder?

Deine Art zu schreiben gefällt mir und du wirst auch sicher Themen finden über die man in so nem Block schreiben kann.
 
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