Ihr Lieben,
mein (7 Jahre altes)Handy benutze ich nur im Notfall. Doch ich sitze gerne am Computer und schreibe E-Mails. Überlange E-Mails. An Verwandte, oder Freunde, Bekannte, neu hinzugekommene Leute, die ich irgendwo kennengelernt habe.
Beispiel 1: Vor einigen Wochen habe ich im Internet, bei einem jungen Künstler, eine Art "Foto-Magazin" bestellt, das dieser zu einem bestimmten Thema, welches mich sehr interessiert, gestaltet hatte. Ich hatte dieses Magazin beim Herum-Lesen im Internet entdeckt, kurzerhand (und wirklich knapp und höflich) diesen Künstler angeschrieben, ob es denn möglich sei, ein solches Heft bei ihm zu erwerben. Klar, schrieb er mir zurück, allerdings müsse er es noch einmal extra drucken lassen. Nach einiger Zeit landete dann, wie versprochen, das tolle Magazin zu meiner großen Freude endlich in meinem Briefkasten. Ich war begeistert! Und schrieb voller Enthusiasmus diesem Künstler noch einmal eine Mail, diesmal eine sehr lange: Wie gut mir dieses Magazin gefällt, Beispiele, was besonders gut. Auch, was mir daran vielleicht noch nicht ganz so gut gefällt, Beispiele. Was ich am besten fand, was ich am interessantesten fand. Welche Fotos und Textabschnitte mich im Speziellen (und warum) besonders angesprochen haben.
Als ich fertig war, fand ich selbst: Ich hatte meine "Rezension" wirklich sehr schön, übersichtlich, aber mit umfangreichen Begründungen, geistreich, zuweilen witzig, auf jeden Fall sicher zur Freude des Künstlers verfasst, er würde mein Feedback bestimmt mit großem Interesse lesen.
Und *klick* auf den Sende-Button.
Und kaum, dass ich diese Mail abgeschickt hatte, fielen mir gleich noch drei, vier verschiedenen Anekdoten ein, die ich im Zusammenhang mit dem Thema, um das es ging, erlebt hatte. Also, neue Mail, Betreff "P.S." und die Anekdoten allesamt auch noch niedergeschrieben.
Toll fand ich's, was ich da aufgesetzt hatte, spannend, interessant und auch wieder witzig und geistreich. Ich schloss endlich mit "lieben Grüßen" und schickte auch das ab.
Am nächsten Tag wollte ich mir, zu meiner eigenen Erbauung (!), meine zwei Mails an den Künstler noch einmal durchlesen. Doch schon nach den ersten drei Abschnitten musste ich doch etwas schlucken. Was hatte ich da einen Sermon verzapft! Teilweise fand ich's schon fast ein bisschen unverschämt, zum Großteil ziemlich überflüssig; die witzigen Passagen fand ich auch schon gar nicht mehr so witzig, kurzerhand: Ich fand es sogar richtig blöd und mitunter peinlich, dem mir doch unbekannten, jungen Mann so einen langen Text geschickt zu haben.
Was hatte er wohl beim Lesen (wenn er denn überhaupt die Geduld hatte, alles zu lesen) gedacht? Ob ich sie noch alle habe? Was ich denn von ihm wollte?
Ich habe den Text meiner beiden Mails mal in "Word" reinkopiert: Es waren/sind insgesamt gute 5 DIN-A4-Seiten...
Warum habe ich nicht einfach geschrieben: "Vielen Dank für das fabelhafte Fotomagazin! Es gefällt mir sehr gut, ich habe mich sehr gefreut."
Eine Antwort habe ich bis jetzt (natürlich) nicht erhalten (und ich glaube auch nicht, dass da noch was kommt) - und damit würde er sich in die lange Reihe derjenigen einreihen, denen ich auch schon solch überlange Mails (zu irgendwelchen, allen möglichen, gerade aktuellen Themen) geschrieben habe, auf die ich nie eine Antwort erhalten habe.
Beispiel 2: Meine Mutter ruft mich an und erzählt mir Neuigkeiten von meinem Cousin. Weil ich sehr neugierig bin, versuche ich natürlich, gleich selbst den Cousin einmal anzurufen. Ich erreiche ihn nicht. Also setze ich mich hin und schreibe. Am Ende erhält mein Cousin eine Mail vom Umfang dreier DIN-A4-Seiten, weil ich alles geschrieben habe, was mir zu dem Thema, um das es in der Neuigkeit ging, eingefallen war.
Auch hier, wie so oft, keine Antwort mehr zu erwarten.-
Warum habe ich nicht geschrieben "Habe von den tollen Neuigkeiten gehört! Melde Dich mal bei mir! Bis dann! Flörbi" - dann hätte er sich nämlich ganz bestimmt bei mir gemeldet.
So hat er wohl nur entnervt die Mail (wenns hochkommt halbwegs) gelesen, mit Kopfschütteln wieder zugeklickt und das Antworten sich für irgendwann oder "niemals" aufgehoben.
Dann hab ich mir vor Jahren mal eine sehr gute Bekannte vergrault. Wir hatten uns auf einer Tagung kennengelernt, hatten ein gemeinsames Hobby.
So beschlossen wir, über E-Mail (da wir weit auseinanderwohnten) in Kontakt zu bleiben. Meine Mails waren immer zwischen einer und mehreren DIN-A4-Seiten lang. Sie schrieb manchmal zurück, machmal nicht, wie sie Zeit und Lust hatte, es waren aber nie mehr als sieben, acht Sätze, eine halbe Seite im Höchstfall.
Nicht, dass ich immer nur von mir geschrieben habe. Nein! Im Gegenteil, bin sogar immer sehr ausführlich auf das eingegangen, was sie berichtet hatte oder sie gerade interessierte!
Doch trotzdem merkte ich irgendwann, die Bekannte verlor immer mehr die Lust, wir telefonierten auch immer seltener, als ich sie mal drauf ansprach, meinte sie, ich sei ihr zu anstrengend... nein, nicht ich als Person, sondern meine Art, zu schreiben... und es wäre immer so lang.
Alle Versuche meinerseits, daraufhin, mich kurz zu fassen, liefen ins Leere. Ich schaffte es einfach nicht!
Ich nahm mir vor, eine fertige Mail mal über Nacht im Entwurfsordner zu lassen und sie am nächsten Tag zu kürzen. Das gelang mir zwei, dreimal, dann rutschte ich wieder in den alten Trott zurück.
Bis heute kriege ich es nicht hin, bis auf ganz wenige Ausnahmen, mich in E-Mails kurz zu fassen. Ich kann sehr schnell tippen, mir fallen 1000 Sachen ein, alles ist wichtig, interessant, beim Schreiben.
Hinterher bereue ich es.
Und halte mir damit anscheinend die Leute vom Leibe.
Wie findet Ihr es, überlange Mails zu bekommen?
Gibt es hier jemanden im Forum, der eine Freundin oder einen Freund hat, der auch gern überlang schreibt? Freut es Euch? Nervt es Euch?
Umgekehrt: Wer mag es nicht, wenn Freunde immer nur allzu knapp schreiben? Wer hätte es gern ausführlicher?
Ist gar jemand hier, der selbst gern lang und viel schreibt?
Wenn ja: Fahrt Ihr/ fährst Du damit gut?
Wie kommt es an, beim Empfänger? Wird es gerne gelesen?
Oder geht es dann so wie bei mir - nervt es also auch eher, den Empfänger, und Euch selbst nun auch?
Was habt Ihr schon versucht, es in den Griff zu bekommen?
Bin sehr gespannt, was Ihr dazu zu erzählen habt!
Gerne auch sehr ausführlich
Flörbi
mein (7 Jahre altes)Handy benutze ich nur im Notfall. Doch ich sitze gerne am Computer und schreibe E-Mails. Überlange E-Mails. An Verwandte, oder Freunde, Bekannte, neu hinzugekommene Leute, die ich irgendwo kennengelernt habe.
Beispiel 1: Vor einigen Wochen habe ich im Internet, bei einem jungen Künstler, eine Art "Foto-Magazin" bestellt, das dieser zu einem bestimmten Thema, welches mich sehr interessiert, gestaltet hatte. Ich hatte dieses Magazin beim Herum-Lesen im Internet entdeckt, kurzerhand (und wirklich knapp und höflich) diesen Künstler angeschrieben, ob es denn möglich sei, ein solches Heft bei ihm zu erwerben. Klar, schrieb er mir zurück, allerdings müsse er es noch einmal extra drucken lassen. Nach einiger Zeit landete dann, wie versprochen, das tolle Magazin zu meiner großen Freude endlich in meinem Briefkasten. Ich war begeistert! Und schrieb voller Enthusiasmus diesem Künstler noch einmal eine Mail, diesmal eine sehr lange: Wie gut mir dieses Magazin gefällt, Beispiele, was besonders gut. Auch, was mir daran vielleicht noch nicht ganz so gut gefällt, Beispiele. Was ich am besten fand, was ich am interessantesten fand. Welche Fotos und Textabschnitte mich im Speziellen (und warum) besonders angesprochen haben.
Als ich fertig war, fand ich selbst: Ich hatte meine "Rezension" wirklich sehr schön, übersichtlich, aber mit umfangreichen Begründungen, geistreich, zuweilen witzig, auf jeden Fall sicher zur Freude des Künstlers verfasst, er würde mein Feedback bestimmt mit großem Interesse lesen.
Und *klick* auf den Sende-Button.
Und kaum, dass ich diese Mail abgeschickt hatte, fielen mir gleich noch drei, vier verschiedenen Anekdoten ein, die ich im Zusammenhang mit dem Thema, um das es ging, erlebt hatte. Also, neue Mail, Betreff "P.S." und die Anekdoten allesamt auch noch niedergeschrieben.
Toll fand ich's, was ich da aufgesetzt hatte, spannend, interessant und auch wieder witzig und geistreich. Ich schloss endlich mit "lieben Grüßen" und schickte auch das ab.
Am nächsten Tag wollte ich mir, zu meiner eigenen Erbauung (!), meine zwei Mails an den Künstler noch einmal durchlesen. Doch schon nach den ersten drei Abschnitten musste ich doch etwas schlucken. Was hatte ich da einen Sermon verzapft! Teilweise fand ich's schon fast ein bisschen unverschämt, zum Großteil ziemlich überflüssig; die witzigen Passagen fand ich auch schon gar nicht mehr so witzig, kurzerhand: Ich fand es sogar richtig blöd und mitunter peinlich, dem mir doch unbekannten, jungen Mann so einen langen Text geschickt zu haben.
Was hatte er wohl beim Lesen (wenn er denn überhaupt die Geduld hatte, alles zu lesen) gedacht? Ob ich sie noch alle habe? Was ich denn von ihm wollte?
Ich habe den Text meiner beiden Mails mal in "Word" reinkopiert: Es waren/sind insgesamt gute 5 DIN-A4-Seiten...
Warum habe ich nicht einfach geschrieben: "Vielen Dank für das fabelhafte Fotomagazin! Es gefällt mir sehr gut, ich habe mich sehr gefreut."
Eine Antwort habe ich bis jetzt (natürlich) nicht erhalten (und ich glaube auch nicht, dass da noch was kommt) - und damit würde er sich in die lange Reihe derjenigen einreihen, denen ich auch schon solch überlange Mails (zu irgendwelchen, allen möglichen, gerade aktuellen Themen) geschrieben habe, auf die ich nie eine Antwort erhalten habe.
Beispiel 2: Meine Mutter ruft mich an und erzählt mir Neuigkeiten von meinem Cousin. Weil ich sehr neugierig bin, versuche ich natürlich, gleich selbst den Cousin einmal anzurufen. Ich erreiche ihn nicht. Also setze ich mich hin und schreibe. Am Ende erhält mein Cousin eine Mail vom Umfang dreier DIN-A4-Seiten, weil ich alles geschrieben habe, was mir zu dem Thema, um das es in der Neuigkeit ging, eingefallen war.
Auch hier, wie so oft, keine Antwort mehr zu erwarten.-
Warum habe ich nicht geschrieben "Habe von den tollen Neuigkeiten gehört! Melde Dich mal bei mir! Bis dann! Flörbi" - dann hätte er sich nämlich ganz bestimmt bei mir gemeldet.
So hat er wohl nur entnervt die Mail (wenns hochkommt halbwegs) gelesen, mit Kopfschütteln wieder zugeklickt und das Antworten sich für irgendwann oder "niemals" aufgehoben.
Dann hab ich mir vor Jahren mal eine sehr gute Bekannte vergrault. Wir hatten uns auf einer Tagung kennengelernt, hatten ein gemeinsames Hobby.
So beschlossen wir, über E-Mail (da wir weit auseinanderwohnten) in Kontakt zu bleiben. Meine Mails waren immer zwischen einer und mehreren DIN-A4-Seiten lang. Sie schrieb manchmal zurück, machmal nicht, wie sie Zeit und Lust hatte, es waren aber nie mehr als sieben, acht Sätze, eine halbe Seite im Höchstfall.
Nicht, dass ich immer nur von mir geschrieben habe. Nein! Im Gegenteil, bin sogar immer sehr ausführlich auf das eingegangen, was sie berichtet hatte oder sie gerade interessierte!
Doch trotzdem merkte ich irgendwann, die Bekannte verlor immer mehr die Lust, wir telefonierten auch immer seltener, als ich sie mal drauf ansprach, meinte sie, ich sei ihr zu anstrengend... nein, nicht ich als Person, sondern meine Art, zu schreiben... und es wäre immer so lang.
Alle Versuche meinerseits, daraufhin, mich kurz zu fassen, liefen ins Leere. Ich schaffte es einfach nicht!
Ich nahm mir vor, eine fertige Mail mal über Nacht im Entwurfsordner zu lassen und sie am nächsten Tag zu kürzen. Das gelang mir zwei, dreimal, dann rutschte ich wieder in den alten Trott zurück.
Bis heute kriege ich es nicht hin, bis auf ganz wenige Ausnahmen, mich in E-Mails kurz zu fassen. Ich kann sehr schnell tippen, mir fallen 1000 Sachen ein, alles ist wichtig, interessant, beim Schreiben.
Hinterher bereue ich es.
Und halte mir damit anscheinend die Leute vom Leibe.
Wie findet Ihr es, überlange Mails zu bekommen?
Gibt es hier jemanden im Forum, der eine Freundin oder einen Freund hat, der auch gern überlang schreibt? Freut es Euch? Nervt es Euch?
Umgekehrt: Wer mag es nicht, wenn Freunde immer nur allzu knapp schreiben? Wer hätte es gern ausführlicher?
Ist gar jemand hier, der selbst gern lang und viel schreibt?
Wenn ja: Fahrt Ihr/ fährst Du damit gut?
Wie kommt es an, beim Empfänger? Wird es gerne gelesen?
Oder geht es dann so wie bei mir - nervt es also auch eher, den Empfänger, und Euch selbst nun auch?
Was habt Ihr schon versucht, es in den Griff zu bekommen?
Bin sehr gespannt, was Ihr dazu zu erzählen habt!
Gerne auch sehr ausführlich
Flörbi