Serenade
Sehr aktives Mitglied
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Nichts mehr persönlich nehmen. Die Persönlichkeit bewusst machen und verwerfen? Und wer macht die Persönlichkeit bewusst? Das ist so wie den Beelzebub mit dem Beelzebub austreiben. Wer würde sich schon selbst vertreiben. Das löst nur Persönlichkeitsstörungen aus (jetzt muss ich lachen). Das Subjekt soll objektivieren. Geht doch nicht! Es kann nur Gleiches mit Gleichem vergelten werden. Oha, da ruft aber einer dazwischen und flüstert: Nur Liebe kann alle Mauern niederreißen, denn Hass vergrößert die Mauern.
Alles klar, Arima. Du weißt aber schon, dass du nur ein Phantasiewesen bist, mit dem es einst sehr ergiebig war, Gespräche zu führen. Auch ein alter Hut, ich weiß. Der verehrte Herr C.G. Jung hat das schon gemacht. Sein Phantasiewesen hieß angeblich Philemon.
Unsere Gehirne sind nun mal Empfänger. Da kann man nichts machen. Ob sie aus der geistigen oder körperlichen Welt empfangen, ist einerlei.
Was ist mit meiner Persönlichkeit? Und schon wieder mischt sich Arima ein und sagt (diesmal ist es kein Flüstern): Steh dazu, dass du ein Arschloch bist.
Es ist nicht gut, ein Arschloch zu sein. Man hat von sich selbst immer eine viel bessere Meinung. Schon der alte Dostojewski (ja, ja, ich bin so was vom belesen!) schrieb, man möge doch das russische Volk nach dem beurteilen, wie es sich selbst sieht. Das muss ein ganz besonderes Volk sein. Oh doch, ich liebe die Russen. Mir sind sie auf jedem Fall beim Arsch lieber als die Amis. Und das, obwohl ich weder so einen noch so einen persönlich (!) kenne. Ich weiß, ich sollte schweigen. Ich sollte kein Urteil abgeben, wenn ich nichts darüber weiß. Ach, wie still wäre die Welt, wenn das jeder täte. Schweigen, wenn er nichts weiß.
Nun aber im Ernst. Meine Persönlichkeit? Sie ist, wenn ich ehrlich bin, etwas zurückgeblieben. Ich habe erst spät mit allem begonnen, wo andere meines Alters schon längst fertig waren. Aber eine ganz besondere Erinnerung prägte mich und macht noch immer Sonne in meinem Herzen. Es ist der Weg durch den Marillengarten (ein Marillenbaum gehört nur mir allein!), mit meinem Opa. Wir kamen an einer Anhöhe heraus und hockten uns in die Wiese. Opa nahm das Brot und strich Streichkäse ('s beschte Eck vom Käs) drauf. Und das schmeckte so gut, obwohl man mich damals ständig zum Essen zwingen musste. Kauend blickten wir hinunter in den Hof, wo stets zu dieser Zeit Männer ihre Runden drehten. Es sind Schwerverbrecher,- sagte Opa. Sie haben gemordet, gestohlen und betrogen.
Später war es Arima, mit dem ich auf dem Plateau zu den Schwerverbrechern hinab blickte, ohne Brot mit Streichkäse. Blasphemie! Niemals, denn ich spreche aus meinem Herzen, wie man das so sagt. Oder eher, wie mein Schnabel gewachsen ist. Uns hat nichts erschaffen und auch wir erschaffen nichts. Ja, ich gebe zu, mit Religionen nichts am Hut zu haben, weil ich sie nicht erfahre. Dasselbe ist mit Spiritualität. Ich mag vielleicht was Hexenhaftes an mir haben, aber ich bin keine.
Jetzt wurde alles aufgedeckt. Da schreibt doch plötzlich ganz wer anderes. Es ist die bald 62jährige Hexe, die ständig irgendwo auftaucht. Sie und Kleinalice sind ein und dieselbe. Alles klar? Wenn nicht, spielt es auch keine Rolle.
Warum war der Weg durch den Marillengarten und das Jausnen auf der Anhöhe so etwas Besonderes für mich? Der Gedanke daran löst etwas Unbeschreibliches in mir aus, ähnlich, wie wenn ich Musik höre, in deren Klänge ich versinke, oder etwas lese, das etwas in mir bewegt. Es waren/sind nun mal Momente (gewesen), in denen alles passt/e. Wer sie kennt, weiß, wovon ich schreibe.
Spiritualität. Welch gewaltiges Wort. Bin ich spirituell, wenn schon nicht religiös? Aber ja, ich hab auch was Geistiges. Wer nicht? Die einen haben mehr, die anderen weniger. Dennoch haben wir alle denselben Weg. Ich weiß nichts davon, dass eine Seele älter ist als eine andere. Mein Glaube (glauben heißt nichts wissen!) lässt nicht zu, dass etwas aus einem zeit- und raumlosen Reich älter oder jünger sein sollte. Dort, in der geistigen Welt herrscht Einheit. Aber hier, in der Körperwelt? Der Satz – wir sind alle Eins – lässt mich manchmal bitter aufstoßen, denn ich bin noch nicht so weit (werde ich es jemals sein?), eins mit einem alten, verdreckten, rotzigen Bettler zu sein. Oder eins zu sein mit dem Nachbarn, der im Suff jedesmal seine Frau anbrüllt und schlägt. Oder eins zu werden mit Menschen, die Tiere bewusst quälen und schlecht behandeln. Arima schafft das mit links. Für ihn gibt es nichts zu verzeihen. Niemals. Wie schaffst du das nur, Arima? Sind es die Mokassins derer, die du mehr als eine Meile oder mehrere Meilen getragen hast? Klar, wir können nicht wirklich in andere Menschen hineinsehen und demnach wissen wir nicht, was einen anderen Menschen dazu bewegt, etwas zu tun, was wir (ich!) niemals tun würden. Den Satz muss ich wiederholen und vielleicht, wenn ich all das hier einmal ausdrucke, rot anmalen, denn er macht mich selbst nachdenklich: Wir können nicht wirklich in andere Menschen hineinsehen und demnach wissen wir nicht, was einen anderen Menschen dazu bewegt, etwas zu tun, was wir niemals tun würden.
Checkt das wer? Wirklich? Also, warum einen Menschen anklagen, verurteilen, nur weil er etwas tut, was wir nie tun würden? Weil er eine Gefahr für andere darstellt? Vorverurteilungen sind nicht legal. Es wird erst etwas getan, wenn es bereits passiert ist. Na und? Wenn es mal passiert ist, kann es eh nicht mehr rückgängig gemacht werden und jeder kann sich ändern. Es muss nicht sein, dass der Gute immer gut bleibt. Auch er kann böse werden.
Und wieder Arima: Verurteile keinen Mörder, keine Krankheit, keinen Unfall, denn der Tod kommt immer im rechten Moment.
Freund Carlos ließ Don Juan auch sagen, dass es lächerlich ist, auf einen Menschen böse zu sein, der uns Böses angetan hat, denn auf einen reißenden Fluss, in den wir hineinfallen und in dem wir zu ertrinken drohen, sind wir ja auch nicht böse.
So viel dazu: Nichts persönlich nehmen! Und her mit der Anarchie! Der friedlichen, gewaltfreien Anarchie!
Alles klar, Arima. Du weißt aber schon, dass du nur ein Phantasiewesen bist, mit dem es einst sehr ergiebig war, Gespräche zu führen. Auch ein alter Hut, ich weiß. Der verehrte Herr C.G. Jung hat das schon gemacht. Sein Phantasiewesen hieß angeblich Philemon.
Unsere Gehirne sind nun mal Empfänger. Da kann man nichts machen. Ob sie aus der geistigen oder körperlichen Welt empfangen, ist einerlei.
Was ist mit meiner Persönlichkeit? Und schon wieder mischt sich Arima ein und sagt (diesmal ist es kein Flüstern): Steh dazu, dass du ein Arschloch bist.
Es ist nicht gut, ein Arschloch zu sein. Man hat von sich selbst immer eine viel bessere Meinung. Schon der alte Dostojewski (ja, ja, ich bin so was vom belesen!) schrieb, man möge doch das russische Volk nach dem beurteilen, wie es sich selbst sieht. Das muss ein ganz besonderes Volk sein. Oh doch, ich liebe die Russen. Mir sind sie auf jedem Fall beim Arsch lieber als die Amis. Und das, obwohl ich weder so einen noch so einen persönlich (!) kenne. Ich weiß, ich sollte schweigen. Ich sollte kein Urteil abgeben, wenn ich nichts darüber weiß. Ach, wie still wäre die Welt, wenn das jeder täte. Schweigen, wenn er nichts weiß.
Nun aber im Ernst. Meine Persönlichkeit? Sie ist, wenn ich ehrlich bin, etwas zurückgeblieben. Ich habe erst spät mit allem begonnen, wo andere meines Alters schon längst fertig waren. Aber eine ganz besondere Erinnerung prägte mich und macht noch immer Sonne in meinem Herzen. Es ist der Weg durch den Marillengarten (ein Marillenbaum gehört nur mir allein!), mit meinem Opa. Wir kamen an einer Anhöhe heraus und hockten uns in die Wiese. Opa nahm das Brot und strich Streichkäse ('s beschte Eck vom Käs) drauf. Und das schmeckte so gut, obwohl man mich damals ständig zum Essen zwingen musste. Kauend blickten wir hinunter in den Hof, wo stets zu dieser Zeit Männer ihre Runden drehten. Es sind Schwerverbrecher,- sagte Opa. Sie haben gemordet, gestohlen und betrogen.
Später war es Arima, mit dem ich auf dem Plateau zu den Schwerverbrechern hinab blickte, ohne Brot mit Streichkäse. Blasphemie! Niemals, denn ich spreche aus meinem Herzen, wie man das so sagt. Oder eher, wie mein Schnabel gewachsen ist. Uns hat nichts erschaffen und auch wir erschaffen nichts. Ja, ich gebe zu, mit Religionen nichts am Hut zu haben, weil ich sie nicht erfahre. Dasselbe ist mit Spiritualität. Ich mag vielleicht was Hexenhaftes an mir haben, aber ich bin keine.
Jetzt wurde alles aufgedeckt. Da schreibt doch plötzlich ganz wer anderes. Es ist die bald 62jährige Hexe, die ständig irgendwo auftaucht. Sie und Kleinalice sind ein und dieselbe. Alles klar? Wenn nicht, spielt es auch keine Rolle.
Warum war der Weg durch den Marillengarten und das Jausnen auf der Anhöhe so etwas Besonderes für mich? Der Gedanke daran löst etwas Unbeschreibliches in mir aus, ähnlich, wie wenn ich Musik höre, in deren Klänge ich versinke, oder etwas lese, das etwas in mir bewegt. Es waren/sind nun mal Momente (gewesen), in denen alles passt/e. Wer sie kennt, weiß, wovon ich schreibe.
Spiritualität. Welch gewaltiges Wort. Bin ich spirituell, wenn schon nicht religiös? Aber ja, ich hab auch was Geistiges. Wer nicht? Die einen haben mehr, die anderen weniger. Dennoch haben wir alle denselben Weg. Ich weiß nichts davon, dass eine Seele älter ist als eine andere. Mein Glaube (glauben heißt nichts wissen!) lässt nicht zu, dass etwas aus einem zeit- und raumlosen Reich älter oder jünger sein sollte. Dort, in der geistigen Welt herrscht Einheit. Aber hier, in der Körperwelt? Der Satz – wir sind alle Eins – lässt mich manchmal bitter aufstoßen, denn ich bin noch nicht so weit (werde ich es jemals sein?), eins mit einem alten, verdreckten, rotzigen Bettler zu sein. Oder eins zu sein mit dem Nachbarn, der im Suff jedesmal seine Frau anbrüllt und schlägt. Oder eins zu werden mit Menschen, die Tiere bewusst quälen und schlecht behandeln. Arima schafft das mit links. Für ihn gibt es nichts zu verzeihen. Niemals. Wie schaffst du das nur, Arima? Sind es die Mokassins derer, die du mehr als eine Meile oder mehrere Meilen getragen hast? Klar, wir können nicht wirklich in andere Menschen hineinsehen und demnach wissen wir nicht, was einen anderen Menschen dazu bewegt, etwas zu tun, was wir (ich!) niemals tun würden. Den Satz muss ich wiederholen und vielleicht, wenn ich all das hier einmal ausdrucke, rot anmalen, denn er macht mich selbst nachdenklich: Wir können nicht wirklich in andere Menschen hineinsehen und demnach wissen wir nicht, was einen anderen Menschen dazu bewegt, etwas zu tun, was wir niemals tun würden.
Checkt das wer? Wirklich? Also, warum einen Menschen anklagen, verurteilen, nur weil er etwas tut, was wir nie tun würden? Weil er eine Gefahr für andere darstellt? Vorverurteilungen sind nicht legal. Es wird erst etwas getan, wenn es bereits passiert ist. Na und? Wenn es mal passiert ist, kann es eh nicht mehr rückgängig gemacht werden und jeder kann sich ändern. Es muss nicht sein, dass der Gute immer gut bleibt. Auch er kann böse werden.
Und wieder Arima: Verurteile keinen Mörder, keine Krankheit, keinen Unfall, denn der Tod kommt immer im rechten Moment.
Freund Carlos ließ Don Juan auch sagen, dass es lächerlich ist, auf einen Menschen böse zu sein, der uns Böses angetan hat, denn auf einen reißenden Fluss, in den wir hineinfallen und in dem wir zu ertrinken drohen, sind wir ja auch nicht böse.
So viel dazu: Nichts persönlich nehmen! Und her mit der Anarchie! Der friedlichen, gewaltfreien Anarchie!