Schamanismus der Türken & Turkvölker

ancient

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Schamane


Ein Schamane (Xam) der Altai-Türken in der Mongolei, Anfang des 20.Jahrhunderts.
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Der Schamane (Kam) gilt selber nicht als heiliger Mensch. Er genießt lediglich den Respekt der Menschen weil er mit den Geistern in Verbindung steht. Daher darf er nicht etwa mit einem Priester verglichen werden. Für die tägliche Ehrung Tengri's und der Geister wird auch kein Schamane benötigt. Die Aufgaben des Schamanen bestehen meistens nur darin, das außer Kontrolle geratene Gleichgewicht wieder herzustellen und Krankheiten zu heilen. Es gibt unterschiedlich starke Schamanen. Je nachdem über welche Hilfsgeister sie verfügen, haben sie unterschiedliche Fähigkeiten. Man unterscheidet zwischen weißen und schwarzen Schamanen.
Schamanen trugen ein Gewand, das Manyak genannt wurde. Es musste ebenfalls aus Fellen von bestimmten Tieren hergestellt werden. Es war mit Knochen und Federn bestückt, die ihre Bedeutungen hatten. Schamanen und Schamaninnen hatten unterschiedliche Kompetenzen. Ein Schamane konnte nur bis zur dritten Ebene des Himmels gelangen, aber eine Schamanin bis zur fünften Ebene. Bei manchen Stämmen dürfen Frauen keine Schamanen werden, weil sie während der Menstruation als unrein gelten. Es gab auch sogenannte weiße und schwarze Schamanen, die unterschiedliche Heilkräfte hatten. Sie trugen entweder helle oder dunkle Manyaks. Schamanen wurden nach ihren Tod zum Körmöz (Geister mit Zauberkräften) [1].

Schamanenwerdung
Nach einer Sage hatte Erlik Khan den ersten Schamanentrommel gebaut und den erste Schamanenritual vollzogen. Das was die Schamanen von anderen Menschen unterscheidet ist, dass sie über die Seele eines verstorbenen anderen Schamanen verfügen. Diese (utha- / Körmös-)Seele begleitet den Schamanen und hilft ihm. In der Regel taucht die Seele eines alten Schamanen eines Tages plötzlich auf versetzt den Auserwählten in einen Zustand der Bewusstlosigkeit (Mediziner sprechen hierbei von einer Katalepsie, dass manchmal sogar mehrere Tage andauerte). In diesem Zustand hat der Auserwählte eine Vision, in dieser Vision muss er sich entscheiden ob er wirklich ein Schamane werden möchte. Die folgenden beiden Erzählungen sind die meist verbreiteten über diese Vision:
• Der Auserwählte begegnet dem Totem-Tier des Stammes. Dieses Tier hat meist ein Zeichen auf seinem Stirn. Es führt ihn zu dem Baum, von dessen Rinde er den Rahmen seines Trommels fertigen muss. Wenn er aus der Bewusstlosigkeit erwacht, geht der Auserwählte in den Wald, findet das Tier und den Baum aus seiner Vision und fertigt seine Trommel aus dem Fell des Tieres und der Rinde des Baumes.
• Die Seele des Hilfsschamanen führt den Auserwählten in das Himmelsreich und zerlegt seinen Körper in Einzelteile. Diese Teile müssen wieder zusammengeflickt werden damit er mit neuen Schamanen-Kräften auf die Erde zurückkehren kann. Wenn er sich weigert ein Schamane zu werden, stirbt er in seiner Katalepsie und wacht nie wieder auf.
Ein anderer Schamane der gerufen wird um dem „Kranken“ zu helfen erkennt sofort dass dieser nicht wirklich Krank ist, sondern zur Schamanenwerdung berufen wurde [1].

Aufgaben des Schamanen
• Krankheiten heilen: Die launen der Geister und der Seelen sind die Ursachen für Krankheiten.
• Mit Geistern in Kontakt zu treten, um sie um Schutz und Glück zu bitten.
• Regen-Ritual und Blitz-Ritual: Er muss die Energie der eingeschlagenen Blitze wieder in den Himmel schicken um das Gleichgewicht in der Natur zu wahren, und in Trockenzeiten um Regen beten/bzw. zaubern.
• Oba-Ritual: Kann mehrere Tage dauern, und ist für das Wohl des ganzen Stammes von Bedeutung.
• Wahrsagen: Er ladet einen Geist dazu ein in seinen Körper zu dringen. Der Geist spricht dann aus dem Körper des Schamanen.
Der Schamane tanzt und singt während seiner Arbeit und spielt dabei auf seiner Trommel und gibt sich damit selbst den Rhythmus für seine Bewegungen. Seine Kutte und seine Onguns (Totems) beherbergen die Geister die ihm bei seiner Arbeit helfen. Der Schamane hat auch oft einen kleinen runden Spiegel auf seiner Brust, der die Angriffe böser Geister abwehren soll, oder um sie zu blenden. Außerdem soll der Spiegel Energie aus dem Universum für den Schamanen einfangen. Schamanen haben auch oft einen langen Stock dabei, der das Pferd (oder anderes Tier) symbolisiert, auf dessen Rücken er in andere Welten reist. Manchmal haben Schamanen auch einen Fächer um damit Geister abzuwehren. In seltenen Fällen haben Schamanen neben der Trommel noch andere Musikinstrumente, oder Masken [1].
„..Der Höhepunkt der Schamanentätigkeit ist der Schamanenkampf zwischen einem guten / weißen und einem bösen / schwarzen Taltos (Name der Schamanen bei den frühen Ungaren), die beide in der Gestalt eines Stieres erscheinen. Der weiße Taltos erbittet in einer Furcht vor dem Kampf menschliche Hilfe. Sie wird ihm gegeben und besteht im durchschneiden der Sehnen des Gegners. Hier zeigt sich eine Ausprägung des dunklen Weltaspektes. Der gute Taltos kämpft entweder gegen eine Krankheit, um eine Abwehr einer Naturkatastrophe oder für günstiges Wetter.“.[8]

Schamanentrommel und Halluzinogene
Wenn ein anderer Bewusstseinszustand von nöten ist, hat der Schamane eine Vielzahl von Hilfsmitteln. Meistens benutzt er mehrere dieser Hilfsmittel gleichzeitig. Bei einem Ritual ist die Atmosphäre die ihn umgibt von großer Wichtigkeit. Viele Geister sind Nachts viel stärker als tagsüber. Die ihn umgebenden Menschen können seine Gebetsformeln laut wiederholen und ihm damit helfen. Kreisförmige Gemeinschaftstänze können ebenfalls Energie herbeiholen, oder den Schamanen in andere Welten befördern.
Das wichtigste Instrument für die Trance ist die Schamanentrommel. Es ist wissenschaftlich bewiesen das der sich immer wiederholende Rhythmus des Trommels in einer bestimmten Frequenz tatsächlich hypnotische Zustände auslösen kann. Die Trommel wird meist auf der Höhe des Kopfes oder des Oberkörpers gehalten, die Vibrationen des Trommels wirken somit stärker auf den Körper ein.
Schamanen verwenden auch oft alkoholische Getränke oder Tabak. Sie unterbrechen dann ihren Spiel auf der Trommel um diese Dinge zu konsumieren. Auch der Rauch mancher Pflanzen wie z.B. die des Wacholder's gelten als Halluzinogene, die dann ins Gesicht gepustet und eingeatmet werden. Der Rauch des Wacholder gilt sogar als heilig. Es wird geglaubt das es das Windpferd stärkt und die Geister erfreut. Ein sehr altes und starkes Hilfsmittel ist der Fliegenpilz. Der Schamane isst die getrockneten Pilze während der kurzen Unterbrechungen in seinem Ritual.
Das Erklimmen des Weltenbaumes ist eines der mehreren Wege die in die Ebenen des Himmels führen. Der Weltenbaum hat neun Äste. Der Schamane stimmt beim Erklimmen des Baumes einen Obertongesang an. Bei jedem Ast den er erklommen hat erhöht er die Fußnote seines Gesanges [1].



Gökbayrak: Himmelsflagge. Panturkistisches Symbol und Flagge der Uig*autom. Zensiert **autom. Zensiert **autom. Zensiert **autom. Zensiert *n im Westen der Volksrepublik China
Seit dem Zerfall der UdSSR wuchs das Interesse der Turkvölker Zentralasiens nach ihrer eigenen Vergangenheit und damit auch das Interesse am Tengrismus. Dies wurde in den 1990ern vor allem in Tatarstan und Russland und kurz danach auch in Kirgistan deutlich. Zuerst war von Bizneng-Yul (tatar. Unser Weg) und später von Tengirchilik (Tengrismus) die Rede. Mit der Zeit wurde die Bewegung institutionalisiert und organisiert. So entstand 1997 die tengristische Gesellschaft in Bischkek, dem nach offiziellen Angaben 500 000 Mitglieder angehören. Eine andere Organisation mit dem Namen Tengir-Ordo Foundation ist ein internationales Zentrum zur Erforschung des Tengrismus. Beide Organisationen werden von Dastan Sarygulov geleitet, der gleichzeitig auch ein Abgeordneter des kirgisischen Parlaments ist. Diese Bewegung trug mit einer Aufklärungskampagne dazu bei, daß auch in Kasachstan und anderen Turkrepubliken Interesse am Tengrismus erwachte. Die Ministerpräsidenten von Kasachstan und Kirgistan; Nursultan Nazarbayev und Askar Akayev erwähnen seitdem den Tengrismus immer wieder als den natürlichen und nationalen Glauben aller Turkvölker[9].
In der Mongolei heißt die Organisation des Tengrismus Golomt Center for Shamanist Studies. Diese Organisation wendet sich mit ihrer Aufklärungsarbeit, in der Hoffnung den Tengrismus auch im Westen zu verbreiten auch an die westliche Welt (u.a. mit der englischsprachigen Webseite tengerism.org[10]). Einige der antreibenden Kräfte dabei sind z.B. Dr. Sendenjaviin Dulam oder Prof. Dr. Schagdaryn die in weltweiten Universitäten Vorträge über den Tengerismus halten und sich für Interviews zur Verfügung stellen[11].
Die Verwendung von tengristischen Symbolen wie etwa die himmelsblaue Farbe oder die Abbildungen von alten Totemtieren scheinen in Zentralasien als nationale oder panturkistische Symbole wieder an Popularität zu gewinnen.
Bei den Jakuten ist eine moderne Version des Tengrismus verbreitet, die sie Ayy nennen.
Und auch in der Türkei scheint sich der Gök Tanry Dini, Tanricilik oder Tengricilik vor allem in intellektuellen Kreisen immer weiter zu verbreiten.

Forschung
Die Erforschung des Tengrismus ist deshalb nicht einfach, weil die tengristischen Stämme aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise immer in Bewegung waren, ständig fremden Einflüssen ausgesetzt waren und bis zum 6. Jahrhundert kaum schriftliche Zeugnisse auf lange haltbaren Stoffen hinterlassen haben. Ab dem 6. Jahrhundert sind zahlreiche alttürkische Inschriften auf Steintafeln erhalten die darüber Aufschluss geben was die alten Türken geglaubt haben. Aber die frühesten Erkenntnisse über diesen Glauben für die Zeit bis zum 6. Jahrhundert, müssen aus den frühen Literaturen der Kulturen entnommen werden, die im Laufe ihrer Geschichte mit türkischen Völkern in Kontakt gekommen waren und dies schriftlich festgehalten haben. Dazu gehören chinesische, persische oder arabische Quellen. In den meisten dieser Quellen wird das Unverständnis der damaligen Menschen wiedergegeben, die sich keine große Mühe geben, diesen fremden Glauben zu verstehen. Die Tengristen werden zum Beispiel als ungeheuerliche Barbaren in Hundegestalt dargestellt, die seltsame, gotteslästernde Dinge tun [2].
Der türkische Gelehrte Kasgarli Mahmut verfasste im 11. Jahrhundert ein türkisches Wörterbuch (Divan Lügat-ü Türk), in dem er den Ursprung türkischer Wörter erklärte. Darin sind auch sehr viele wertvolle Informationen über den vorislamischen Glauben der Türken enthalten. Er empört sich zwar in seinen Formulierungen immer wieder über die Ungläubigen, wie er sie nennt, aber sein Werk gilt bis heute noch als eine der zuverlässigsten Quellen bei der Erforschung des Tengrismus.
Heute beschäftigen sich zwar viele Forscher mit dem Glauben der alten Türken, aber diese sind sich bezüglich mancher wichtiger Details nicht einig und es sind sogar vollkommen falsche Interpretationen in Fachkreisen im Umlauf.

Im Zusammenhang zum Tengrismus :http://de.wikipedia.org/wiki/Tengrismus

http://www.tengerism.org/




Ein Schamane/Kam des sibirischen Turkvolkes der Saha (oder auch russ. Jakuten)
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Volksfest der Jakuten,Jakute in traditioneller Krieger-Rüstung,links hinter ihm ein Kam oder auch Gam (Schamane) :

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Junge Saha (Jakuten) Frauen bei einem Ritual :
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Jakutische Frau in einer Tracht:
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Eine Schamanin des sibirischen Turkvolkes der Tuva :
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Weitere Informationen :

Türkischer Schamanismus

Der türkische Schamanismus war der Glaube aller Turkvölker, bevor ein Teil dieser Völker daraus den Tengrismus entwickelte. Später schlossen sich die meisten großen Weltreligionen an. Vereinzelte noch naturverbunden lebende Stämme gehen diesem Glauben heute noch nach, beispielsweise manche Dolganen, Jakuten oder Altai-Türken. Sehr viele Bestandteile dieses Glaubens werden heute noch heimlich auch im Islam, Christentum, Judaismus ( Kiptschaken ), Buddhismus oder Taoismus der heutigen Turkvölker nebenbei als Aberglaube weitergeführt.

Der Schamanismus der Türken ist geprägt von Totemismus und Ahnenverehrung. Es gibt viele Götter und Göttinnen, Geister und Dämonen. Der Himmel und die Unterwelt haben jeweils sieben Ebenen, in denen unterschiedliche Götter und Geister hausen. Der Schamane reist in seiner Traumreise in diese Ebenen und begegnet dort den Göttern und Geistern. Er ist der Mittler zwischen den Welten.

Inhaltsverzeichnis

1 Totemismus der Türken
2 Die Schöpfung
3 Die Schamanen und Schamaninnen
4 Götter, Göttinnen und Geister
5 Ahnenverehrung
6 Opfergaben
7 Das Ayzit Fest


Totemismus der Türken

Im Gegensatz zum allgemein bekannten Totemismus (wie etwa die der Indianer Nordamerikas) war die Herleitung des eigenen Ursprungs vom Totem des Stammes nicht unbedingt ein fester Bestandteil im Totemismus der Türken. Das höchste und von allen Stämmen verehrte Totem war der Wolf. Er ist das Totem, das von allen türkischen Stämmen als Ahnvater angesehen wurde, aber es gibt auch wenige Ausnahmen. Neben dem Wolf hatte jeder Stamm noch andere Totems ( Ongun türk.: Totem ). Es gab ein Bewusstsein für Volk , Stamm und Großfamilie. Dementsprechend gab es für jede dieser Gemeinschaften ein Totem. Die Totem's wurden in der Jurte auf einem Tisch plaziert,daß in der nördlichen Ecke des Zeltes, hinter den Ofen gestellt wurde.Dieser Platz im Zelt galt als besonders heilig. Am Totem jedes Stammes konnte seine genaue Zugehörigkeit abgelesen werden. Totem's wurden aus Holz oder aus Filz hergestellt, später wurden Totems auch auf Fahnen dargestellt.

Die Schöpfung

Es gibt unter den Turkvölkern mehrere unterschiedliche Sagen über die Schöpfung. Die Verbreitetste von allen ist die vom Gott Kaira Khan.

Demnach gab es am Anfang nichts außer einem riesigen Meer namens Talay. Es gab kein Land, nicht einmal Himmel, Sonne, Mond und Sterne. Kaira Khan und ein Mensch fliegen über das Wasser (in manchen Quellen in Gestalt von Schwänen oder schwarzen Wildgänsen, oder auf diesen reitend). Der Mensch hält sich für etwas Besseres als den Gott, er neckt ihn mit kleinen Späßen. Er spritzt ihm das Wasser des Meeres ins Gesicht und taucht ins Wasser, um ihm seine Mut zu demonstrieren. Er verliert die Kontrolle und ertrinkt fast. Der Gott rettet ihn aus dem Wasser und läßt plötzlich einen Felsen aus dem Meer auftaucht. Sie setzen sich darauf.

Gott versteht, dass er Land erschaffen muss. Er befiehlt dem Menschen, ins Wasser zu tauchen und aus dem Grund Sand zu holen. Der Mensch ist hinterlistig und undankbar, er ahnt das Vorhaben des Gottes und versteckt beim Holen des Sandes in seinem Mund (bzw. im Schnabel) auch ein wenig für sich selbst, um sich sein eigenes Land zu erschaffen. Er folgt dem erneutem Befehl des Gottes und verstreut den Sand auf dem Wasser. Plötzlich entstehen Inseln, die rasant wachsen und zum Land werden. Aber auch der Sand im Mund des Menschen beginnt sich zu mehren. Seine Backen werden immer dicker, er droht zu ersticken und zu sterben. Kaira Khan befiehlt ihm, den Sand auszuspucken, damit er nicht stirbt. Aus dem Ausgespucktem entstehen (hässliche, überflüssige) Berge auf dem schönen Land, das vorher nur weite ebene Steppe war. Kaira Khan spricht: Du hast gesündigt und wolltest mich betrügen. Die Gedanken der Völker, die mich verehren, werden rein sein, und sie werden sich am Sonnenlicht erfreuen. Dein Name soll Erlik werden. Die Menschen, die Sünde begehen, sollen dein Volk werden. Kaira Khan lässt einen riesigen Baum auf einem Hügel mit neun Ästen wachsen. Unter diesem Baum sitzen Törüngey und Eje, die Urahnen aller Menschen.

Die Schamanen und Schamaninnen

Jede Gemeinde hatte einen Schamanen. Nach einer Sage hatte Erlik Khan den ersten Schamanentrommel gebaut und den erste Schamanenritual vollzogen. Schamane konnte entweder jemand werden, dessen ein Elternteil Schamane gewesen war, oder der nach dem Tod eines alten Schamanen einen bestimmten Traum hatte. Entweder durch eine extatische Zeremonie mit Trommeltanz, oder durch Bestimmung durch die Ahnen, gelangte der Auserwählte in die Traumwelt. Dort begegnete er dem Tier, aus dessen Fell er seine Trommel herstellen muss. Dieses Tier führt ihn zum Baum, von dessen Rinde er seine Trommel verwenden muss. Aus dem Traum erwacht geht der Auserwählte in den Wald, um das Gesehene in die Tat umzusetzen.

Schamanen trugen ein Gewand, das Manyak genannt wurde. Es musste ebenfalls aus Fellen von bestimmten Tieren hergestellt werden wie Luchse, Biber oder Eichhörnchen. Es war mit Knochen und Federn bestückt, die ihre Bedeutungen hatten. Schamanen und Schamaninnen hatten unterschiedliche Kompetenzen. Ein Schamane konnte nur bis zur dritten Ebene des Himmels gelangen, aber eine Schamanin bis zur fünften Ebene. Bei manchen Stämmen dürfen Frauen keine Schamanen werden, weil sie während der Menstruation als unrein gelten. Es gab auch sogenannte weiße und schwarze Schamanen, die unterschiedliche Heilkräfte hatten. Sie trugen entweder helle oder dunkle Manyak's. Schamanen wurden nach ihren Tod zum Körmöz (Geister mit Zauberkräften).

Götter, Göttinnen und Geister

Kaira Khan: Höchster Gott. Er haust im 7. Himmel und ist der Erschaffer allen Lebens.
Erlik Khan: Gott der Unterwelt. Er haust in der 7. Ebene der Unterwelt in einen Schloss aus grünem Eisen. Er hat sich in der Unterwelt eine Sonne erschaffen, die dunkelrot leuchtet. Er sitzt in einem Thron aus Silber. Ihm stehen 9 gesattelte Stiere zur Verfügung.
Ayzit: Liebes- und Schönheitsgöttin. Sie haust in der dritten Ebene des Himmels. In den extatischen, wirren Gebeten und Gesängen der Schamanen wird ihre blendende Schönheit beschrieben.
Aykýz: Mondgöttin. Sie haust gemeinsam mit dem Mond auf der 5. Ebene des Himmels.
Ülgen: ( bei [[Altaier]n auch Adakutay,bei Jakuten Ak Toyun ) Sohn des Kaira Khan.Kriegsgott.
Körmös: Die Körmös' sind Geister mit Zauberkräften. Es gibt Gute und Böse. Sie geleiten unter anderem auch die Toten in die Unterwelt.
Alasbatir: Gott der Haustiere.
Altay Han: Ein mächtiger Geist. Er haust auf dem Gipfel eines Berges.
Ancasin: Gott der Blitze.
Andarkan: Gott des Feuers. Eine Göttin der Pflanzen, bei den alten Kirgisen trug den selben Namen.
Arah: Eines der göttlichen Richter der Unterwelt, die über sündige Menschen richten.
Ayata: Gott des Mondes. Sitzt in der 6. Ebene des Himmels.
Buncak Toyun: Bewacht gemeinsam mit Buzul Toyun den Weg der im Himmel zum Schloss des grossen Kaira Khan führt.
Gölpön Ata: Schutzgott der Schafe.
Demir Han: Ein mächtiger Berggeist.
Erdenay: Götterbote. Er überbringt Nachrichten über gute taten der Götter an die Menschen.
Kambarata: Schutzgott der Pferde.

Türkischer Schamanismus

Ahnenverehrung

Die Herrscher (meist Khan genannt) galten als Heilige. Ihr Blut, das ebenso als heilig galt, durfte nicht vergossen werden. Der Khan wurde auch nach seinem Tod noch weiter verehrt. Er wurde manchmal zum Schutzpatron des Stammes, dem regelmässig Opfer dargebracht wurden. Mächtige Khane wurden nach ihrem Tod sogar zu Göttern.




Opfergaben

Es gab zwei Arten von Opfern; blutige und unblutige Opfer.

Blutige Opfer waren meist Pferde, Schafe, Rinder oder Rentiere. Beim Opfern eines Pferde mussten wichtige Regeln eingehalten werden, damit das Opfer seinen Zweck erfüllt. Dem Pferd durfte beim Töten kein tropfen Blut vergossen und keine Knochen gebrochen werden. Das Fell musste einschliesslich des Kopfes bis auf einen Schnitt am Bauch unversehrt bleiben. Das Opfer wurde in zwei Hälften geteilt und auf zwei Feuerstellen zubereitet. Dabei achtete man darauf, wie sich der Rauch verhält. Wenn der Rauch eines der Hälften steil gen Himmel stieg, wurde geglaubt, das diese Hälfte Gott zu überlassen ist. Es wurde einfach auf dem Feuer gelassen, bis nichts mehr da war.
Unblutige Opfer waren sonstige Lebensmittel, Genussmittel, Waffen, Haushaltsgeräte und auch sportliche Veranstaltungen wie traditionelle Ringkämpfe oder Pferderennen. Zum Beispiel ging man mit einer Schüssel voll Kumys, Milch, Ayran oder Yoghurt um die Jurte, wenn es bei einem Gewitter donnerte, um damit die Götter zu besänftigen. An der Stelle, an der ein Blitz eingeschlagen war, veranstalteten junge Männer einen Ringkampf, als Opfergabe an die Götter.

Das Ayzit Fest

Das Fest zu Ehren der Liebesgöttin Ayzit war eine sehr bunte und lustige Veranstaltung für die gesamte Familie. Man zog sich die besten Kleider an und kochte nur ganz besondere Feiertags-Gerichte. Dieser Fest wurde jeweils einmal im Frühling und einmal im Herbst gefeiert. Jene am Frühling wurde von einem weissen Schamanen und der im Herbst von einem schwarzen Schamanen geleitet. Der Höhepunkt des Festes bestand daraus, dass der Schamane 3 junge Männer und 3 junge Damen aussuchte und in einer Reihe aufstellte. Nach einem extatischen Trommeltanz am Feuer nahm er sie mit in eine imaginäre Traumreise in die 5. Ebene des Himmels. Sie flogen alle gemeinsam auf dem Rücken einer Wildgans in den Himmel zu Ayzit. Nur diejenigen, die keusch und rein waren, hatten Zutritt zum Schloss der Göttin. Ein Dämon bewachte die Tür und wies jene wieder zurück, die nicht mehr rein waren.

quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Türkischer_Schamanismus
 
Interessant!

Eine kleine Anmerkung. Die heutige Türkei, die "Türken", das osmanische Reich haben gar nicht so viel mit den Turkvölkern zu tun, sie sind eine Mischkultur (und -abstammung) wie die meisten (auch einstigen) großen Reiche. Mustafa Kemal hat bewusst eine Ahnenlinie überbetont, nicht zuletzt, um sich vom Großreich Osmans zu distanzieren.

Darum würde ich höchstens sagen: Schamanismus der "alten Türken".
 
Harser schrieb:
Interessant!

Eine kleine Anmerkung. Die heutige Türkei, die "Türken", das osmanische Reich haben gar nicht so viel mit den Turkvölkern zu tun, sie sind eine Mischkultur (und -abstammung) wie die meisten (auch einstigen) großen Reiche. Mustafa Kemal hat bewusst eine Ahnenlinie überbetont, nicht zuletzt, um sich vom Großreich Osmans zu distanzieren.

Darum würde ich höchstens sagen: Schamanismus der "alten Türken".

hallo,

Das ist auch nicht ganz richtig,das Osmanen-Reich wurde durch ein Turkmenen -Stamm der Kayi gegründet andere Turkstämme siedelten nachfolgend auch zur zeit Zeit der Selçuken in heutigen gebieten der Türkei an.Das Osmanen -reich umfasste Menschen jeden Schlags die einen wussten um ihre türkische Abstammung -die anderen bekannten sich zur Kultur -auch wenn manche andere Vorfahren haben und hatten-das ist auch heute noch so.
Meine beiden Familien besitzen eine nachvollziehbare Herkunft sie sind Übersiedler aus Bulgarien und Russland gehörten dort der türkischen Minderheit an,mein Grossvater ist ein Dobrudscha Tatare und ist erst in den 50ern in die Türkei übergesiedelt.

Wenn du dir die ausführlichen Texte über den Schamanismus der alten Türken durchgelesen hast,wirst du auch erfahren können das auch heute noch vereinzelte Turkvölker -wie die Tuva den Altai Türken oder auch die Saka in Sibirien genau diesen Schamanistischen Traditionen ihrer Vorfahren folgen und sie leben.
Die Mehrheit aller Turkvölker gehört heute anderen Religionen an,beispielsweise wurden die meissten Turkvölker im 10 .jahrhundert islamisiert,jedoch sind die schamanistischen Wurzeln nie verschwunden
sie sind im jeweiligen Kulturgut aufgegangen.Beispielsweise gibt es
Schutz-Talismane die man "Bonçuk" nennt -sie sind bei allen Turkvölkern verbreitet und werden auch genutzt -nicht nur als schmuck..,diese Talismane und auch unzählige anderen Eigenheiten ,der Aberglaube und bestimmten Handlungsweisen
entspringen uralter Schamanistischer Tradition die sich trotz Übernahme fremder Religionen erhalten hat.
So sagt mein Opa heute noch zum lieben Gott "Tänri" (Tengri) wenn er schimpft..

gruss

Berk Han
 
Vielen Dank, Ancient!! für die ausführliche Beschreibung!
Mein Mann, Türke, beschäftigte sich die letzten Jahre viel mit Turkmenistan und der schamanischen Herkunft der Turkvölker.
Werde etwas Rücksprache halten und mich dann wieder hier melden.

Übrigens finde ich sehr auffallend die Ähnlichkeit mit Indianern, auch in der Physiognomie! Da würde mich doch sehr interessieren, wo die gemeinsamen Wurzeln zu suchen sind. Räumlich sind sie ja in keiner Weise verbunden.

bis dahin-
Kali
 
Türk bezeichnet ursprünglich nicht Volkszugehörigkeit , sondern eine "Religion". Ihre drei Hauptmaximen waren:

1. Gott ist EINS
2. Die Seele ist aus Licht erschaffen (Nur= hl. Licht) und kehrt zum Licht zurück
3. der Mensch lebe edel (im Sinne von Gleichberechtigung und Mitgefühl)

Diese Aussagen beziehen sich auf ein Buch, welches der Staatspräsident von Turkmenistan, welcher auch Dichter und Schriftsteller ist, geschrieben hat "RUHNAMA"


Viele Elemente der türkischen Kultur basieren auf der vorislamischen, schamanisch geprägten Zeit. Auch das große Repertoire an Sprichwörtern und ein ausgeprägter "Aberglaube" stammt aus dieser Zeit.


Übrigens, das ist jetzt eine persönliche Beobachtung, muss auch Chakrawissen dagewesen sein. Denn mein Schwiegervater (über 100 Jahre alt), hat mir einmal gesagt, ich solle die Beine nicht übereinander legen und die Arme nicht verschränken, sonst könnten mir die Engel keine Geschenke machen...

Kali
 
Kalihan schrieb:
Vielen Dank, Ancient!! für die ausführliche Beschreibung!
Mein Mann, Türke, beschäftigte sich die letzten Jahre viel mit Turkmenistan und der schamanischen Herkunft der Turkvölker.
Werde etwas Rücksprache halten und mich dann wieder hier melden.

Übrigens finde ich sehr auffallend die Ähnlichkeit mit Indianern, auch in der Physiognomie! Da würde mich doch sehr interessieren, wo die gemeinsamen Wurzeln zu suchen sind. Räumlich sind sie ja in keiner Weise verbunden.

bis dahin-
Kali


hallo Kalihan,

nichts zu danken,gern geschehen:)

Eine gewisse Ähnlichkeit in Physiognomie wie auch Tracht ist vorhanden,die Wissenschaft spricht heute noch von alt-Asiaten
Wohlmöglich gab es sehr frühe Wanderungen über das Beringstrassen-Gebiet,auffälliger ist eine Übereinstimmung der alten Sagen und Bräuche.Der nord-amerikanische Indianer-Stamm der Anishinabek (Ojibway/Chippewa) benutzt für das Wort "Wolf" den Begriff "Miighan",Sprecher archaischer Dialekte der Turkvölker nutzen das Wort "Miigu" oder auch "Migii" mit der selben Bedeutung :Wolf
das Tier ist abgesehen von der verblüffenden Wort-Übereinstimmung auch ein häufig eine verbreiteter Totem bei Völker beider Kontinente.
Aus dem Grund haben sich Angehörige Künstler des "Anishinabek"(Ojibway/Chippewa) Stammes mit turk-sprachigen Künstlern aus Sibirien zusammengetan, um regen Austausch miteinander zu betreiben
dabei ist diese Seite entstanden : http://www.geocities.com/miighankurtco/auf der Seite sind ein paar interessante Artikel über die Parallelen der Sagen beider Völker zu lesen,unter anderem auch über eine traditionelle Geschichte die sich die Oji -Cree mit Turk-stämmen teilen ,"Iyash" & "Yasha" -
http://www.geocities.com/storyofiyash/
http://www.geocities.com/storyofyasha/index.htm

grüsse

Berk-Han
 
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Kalihan schrieb:
Türk bezeichnet ursprünglich nicht Volkszugehörigkeit , sondern eine "Religion". Ihre drei Hauptmaximen waren:

1. Gott ist EINS
2. Die Seele ist aus Licht erschaffen (Nur= hl. Licht) und kehrt zum Licht zurück
3. der Mensch lebe edel (im Sinne von Gleichberechtigung und Mitgefühl)

Diese Aussagen beziehen sich auf ein Buch, welches der Staatspräsident von Turkmenistan, welcher auch Dichter und Schriftsteller ist, geschrieben hat "RUHNAMA"


Viele Elemente der türkischen Kultur basieren auf der vorislamischen, schamanisch geprägten Zeit. Auch das große Repertoire an Sprichwörtern und ein ausgeprägter "Aberglaube" stammt aus dieser Zeit.


Übrigens, das ist jetzt eine persönliche Beobachtung, muss auch Chakrawissen dagewesen sein. Denn mein Schwiegervater (über 100 Jahre alt), hat mir einmal gesagt, ich solle die Beine nicht übereinander legen und die Arme nicht verschränken, sonst könnten mir die Engel keine Geschenke machen...

Kali

hallo Kalihan,

sehr Interessant:)

vorweg: "Ruhnama",verfasst von Saparmurat Türkmenbasi,ist ein wenig mit Vorsicht zu genießen,viele Turkmenen können von dem Menschen kein gutes Lied singen,
aber diese lebensmaximen sind trotz das sie,im "ruhnama" nicht wortwörtlich so stehen,lobenswert:)
hier noch eine erklärung zum terminus "türk" oder auch "turk :http://de.wikipedia.org/wiki/Turkvölker#Etymologie_Turk-.2FT.C3.BCrk-
was dein Schwiegervater dir geraten hat ,ist mir auch völlig vertraut;),
noch ein typisches Beispiel für anderen Aberglauben mit schamanistischen Wurzeln,"überkreuzte Klingen und Messer" bringen unfrieden,oder das "Wasser hinterher schütten" wenn jemand auf eine lange Reise aufbricht
"über -kopf" in die Ferne blicken bringt Unglück,nachts vor Eingängen liegen stört die Geister weil sie dort entlangwandeln,usw

grüsse

Berk Han
 
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