Hallo,
also meine Erfahrung ist hier ein wenig anders als Christians – obwohl ich mit ihm in vielen Dingen übereinstimme.
Für
TaiChi und
Yoga sehe ich beispielsweise zwei unterschiedliche Herangehensweisen – als Pole verstanden.
Einerseits kann TaiChi und Yoga zunächst wie körperliche Übungen gelernt werden, eine Art Gymnastik. Eventuell fällt das Wort „Energie“ auch nicht. Und irgendwann spürt man doch etwas und dann kommt es auf den Lehrer darauf an, wie er und ob er den Schüler in die Energiearbeit einführt.
Andererseits gibt es aber auch eine ganz anderer Herangehensweise. Mein TaiChi-Lehrer war beispielsweise auch ChiGong-Lehrer und das gesamte erste Wochenende ging es nur darum, Energie zu wecken, Energie in den Handflächen zu fühlen, die Dantien wahrzunehmen, verwurzelt und verankert zu sein.
Und aus diesen Energieerfahrungen heraus wurde dann der alte Yang-Stil gelehrt.
Yoga hatte ich hingegen zunächst in einem Fitness-Center kennen gelernt und dort war es nichts anderes als Gymnastik. Als einmal der Lehrer krank wurde und die Vertretung plötzlich mit Energie und den Chakren zu arbeiten begann, da wurde mir erst klar dass die Asanas zumindest immer auf mindestens ein Chakra zielen. Dann begann ich Yoga in einer Kundalini-Yoga-Schule zu lernen und lernte Yoga von Beginn an als Energie-Arbeit kennen.
Bei der
Meditation sehe ich mindestens drei Herangehensweisen (Pole).
Es gibt
1. die einen, die sich eigentlich nur Ruhe und Entspannung erhoffen. Sie praktizieren dann eine Meditationstechnik – besser wäre für dieses Ziel wohl autogenes Training – und dann kommt es immer wieder vor, dass diese Personen erschrecken, wenn sie mit aus dem Unbewussten auftauchenden Bildern oder mit vergangenen traumatischen Erinnerungen oder gar mit spirituellen Erfahrungen konfrontiert werden.
Dann gibt es –
zweitens - diejenigen, die meditieren, um spirituelle Erfahrungen zu erleben. Das ist oft eine Haltung, die sich grundsätzlich von einer Fun- und Erlebnis-Haltung nicht unterscheidet. Die Meditation wird eingesetzt, um spirituelle Erfahrungen zu „erleben“ und sobald diese spirituellen Erfahrungen dann tatsächlich eintreten, können sie nicht in die Persönlichkeit integriert werden. Man fühlt beispielsweise das Herz-Chakra vibrieren, dann taucht eventuell eine schmerzhafte Erinnerung/Blockade aus der Kindheit auf und nun bricht die Meditation zusammen. Oder man meditiert auf das dritte Auge, macht irgendwelche Erfahrungen und rennt anschließend in die Welt hinaus, um ihr von der Wahrheit zu berichten. Hier fehlt es an der spirituellen Entwicklung der Persönlichkeit, an Upekkha (wie man im Buddhismus sagt). Die Erfahrung überwältigt als Erlebnis die Person und es kommt schon im Ansatz nicht zur „Arbeit“ und „Entwicklung“.
Und die
dritte Herangehensweise scheint mir die, möglichst aus der Grundeinstellung heraus nicht an irgend welche spirituellen Erfahrungen anzuhaften, die auftauchenden Blockaden gleichmütig zu beobachten und anzustreben, mit der Energie zu arbeiten, ohne dass sich hierbei das Ego aufbläht - Energiearbeit und Persönlichkeitsentwicklung gehen Hand in Hand.
Bei
Reiki scheint es mir ebenfalls ambivalent. Meiner Ansicht nach gibt es doch immer wieder Menschen, die der Vorstellung anhaften, man könnte Reiki kaufen. Sie erhalten eine Einweihung und spielen dann ein wenig mit der Energie, aber die Persönlichkeit ist noch lange nicht so weit, mit Energie zu arbeiten.
Meiner Ansicht nach ist also vor allem die Herangehensweise entscheidend und es geht eigentlich weniger um die spezielle Richtung der Praxis. Aber jeder muss natürlich die spirituelle Praxis und die Herangehensweise finden, die ihm individuell liegt.
Der eine kann gleich beginnen, Energie zu wecken und mit ihr ernsthaft zu arbeiten. Ein anderer hält diese Energie für Hokuspokus, weil er sich entweder gar nicht darauf einlässt, da seine kognitive Landkarte dies von Beginn an nicht zulässt, oder der Leib ist so blockiert, dass es nicht zur Energieerfahrung kommt, obwohl die intellektuelle Bereitschaft vorhanden wäre. Und ein dritter ist kognitiv und leiblich offen, aber er beginnt an den Erfahrungen anzuhaften, wenn die Energie-Erfahrungen für ihn „angenehm“ werden, er driftet in Träume und Visionen ab, unverarbeitet Traumata und spirituelle Erfahrungen führen immer wieder zu Tiefschlägen im Leben, etc. etc.. Hier wäre - falls Geduld vorhanden - sicherlich erst einmal eine erdende Praxis förderlich.
So muss jeder seinen individuellen Weg finden und seine Entscheidungen selbst verantworten.
Liebe Grüße
E.