Reiki verstärkt beim Grad 1 die körperliche Wahrnehmung. Auch die an das körperliche Erleben gebundenen Gefühle machen sich dann stärker bemerkbar. Wenn man besonders sensibel ist, fällt es dann schwer, sich selber zu ertragen.
Ich denke es kommt davon, daß Menschen irgendeinen Quatsch hinter Reiki vermuten und daß es auch oft so erklärt wird. Reiki ist eine spirituelle Praxis, die man vor allem und zu allererst mal mit sich selber praktiziert. Und damit ist im ersten Grad eben das Handauflegen, das Ruhigwerden gemeint. Das Harmonisieren der Chakren und so weiter. Man bemerkt dabei vielleicht zum ersten Mal im Leben, wie "schief" alles in einem ist oder läuft. Zum Beispiel macht man das Schiefgelaufene dann an einer Reiki-Einweihung fest.
Reiki wird wegen seines buddhistischen Hintergrundes als universale Energie beschrieben. Das bedeutet daß es hier in der Energie selber kein Gut und kein Böse gibt. Reiki unterscheidet das schlichtweg nicht, es ist die Energie der Sonne und des Mondes, der Sterne eben, des Universums. Das Universum ist nicht gut und nicht schlecht, es ist ganz einfach nur vorhanden. So ist es das Ziel jeder buddhistischen Praxis, daß man zunächst mal lernt, leer zu werden und vor-handen zu sein und zu bleiben. Präsent.
Das Gegenteil von Präsenz ist so ziemlich, das wahrzunehmen, was Deine Freundin wahrnimmt. Es ist eben nicht jeder in der Situation, sich selber ertragen zu können mit dem, was in einem vorgeht und immer schon in einem vorgegangen ist. Wenn man das dann wahrnimmt, erschreckt das. Man fühlt sich der Energie ausgeliefert - dabei liefert Reiki einem nur eine bessere Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Energien, die man selber verursacht. Man könnte es als den klaren Hintergrund aller Energien betrachten, der nicht spürbar und nicht fühlbar, nicht sichtbar ist und auch nicht von Personen an Personen vermittelt werden kann. Sondern diese Energie ist ganz einfach schon da, vor allem was ein Mensch denken, tun oder unterlassen könnte. Man kann eh nicht verhindern, daß das Universum einen durchflutet, solange man lebt. So ist die Einweihung auch nur die Auffrischung der Erinnerung daran, daß eh schon alles vorhanden ist.
Im 2. Grad erhält man Symbole, mit denen man arbeiten kann. Da ist auch ein Geistheilungssymbol dabei, das einem ermöglicht, die Bewegungen der eigenen Psyche zu ordnen, die Bilder zu erkennen, die hinter den Bewegungen als Erinnerung an das eigene Leben liegen und die Bewegungen verursachen. Man "klärt sich selber" in diesem Prozess, der ein klassischer buddhistischer spiritueller Prozess ist. Wird er verwestlicht ausgefährt, kann er m.E. auch gar nicht gelingen. Denn wir sehen hier den Geist als Teil unseres Individualseins, im Osten tut man das nicht. Er ist dort eine vom individuellen Menschen unabhängige Grösse, den man bedienen lernen muss und der hinter allen Phänomenen steckt. Erlernt man dies, verschwinden die erlernten Bewegungen der Psyche, mit denen man nicht umgehen kann. Durch das Unterlassen der Reikipraxis wird man übrigens auch kaum erreichen, daß sich an der eigenen traumatisierten Psyche mal sichtbar was ändert. Wenn man also irgendeine ernsthafte Absicht in die eigene Einweihung gelegt hatte, dann sollte man andere Wege suchen, um das eigene Ziel zu erreichen. Betrachtete man Reiki als spirituellen Hype und erwartete Wunder, so war man eh auf dem Holzweg und für Reiki m.E. noch gar nicht bereit. Für jedwede ernsthafte spirituelle Praxis vermutlich noch nicht, denn es ist ja eh überall das Gleiche. Nicht dasselbe, aber das Gleiche. Ob Ki, Chi, Orgon oder weiß nicht was für ein Zeug: alles das Gleiche. Man kommt nicht drumherum, wenn man sich damit beschäftigen will. Nur die Zugangswege sind anders.
lg