Zurückliegende Themen bearbeiten

jarrah

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31. August 2005
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Hallo, bin neu hier und möchte Euch zu folgendem Thema befragen:

Oft höre ich, dass im "schlimmsten" Falle sich nach einer FA gar nicht ändert, es sich für den Aufsteller per "Gesetz" nie zum schlechteren wendet.

Nun habe ich damit die Frage: In dem Moment wo ein Thema aus einer zurückliegenden Generation erledigt wird, kann es doch durchaus sein, dass damit ein systemischer Ausgleich für eine noch weiter zurückliegende Störung im Familiensystem wegfällt.
Wie wirkt dann diese Ursprungs-Störung, die noch vorhanden ist und sich einen neuen "Ausgleich" sucht?

Danke für Eure Antworten.
J
 
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jarrah schrieb:
In dem Moment wo ein Thema aus einer zurückliegenden Generation erledigt wird, kann es doch durchaus sein, dass damit ein systemischer Ausgleich für eine noch weiter zurückliegende Störung im Familiensystem wegfällt.
Wie wirkt dann diese Ursprungs-Störung, die noch vorhanden ist und sich einen neuen "Ausgleich" sucht?
es zeigt sich in der regel, dass ein thema nicht gelöst werden kann, wenn es noch in eine verstrickung eingebunden ist. das zeigt sich nach meinen erfahrungen recht deutlich - wenn z.b. es den stellvertretern schwerfällt, die lösung zu nehmen. das kann immer abgetestet werden ... und es wird halt dann problematisch, wenn ein aufsteller versucht, druck auf das auszuüben, was er für die lösung hält. dann wirkt sich aber auch nicht die zurückliegende störung aus, sondern auch die aktuelle "lösung" ist nur die fiktion einer lösung.

vorsicht bei vermutungen von kausalzusammenhängen - etwa "A löst B löst C löst D aus". das sind in der regel projektive konstrukte, mutmaßungen, und die seele schert sich in der regel kaum um kausalzusammenhänge. deswegen ist es in meinen augen auch so problematisch, in der analyse von aufstellungen das wort "weil" zu verwenden ... etwa: "du hast das so empfunden, weil dein großvater suicid begangen hat". eine verstrickung mit einem solchen systemischen geschehen ist eben kein kausalzusammenhang - wäre es so, dann brauchte es ja auch keine aufstellung, sondern es ließe sich mit dem kopf erledigen: zusammenhänge herstellen - einsicht eröffnen - lösung in die wege leiten. das ist aber nicht systemik, das ist klassische psychomechanik.

matthias varga von kibed sagte mal in´einem seminar auf die frage, wie denn das wort "systemisch" zu formulieren wäre: "ich kann das nicht absolut definieren, sondern nur relativ, indem ich auf unterschiede achte. eine lösung ist umso systemischer als eine andere, je weniger sie auf kausale begründungen angewiesen ist."

und so kann eine kurz zurückliegende störung eben im system gelöst werden ... und wenn gelöst wird, dann nicht entlang eines zeit-ursachen-vektors, sondern systemisch. im system. nach vorn und hinten. in alle richtungen. aber nicht immer vollständig... die lösung einer zwiebelschicht kann die sicht auf eine andere zwiebelschicht freilegen. das ist dann etwas ganz anderes.

alles liebe, jake
 
jarrah schrieb:
Hallo, bin neu hier und möchte Euch zu folgendem Thema befragen:

Oft höre ich, dass im "schlimmsten" Falle sich nach einer FA gar nicht ändert, es sich für den Aufsteller per "Gesetz" nie zum schlechteren wendet.
Hab ich bis jetzt noch nie gehört - und von welchem Gesetz genau sprichst du jetzt?

jarrah schrieb:
Nun habe ich damit die Frage: In dem Moment wo ein Thema aus einer zurückliegenden Generation erledigt wird, kann es doch durchaus sein, dass damit ein systemischer Ausgleich für eine noch weiter zurückliegende Störung im Familiensystem wegfällt.
Wie wirkt dann diese Ursprungs-Störung, die noch vorhanden ist und sich einen neuen "Ausgleich" sucht?
Ich glaub, da liegt ein kleines Mißverständnis vor - es wird - in meinem Verständnis und meiner Praxis von Aufstellungen - kein Thema aus einer zurückliegenden Generation "erledigt" - der Klient kommt mit sich ins Reine im Umgang mit Themen, die es aus der Vergangenheit übernommen hatte.

Ist so wie immer im Leben
ich hab jederzeit 2 Möglichkeiten, wenn mir etwas an meiner momentanen Situation nicht be3hagt
==> ich kann die Situation ändern
==> wenn das nicht möglich ist, kann ich noch immer meine Einstellung zur Situation ändern

Und genau um das Zweite geht es in einer (in meinen) Aufstellung(en) - dass der Klient aus einem anderen Blickwinkel auf eine der möglichen Wurzeln seiner Probleme schauen kann - und dass er das Feedback der Repräsentanten bekommt, ohne dass er es (unbewusst) beeinflussen kann.
 
Hallo Jake,

viele Dank für Deine Antwort. Dein Zwiebelschichten-Vergleich gefällt mir ziemlich gut... Ich muß den nochmal genauer durchdenken. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, das sich der Aufsteller (Fragesteller) aus den Verstrickungen lösen muß, um sich selbst freier zu machen. Mein Verständnisproblem beruht wohl auf meiner Annahme, das Störungen im System sich zwangsläufig auf alle Elemente auswirken müssen, was offenbar nicht so der Fall sein muß. So wie ich aus Deiner Antwort lese, kann eine einzelne Person durchaus ihr spezielles Thema lösen bzw. zur eigenen Zufriedenheit bearbeiten, ohne gleich das Gesamtsystem auf allen Ebenen wieder "zurecht rücken" zu müssen.

Danke nochmal, J
 
Hallo ChrisTina,

auch Dir herzlichen Dank für die Antwort.

Ich habe mich nicht auf ein Gesetz im üblichen Sinne bezogen, mit Paragraphen und so. Daher in Hochkomma. Es ist eher eine generelle Aussage, dass sich die Situation des Fragestellers nach / durch eine FA nicht verschlechtern kann, auf diese Person und ihr rein subjektive Empfinden bezogen. Ich habe auf Fragen diesbezüglich von Aufstellungsleiterinnen und Stellvertretern immer ein "Das ist so" als Antwort bekommen. Daher "Gesetz", oder Regel, oder göttliche Gnade.... wie auch immer man es bezeichnen möchte. Ich wollte die Gültigkeit dieser Aussage hinterfragen, da ich oft nicht weiß, bis zu welchem Punkt man gehen darf und zu welchen Themen man aufstellen kann, insbesondere aus der Sorgfaltspflicht dem Klienten gegenüber.

Zum Thema "Erledigen"
Ich habe oft Fragestellungen in der Form "Was muß erledigt werden, damit .... " als Ausgangspunkt für lösungsorientierte Aufstellungsarbeit gesehen. Und in diesen Fällen werden tatsächlich nicht eigene (selbstverursachte) Verstrickungen gelöst, sondern Situationen der Eltern-/ Großelterngeneration bearbeitet. Aus Deinen Ausführungen lese ich, das es gar nicht ums Erledigen geht, aber da haben wir wohl verschiedene Erfahrungen gemacht.

Schönen Gruß, J
 
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jarrah schrieb:
So wie ich aus Deiner Antwort lese, kann eine einzelne Person durchaus ihr spezielles Thema lösen bzw. zur eigenen Zufriedenheit bearbeiten, ohne gleich das Gesamtsystem auf allen Ebenen wieder "zurecht rücken" zu müssen.
damit wäre die einzelne person auch heillos (im engeren wortsinn) überfordert - genau das zeigt sich ja oft als problem. es wird etwas übernommen, was ich gar nicht zu tragen habe. die lösung: "ich gebe dir, was zu dir gehört, und nehme nur das, was zu mir gehört." das ist nicht abschieben oder verweigern, sondern das anerkennen der kraft und würde von anderen, ihre dinge selbst zu erledigen. und es befreit für die eigene verantwortung.

alles liebe, jake
 
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