WUT und Zorn vermeiden?

Beim mich aufregen über Dinger, die mein Vater während der letzten Jahre gebracht hat,
ist mir klar geworden, daß dieses Aufregen / Wütendsein eine Funktion hat, also quasi
mir etwas ersetzt oder auf etwas hinweist. Und zwar fehlt es mir von ihm ja immer schon
an Anerkennung, Lob, irgendwas Positivem eben (das Wort Liebe gar wäre völlig abwegig).

Im Gegenteil, es kam ja dauerhaft immer bloß genau Gegenteiliges, Negatives von ihm,
von klein an. Zu behaupten, daß ich daran Schuld sein könnte, wäre wohl grotesk. Aber
darum gehts mir jetzt auch gar nicht. Bemerkt habe ich also, daß mein Wütendsein dann
eine dicke Portion "kriegt nicht endlich mal jemand mit, was für ein Scheiß hier abläuft!?"
enthält. Wer ruhig und still ist, der wird nicht wahrgenommen. Aber wenn einer rumrastet
und laut wird, dann hört und sieht man ihn und fragt sich "wasn da los?" Es ist also sowas
wie ein Schrei nach Hilfe, selbst, wenn überhaupt niemand außer ihm und mir zugegen ist.

Das läuft ja nicht über bewußtes Denken ab, sondern passiert wie von allein. Von daher hat
der Guru aus dem Anfangsvideo schon recht, wenn er sagt, man soll dem Verstand etwas
mehr Aufmerksamkeit widmen. Daß ich das nämlich alles in Ruhe durchdenke und mir klar
mache, daß ich mein eigentliches Ziel (Hilfe zu kriegen und daß da mal jemand eingreift)
auf die Wütend-Art nicht erreiche, sondern bloß mir selber gesundheitlich massiv schade.

Weiter gehts dann wohl mit Gedanken wie daß da eben Hopfen und Malz verloren sind und
nix zu wollen ist und ich mein eigenes Leben und meine eigenen lieben Menschen habe
und daß DAS zählt und nicht ein alter Mann, der eine zutiefst arme innerlich kranke Sau ist.

Es hilft kolossal, das komplett zu Ende zu denken. Das Fühlen zieht da von selber mit. Es
braucht dafür zwar etwas Übung, besser gesagt eine ganze Reihe von Wiederholungen, aber
es wird immer sicherer und gewisser. Was über 50 Jahre verkorkst war, muß nicht in Wochen
heile Gänschen sein. Soviel Zeit wirds jetz auch noch haben. Auf jeden Fall tut sich was.

Wenn einem Kind Unrecht widerfährt, und niemand in der Umgebung das wahrnimmt, das ist schlimm. Und dann hat es ein Recht auf "hilflosen Zorn".
Was bleibt ihm denn sonst....
Schön, dass Du Deine wirklich Lieben um Dich hast.
Und schön, dass Du "auf dem Weg" bist :)
 
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@Yogurette , deine Geschichte kommt mir sowas von bekannt vor.
Ich hatte auf meinen Vater oft so eine Wut, dass ich ernsthaft überlegt habe, weit weg zu ziehen.
Da ich die Wut nicht herauslassen konnte, hab ich immer wieder Depressionen bekommen, eine typische Reaktion auf mentale Überforderung bei mir.
 
Ich hatte auf meinen Vater oft so eine Wut, dass ich ernsthaft überlegt habe, weit weg zu ziehen.
Da ich die Wut nicht herauslassen konnte, hab ich immer wieder Depressionen bekommen, eine typische Reaktion auf mentale Überforderung bei mir.

das Wegziehen, was ich ja auch gemacht hab, war auch nicht die Lösung.
diese früh angelegten Schädigungen oder Verformungen, die wirken sich
ja insgesamt aus, in verschiedenen Lebensbereichen und egal, wo man ist.
und ab und zu wird mal was getriggert, was einem dann genauso krass zu
schaffen macht, als wäre man noch zuhause und wieder dem Ursprungs-
problem ausgesetzt. (unmöglich, alles hier aufzudröseln, drum bleibt das
Geschriebene recht vereinfacht, aber einigermaßen kommts scho hin.)

dieses "Wutzulassen" oder "Wutrauslassen" ist ja schön und gut.
das kam mir aber nie wie das Zentrum des Problems vor.
ob ich nun rausgelassen habe oder nicht, Willkür und Ungerechtigkeit
und Mißbrauch in verschiedener Form sind immer wieder einfach übel.
nichts dagegen tun zu können, ohne zum Serienkiller zu werden, ist kein
schönes Lebensgefühl. und immer weggehen kann man auch nicht.
jetzt wird wieder das Thema Resilienz kommen. ja, die brauchts wohl.

und sich dieses kindliche "warum sind die so zu mir?" abzuschminken,
ist auch nicht so easy wie es klingt. manche Menschen sind eben so.
das kann eine Trauer machen, die man dann wohl Depression nennt.
fragt sich nur, WER krank ist: die, die sowas wahrnehmen und darunter
leiden, oder die, die sich erfolgreich = hart genug mit solchen Zerrformen
des Menschseins arrangieren und den weniger Harten obendrein auch
noch sagen "mit EUCH ist was nicht Ordnung, weil ihr leidend seid".
 
das Wegziehen, was ich ja auch gemacht hab, war auch nicht die Lösung.
diese früh angelegten Schädigungen oder Verformungen, die wirken sich
ja insgesamt aus, in verschiedenen Lebensbereichen und egal, wo man ist.
und ab und zu wird mal was getriggert, was einem dann genauso krass zu
schaffen macht, als wäre man noch zuhause und wieder dem Ursprungs-
problem ausgesetzt. (unmöglich, alles hier aufzudröseln, drum bleibt das
Geschriebene recht vereinfacht, aber einigermaßen kommts scho hin.)

dieses "Wutzulassen" oder "Wutrauslassen" ist ja schön und gut.
das kam mir aber nie wie das Zentrum des Problems vor.
ob ich nun rausgelassen habe oder nicht, Willkür und Ungerechtigkeit
und Mißbrauch in verschiedener Form sind immer wieder einfach übel.
nichts dagegen tun zu können, ohne zum Serienkiller zu werden, ist ja
kein schönes Lebensgefühl. und immer weggehen kann man auch nicht.
jetzt wird wieder das Thema Resilienz kommen. ja, die brauchts wohl.

und sich dieses kindliche "warum sind die so zu mir?" abzuschminken,
ist auch nicht so easy wie es klingt. manche Menschen sind eben so.
das kann eine Trauer machen, die man dann wohl Depression nennt.
fragt sich nur, WER krank ist: die, die sowas wahrnehmen und darunter
leiden, oder die, die sich erfolgreich = hart genug mit solchen Zerrformen
des Menschseins arrangieren und den weniger Harten obendrein auch
noch sagen "mit EUCH ist was nicht Ordnung, weil ihr leidend seid".

Was in einem pervertieren System als "gesund" oder "krank" gilt, kann man generell hinterfragen.
Der deppressive oder angstgeplagte Mensch kann ein sehr gesundes "Symptom" einer kranken Gesellschaft sein.
Ein Signal, das (noch) nicht verstanden wird.
Mir hat geholfen, mich mal zu fragen, was ich eigentlich unter "gesund" oder "krank" verstehe - ich persönlich.
Und da ergaben sich dann völlig andere Sichtweisen.
 
Für all die, die viel Text mögen, hier einen Artikel gefunden, in dem auch auf Wut eingegangen wird:

Den Schmerzkörper loslassen und heilen
In Deinem Schmerzkörper sind all Deine Wut, Traumas und das ganze erlebte Leid gespeichert. Den Schmerzkörper zu unterdrücken und seine Gefühle nicht spüren zu wollen, verursacht unsägliches tägliches Leid. Daher ist es wichtig, dass Du Deinen Schmerzkörper heilst und loslässt.

https://www.urantia-aufstieg.info/den-schmerzkoerper-heilen-und-loslassen/

samt Video

 
Danke, dass du uns hier deine Geschichte mitteilst.

Es kostet manchmal eine Portion Überwindung anderen zu beschreiben, was in einem vorgeht.
Beim mich aufregen über Dinger, die mein Vater während der letzten Jahre gebracht hat,
ist mir klar geworden, daß dieses Aufregen / Wütendsein eine Funktion hat, also quasi
mir etwas ersetzt oder auf etwas hinweist. Und zwar fehlt es mir von ihm ja immer schon
an Anerkennung, Lob, irgendwas Positivem eben (das Wort Liebe gar wäre völlig abwegig).
Es sind Emotionen – sich aufregen, wütend sein, zornig sein – und sie sind vollkommen berechtigt.

Ich kann Parallelen erkennen zu anderen Emotionen, eigenen Emotionen.

Wenn du sie fühlst, spürst, sie sich in deinem Leben zeigen, es dir schwer machen, dich innerlich zerreißen, du irgendwann davon läufst, dich dem beugst, weil du keinen andere Weg findest, sie sich im Körper festsetzen, sie wehtun, sie einen krank machen, sie in Abhängigkeiten führen…..und du erkennst, dass es etwas mit dir zu tun hat, dann bist du auf dem Weg der Erkenntnis.

Warum?

Weil du erkennst, dass etwas seit der Kindheit (oder auch schon vorher – also seit der Schwangerschaft) nicht in Ordnung ist. Es zeigt sich in Verbindung mit den eigenen Eltern. Es ist entweder der Vater, der zu einem selbst nicht gerecht ist oder es ist die Mutter, die einem die nötige Aufmerksamkeit nicht schenkt oder irgendwelche Erwartungen stellt.

Wenn wir ein Kind sind, auf die Welt als Kleinkind kommen, dann benötigen wir Sicherheiten. Das sind emotional wie auch körperlich und zwar von der Mutter. Wir benötigen die emotionale Nahrung wie auch die körperliche Nahrung. Als Kleinkind können wir nicht unterscheiden, was davon was ist.

Wenn wir körperlichen Hunger verspüren, weinen wir. Das ist der echte Hunger, der nach Muttermilch verlangt.

Wenn wir emotionalen Hunger verspüren, weinen wir ebenfalls. Das ist auch ein echter Hunger aber nicht der der körperliche, der vom Magen kommt, sondern wir haben vielleicht Angst, fallen gelassen zu werden, sind eben allein und brachen eben Zuwendung, fühlen uns verlassen, und benötigen die bekannte körperliche Wärme oder Stimme der Mutter, die ja das Baby oder Kleinkind hält, wärmt, stillt, ernährt usw.

Das ist so natürlich für einen Menschen, also sollte es natürlich sein. Das ist auch so grundlegend und jeder, der auf die Welt kommt, hat das recht darauf. Es ist also unser Geburtsrecht.

Dann kommt noch ganz etwas Entscheidendes, wir bringen immer etwas mit auf die Welt. Wir sind ja keine Roboter, die zum X-ten Mal das selbe Thema und das selbe „Ding“ auf die Welt mitbringen, nein. Wir sind fühlende Wesen und bringen etwas Besonders auf diese Welt mit.

Das sind am Anfang Gefühle und Emotionen. Sie werden entweder von unseren lieben Eltern oder auch Erziehenden wahrgenommen und zugelassen oder sie werden nicht verstanden. Mit dem Akt, des „Nicht Verstehens“ geschieht etwas fundamentales in uns als Kind, wir fühlen uns nicht geliebt. Dadurch, dass wir versucht haben etwas zu sein, wer wir sind oder was wir sind indem wir das leben wollten. Wir wollten einfach so anerkannt werden, mit den Gefühlen und Emotionen, die wir mitgebracht haben und sie zeigen und leben wollten.

Das hat aber in das Weltbild unser Eltern oder Erziehende nicht gepasst. Sie haben das nicht verstanden und deswegen uns keine Aufmerksamkeit geschenkt.

Und ein Kleinkind versteht das als Entzug der Liebe, Entzug des Geburtsrechts.

Und ein Kleinkind entwickelt innerlich sofort zwei Pole, zwei gegenseitige Gefühle. Das ist Einmal das natürliche Gefühl, natürliche Emotion, das „ungeliebte Kind“. Und der Gegenpol, das unnatürliche Gefühl und unnatürliche Emotion aber das „geliebte Kind“.

Was sind jetzt „geliebtes Kind“ und „ungeliebtes Kind“?

Das geliebte Kind ist ein Zustand, wo wir als Kleinkind die fehlende Liebe der Eltern trotzdem erhalten indem wir uns anpassen, dadurch zwar verstellen aber mit dem Hintergedanken, so wie ich dann werde, wie andere mich sehen und haben wollen, so werde ich, damit sie mich lieben.

Das ungeliebte Kind ist ein Zustand, wo das Kind zwar eben anders ist, wie zornig, wütend, aggressiv, hat auf etwas keine Lust, schlechte Laune, emotionale Hunger, körperlichen Hunger, usw.

Dieser Zustand des ungeliebten Kindes wird immer als störend angesehen, das will man nicht, das passt nicht, das macht man nicht.

Und das geliebte Kind möchte es nicht, es distanziert sich am besten davon und es lehnt es ab.

Die Emotionen sind aber immer im Jetzt-Zustand.
 
vermeiden?
Wenn es geht solche Situationen zu vermeiden, ja, wenn nicht, rauslassen, nur nicht runterschlucken, verdrängen....u.s.w.

LG
 
Gerade im Laden hatte ich echt Schwierigkeiten meine Wut über die Lebensmittelpreise nicht rauszulassen, dann wären ein paar Regale aber zu Bruch gegangen. Es siegte die Vernunft, denn kaputte Regale bedeuten noch weniger Produkte im Laden und die Vorhandenen werden dann noch teurer.

Vorsicht: Beitrag enthält Spuren von beabsichtigten Zynismus. :lachen:
 
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wenn er sagt:

"wir selber erschaffen Ärger und Wut!, dann finde ich, dass da was dran ist

ja, aber allgemein entsteht Wut ja aus verdrängten, nicht gelebten Gefühlen, wie er sagt, man hat es in sich drin, wird nur im Aussen ausgelöst, was jedes mal eine Gelegenheit bietet es zu bemerken und aufzulösen, resp. sich dessen bewusst zu werden, danach braucht es den Auslöser nicht mehr.

Wütende Menschen sind in der Regel Gefühlsverdränger.
 
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