Wo bleibt meine Trauer?

Lucille

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29. Januar 2006
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734
Hallo ihr Lieben,

ich lese hier so viele berührende Worte über den Umgang mit Trauer, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat.

Umso seltsamer mutet euch wahrscheinlich mein Anliegen an:

mein Vater ist schon vor vielen Jahren gestorben. Ich habe ihn sehr geliebt, es gab auch keine schwerwiegenden Konflikte. Ganz im Gegenteil. Er war ein sehr fürsorglicher Mensch, der alles für mich und meine Geschwister getan hat. Gefühle zeigen war nicht seine Stärke, aber mit einem Blick auf sein Elternhaus konnte er nicht anders sein.

Wie gesagt, ich habe ihn geliebt (tue es immer noch), er fehlt mir auch. Aber ich habe seinen Tod niemals, auch nicht unmittelbar, beweinen können.
Mir fehlt die "gesunde" Trauer um meinen Vater.
Sie fehlt mir wirklich, auch wenn das eigenartig klingt.
Je mehr Zeit vergeht, desto intensiver bin ich mir dessen bewusst.

Vielleicht habt ihr einige Gedanken dazu, alleine komme ich nicht weiter.

LG
Lucille
 
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Hallo Lucille,

herzliches Beileid erstmal...

für mich habe ich die Erfahrung gemacht, das sich jede Trauer anders anfühlt.
Nicht jede ist laut und schluchzend.
Ist es möglich, das es hier auch so ist? Vieleicht leise, zart, bedauernd, seufzend?

Eine andere Möglichkeit wäre, das du noch nicht so weit bist.
"Alles hat seine Stunde" ist schon ein wahrer Spruch.

Wenn dies so ist, wirst du merken, wann es ein Thema wird.

Jede Trauer ist anders...

liebe Grüße
kaffesahne
 
vielleicht weiss dein unterbewusstes dass es ihm gut geht ...
Deshalb weinst du nicht .. trauer ist ja nicht wenn man weint ...

trauer ist schon alleine ein gedanke an etwas was einem lieb war oder nicht, und das einem fehlt ...

ich denke nicht dass du die trauer unterdrückst, nur weil er "schlecht" oder "gut" war ...

Ich denke du weisst dass es ihm gut geht, das habe ich shcon oft gehört ...

Mfg
 
jeder mensch geht mir trauer anders um. der eine schreit sie laut in die welt, der andere trägt sie still in sich.

"leichter" haben es wahrscheinlich die lauten. denn sie finden mehr "gehör" und mitgefühl der umwelt. wohingegen der stille eben ganz auf sich alleine zurückgeworfen bleibt, vielleicht sogar wegen seiner fehlenden tränen noch schief angemacht wird.

es kann sein, dass eines tages alle die tränen aus dir herausbrechen, die du bisher nicht geweint hast. dann solltest du sie auch alle zulassen und nicht versuchen zu stoppen. es kann aber auch sein, dass sie sehr lange nicht kommen oder ganz wegbleiben.

ein gutes stück wie man mit gefühlen umgeht ist erlernt. bei deinem vater schon und ebenso auch von dir. ein anderer teil ist einfach das was man so üblicherweise als charakter bezeichnet. vermutlich bist du auch sonst ein mensch der sein herz nicht auf der zunge trägt.

wie die anderen schon sagten, es geht ihm jetzt gut und er ist wann immer du an ihn denkst auch in deiner nähe.
behalte ihn einfach in lieber erinnerung.
 
Liebe Lucille,

ich würde mich nicht zu sehr mit dem Gedanken "wann kommt die Trauer" befassen; Wie hier schon mehrmals erwähnt, geht jeder mit Trauer anders um. Manche schreien, weinen und lassen es heraus, andere wiederum kehren in sich hinein.

Ich hab schon viel in meiner Kindheit miterlebt, und konnte nie wirklich weinen; Hab auch nie darüber gesprochen, hab immer alles verdrängt; Als mir aber dann mein liebster Schatz durch einen Unfall genommen wurde, brach alles heraus. Dann ging das "Süppchen" über und ich war so weit, dass ich mir das Leben nehmen wollte;
Ich möchte Dir sagen, dass ich es toll finde dass Du darüber reden kannst; das ist ein großer Schritt; Falls du nie wirlich weinen kannst, zerbrich dir bitte auch nicht den Kopf, denn jeder verarbeitet seine "Trauer" anders.
Aber bitte friss es nicht hinein- wenn es dir schlecht geht; rede mit Freunde über Deinen Schmerz, und was du fühlst; Hör auf Dein Inneres!
Was auch immer sehr gut tut,.. ist es nieder zu schreiben,...

Alles Liebe
und viel Kraft
 
Ich danke euch sehr für eure Beiträge!

kaffesahne
"Alles hat seine Stunde" ist schon ein wahrer Spruch.

Das ist ein schöner Spruch, ja.
Auch auf andere Lebensbereiche bezogen drückt er meine große Herausforderung, nämlich das Erlernen der Geduld, aus.


poltergeistluxx
Ich denke du weisst dass es ihm gut geht

Ich denke mal, das muss wohl so sein, da er ein äußerst gütiger Mensch war. Diese "guten Bilder" dienen allesamt dazu, uns mit der eigenen Endlichkeit zu arrangieren.


wahya
ein gutes stück wie man mit gefühlen umgeht ist erlernt. .... vermutlich bist du auch sonst ein mensch der sein herz nicht auf der zunge trägt.

Das stimmt, der Umgang mit Gefühlen wird geprägt, obwohl ich das lange nicht glauben konnte. Ich bin in vielem so geworden wie meine Eltern, das kommt mir nach und nach immer mehr zu Bewusstsein.

Ein "lustiger" Zufall: gestern erhielt ich von meiner Mutter einen Brief, in welchem sie mir wörtlich schrieb: "... du bist, wie ich, ein Mensch, der sein Herz nicht auf der Zunge trägt."!


AnGeL0306
Hör auf Dein Inneres!

Das versuche ich, aber es ist sehr schweigsam ...

Dein kurzer Bericht war sehr berührend, danke dafür. Du hast viel Leid erlebt und bist vielleicht gerade deshalb in der Lage, anderen Stärke zu vermitteln. Hattest du therapeutische Hilfe?

* * *

Trotzdem ... es geht mir nicht darum, dass ich meiner Trauer keinen Ausdruck verleihen kann.
Für mich ist es schlimm, dass ich die Trauer nicht wirklich FÜHLEN kann. Das verwundert mich selbst umso mehr, als dass ich ansonsten ein über das Maß hinaus empathischer Mensch bin. Wenn es jemandem schlecht geht, dann fühle ich das, auch oft gegen meinen Willen, denn diese Art des Mitfühlens zieht mich oft genug selbst runter.

Es ist wirklich schwer, das auszudrücken, was ich meine. Ich möchte, dass sich meine Empfindungen im Rahmen einer gewissen Norm bewegen. So aber ufern sie in beide Richtungen aus: hier zu wenig, dort zu viel.

Danke euch für's Lesen und Antworten.:)

LG
Lucille
 
Liebe Lucille,

halte inne... vielleicht wäre für dich ein "Rückzug" gut..
irgendwo.. wo du "alleine" bist.. alleine für dich.. für deine Gedanken..

Ich glaube schon, dass du die Trauer fühlen kannst....

.... wenn du es möchtest...

Alles Liebe,
Waldfee
 
Hallo ihr Lieben,

ich lese hier so viele berührende Worte über den Umgang mit Trauer, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat.

Umso seltsamer mutet euch wahrscheinlich mein Anliegen an:

mein Vater ist schon vor vielen Jahren gestorben. Ich habe ihn sehr geliebt, es gab auch keine schwerwiegenden Konflikte. Ganz im Gegenteil. Er war ein sehr fürsorglicher Mensch, der alles für mich und meine Geschwister getan hat. Gefühle zeigen war nicht seine Stärke, aber mit einem Blick auf sein Elternhaus konnte er nicht anders sein.

Wie gesagt, ich habe ihn geliebt (tue es immer noch), er fehlt mir auch. Aber ich habe seinen Tod niemals, auch nicht unmittelbar, beweinen können.
Mir fehlt die "gesunde" Trauer um meinen Vater.
Sie fehlt mir wirklich, auch wenn das eigenartig klingt.
Je mehr Zeit vergeht, desto intensiver bin ich mir dessen bewusst.

Vielleicht habt ihr einige Gedanken dazu, alleine komme ich nicht weiter.

LG
Lucille

soll ich es so verstehen das du traurig darüber bist das du nicht genugend traurig bist ? lach

jetz aber mal in ernst...vieleicht ist es nur so..das deine seele genau weist das mit dem tod nichts zu ende geht

und das die abschied zwischen dir und dein vater nicht entgültig ist

darum hat deine seele auch KEIN richtige grund so richtig traurig zu sein

LG

Miriam:mad2:
 
Dein kurzer Bericht war sehr berührend, danke dafür. Du hast viel Leid erlebt und bist vielleicht gerade deshalb in der Lage, anderen Stärke zu vermitteln. Hattest du therapeutische Hilfe?

* * *

Liebe Lucille,

ja, ich hatte therapeutische Hilfe angenommen; War allerdings nur 2 mal bei einem Phsychiater; Er hat mir nicht wirklich geholfen, bzw. MIR hat es nicht wirklich was gebracht; Das war nicht mein Weg, vielleicht war es auch die falsche Person. Aber wie gesagt, jeder sucht seine Hilfe dann woanders.



Wenn es jemandem schlecht geht, dann fühle ich das, auch oft gegen meinen Willen, denn diese Art des Mitfühlens zieht mich oft genug selbst runter.

Ich verstehe Dich; Ich kenne das auch; Ich fühle das zB auch immer wenn es Freunde oder einen aus der Familie von mir schlecht geht; Aber das heisst dass Deine Seele schon sehr weit ist.

Der Beitrag von Moirra ist auch sehr gut; Deine Seele wird schon wissen dass es nach dem Tod eigentlich viel schöner ist. Und dass wir dorthin zurückgehen von wo wir herkommen;
Die Buddhisten trauern zB auch gar nicht. Die sind nicht traurig darüber- wenn jemand stirbt; das hängt mit dem zusammen, weil Sie auch nach ein "Leben nach dem Tod" glauben.

Liebe Grüsse
 
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Gefühle zeigen war nicht seine Stärke, aber mit einem Blick auf sein Elternhaus konnte er nicht anders sein.

...von meiner Mutter einen Brief, in welchem sie mir wörtlich schrieb: "... du bist, wie ich, ein Mensch, der sein Herz nicht auf der Zunge trägt."!

Liebe Lucille,

und das ist, was du von deinen Eltern "gelernt" hast ... wieso glaubst du, es anders machen zu müssen? Das ist das eine. Und das andere: vielleicht hast du deinen Vater einfach nur in großer Liebe losgelassen, so dass du gar nicht mehr traurig sein brauchst - denn die Liebe ist stärker...


LG
Esofrau
 
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