Wird es je Erinnerungen ohne Schmerz geben???

Trauernde

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Hallo, ich bin neu hier und mich quält folgendes.

Ich habe in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember 2008 meinen Freund an das Jenseits verloren. Wir führten 16 Monate eine Fernbeziehung über 800km, hatten täglichen Kontakt und planten eine gemeinsame Zukunft in meiner Stadt.

Er war meine große Liebe, es war überhaupt das erste Mal daß ich wirklich liebte obwohl ich schon im fortgeschrittenen Alter bin.

Schon während unserer Beziehung hatte ich das undeffinierbare unterschwellige Gefühl, daß uns das Schicksal nicht gut gesonnen ist und wir vielleicht gar keine gemeinsame Zukunft haben werden.

Nun nach seinem unbegreiflichen Tod (er war erst 38 Jahre alt) ließ es mir keine Ruhe und holte jede mir mögliche Information ein um ein genaues Bild und das Verstehen dieses tragischen Endes zu erlangen.

Ich kam dann zu der Erkenntnis, daß seine Lebensgeschichte sein Schicksal zu diesem frühen Ende führten und mußte auch erkennen, daß sein Schicksal den Weg ins Jenseits schon bei unserem Kennen lernen so weit gegangen war, daß auch meine Liebe ihm nicht mehr half sein Schicksal in eine andere Richtung zu lenken.

Dies zu akzeptieren, daß wir, so wie ich es ja unbewußt die meiste Zeit spürte, gar keine Chance auf ne gemeinsame Zukunft hatten, fällt mir besonders schwer.

Nun heute sind es 11 Wochen seit dem schicksalshaften Tod meines Freundes her und meine Erinnerungen an ihn schmerzen noch immer höllisch.

Ich weine noch immer jeden Tag, den die Bilder der Erinnerungen habe ich auch jeden Tag vor mir. Auf meinem Weg zur Arbeit komme ich an mehreren Stellen vorbei die mich an seinen ersten Besuch bei mir in meiner Stadt erinnern und an diese unglaublich glückliche Zeit. Ich vermisse ihn jeden Tag noch immer soooooo sehr und frage mich, ob den sich mit der Zeit dies ändern wird. Ich denke ich habe auch große Probleme mit dem Loslassen, weiß einfach nicht wie ich das anstellen soll.

Was mich auch noch sehr interessieren würde, ob es aus esoterischer Sicht etwas zu bedeuten hat, da ich heraus gefunden habe, daß mein Freund genau 14 000 Tage lebte!!!:confused:

Würde mich über ein paar Antworten von Euch freuen, :)
Lg Trauernde
 
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lass dich mal umarmen :umarmen:

tut mir sehr leid, was passiert ist. ich kann dir so einigermaßen nachfühlen, da ich ziemlich ähnliches durchgemacht hab.

ich kann nicht sagen, was bei dir sein wird. bei mir ist es eineinhalb jahre her (damals war ich 34, sie 30), und in letzter zeit klappt es immer wieder mit erinnerungen ohne schmerz. aber nicht immer. der schmerz ist noch da, aber er sticht lang nicht mehr so fest zu wie am anfang. trauer überommt mich immer noch, aber keine totale verzeiflung mehr. manchmal kann ich die liebevolle verbindung fast so stark spüren wie früher, beim physischen zusammensein. ich kann mit fotos anschauen und an gemeinsame erlebnisse denken, ohne dass es mich komplett aus der bahn haut.

aber dazwischen liegt eine extrem harte zeit, und nach 11 wochen hab ich noch sehr wenig können, außer heulen.

mit dem loslassen mach dir keinen stress. das einzige, was du tun kannst, ist "konsequent" trauern. alles durcharbeiten, alle gedanken und gefühle. nix davon ist falsch oder schlecht oder unangebracht, egal ob trauer, wut, angst oder was auch immer. das gehört alles durchgearbeitet, wie lang auch immer es dauert. red, denk, schrei, schreib (dafür ist hier ein sehr guter platz), heul - alles muss raus. wieder und wieder. den schmerz kann dir niemand ersparen, aber auf diese art lässt er am schnellsten nach. dauern wirds trotzdem noch.

das loslassen kommt entweder von selbst oder gar nicht. loslassen kannst du nur mit dem herz, und das herz weiß schon, wann es so weit ist. lass dir nicht einreden, dass du irgendwas musst oder nicht darfst.

ich hoff, du hast eine paar liebe- und verständnisvolle leute um dich. hier gibts übrigens auch ein paar davon.

lg
 
auf deine frage kann ich mit einem klaren "JA" antworten, aber dazu muß zeit ins land ziehen (manchmal auch viele jahre) ich kann mir foto's von früher ohne körperlichen schmerz angucken, aber diese personen sind schon vor sehr vielen jahren gegangen.
 
Ich kann da Evi beipflichten. Nach vielen Jahren kann ich mir ein Foto anschauen und es durchflutet mich Dankbarkeit, Dankbarkeit diesen so besonderen Menschen ein kurzes Stück seines Weges begleiten zu dürfen. Aber auch nach 14 Jahren, stichts so ab und an, aber dieses unsagbare Gefühl von Trauer und Verzweiflung ist nicht mehr so extrem.

Trauer zu lassen ist ganz wichtig und lass Dir bloss nicht von irgendjemand einreden wie lange Deine Trauer zu dauern hatt, bzw. wie Du trauerst. Niemand hatt das Recht, Dir da irgendwas zu sagen.
 
Danke Dir lieber Hagall :blume: für Deine Antwort und Deine Umarmung.

Sie enhält für mich teils Postives und teils Negatives. Das Positive ist, daß es wohl doch nicht so ungewöhnlich ist und ich noch immer so sehr leide und nur alles grau in grau sehe. Die Trauer um einen Liebespartner ist ja auch eine Art Liebeskummer, doch da ich den ja auch erst zum ersten Mal erlebe habe ich damit noch keine Erfahrung und wußte nicht ob mein Schmerz der sich in den 11 Wochen noch nicht geändert hat "normal" ist.

Es tut mir leid, daß Du auch ähnliches durchmachen mußtest. Wie lange hat es eigentlich bei Dir gedauert bis Du wieder etwas Freude empfinden konntest? Ich habe leider keine richtigen Freunde die mir hilfreich zur Seite stehen, neue Freunde die ich gewonnen habe sind die meines Freundes und die sind leider 800km entfernt.
In meinem Fall ist mein Umfeld denke ich auch nicht ganz so verständnisvoll :rolleyes: weil ich ja "nur" eine Fernbeziehung führte und wir gerade mal 4x jeweils eine Woche real zusammen verbrachten. Irgendwie kommt man sich als trauernder wie ein Aussätziger vor, da einem in dieser Zeit die Lebensfreude abhanden gekommen ist und meist wie ne Trauerweide sein Leben versucht zu meistern.

Ja sicher ist es für mich noch ein wenig zu früh über ein Loslassen nachzudenken, doch grüble ich doch ein wenig darüber nach - von anderen wird einem ja immer gesagt man muß loslassen können um den Schmerz zu überwinden und wieder Freude im Leben zu verspüren - doch kann ich mir zur Zeit ein komplettes Loslassen gar nicht vorstellen.

Froh bin ich wenigstens, daß die sterblichen Überreste meines Schatzes in meinem Grab beigesetzt wurden und er nicht anonym in seinem letzten Wohnort beerdigt worden ist. Da er nämlich keine Angehörigen mehr hatte wäre dies geschehen und hätte mich noch mehr verzweifeln lassen.

Ich hoffe, irgendwann den Tod meines Schatzes und das Schicksal das dazu führte verarbeitet zu haben und mich an ihn ohne diesen großen Schmerz erinnern zu können, mich an den Erinnerungen ohne große Tränen zu erfreuen.

Wünsche Dir alles Liebe für Deine Zukunft
und nochmals :danke:für Deine hilfreiche Antwort!

LG
 
Hallo Evii, Hallo Belle........
Auch Euch danke ich sehr für Eure Antworten und den Zuspruch für mein trauern.

Was ich allerdings nicht sehr gerne las ist, daß es doch soooo lange dauern kann bis man seine Trauer überwunden hat.:(
Ich hab ja auch schon meine Eltern verloren und weiß, daß ich nach dem Tod meiner Mutter auch 2 Jahre brauchte ihn ganz zu verarbeiten, doch hatte ich nie die Erfahrung in Bezug auf einen Liebespartner.

Danke und Lg an Euch
 
Naja, bei mir gehts auch nicht um einen Liebespartner sondern ums eigene Kind. Aber Menschen in Wertigkeiten zu packen, mag ich nicht so - da jeder seinen Stand für die Hinterbliebenden hatt.
 
Wie lange hat es eigentlich bei Dir gedauert bis Du wieder etwas Freude empfinden konntest?


schwer zu sagen. bis ich wieder ein bissl spass haben konnte, hats ca. ein halbes jahr gedauert, aber freude ist was anderes als spass.

worüber ich auch am meisten froh war, war, wie bei dir, dass ich monikas überreste (in diesme fall die asche) so "bestatten" hab können, wie ich es für in ihrem sinn gehalten hab, nämlich größtenteils an geliebten plätzen in der skandinavischen natur und zu einem kleinen teil in der natur rund um wien. das war allerdings ein harter kampf, und das mit der asche konnte ich erst knapp 9 monate nach dem unglück machen. freude hab ich empfunden bei der gedenkfeier, die ich zweieinhalb monate nach dem unglück veranstaltet hab (noch ohne asche), als wir im wald bei wien eine steinpyramide für sie gebaut haben und ich eine rede gehalten hab. freude deshalb, weil es sehr schön und stimmungsvoll verlaufen ist und viele leute da waren. freude hab ich empfunden, wie es mir gelungen ist, knapp 8 monate nach dem unglück ein gedenkkonzert in unserem stammlokal zu veranstalten, für das ich monikas lieblingsband aus schweden geholt hab und 3 österreichische bands, die sie gemocht hat. auch da war die freude deshalb groß, weil es eben gut hingehaut hat und ihrer würdig war.

ansonsten, freude...es freut mich z.b. wenn ich hier leuten, die jetzt ähnliches durchmachen, eine kleine spur weit helfen kann. oder wenn ich seh, wie viel ich in der zeit seither gelernt hab.

ein moment mit freude war auch der, in dem ich zum loslassen angefangen hab. das war eine erleichterung, die kaum zu beschreiben ist. allerdings war das über 1 jahr nach dem unglück (hat vermutlich auch deshalb so lang gedauert, weil viele fragen offen waren und immer noch sind bzgl. dessen, was eigentlich passiert ist).

wir waren 10 jahre auf der erde zusammen. was nach diesem leben hier kommt, weiß ich nicht. aber dass sie immer bei mir sein wird und ich sie nie verlieren kann, hab ich in letzter zeit begriffen. das löst natürlich auch sowas wie freude aus. ich kann dir aber leider keine tipps geben, wie man möglichst schnell zu so einer erkenntnis kommt. das ist ein weg, den jede/r für sich selbst finden muss.

ja, das mit dem "aussätzigen" ist gut ausgedrückt. rundherum dreht sich alles weiter, als ob nix gewesen wär, aber selber würde man am liebsten die welt zum stillstand bringen. diese depperte welt, in der nur spass und erfolg erlaubt sind.

wichtig ist meiner meinung nach noch eins: nicht da sitzen und sagen "scheisse, ich will nicht trauern, sondern spass haben". die trauer ist da, wo vorher das physische zusammensein war. die trauer gehört zur liebe, und ich finde, dass man die trauer auch so behandeln soll.

hast du schon ungute erfahrungen gemacht mit verständnislosigkeit aus deinem umfeld?

wie gesagt: hier sind viele unterwegs, die ähnliches durchmachen bzw. gemacht haben.

was war das negative in meiner ersten antwort?
 
Hi Belle, das hatte ich auch gar nicht beabsichtigt, ich meinte nur, daß es ein anderes trauern ist.
Bei Dir kann ich mir vorstellen, daß es besonders schlimm war und es eigentlich das Schlimmste ist was einen Menschen passieren kann, wenn das eigene Kind stirbt.
Das tut mir aufrichtig sehr leid für Dich!!!:umarmen:
 
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Lieber Hagall...

Ja, bei mir war es auch die Urne mit der Asche von meinem Schatz, die ich in meinem Grab beisetzen ließ. Er wollte ja immer nach Wien kommen und ihm hat es hier gut gefallen, in seinem letzten Wohnort hatte er zwar Freunde doch fand er es immer als größten Fehler seines Lebens vor 15 1/2 Jahren dorthin gezogen zu sein. Es war aus beruflichen Gründen, doch wurde er auch in dieser Hinsicht enttäuscht. Ich denke, ich habe da auch in seinem Interesse gehandelt.

Mein Freund starb an unverständlichen Gründen dessen psychologischen Hintergründe ich dann durch die Aufrollung/Analysierung seiner ganzen Lebensgeschichte heraus erkannte.

Mein Freund hatte nämlich 4 Tage vor seinem Tod seinen zweiten größeren epileptischen Anfall und seitdem Zeitpunkt Atemnot, ich nehme an daß sich ein Lungenödem gebildet hatte bei diesem Anfall, doch er ging weder zum Arzt noch ins Krankenhaus. Am vierten Tag nach seinem Anfall, wir sprachen noch 3 1/2 Stunden vor seinem Tod miteinander via Skype, hatte er mittlerweile schon Halluzinationen, und bekam immer weniger Luft und wir wußten beide innerlich es würde das letzte Mal sein, daß wir uns hörten, zum Abschied sagten wir einander noch wie unendlich wir uns lieben. Gut 3 Stunden später nach dem wir auflegten ging sein Notruf in der Rettungsleitstelle ein, 20 Minuten später war er bereits tot, sie hatten ihn wiederbelebt doch kam er nicht mehr zu Bewußtsein, eine Stunde später verstarb er dann endgültig im Krankenhaus.

Das genaue Protokoll des Rettungseinsatzes bekam ich auch erst später vom Ordnungsamt vorgelesen, als ich in seinem Städtchen war um an einige persönliche Dinge von ihm zu kommen und mit Freunden von ihm über Teile aus seinem Leben die ich nicht genau kannte aber ahnte zu sprechen.

Als er starb hatte ich nämlich noch ein zu ungenaues Bild über die Zusammenhänge die dazu führten, daß er sich so verhielt.

Erfahrung mit Verständnislosigkeit hatte ich insofern gemacht, daß mir einige Leute die vorgaben meine Freunde zu sein meine Liebe zu meinem Freund nicht ernst nahmen und mir nach seinem Tod auch nichtmal Beileid bekundeten. Ein paar Wochen nach seinem Tod rief mich eine dieser Personen an und fragte wie's geht, ich antwortete: " Nicht sehr gut", darauf kam ein erstauntes WARUM?:eek:
Eine andere Person meldete sich genau am Todestag per Mail, ich schrieb dann ne Woche später zurück was passiert war, seidem habe ich von dieser Person NIE mehr was gehört, es war ein "Freund" den ich 25 Jahre kenne, aber einmal mehr und einmal weniger Kontakt mit ihm hatte.

Und auch von anderen Leuten in meinem Umfeld, Arbeitskolleginnen, Bekannte, habe ich das Gefühl, daß sie mich nur mit einem müden Lächeln bemitleiden und denken: "Jetzt hast aber schon genug getrauert"

Fühle mich da ziemlich einsam und unverstanden und in solchen Momenten vermisse ich meinen Schatz umsomehr!!!:(

Kommt auch noch hinzu, daß gewisse Dinge noch nicht abgeschlossen sind und mir noch einige Magenschmerzen bescheren. Der Vermieter meines Freundes hat mittlerweile die Wohnung geräumt und das Notebook meines Freundes seinen Bruder gegeben, obwohl er wußte wie wichtig es mir ist und daß ich es gerne hätte. Der beste Freund meines Schatzes und ich versuchen jetzt noch das Notebook ihm abzukaufen, aber bis jetzt sind wir immer nur vertröstet worden.

Immerhin ist auf dem Notebook einiges meiner Korrespondenz mit meinem Schatz darauf und auch andere intime Dinge. Zu wissen, daß nun ein Fremder diese Dinge liest und darin herumstöbert macht mir alles nur noch schwerer!!!:wut1: :(

Das Negative in Deiner Antwort für mich war, daß der große Schmerz und die immerwieder aufsteigende Verzweiflung doch ziemlich lange dauern kann. Ich fühle mich nämlich schon ziemlich kraftlos und würde aber Kraft für noch andere Probleme in meinem Leben benötigen. Weiß einfach nicht wie ich das Alles schaffen soll, im Moment bin ich froh wenn ich die Kraft zum arbeiten habe.

Daß Dich dieses Gedenkkonzert und auch die Art der Bestattung freute glaube ich Dir gerne, muß sehr schön gewesen sein.

Glg. Trauernde
 
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