Hallo dalai!
Ich finde auch, dass man sich zu nichts zwingen soll. Ist schließlich ein Widerspruch zur Meditation.
Stimmt, Zwang ist nicht richtig. Warum willst Du Dich zwingen, Gedanken loszulassen?
Ich will in erster Linie mich selbst kennen lernen, weil ich erkannt habe, dass es da noch sehr viel zu erfahren gibt.
Und weil sie mir das gewisse Etwas im Leben gibt, auf das ich nicht verzichten möchte.
Darf ich fragen warum du aufgehört hast zu meditieren?
Da kommen ein paar Dinge zusammen. Kurz gesagt würde ich sagen, sie hatte ihren Zweck erfüllt und es gab keinen Grund mehr, daran festzuhalten. Aber ich hole mal etwas aus...
Zunächst mal war bei mir Neugier. Ich mache Karate, da ist es zum Zen nicht weit, also setzte ich mich. Täglich. Es war eine gute Übung, mich wahrzunehmen. Manchmal setzte ich mich und brach sofort in Tränen aus oder fing an zu lachen und musst erstmal "überlegen" warum. Das ist im Grunde erschreckend, dass da ein Gefühl so dicht unter der Oberfläche ist und man nimmt es nicht wahr. Also habe ich mir gedacht: Lebe Deine Gefühle und beachte sie, vor allem: Achte sie. Für alle, die dies noch nicht können (weil einem das niemand beibringt) ist Meditation in meinen Augen immer noch die beste Möglichkeit, den Blick nach Innen zu richten. Die Frage ist nur: Wohin?
Dann war da die Sache mit dem Anspruch. Ich "wurde " Spirituell, also meditiert man. Die Neugier kam zeitlich ein wenig mit diesen Anspruch zusammen. Also meditierte ich, weil ich spirituell war. Gott, es ist eigentlich zum Lachen. Was für ein Quatsch. Ich wurde also ein Spirit, saß irgendwann nur noch im Schneidersitz rum, weil das irgendwie von der Medi hängen blieb. Ich wurde ganz weich und wollte unheimlich Verständnisvoll sein. *Schüttel* Ich bin nicht weich. Ich bin ich. Aber ich tat das, was viele andere auf ihrem Weg auch tun: Ich ging ein Stück in die eine Richtung, stellte fest, dass ich nicht ich bin und ging zurück. Völlig normal.
Dann ist da die Sache mit dem Loslassen. Naja, heute weiß ich, dass man solange Loslassen kann, bis das Thema wieder hinter einem steht. Also, und das machte ich von Anfang an, ging ich Gedanken nach. Ich suchte ihren Ursprung und wurde fündig. Und das war es, was zählte. Und so fragte ich mich irgendwann: Muss ich eigentlich dazu "umständlich" eine Zeremonie feiern? (Licht aus, Kerze an, Kissen und Decke und sitzen) Nein, muss ich nicht. Ich kann auch in jedem Moment dem nachgehen, was in mir ist, soweit mein Tag das zulässt. Authentisch kann ich aber immer und überall sein. Auf jeden Fall kann Ich auch bei einer Tasse Cappuccino auf der Terrasse sitzen und schauen, was mich grade beschäftigt. Das erfüllt für mich den gleichen, wesentlichen Zweck.
Ich bin ein "Arbeiter" gewesen. Ich habe Themen gefunden und mit ihnen gearbeitet. Das brachte mich dorthin, wo ich heute bin. Die meisten halten sich in meinen Augen an Systemen fest und vergessen, dass ein Weg auch Entwicklung ist. Er ist Fluss, nicht Stillstand. Verändere ich mich, verändert sich eigentlich auch das System und wenn es sich nicht mehr weiterentwickeln kann, dann hat es seinen Zweck erfüllt und kann gehen. Ein ganz normaler Vorgang in meinen Augen. Ich machte in meinem Leben viele Dinge nicht länger als ein Jahr. Es genügte um zu zu erleben, es genügte um mich in ihnen zu finden oder zu verlieren. Manche nannten mich unbeständig, ich nenne es Suche. Einzig Karate blieb bis heute nach 19 Jahren immer noch da, weil ich es immer noch gestalten kann. Somit hat es noch seinen Zweck...
Gruß
Andreas