Wie ich in Hanoi das Gelände der ruhmreichen vietnamesischen Armee betrat

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Es war an meinem vorletzten Tag in Hanoi.

Ich ging auf der Staße so für mich hin - und nichts zu suchen, das war mein Sinn.

Ich weiß noch, wie die Straße heißt: Phó Tràng Thi.

Da fiel mir zum zweiten Male ein bemerkenswertes Gebäude auf. Geschmückt mit den Insignien von Regierung und Partei. Rote Sterne auf gelbem Grund, und da und dort Fäuste mit erhobenen Gewehren. Im Vorhof ein Wachhaus mit Uniformierten. Offensichtlich eine Kaserne, aber keine gewöhnliche Kaserne. Nicht Grau in Grau, sondern hoch-dekoriert. Es musste wohl eine Kaserne der wichtigeren Art sein. Vielleicht die Präsidentengarde, oder so.

Das Gebäude erschien mir sehr schön und eindrucksvoll.

Gerne wäre ich mal in den Vorhof gegangen, um es näher anzusehen.

Aber wer weiß .... ob die Wachen das so gerne gesehen hätten?

Oder ob sie mich - mit oder ohne Warnschuss - so ein bisschen erschossen hätten?
 
Die Armee des Landes Vietnam verdient großen Respekt. (y)

Vietnam hat das große China mehrfach aus dem Land gejagt.
Vietnam hat Frankreich aus dem Land gejagt.
Vietnam hat die USA aus dem Land gejagt.
Vietnam hat Pol Pot aus Kambodscha hinausgejagt.
Und dann hat Vietnam so zur Abwechslung mal wieder China aus dem Land hinausgejagt.

Diese Armee würde mit Leichtigkeit auch mich aus dem Vorhof einer ihrer besten Kasernen hinausjagen können. Ich wollte es nicht auf einen Versuch ankommen lassen, und ging meiner Wege.

Als ich schon ein Stück weiter gegangen war, fiel mir eine Tafel mit einer Inschrift an der Hofmauer ins Auge. Und diese Inschrift bewog mich, doch zurückzukehren, um der Sache auf den Grund zu gehen - neugierig wie ich so bin.

Und so betrat ich den Vorhof .....
 
Die Wachen guckten nur leicht gelangweilt, und ließen mich passieren.
Ich war ja nun auch kein Feind des Volkes, oder?
Mellnik ist ja niemals Feind irgendeines Volkes.

Ich spazierte also eine Weile auf dem Gelände herum, um Antwort auf eine Frage zu finden.
Aber wen sollte ich fragen? Wer würde mir Auskunft geben?

"Das Beschte wird sei, du fragsch eifach emool selle Wache" - so sagte ich mir.
Die sollten das doch wissen.

Also ging ich auf die Uniformierten zu, denen ich kurz zuvor noch zugetraut hatte, dass sie mich kurzerhand an- oder erschießen würden, lächelte freundlich, und sagte geläufig in meinem besten Vietnamesisch: "Sinn tschaaa-ooo!"

Und was taten diese grimmigen Wachen?
Sie lächelten freundlich zurück. Kein Schuss fiel.
Einer der Wachposten verließ das Wachhäuschen und ging auf mich zu ....

More later ....
 
Einer der Wachposten verließ also das Wachhäuschen und ging auf mich zu.

Nun war es so: Mit meinem freundlichen "Sinn tschaa-oo!" hatte ich schon etwa ein gutes Viertel meines vietnamesischen Wortschatzes verpulvert.

Ich hätte noch sagen können: "Dankeschön! - Zum Wohl! - Auf Wiedersehen!"

Aber das wäre wohl irgendwie nicht so recht zielführend gewesen.

Um das Wort "zielführend" auch mal zu gebrauchen, das sonst mehr zum Wortschatz deutscher Manager und Politiker gehört.

Aber zurück nach Hanoi.

Ich sprach den Wachposten nun auf Englisch an und fragte ihn englisch, ob er englisch zu sprechen vermöge.

Er vermocht es nit.

Aber er vermochte, einen anderen Posten herbeizurufen.

Getreu der Parole: "Alle für einen! Einer für alle!"

Oder auch: "Jeder nach seinen Fähigkeiten! Jedem nach seinen Bedürfnissen!"

Sozialistisch, halt. Oder so .....
 
Nun kam heran der zweite Wachposten, kundig der Sprache der Angeln und Sachsen.

Aber nicht kundig genug der ausgefallenen Frage, die ich zu stellen hatte.

Doch ich wusste Rat. Es gibt ja auch noch eine international verständliche Zeichensprache.

Und so winkte ich dem Wachtposten freundlich zu und signalisierte ihm, er möge mir folgen.

And it came to pass that he set forth and followed me.

Nicht hinaus in alle Welt, aber doch vor die Tore der Kaserne.

Und so ging ich zielführend auf jene Tafel an der Mauer zu - mit einem Wachposten der ruhmreichen vietnamesischen Armee im Schlepptau


Sl
 
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