Wie ich einer schönen Sorbin die Hand zum Friedensgruß gab

Mellnik

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Wie ich einer schönen Sorbin die Hand zum Friedensgruß gab

Sicherheitshalber frage ich mal gleich zu Beginn:
Ihr wisst hoffentlich, wer die Sorben sind?
Sorben und Serben sollte man nicht verwechseln.

Die Serben wohnen in Serbien, die Sorben wohnen in Deutschland.
Im Südosten der Ex-DDR, um es mal knapp zu erklären.
 
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Nun beginne ich mal meine Erzählung:

Es war am Vorabend von Fronleichnam, als ich nach einer Reise quer durch Deutschland im sächsischen Kamenz eintraf.

In meinem gemütlichen Landgasthof erfuhr ich dann: Kamenz selbst hat zwar auch einen sorbischen Namen, liegt aber gerade an der Grenze außerhalb des Sorbenlandes.

Es gibt da so etwas wie eine unsichtbare Grenze: Kamenz ist deutschsprachig und protestantisch, die Dörfer östlich davon sind sorbisch-sprachig und katholisch.

Und in Kamenz ist Fronleichnam auch kein Feiertag - im Lande der katholischen Sorben aber schon.

Noch am Abend meiner Ankunft machte ich dann eine kleine Erkundungsfahrt ins Sorbenland: Zum Kloster Maria Stern, nach Crostwitz, nach Radibor, und nach Bautzen.
 
Ich versuche nun mal, ein wenig weiter zu erzählen.

An jenem Fronleichnamstag vor Jahren nahm ich also in Crostwitz am Festgottesdienst teil.

Der Gottesdienst wurde wirklich völlig in sorbischer Sprache gehalten, was ich sehr gut fand.
Nun verstehe ich selber ja so gut wie kein Sorbisch.
Aber bei einem katholischen Gottesdienst weiß man doch immer mehr oder weniger, worum es gerade geht.
Selbst in Vietnam!

Gekommen war ich auch, um die berühmte sorbische Tracht zu sehen.
Es waren dann vor allem die Kinder, die diese Tracht trugen.
Ein ganzer Kindergarten in Tracht nahm daran teil, und auch die Kommunionkinder trugen Tracht. Und diese sorbische Tracht ist sehr farbenfroh.

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Fortsetzung folgt :)
 
Wie ich einer schönen Sorbin die Hand zum Friedensgruß gab

Sicherheitshalber frage ich mal gleich zu Beginn:
Ihr wisst hoffentlich, wer die Sorben sind?
Sorben und Serben sollte man nicht verwechseln.

Die Serben wohnen in Serbien, die Sorben wohnen in Deutschland.
Im Südosten der Ex-DDR, um es mal knapp zu erklären.

Mal ne Frage: Du erzählst hier von den Sorben. Warum muss ich dabei unweigerlich an den Roman "Krabat" von Otfried Preussler denken? Spielte sich diese Geschichte nicht im "Sorbenland" ab?
 
Spielte sich diese Geschichte nicht im "Sorbenland" ab?

So ist es wohl.
Ich habe mal nachgelesen:

Krabat (abgeleitet von Hrvat ,Kroate‘) ist eine Sagengestalt der Sorben. Die Krabat-Sage ist eine variabel zusammengesetzte Kollektion sagen- bis märchenhafter Episoden unterschiedlicher Herkunft und Verbreitung, die regional einer Person namens Krabat zugeschrieben und durch eine ebenfalls variierende Rahmenerzählung miteinander verknüpft wurden. Krabat wird darin als anfangs gewöhnlicher Sterblicher und Einwohner der Region geschildert, der in den Besitz von Zauberkräften gelangt, die er überwiegend zu guten Zwecken einsetzt. Schauplatz des Geschehens ist hauptsächlich die Gegend zwischen Hoyerswerda und Königswartha in der Oberlausitz.

https://de.wikipedia.org/wiki/Krabat_(Sage)
 
Ich erzähle nun weiter vom Fronleichnams-Gottesdienst im Lande der Sorben.

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Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Selber hatte ich nur noch eine Art Camping-Hocker als Sitzplatz finden können.
Ich saß auf diese Weise dann nicht in einer Bankreihe, sondern so ein wenig halb-schräg hinter einer Bankreihe.

Diese Tatsache wird dann später noch wichtig werden ....
 
Sie wurde wichtig, als der Friedensgruß ausgetauscht wurde.

Kennt ihr diesen Brauch?

In der Englischen Kirche zu Heidelberg ist es so, dass da wirklich jeder jedem freundlich die Hand gibt, dass man sich dabei freundlich in die Augen schaut, und mit Ausdruck sagt: "Peace be with you!"

Es ist eine Art Ritual, das in Heidelberg wirklich ganz besonders feierlich und ausgiebig zelebriert wird.

Ich kenne es auch in anderen Kirchen in verschiedenen Nationen.

Und so war ich gespannt auf den Friedensgruß in diesem sorbischen Gottesdienst.
 
Ich wartete also auf den Friedensgruß. Nun wusste ich allerdings nicht, wie "Der Friede sei mit dir!" in der sorbischen Sprache klingt.

Auf einmal sah ich, dass da kurz eine ruckartige Bewegung durch die Reihen ging. Die Leute gaben ihrem Nachbarn die Hand - aber nur ihrem direkten Nachbarn, sonst niemandem.

Also anders, als ich es von der Englischen Kirche zu Heidelberg gewohnt war. Und die ganze Handgeberei dauerte hier nun insgesamt nur etwa knappe etwa drei Sekunden. Das war's. Das war nun also der Friedensgruß gewesen hier.

Und mir hatte niemand die Hand gegeben.

Niemand - nobody - nadie - personne - nikt - никто

Traurig, nicht wahr?
 
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Erst mal war ich frustriert und traurig, dass mir niemand die Hand gegeben hatte.

Zwar sagte ich mir, dass das aus mehreren Gründen verständlich sei.

- ich war ja kein Sorbe und kein Mitglied der Gemeinde
- offenbar hielt man hier den Friedensgruß nicht für wichtig und tat ihn in einer knappen Sekunde ab
- ich saß ja eigentlich in keiner Reihe und hatte so gar keine Nachbarn

Aber all diese Gründe vermochten nicht die Tatsache zu ändern, dass NIEMAND mir die Hand gegeben hatte.

Und so wie ich mich kannte, konnte diese Tatsache mir leicht den Tag verderben, und auch die Erinnerung an das Land der Sorben.

Leider …..
 
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