ich denke, dass sich hinter dem 'gebrochenen herzen' das gefühl persönlicher zurückweisung verbirgt, das gefühl, 'ich bin nicht gut genug', 'ich mache etwas falsch', 'ich bin schuld' -
ein muster aus der kindheit, wenn die liebe der wesentlichen bezugspersonen keine liebe war, die das kind in seiner individualität vollkommen annimmt und sein lässt, wie es ist.
Das sagt sich - rein theoretisch - natürlich so leicht.
Ich persönlich habe vielleicht ein bis zwei Menschen erlebt, deren Kindheit und Familie für sie nicht eine Katastrophe waren.
Der Ansatz klingt erstmal vernünftig, was mich daran aber stört ist, das Unterschwellige "selber schuld" darin. Also genau das, was Du hier sozusagen auch als Ursache kritisierst, unterstellst Du, projizierst Du zugleich auf jemanden, der dieses Problem so erleben mag.
Dass das eine Art widersprüchlicher Doppelcodierung ist, somit verwirrend, fällt Dir hoffentlich selbst auf.
ein wirklich intaktes selbstwertgefühl nimmt zur kenntnis, dass beziehungen nicht zwangsläufig dauerhaft sein müssen.
menschen entwickeln sich weiter, äußere und innere gegebenheiten verändern sich, man verliert sich aus den augen oder geht auch bewusst auseinander, weil's eben für beide nicht mehr passt.
keiner ist schuld, keiner hat etwas falsch gemacht.
dort wo nicht einer klammert und sich zurückgewiesen fühlt, kann liebe bleiben, auch ohne weiteren kontakt und körperliche präsenz.
Wieviele Menschen mit wirklich intaktem Selbstwertgefühl kennst Du? Ich meine nicht, die, die so tun, oder sich das selbst so einreden, oder von ihrem Ego einreden lassen, sondern jemanden, der tatsächlich in und aus seiner Mitte heraus stabil ist und lebt?
Die Frage wäre dann allerdings, ob so jemand dann überhaupt (noch) eine Beziehung bräuchte. Also könnte man eventuell davon ausgehen, dass sich Beziehung und tatsächliches, intaktes Selbstwertgefühl möglicherweise auch ausschließen könnten.
Für so jemanden mag das so gelten, oder es mag bereits wieder eine Art von Selbsttäuschung sein, die diesen Anschein erweckt, auch, gerade sich selbst gegenüber, um genau dem Schmerz, um den es hier geht, auszublenden, zu verdrängen, nicht annehmen zu müssen, nicht durch ihn durchgehen zu müssen. Dann kann man sich so etwas als Ausrede natürlich schön selbst einreden.
Mag ähnlich erscheinen, oberflächlich betrachtet, und doch ganz anders wirken.
Oder anders gesagt, keiner ist schuld, keiner hat was falsch gemacht, sagt sich natürlich leicht, wenn eine Verbindung eben ohnehin nur an der Oberfläche existiert hat, also gar nicht bis in die Tiefe reichte. Wobei natürlich die Frage ist, was jemand unter Tiefe versteht.
Es könnte so sein, oder sich nur so darstellen, und doch ganz anders sein.
Es mag einiges an Deinen Aussagen durchaus dran sein, in einem bestimmten Kontext, in einem anderen werden sie den Umständen aber möglicherweise auch gar nicht gerecht. Also wäre ich persönlich mit dieser Art von Pauschalisierung eher vorsichtig.
Die Allgemeingültigkeit, die Du hier unterschwellig mitsuggerierst, sehe ich darin nicht.
Vor allem sehr ich aber keine Lösung für jemanden, der nun einmal, warum auch immer sein gebrochenes Herz live und ganz in echt erleben mag.
Was hätte so jemand von Deinen - ähm - Ratschlägen? Glaubst Du, davon wird's besser?