Was versteht ihr unter dem Begriff Normalität?

Wortdoktor

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Hallo zusammen!

Ich möchte mehr in die Gesellschaft eingebunden werden! Dies ist meine Kernmessage , die ich zu bieten habe.
Ich weiß, dass wenn man in der Gesellschaft teil haben will, Normal sein muss. Ich stieß bisher normal sein ab und bevorzugte es, spirituell zu sein, weil ich mit "Normal sein" nichts anfangen konnte. Ich dachte, mit dem Normal sein , darf man nicht lachen, darf man sich nicht heraus stellen, darf man sich nicht entwickeln, darf man keine Veränderungen an den Tag legen, darf man nur moderne Mucke hören, muss man über das gleiche aufregen wie die anderen usw... das empfand ich immer als unpersönlichen Lebensstil.

Deswegen bevorzugte ich bisher den spirituellen Weg. Da dieser aber keinen Erfolg für mich brachte, will ich nun den Mantel der Normalität überstreifen. Und die Welt aus einer normalen Sicht weise wahr nehmen. Ich habe mich immer dafür gehalten, nicht normal sein zu dürfen oder zu können, weil mein Lächeln abtoßend aussieht und dementsprechend nicht normal ist. Deswegen hielt ich mich auch immer ein bisschen für einen unnormalen Menschen. Ich machte mich klein, reduzierte mich aufs Minimum und wollte mich nicht mit dem Normalen nicht anfreunden.

Lange Zeit grenzte ich mich selber aus von der Gesellschaft, weil ich dachte, wenn ich das mache, dann erspar ich mir wenigstens die Verletzung bevor mich andere ausschließen...

Wie kann ich normal sein und dennoch meinen Weg selbst bestimmen?

Gruß
Worti
 
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Ich habe mal, zum Spass, mehrere Leute gebeten, das Wort "normal" in normaler Schriftgrösse mit normalen Verhältnis zum Papierrand und einer normalen Schriftart auf ein leeres Blatt Papier zu schreiben. Das Ergebnis war interessant, witzig, informativ, usw. aber eines bestimmt nicht: normal. Es ist ein dummes Beispiel aber es bringt das Wesentliche auf den Punkt: Ohne Bezugspunkt gibt es keine Normalität.
Die Gesellschaft bildet einen Bezugsrahmen, bietet jedoch keinen fixen Bezugspunkt, sondern eher eine lose Ansammlung vieler verschiedener Bezugspunkte mit unterschiedlicher Anhängerschaft. Prinzipiell entscheidet die Mehrheit über den Grad der Normalität. Das kann jedoch auch bedeuten Gewalt als normal zu empfinden. Selbstverständlich sind sich auch nicht alle "Bezugspunkte" untereinander freundlich gesonnen. Eine Wohltat auf der einen Seite, kann eine Untat auf der anderen sein.
In deinem Fall würde ich dir raten, du selbst zu sein, einfach weil du der einzige bist der das kann, dabei das zu tun was dir gefällt (ich denke ja nicht das du ein Gewalttäter bist) und dich bei Bedarf eher zurückzuhalten als zu verstellen. Natürlich ist es hie und da recht nützlich seine positiven Aspekte in das rechte Licht zu rücken und gewisse Episoden unerwähnt zu lassen, aber niemand kann Leute leiden die sich verstellen. Menschen habe feine Fühler, auch wenn sie es selten ansprechen bekommen sie schon sehr viel mit und sie mögen keine "falschen" Leute. Denen kann man nicht trauen und viele würden sagen diese Leute wären nicht normal..
 
@urany :) lach..
Nach dem gleichzeitigen "Gefällt mir Klick" von uns Beiden, haben wir auch gerade zeitgleich zusammen/miteinander hier gelesen - irgenwie witziges Gefühl - und uranisch....und nicht normal... kicher ...
 
Ich habe mal, zum Spass, mehrere Leute gebeten, das Wort "normal" in normaler Schriftgrösse mit normalen Verhältnis zum Papierrand und einer normalen Schriftart auf ein leeres Blatt Papier zu schreiben. Das Ergebnis war interessant, witzig, informativ, usw. aber eines bestimmt nicht: normal.

Was und wie du alles beschrieben hast ist schon erstaunlich... und sehr treffend und ver-
ständlich.
Hast du vllt. für obiges noch ein/zwei Beispiele zur Verdeutlichung - das wäre nett.
 
Hallo Worti,

normal heisst eigentlich der Norm entsprechend. Wobei meist die Gesellschaft gemeint
ist und das darin gerade Angesagte, was sich aber auch beständig ändert.
Früher waren Rubens-Frauen der Hit - dann Mager-Models ... etc.

Schaffe dir deine eigene Norm, ist sie nicht so ganz krass weg von der akuell gültigen
Gesellschaftsnorm, fällt es niemandem auf. Und ansonsten musst du ja deine eigene
persönliche Norm auch nicht grad jedem sofort auf die Nase binden.
 
Normal ist die Anpassung an eine Norm, die von der dominierenden Kraft vorgegeben wird. Letztlich stiftet dies Verwirrung und Verzerrung, weil in Wahrheit hat der Mensch seinen Kontakt zu seiner Usrsprünglichkeit verloren, die er versucht durch weltliche Normen zu ersetzen, die Orientierung verschaffen sollen.
 
Manchmal sind wir alle irgendwo nicht als nicht Normale oder "Aliens" unterwegs
wie es hier so passend beschrieben/besungen wird
 
Was und wie du alles beschrieben hast ist schon erstaunlich... und sehr treffend und ver-
ständlich.
Hast du vllt. für obiges noch ein/zwei Beispiele zur Verdeutlichung - das wäre nett.

Es ist schwierig, zumindest für mich, hier effiziente Beispiele zu nennen. Aber vielleicht ist ein anderer Ansatz hilfreich. Man stelle sich einfach zwei Äpfel des selben Baums vor, zwei beliebige. Betrachtet man diese nun näher und vergleicht sie miteinander, dann findet man Unterschiede. Zum Beispiel ist der eine grösser als der andere. Es wäre an dieser Stelle nun aber wirklich blödsinnig einem Apfel davon das Merkmal "grösser" zu verpassen. Einfach weil verdammt viele Äpfel auf dem Baum sind und es noch viele weitere Bäume gibt. "Grösser" ist ein Vergleichsmerkmal. Normalität ebenfalls. Ein anderes, ähnliches Wort wäre Durchschnitt (mathematisch). Der Durchschnitt ist kein reales Maß, er ist der Mittelwert mehrerer realer Einzelwerte. Dadurch wird er zum Vergleichsmerkmal. Diese Vergleichsmerkmale sind Kreationen des menschlichen Geistes, keine Eigenschaften von realen Gegebenheiten. Normalität ist keine spezifische Eigenschaft die man haben kann oder nicht. Normalität ist in gewissem Maße ein moralischer Durchschnittswert, nur eben eher gefühlt als errechnet. In einer Gesellschaft in der Tod und Verderben an der Tagesordnung stehen, gilt ein Gespräch über Akkuladezeiten wahrscheinlich als "abnormal". In einem Telekom-shop wird ein Gespräch über Enthauptungen in etwa die gleiche Wirkung haben.
Wenn es um Normalität geht, geht es immer zugleich um moralische Normen, um Grenzen die eine Kultur definieren. Diese können sich jederzeit wandeln. Tattoos sind ein sehr gutes Beispiel (Rock n' Roll, usw. tuts gegebenenfalls auch). Was vor einigen Jahrzehnten noch als Merkmal einer Randgruppe galt, hat sich mittlerweile zu einer Kunstform entwickelt und in sämtlichen Schichten etabliert. Es ist nicht vorhersehbar welches Ereignis Normalität gewinnt und welches diesen Status verliert. Dementsprechend wäre es absolut sinnlos sich stets dem Ideal der Normalität zu beugen, da es dieses objektiv betrachtet einfach nicht gibt.
Normalität ist solange normal bis sich der Bezugsrahmen ändert. Die Eskalationen in Hamburg die letzten Tage sind ein gutes Beispiel wie schnell sich die Regeln ändern können und wie zerbrechlich die Normalität in Wirklichkeit ist. Der symbolische Charakter der Normalität ist einfach nicht von der Hand zu weisen. Dementsprechend führt das festhalten an der Normalität in diesem Fall zu der Annahme, die Hamburger wären auf eine gewisse Art und Weise abnormal. Was natürlich genau so unsinnig ist wie die Annahme man wäre selbst abnormal. Solange moralische Grenzen respektiert werden und Grundprinzipien der Menschlichkeit nicht verletzt, kann man in den Augen der anderen auch schon mal als abnormal gelten. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sich genügend Menschen finden die diese Abnormalität teilen und wenn es niemanden schadet und sich als nützlich erweisen sollte (oder auch anscheinend völlig grundlos), dann kann es passieren das es zur Norm wird. Funktioniert ganz gut, deshalb gibt es nur noch in wenigen Ländern die Todesstrafe; aus einer normalen Bestrafung wurde eine abnormale, dennoch lassen sich noch viele Anhänger der Todesstrafe finden, nur eben nicht mehr im Grossteil der Bevölkerung.

Ich hoffe das war in irgendeiner Weise hilfreich. Es ist ein schwieriges Thema, mit sehr vielen Variablen die es zu berücksichtigen gilt. Es gibt Berufe in denen ein gutes Gefühl für Normalität wichtig ist, als Privatperson sollte man sich jedoch eher darum kümmern was einem selbst Spass bereitet und nicht was andere aktuell unter Spass verstehen (oder Normalität).
 
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Hallo zusammen!

Wie kann ich normal sein und dennoch meinen Weg selbst bestimmen?

Gruß
Worti

Hallo Worti,

ein interessantes Thema!

Bezogen auf Deinen letzten Satz denke ich, dass Du normal bist! - Und Deinen eigenen Weg bestimmst Du eh immer selber. Das ist bei uns allen so.

Ich wünsche Dir noch viele interessante Beiträge.

Tolkien
 
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