Im Zazen werden die Unterweisungen des Meisters "Kusen" genannt und diesen ist unbedingt Folge zu leisten.
Der Geist "Monkeymind" wandert immer umher, will dieses und jenes, ist der erste der sich beschwert und drängt zu allem möglichen...nicht nur den Schüler, sondern auch die Meister.
Der wesentliche Unterschied ist, daß Meister dem Monkeymind nicht mehr allzuviel Bedeutung zukommen lassen oder ihn durch eine einfache, ihm zugewiesene Aufgabe zufrieden und ruhig-stellen.
Monkeymind ist glücklich, wenn er etwas zu tun hat...eine möglichst wichtige Aufgabe muß es sein.
Diese Aufgabe steht in deinem Fall durch Kusen bereits fest und ich rate dazu, den Geist nicht nach anderen Techniken abschweifen zu lassen. Ein wesentliches Kriterium der meditativen Praxis liegt darin, sich in wiederholten Abläufen zu befinden und nicht darin, diese ständig zu verändern. Den Unterweisungen eines Meisters ist Folge zu leisten. Nur so ist Zazen Zazen und nicht etwa Vipazen oder Sidazen oder etwas ganz anderes.
Lege den Geist in die linke Hand.
Dies bedeutet Aufmerksamkeit und Konzentration zur Gänze und ohne Abschweifungen auf die linke Hand zu richten.
Wird Körper und Geist unruhig, sei es durch Abschweifungen oder Schmerzen, verweile noch ein wenig in diesem Zustand und beende die Meditation.
Zu Anfangs meditierst du vielleicht 5 Minuten...irgendwann vielleicht 50 Minuten oder 5 Stunden...nicht die Zeit in Meditationshaltung, sondern die richtige Haltung ist hierbei wichtig.
Im Shaolintempel wird Körper und Geist auf die sitzende Meditation vorbereitet und nach der Meditation "nachbereitet" Vor- und Nachbereitung nehmen 2/3 der gesamten Zeit in Anspruch.
Was insofern deiner Zazen-Praxis nicht in die Quere kommen wird, sind ein paar Aufwärm und Dehnübungen vor dem Sitzen...hat die Muskulatur gearbeitet, ist gut durchblutet und aufgewärmt, fällt das Sitzen leichter.
Dies kannst du auch mit dir bekannten Atemübungen kombinieren, um dich auf die eigentliche Meditation vorzubereiten.
Im Shaolin wird da jedoch kein Unterschied gemacht. Vorbereitungsübungen sind bereits Meditation, da Meditation ohnehin in jeglicher Körperhaltung und zu jeder Tageszeit möglich ist, sei es auch im Liegen.
Der ungeübte Geist läuft jedoch schnell Gefahr in dieser entspannten Haltung einzuschlafen...von daher sind sich sämtliche Mediationsschulen einig, daß eine liegende Meditationshaltung eher kontraproduktiv ist, wobei es auch hier gewiss einige Ausnahmen gibt.
Im Zazen stehen dir mehrere Sitzhaltungen zur Verfügung, anders als im Sotozen, mit dem Rücken zur Wand.
Meiner Auffassung nach weißt du zu wenig über deine gewählte Form der Meditation. Ich rate dazu, dich genau und nur an die Unterweisungen deines Meisters zu halten.
Vipassana kann völlig unabhängig zu jeglicher anderen Schule praktiziert werden...das ist halt Vipassana.
Aber ansonsten rate ich, nicht von hier und da und dort alles mögliche zusammenzutragen und zu vermischen.
Obwohl dies dem Monkeymind gewiß sehr gefallen wird...er hat dann ganz viel zum Spielen, theoretisch zu betrachten, abzuwägen...eine Fülle an Informationen, mit der sich der Monkeymind selbst für eine Weile ruhigstellt und zufrieden gibt und dich dadurch in deiner Praxis vollkommen lahmlegt.
1:0 für den Monkeymind, aber dennoch alles Gute in der Praxis!
Amituofo, Tiger