Die Frage wäre, was war das Paradies eigentlich? Was hat sich, warum verändert? Und welche Folgen hatte das?
Ich versuche mal was, nur so als Denkmodell:
Was war die Vertreibung aus dem Paradies?
Wenn eine Schlange im Kontext ihrer, sagen wir mal, Aufgabe innerhalb der Natur eine Maus tötet, so tut sie das, eben weil sie eine Schlange ist und sich von Mäusen ernährt. Sie erfüllt ihre Aufgabe im größeren Zusammenhang der Aufrechterhaltung einer Art natürlicher Balance.
Zugleich kann sie aber auch nicht anders, sie ist eben so, sie hat keine Wahl. Die Mäuse umgekehrt vermehren sich weitaus stärker als eigentlich zum eigentlichen Überleben nötig, eben damit Schlangen was zum Fressen haben.
Natürliche Prinzipien. Ein Teil der erzeugten Fülle, des erzeugten Überflusses dient anderen.
Wenn alles stimmig zusammenspielt, ergibt es eine Art Gesamtharmonie. Gerät das System aus dem Gleichgewicht, gibt es Probleme. Fressen Schlangen zu viele Mäuse, und sterben die aus, sterben in Folge auch die Schlangen aus, außer sie suchen sich eine andere Beute. Fressen Schlangen zu wenig Mäuse - oder eben andere Raubtiere - so nehmen die Mäuse dramatisch zu, was wieder in Bereich der Vergetation zu Schäden führen kann.
Das Ganze ist also ein komplexes, vernetztes System.
Die Vertreibung aus dem Paradies: Eva lässt sich dazu verleiten, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Womit etwas aus der Balance gerät. Etwas, das die Menschen selbst betrifft. Sie verlieren ihr Paradies, fallen aus der natürlichen Ordnung heraus, aus der Balance.
Weil sie, und jetzt wird's eigentlich interessant, selbst diese Balance gestört, nein zu ihr gesagt haben. Die Vertreibung aus dem Paradies ist, wenn man so will, die Entwicklung des Menschen vom Nomaden, vom Sammler und Jäger, der im Kontext der natürlichen Ordnung, der Jahreszeiten etc. sein Leben gestaltet, im Einklang mit der gegebenen Natur, sich nur so viel davon nimmt, wie er braucht, oder auch nur - auf Grund seiner beschränkten (technologischen) Möglichkeiten - so viel davon bekommt, hin zum Beginn der ersten Zivilisationen, der Landwirtschaft, der ersten Städte, Hochkulturen.
Denn da wurde, um die urbane Bevölkerung ernähren, versorgen zu können, auf einmal auf Vorrat angebaut, was erst einmal eine konstantere Versorgung gewährleistete.
Zugleich hatte das aber noch etwas andere Folgen. Der konstante Wohlstand, der nicht mehr dem Rhythmus der Jahreszeiten unterlag, führte zugleich dazu, dass Menschen auf einmal ganzjährig sexuell aktiv wurden, was ja eigentlich kein biologischer Normalzustand ist oder war. Der Rhythmus, der bis dahin galt, die natürliche Ordnung, geriet durcheinander.
Was einerseits zu einer Zunahme der Bevölkerung führte, die wiederum ernährt werden musste, was noch mehr Landwirtschaft benötigte, mitunter aber auch auf Grund der dafür nötigen Veränderungen in der Natur zu Engpässen bei der Versorgung führte.
Landwirtschaft benötigt Wasser, viel Wasser, das einerseits kanalisiert, umgelenkt wurde, zugleich an anderen Stellen fehlte, Grundwasserspiegel sinken ließ, somit auch die Natur, die Landschaft veränderte.
Das wiederum führte in Folge, könnte man sagen, zur "Erfindung" des Krieges! Vor ca. 7000 Jahren. Bis dahin gab es territoriale Stammesfehden, in kleinerem Rahmen, aber keine wirklichen Kriege. Und auf einmal wurden aus ehemaligen Jägern Krieger. Aus Städtern und Bauern aber auch.
Ganzjahressexualität bedeutet im männlichen Kontext "Dauerstrom", permanenter (zu) hoher Testosteronspiegel, was zugleich die Aggessivität, die männliche Gewalt, Gewalttätigkeit fördert. Die natürlich irgendwo ihren Ausdruck, ein Ventil sucht und finden will. Das geht über Sex, oder über Gewalt, oder über beides. Zugleich ginge die Auswirkungen bei Frauen über die permanente Fruchtbarkeit in die andere Richtung.
Der Rest der Geschichte dürfte bekannt sein.
Landwirtschaft, Ackerbau, Zivilisation, ganzjährige Sexualität und als Folge Kriege, Konflikte, mehr menschliche Aggression, Besitz über das zum Überleben notwendige wird auf einmal etwas Wichtiges, rückt in den Fokus. Und natürlich das Thema Macht, Kontrolle über andere, andere beherrschen wollen.
Wobei präzise betrachtet natürlich der erste Krieg gegen die Natur bereits im Ackerbau selbst bestünde, und ebenfalls als Folge in der Entstehung von ortsgebundenem Eigentum, im Gegensatz zu vorhergehenden, zwar ebenfalls definierten, aber sozusagen variableren, flexibleren Jagd-Territorien.
Die erste sozusagen typisch menschliche Verschlimmbesserung - in bester Absicht - aber mit nicht nur positiven Folgen, wie üblich.
Menschen gestalten sich ihre Umwelt selbst, formen sie um, verändern sie, und entfernen sich damit von den naturgegebenen Zyklen, Kreisläufen und Dynamiken, oder stören diese in Folge auch, was aber umgekehrt auch sie selbst verändert, quasi mutieren lässt.
Lebensweisemäßig, ernährungstechnisch, in Folge biochemisch-hormonell, was dann auch durchaus bewusstseinsverändernde Folgen hat. Alle möglichen Schwerpunkte, Prioritäten verschieben sich, verändern sich.
Zugleich haben die Folgen ihres Tuns auch weitreichendere Auwirkungen. Und natürlich nicht nur positive, nicht nur mehr natürliche, weil auch die Dimensionen des Eingreifens in die Natur zunehmen.
Hat sich also nicht so viel verändert in den letzten paar tausend Jahren...
Ist so in etwa das für mich plausibelste Erklärungsmodell. Als Modell zumindest.
Also, nehme ich einmal an, so wie wir inzwischen drauf sind, was aus uns geworden ist, wird's über den Geist alleine wohl nicht nur gehen.
Wir werden nicht mehr so werden wie davor, biologisch unmöglich. In den paradiesischen Zustand auf die Art gelangen wir nicht mehr zurück. Die Art von, sagen wir mal Unschuld, haben wir verloren. So wenig wie ein Kind in den Bauch der Mutter zurückschlüpfen kann.
Wäre natürlich auch, so ferne das in jemandes Weltbild eine Rolle spielt, ein mögliches Annäherungsmodell für vermutlich so etwas wie die Ursünde. Oder wenn man will, die menschlich(-luziferische) Auflehnung der Menschen gegen Gott.
Zugleich kann man aber nur mit dem arbeiten, was da ist. Wir, jetzt in dieser Welt.
Wie, oder wie nicht, das liegt dann wohl beim Einzelnen selbst. Scheinbar.
Weil es vermutlich auch nicht unwesentlich sein könnte, welche und wieviel Hilfe und Unterstützung er wofür genau auch, oder gerade von etwas nicht von dieser Welt erhalten mag. Könnte zumindest mitunter hilfreich sein.