Achtung: Sehr kritischer Post!
Ich persönlich kann das Buch niemandem empfehlen, da es einfach pseudowissenschaftlich ist. Die Herleitungen scheinen auf den ersten Blick Sinn zu ergeben, bei genauerer Betrachtung sind sie allerdings hochgradiger Schwachsinn.
Gerade der Punkt mit dem Einparken. Die Autoren erklären es so, dass Männer, weil sie in der Vorzeit die Jäger und Sammler waren, einen besseren dreidimensionalen Blick entwickelt hätten. Yay. Evolution. Wir sind ja so wissenschaftlich.
Was dabei vollständig außer Acht gelassen wird: Menschen werden durch kulturelle Evolution stärker geprägt als durch biologische. Die Jungs bekommen "typische" Jungssachen, wie Baukästen und Fahrzeuge. Sie dürfen oft früher und öfter alleine durch die Straßen ziehen und machen mehr Koordinationssport wie Fußball oder Handball. Dadurch wird in frühen Stadien die räumliche Orientierung geschult. Gender-Diskriminierung passiert nicht nur oberflächlich. Es geht um die Feinheiten. Jungs wird eben von vorneherein mehr räumliches Denken zugetraut, Mädchen weniger. Das wird von deren Seite übernommen. Daraus folgt: Mädchen trauen sich meist weniger zu im räumlichen Denken, Jungs dagegen eher mehr. Natürlich gibt es noch viel mehr Erklärungsversuche, allerdings kann Peases eingeschränkter Blick keine richtigen Antworten bieten.
Pease gehen in ihren Analysen zudem nicht wissenschaftlich vor. Sie sehen Korelationen direkt als kausal. Beispielsweise beschreiben sie an einer Stelle, dass sich Erwachsene am Kindbett unterschiedlich verhalten, je nachdem ob ein Junge oder ein Mädchen darin liegt. Mädchen werden oft sanft angefasst und als "hübsche Prinzessin" beschrieben, während Jungs eher fester angepackt werden und als "großer Mann" angesprochen werden. Pease schlussfolgern daraus, dass die Erwachsenen evolutionär geprägt sind, sich so zu verhalten. Dass diese Erwachsen selbst durch diese Stereotypen kulturelle geprägt wurden fällt mal brav unter den Tisch.
Sorry für den langen Post. Dieses Buch regt mich einfach gerne auf. Denn es ist kein Einzelfall. Viel in der heutigen populärwissenschaftlichen Literatur kommt mit absoluten Aussagen daher, die einfach so nicht haltbar sind. WIssenshaft bedeutet immer nichts zu wissen, anzunehmen und mit Indizien mögliche Schlussfolgerungen zu ziehen, die durch die Fakten am logischten klingen. Viele Menschen lassen sich aber lieber von klaren Aussagen leiten, die einfach in unserer Welt nicht existieren.
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