Wahlfreiheit?

Bibo

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Hallo zusammen,

Wahlfreiheit bedeutet, ich kann kraft meines freien Willens zwischen wenigstens zwei Möglichkeiten frei wählen, also A oder B. Entscheide ich mich z.B. für B statt für A, so sage ich hinterher: ich habe das so gewählt, es war meine freie Entscheidung, ich hätte auch A nehmen können.

Der Einwand gegen diese Logik ist natürlich, dass ich im Nachhinein nicht feststellen kann, ob es auch möglich gewesen wäre, mich für die andere Möglichkeit zu entscheiden, es bleibt also reine Spekulation.

Für mich ist dieser einfache Gedankengang eine klare Widerlegung der Wahlfreiheit, es gibt auch noch andere Begründungen, die gegen Wahlfreiheit sprechen, allen voran all die eine Wahl begleitenden Bedingungen. Ganz offenbar gibt es immer nur die eine Möglichkeit, nämlich die, die wir wählen, wobei es fraglich ist, ob es sich hierbei wirklich um eine Wahl handelt.

Wenn es also keine Wahlfreiheit gibt, wie kommt dann das Gefühl, wie hätten einen freien Willen, zustande?

Herzliche Grüße,
Bibo
 
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Wahlfreiheit bedeutet, ich kann kraft meines freien Willens zwischen wenigstens zwei Möglichkeiten frei wählen, also A oder B.
Es müssen mindestens 3 Möglichkeiten sein - nämlich 2 inklusive der Möglichkeit, keine von beiden Richtungen zu wählen. Das ist die begrenzteste Freiheit.
Das, wovon du hier schreibst, ist der Zwang, wählen zu müssen.

Absolut freie Freiheit bedeutet, ich kann wählen, was immer mir in den Sinn kommt.

Der Einwand gegen diese Logik ist natürlich, dass ich im Nachhinein nicht feststellen kann, ob es auch möglich gewesen wäre, mich für die andere Möglichkeit zu entscheiden, es bleibt also reine Spekulation.

Für mich ist dieser einfache Gedankengang eine klare Widerlegung der Wahlfreiheit
Für mich nicht.
Warum sollte es im Nachhinein nicht feststellbar sein, ob man sich auch für eine andere Möglichkeit hätte entscheiden können?
 
Es müssen mindestens 3 Möglichkeiten sein - nämlich 2 inklusive der Möglichkeit, keine von beiden Richtungen zu wählen. Das ist die begrenzteste Freiheit.
Das, wovon du hier schreibst, ist der Zwang, wählen zu müssen.

Absolut freie Freiheit bedeutet, ich kann wählen, was immer mir in den Sinn kommt.
Für mich nicht.
Warum sollte es im Nachhinein nicht feststellbar sein, ob man sich auch für eine andere Möglichkeit hätte entscheiden können?

Einverstanden, nehmen wir wenigstens drei Möglichkeiten an, inklusive der Möglichkeit, weder A noch B zu wählen und statt dessen keine von beiden, also C, zu wählen. Somit stellt sich C ein, ich kann jedoch nicht erleben, wie es gewesen wäre, wenn ich A oder B genommen hätte. Absolute Freiheit würde bedeuten, dass meine Wahl ganz unabhängig von Bedingungen getroffen wurde, aber allein das Vorhandensein der drei Bedingungen A, B oder C bedeutet einen Zwang, und wo ein Zwang ist, ist keine Freiheit.
 
Einverstanden, nehmen wir wenigstens drei Möglichkeiten an, inklusive der Möglichkeit, weder A noch B zu wählen und statt dessen keine von beiden, also C, zu wählen. Somit stellt sich C ein, ich kann jedoch nicht erleben, wie es gewesen wäre, wenn ich A oder B genommen hätte.
Du kannst dich jederzeit für A oder B umentscheiden und es erleben. Du kannst alles nacheinander ausprobieren. Du kannst es nur nicht gleichzeitig tun.
Das Problem wäre also entweder
- Die Zeit, die vergeht und nicht "zurückgespult" werden kann
oder
- unsere Individualität, denn weil wir nur ein einziges Wesen sind, können wir nur eine einzige Entscheidung in einem Moment treffen.

Absolute Freiheit würde bedeuten, dass meine Wahl ganz unabhängig von Bedingungen getroffen wurde
Nur, wenn die Wahl selbst über alle Bedingungen erhaben wäre. Ist sie aber niemals.
Es handelt sich eben um relative und nicht absolute Freiheit.

allein das Vorhandensein der drei Bedingungen A, B oder C bedeutet einen Zwang, und wo ein Zwang ist, ist keine Freiheit.
Es ist begrenzte Freiheit.
Nichts zwingt dich, zu wählen, aber du bist frei zu wählen. Wie gesagt, relative und nicht absolute Freiheit.
Absolut frei ist alles, was ist, aber nicht jede einzelne Persönlichkeit.

Wenn es also keine Wahlfreiheit gibt, wie kommt dann das Gefühl, wie hätten einen freien Willen, zustande?
Wir haben einen freien Willen. Es bedeutet, dass wir alles wollen können innerhalb unserer Grenzen und das Potenzial besitzen, auch darüber hinaus wollen zu können, wenn die Grenzen nicht wären. Natürlich ist das "wenn sie nicht wären" nur Spekulation.
Aber die gesamte Welt verkörpert Begrenztheit. Alles, was wir erleben, erhält Charakter durch seine Grenzen, allen voran Zeit und Individualität.
Absolute Freiheit ist gleich nichts und alles - und somit in keiner Weise erlebbar. Damit wir sie auskosten können, erhalten wir sie in begrenzten Paketen (Welten). Doch die Anzahl der Pakete ist unendlich.
:)
 
Du kannst dich jederzeit für A oder B umentscheiden und es erleben. Du kannst alles nacheinander ausprobieren. Du kannst es nur nicht gleichzeitig tun.
Das Problem wäre also entweder
- Die Zeit, die vergeht und nicht "zurückgespult" werden kann
oder
- unsere Individualität, denn weil wir nur ein einziges Wesen sind, können wir nur eine einzige Entscheidung in einem Moment treffen.
Nur, wenn die Wahl selbst über alle Bedingungen erhaben wäre. Ist sie aber niemals.
Es handelt sich eben um relative und nicht absolute Freiheit.
Es ist begrenzte Freiheit.
Nichts zwingt dich, zu wählen, aber du bist frei zu wählen. Wie gesagt, relative und nicht absolute Freiheit.
Absolut frei ist alles, was ist, aber nicht jede einzelne Persönlichkeit.
Wir haben einen freien Willen. Es bedeutet, dass wir alles wollen können innerhalb unserer Grenzen und das Potenzial besitzen, auch darüber hinaus wollen zu können, wenn die Grenzen nicht wären. Natürlich ist das "wenn sie nicht wären" nur Spekulation.
Aber die gesamte Welt verkörpert Begrenztheit. Alles, was wir erleben, erhält Charakter durch seine Grenzen, allen voran Zeit und Individualität.
Absolute Freiheit ist gleich nichts und alles - und somit in keiner Weise erlebbar. Damit wir sie auskosten können, erhalten wir sie in begrenzten Paketen (Welten). Doch die Anzahl der Pakete ist unendlich.
:)

Ja, genau!

Doch den Satz "Wir haben einen freien Willen" kann ich nicht nachvollziehen. Wenn Du damit die Freiheit, zu wollen, was man will meinst, würde ich das schon in Frage stellen. Ich kann nicht unendlich wollen was ich will, denn selbst mein Wollen ist Bedingungen unterworfen, die in mir selbst, meinem Denken, meinen Erfahrungen liegen. Wäre mein Wollen frei, so müsste es zu jederzeit alle Möglichkeiten, zu wollen, erfassen könnan, in Wahrheit ist es aber begrenzt, ich kann nicht alles zu Wollende gleichzeitig sehen, sondern nur die mir zur Verfügung stehenden Wahlmöglichkeiten. Wenn denn "Wählen" überhaupt eine Rolle spielt, bei dem was ich tue.
 
Gewählt wird so, wie die Seele es für sich haben will um ihr Soll zu erreichen.
 
Freiheit vs. Zwang, das ist wie die Sache mit dem Huhn und dem Ei.

Der Fluss fließt, wohin das Flussbett ihn leitet.
Das Flussbett entsteht durch die Kraft des Flusses.
Wer hat nun die Richtung bestimmt - der Fluss oder das Flussbett?

Weder sind beide frei noch unfrei und doch sind sie beides aus verschiedenen Perspektiven; sie sind eins miteinander und ohne einander wären sie nicht.

Unser Leben ist phänomenal.
Erst durch Zwang lässt sich Freiheit erblicken. Denn alles, was gezwungen wird, klein zu sein, will groß und frei sein.
In absoluter Freiheit gäbe es keinen Willen und somit überhaupt nichts mehr.
 
Freiheit vs. Zwang, das ist wie die Sache mit dem Huhn und dem Ei.

Weder sind beide frei noch unfrei und doch sind sie beides aus verschiedenen Perspektiven; sie sind eins miteinander und ohne einander wären sie nicht.

Freiheit wäre, wenn dieses Abhängigkeitsverhältnis nicht gelten würde. Solch eine Freiheit käme einer göttlichen Schöpfungsmacht gleich, einer Schöpfung aus dem Nichts heraus, ohne jede Vorbedingung, die man vielleicht auch reine Willkür nennen könnte.
 
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Freiheit wäre, wenn dieses Abhängigkeitsverhältnis nicht gelten würde. Solch eine Freiheit käme einer göttlichen Schöpfungsmacht gleich, einer Schöpfung aus dem Nichts heraus, ohne jede Vorbedingung, die man vielleicht auch reine Willkür nennen könnte.
Freiheit ist ein Kunstwort.
Unfreiheit genauso.

Denn logischerweise wäre vollkommene Freiheit vollkommen unfrei.
Freiheit braucht Individualität. Individualität braucht Grenzen. Freiheit darf nicht begrenzt sein.

Ein unlösbarer Gedanke.
 
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