Vogelgrippe H5N8-Erreger, Stallpflicht für Geflügel

kulli

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Graz
Fragen eines privaten Hühnerhalters:

Ich halte privat 19 Hühner. Sie haben einen großen Auslauf und einen kleinen Bauwagen, der als Schlafstall umgebaut wurde. Es waren sehr glückliche Hühner… bis vor Kurzem hier in Schleswig-Holstein sämtliches Geflügel aufgestallt werden musste.

Mir leuchtet diese Maßnahme, die nun auch noch durch Kleiderwechsel und Desinfektionsbäder drastisch verschärft wurde nicht ein und ich bitte Sie, mir folgende Fragen zu beantworten, damit ich das Handeln der Verantwortlichen verstehen kann:

1. Wo ist das Virus entstanden?
2. Sind die Infektionswege des Virus genau bekannt? Wenn ja, wie überträgt es sich? Gibt es dazu Studien?
3. Sind auch tote Singvögel mit H5N8 gefunden worden, die nicht Zugvögel sind?
4. Sind schon nachweislich Wildvögel durch Geflügel aus nichtindustrieller Haltung angesteckt worden?
5. Müssen nur Hühner, Enten, Gänse und Puten aufgestallt werden? Was ist mit Tauben, Wachteln, Perlhühnern, Pfauen, Fasanen usw.? Müssen diese Vögel auch in den Stall? Wenn nein, warum nicht?
6. Wenn das Virus in dem Geflügelbetrieb in Grumby durch die Luft in den Stall eingedrungen ist, warum ist das Aufstallen dann überhaupt nötig? Wenn ja, mit welcher Begründung? Wenn das Virus dort eindringen konnte, ist ein Verhindern des Eindringens in einen privaten Hühnerstall durch Kleider- und Schuhwechsel und Schuhdesinfektion überhaupt möglich?
7. Warum wird nicht gegen H5N8 geimpft?
8. Bilden Vögel nicht auch Resistenzen gegen ein krankheitserregendes Virus wie H5N8 aus?
9. Was spricht dagegen, dass Geflügel aus Hobbyhaltung solche Resistenzen entwickelt?
10. Was mache ich mit der Kleidung, mit der ich den Stall betreten habe? Muss ich die verbrennen?
11. Was mache ich mit dem Mist aus dem Stall? Muss ich den in den Sondermüll geben?
12. Darf ich meinen Hühnern Äpfel aus dem Garten geben?
13. Darf ich mit einem verletzten Huhn zum Tierarzt gehen (bleibt wahrscheinlich nicht aus, denn Streitigkeiten unter den Hühnern haben bei der Enge erheblich zugenommen)?
14. Überträgt sich das Virus erwiesenermaßen auf Hunde und Katzen? Werden diese krank? Stecken die Hunde und Katzen Vögel an?

Das sind erstmal die wichtigsten Fragen. Um diese Aufstallpflicht zu verstehen hoffe ich auf baldige Beantwortung.

Freundliche Grüße
****
 
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Hi kulli,

jo, wir haben gestern frei nehmen müssen, damit wir die geforderte Voliere bauen. Sie ist auch fertig geworden. Vorgabe vom Amt: von oben mit Plane versehen gegen Einbringung von Vogelkot, rundum geschlossen mit Volierendraht.

Letztes Jahr hatten wir ein Partyzelt als Notlösung. :D

Was mir nicht einleuchtet, wie es sein kann, das ein in sich geschlossenes System wie Hühner-KZs (ich nenne die so) überhaupt ein Virus von AUSSEN dort hinein gelangen kann. Diese Massentieranstalten sind, weil ja bekannt ist, dass die extrem hohe Besatzdichte zu Problemen mit Krankheiten führt, Hochsicherheitstrakte. Also kann ein Virus doch nur durch einen Mitarbeiter reingeschleppt werden.

Momentan haben wir das Problem, dass in der Wildnis auch eine hohe Besatzdichte (die Tiere finden ja aufgrund der menschgemachten Landwirtschaft genug zu fressen und vermehren sich dann in manchen Jahren explosiv) auftritt und Viruserkrankungen so begünstigt sich auszubreiten. Es ist also normal, wenn ab und an so ein Erreger umgeht. Es gehört dazu und dezimiert eine Art auf eben natürliche Art und Weise.

Die menschgemachte Panik und Einstallpflicht gibt es auch nicht, weil alle das Nutzgeflügel so lieb haben. Sondern weil es um viel Geld geht, das den Nutztierbetrieben verloren geht.

Btw. muss alles Nutzgeflügel eingestallt werden. Und es geht nicht darum, dass deine Hühner andere Tiere oder dich anstecken können, sondern umgekehrt sie sich nicht anstecken. Es geht um den Schutz der Betriebe und deren Wirtschaftlichkeit, nicht um das Tierwohl.
 
Hallo!

zu Punkt 3. kann ich sagen, das derzeit bei uns (Bodenseeraum), Zugvögel, vor allem Reiherenten, daran verstorben sind.
Hühner und Puten sind am empfänglichsten für diesen Erreger, weshalb gerade bei Stallungen in der Nähe von Freigewässer
zu besonderen Maßnahmen aufgerufen werden (Stallpflicht)
Über Kot oder Tränkwasser, zu dem Wildvögel Zugang haben, kann eine Übertragung stattfinden.
 
3. Sind auch tote Singvögel mit H5N8 gefunden worden, die nicht Zugvögel sind?
4. Sind schon nachweislich Wildvögel durch Geflügel aus nichtindustrieller Haltung angesteckt worden?
5. Müssen nur Hühner, Enten, Gänse und Puten aufgestallt werden? Was ist mit Tauben, Wachteln, Perlhühnern, Pfauen, Fasanen usw.? Müssen diese Vögel auch in den Stall? Wenn nein, warum nicht?

NABU sagt dazu folgendes:

Die Vogelgrippe kann neben Hühnern und Puten auch Enten, Gänse, Schwäne und andere Wasservögel gefährden. Eine Übertragung auf Singvögel hat es weltweit bisher kaum gegeben. Für Wintergäste am Futterhaus besteht deshalb kein erhöhtes Risiko.

Wildvögel zu Unrecht unter Verdacht

LG
Waldkraut
 
Ursprung des Virus in der Massentierhaltung

Wissenschaftler sind sich einig, dass die hoch-pathogenen Vogelgrippe-Viren ursprünglich in kommerziellen Geflügelbetrieben entstehen, anschließend aber auch Wildvögel befallen können. Diese können das Virus zwar in der Wildpopulation regional verbreiten, aber eine Übertragung zurück auf Hausgeflügel wurde bisher nie zweifelsfrei nachgewiesen.

Zwar können frisch infizierte Wildvögel noch ein paar Tage leben und das Virus woanders hinbringen, doch scheint die Virenweitergabe im Freiland extrem schwierig zu sein: Von den rund 150.000 im Kältewinter 2006 bei Rügen in eisfreiene Bereichen rastenden Wasservögeln starben rund 6000. Knapp 5000 davon wurden auf Vogelgrippeviren untersucht und bei 158 wurde das damals zirkulierende H5N1-Virus nachgewiesen. Würden sich Wildvögel leicht untereinander anstecken, hätten Tausende von Vögeln an dem Virus sterben müssen.
 
Jetzt müssen die privaten Geflügelhalter, auch wenn sie nur 3 Güggelis haben, in Schleswig Holstein Schutzanzüge tragen, wenn sie ihre Tiere versorgen. Kam heute früh im Radio. o_O
 
Hallo!

zu Punkt 3. kann ich sagen, das derzeit bei uns (Bodenseeraum), Zugvögel, vor allem Reiherenten, daran verstorben sind.
Hühner und Puten sind am empfänglichsten für diesen Erreger, weshalb gerade bei Stallungen in der Nähe von Freigewässer
zu besonderen Maßnahmen aufgerufen werden (Stallpflicht)
Über Kot oder Tränkwasser, zu dem Wildvögel Zugang haben, kann eine Übertragung stattfinden.
und natürlich auch über den Menschen der an seinen Schuhen den Kot der Wildvögel in die Ställe trägt, wenn er z. B. ausmistet.
 
Als ich vor paar Tagen wieder von der Vogelgrippe gehört hatte, kam mir in den Sinn, dass der Virus der Vogelgrippe vielleicht sogar aus Hühner - KZ´s wie es Anevay schreibt herkommen könnten. Die Hühner sind doch alle sehr krank und haben ein schwaches Immunsystem. Ich könnte mir vorstellen, dass freilebende Hühner vielleicht noch standhafter sind gegen so einen Virus, weil sie von Haus aus einfach gesünder leben und sind.
 
Jetzt müssen die privaten Geflügelhalter, auch wenn sie nur 3 Güggelis haben, in Schleswig Holstein Schutzanzüge tragen, wenn sie ihre Tiere versorgen. Kam heute früh im Radio. o_O

Bei uns leider auch, Privathalter sowie gewerbliche Gefügelzüchter, müssen Schutzanzüge tragen. Ein Gebiet, wurde zur Überwachungszone in einem Radius von 10 km erklärt, nachdem über 1.100 Puten gekeult werden mussten.
 
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Als ich vor paar Tagen wieder von der Vogelgrippe gehört hatte, kam mir in den Sinn, dass der Virus der Vogelgrippe vielleicht sogar aus Hühner - KZ´s wie es Anevay schreibt herkommen könnten. Die Hühner sind doch alle sehr krank und haben ein schwaches Immunsystem. Ich könnte mir vorstellen, dass freilebende Hühner vielleicht noch standhafter sind gegen so einen Virus, weil sie von Haus aus einfach gesünder leben und sind.
Das möchte der Nabu ja gerne untersucht wissen, siehe den Beitrag von Waldkraut. :)

Übrigens sollen laut Landesministerium Bayern ein Anteil an vogelgrippekranken Tieren von 5% "normal" sein. Hier wird meiner Ansicht nach einmal mehr nur die Massentierindustrie geschützt.

In einem Hühnerforum hat eine Userin vorgerechnet, dass de Geflügelindustrie durch Selbstversorger und Privattierhalter knapp eine Mrd. Euro Gewinn (!) abgehen jedes Jahr (nur Deutschland). Die haben durchaus ein großes Interesse daran, die private Nutztierhaltung zu unterbinden.
 
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