Visionsfindung - worum geht es heute in unserer urbanen Welt? Teil 1

FayInanna

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Vorarlberg
Ein Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin aus unserem Camp 2018 - sie war 3 Tag und Nächte alleine in urbaner Umgebung - wie und wo würdet ihr eine Visionsfindung - Utiseta - Visionssuche machen?

Wie das so ist, bei uns auf einer Visionsfindung...

...Danke Sabine für die Erlaubnis, deine Erfahrungen aus der Zeit bei uns zu veröffentlichen!

Frühjahr 2018…
Utiseta – Visionsfindung….. ich sitze vor dem Computer und sehe mir die Website von Sabrina und Marcel Dengel an.

Hier wird im Zuge des alljährlich im Sommer stattfindenden Spirit-Camps auch die Möglichkeit einer „begleiteten“ Visionsfindung angeboten. Drei Nächte im Freien – auf der Tschengla in Vorarlberg, ohne Essen und Trinken, ohne Taschenlampe, Handy oder sonst etwas. Schweigend. Ohne Ablenkung.

Etwas in mir meldet sich…. Ein tiefes Gefühl von Freude und lebendig sein steigt in mir hoch und erfüllt mich in diesem Moment. Soll ich mich drauf einlassen?

Das Jahr hat schlecht begonnen und die Wochen verstreichen ohne dass sich etwas daran ändert – viel Veränderung, Ärgernisse, genervt sein, alle möglichen Ängste die auftauchen… ich weiß, ich muß etwas für mich tun. Ich melde mich an und besuche im Mai eine Schwitzhütte, die von Sabrina und Marcel regelmäßig auf der Tschengla veranstaltet werden. Ich möchte den Platz und die Leute kennenlernen.
Ende Mai bekomme ich eine Liste zugeschickt, wie ich mich auf die Visionsfindung vorbereiten kann – eine Liste mit den Dingen, welche mitzunehmen und zu besorgen sind, sowie Empfehlungen was die Ernährung und das Trinkverhalten, v.a. in der Zeit knapp vor der Visionssuche, angeht.
Seit der Anmeldung habe ich nichts mehr von der ursprünglichen Freude gespürt… sondern nur mehr Angst. Aber das ist das Thema. Ich möchte mich endlich einmal meinen Ängsten stellen um den Rest meines Lebens nicht mehr in Panik und Angst vor allen möglichen Dingen verbringen zu müssen.

Die Zeit verrinnt schnell dieses Jahr und die Woche rückt immer näher. Ungefähr 10 Tage davor ist auf einmal wieder dieses Gefühl der Freude in mir. Es hält nicht an, aber ich habe eine ganz tiefe Gewissheit: ich kann es schaffen.
Es ist soweit und mein Mann bringt mich zum Sommercamp. Gemischte Gefühle und Unsicherheit, v.a. was die Gruppe betrifft – ich fühle mich wie ein Fremdkörper, weiß aber, dass das ausschließlich aus mir heraus kommt. Ich mache Schwitzhütten und Workshops mit, lerne die Leute kennen und finde am zweiten Tag meinen Paten – den Menschen, der mich in der Zeit im Wald betreuen und welcher mein einziger Kontakt zur Außenwelt sein wird. Sein Name ist Klaus und die Wahl fällt komplett spontan und aus einem tiefen Gefühl heraus auf ihn. Er nimmt die Verantwortung an und von dem Zeitpunkt an weiß ich, egal wie es ausgeht, ich hätte mir keinen besseren Paten aussuchen können und es wird mir gut gehen.

Am nächsten Tag gehe ich meinen Platz suchen… ich denke – ah, das wird einfach, das schaff ich doch ganz schnell….. Nichts da. In der Hitze bin ich drei Stunden unterwegs, gehe dreimal im Kreis bevor ich es schaffe, mich für einen Platz zu entscheiden. Kopfkino und v.a. der Wunsch: „Ich hätte zumindest gerne eine Aussicht auf die Berge“, haben die Sache nicht unbedingt erleichtert. In der Nacht schlafe ich, wie in jeder Nacht, sehr schlecht – träume, dass der Platz ganz furchtbar schlecht und nicht der Richtige ist. Dementsprechend gerädert bin ich am nächsten Tag.
 
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Visionsfindung - worum geht es heute in unserer urbanen Welt? Teil 2

Um viertel vor Drei treffen wir uns zur Frauenschwitzhütte – nach der zweiten Runde verlasse ich die Schwitzhütte durch den hinteren Ausgang und werde von meinem Paten in Empfang genommen. Er ist jetzt meine einzige Bezugsperson, ich darf mit niemand anderem mehr sprechen, nichts mehr trinken oder essen. Mein Bündel habe ich mit Sabrinas Hilfe kurz davor geschnürt – Plane, Isomatte, Schlafsack, Klopapier, ein Pullover gegen die Kälte. Wir gehen nochmal zurück in sein Zimmer – dort entzünde ich meine Lebenskerze – sie wird die ganze Zeit brennen und unsere Verbindung sein. An ihr kann er sehen wie es mir geht.

Wir marschieren los und kommen zu meinem Platz. Ein Schock! Der Platz ist nicht der Richtige! Was mach ich jetzt nur? Ich gerate innerlich in Panik. Schon vorbei, bevor es überhaupt begonnen hat? Klaus bewahrt einen kühlen Kopf und gibt mir die Zeit mich im näheren Umfeld nochmal umzusehen. Nach einer halben Stunde habe ich ihn endlich gefunden. Meinen perfekten Platz
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☺ er fühlt sich gut an. (…und hat keine Aussicht
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;-))

Ich richte mich ein – errichte einen Schutzkreis um mich und Klaus verstärkt diesen noch mit einer Anrufung an die Spirits. Niemand darf in den nächsten drei Tagen und Nächten den Kreis betreten oder ich ihn verlassen. Nächster Schock: ich habe das Schild, das mir Sabrina gegeben hat, für den Fall, dass Wanderer vorbeikommen und wissen möchten was ich hier tue, vergessen. Gott sei Dank ist Klaus so lieb, holt es aus meinem Zimmer und bringt es mir. Dann geht er und ich bin alleine. Er wird erst in 24h wieder kommen.

Meine erste Nacht im Wald. Es ist stockdunkel. Um mich sind nur Geräusche, Kuhglocken, die Motorsäge vom Bauernhof in der Nähe, ein Hund der bellt. Nach und nach wird es stiller. Dann beginnt es um mich herum zu rascheln und zu leben. Ich bekomme Panik und ziehe mir die Plane über den Kopf. Aber genau deswegen bin ich ja hier denke ich. Wird schon. Irgendwas ist bei meinem Rücken, raschelt herum. Angst. Dunkelheit. Wann wird es endlich hell? Um Vier Uhr morgens beginnen die Hirten das Vieh zusammenzutreiben. Ich weiß, dass es genau Vier Uhr ist, da sie es die Nächte davor auch getan haben und man die Uhr nach ihnen stellen konnte. Das hilft. Es sind noch ungefähr eineinhalb Stunden bis es dämmert. Geschlafen habe ich nicht sehr viel. Egal. Die erste Nacht ist geschafft.

Es wird hell und ein wunderschöner Tag. Mein Platz dürfte der Lagerplatz für Eichhörnchen sein – zwei davon umkreisen mich immer auf den Bäumen, „schimpfen“ mit mir und werfen sogar mit Fichtenzapfen nach mir. Ich lade mir die Vöglein ein. Auch sie kommen und ich unterhalte mich mit ihnen. Das Licht verändert den Platz im Wald immer aufs Neue – ich entdecke immer wieder neue Baumformationen und Figuren….. in mir stellt sich ein Wohlgefühl ein, eine Zufriedenheit, eine Ausgefülltheit wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Perfekt. Ich spüre weder Hunger noch Durst – mir fehlt im Moment gar nichts und ich bin einfach nur glücklich.
Dann kommt die Langeweile. Ich beginne Pilatesübungen zu machen, mich zu dehnen, mich innerhalb meines Kreises zu bewegen. Wann kommt Klaus endlich? Es wird später und später, ich habe kein Zeitgefühl mehr. Plötzlich wird es dunkel und dunkler. Ich höre Donner. Panik. Ich hasse Gewitter im Freien – ich habe Todesangst. Das Gewitter kommt näher. Es bricht mit voller Wucht los und ich bin mittendrin. Ich habe mich in meine Plane eingewickelt und die Hände vors Gesicht geschlagen, damit ich die Blitze nicht sehen muß. Ich spüre sie, weil der Boden von der Wucht der Einschläge erzittert. Über mir tobt es. Es fühlt sich an wie aufgestaute Wut, Hass, Aggression…. Es ist wie ein Kampf. Doch in all dieser Raserei auf einmal ein Gefühl: ich bin nicht alleine und es kann mir nichts passieren. Die Erde und die Bäume sprechen mit mir und sagen: es wird dir nichts passieren – wir beschützen dich. Die ganze Gemeinschaft im Spirit Camp, v.a. die Frauen, sind präsent und und bei mir. Allen voran Sabrina. Und dann beginnt Angela unser Camplied zu singen…. „Geh deinen Weg“….

Ich bin behütet und beschützt - ich bin für alle dort draussen und alle sind bei mir um mich zu unterstützen. Ich bin nicht alleine und ich weiß, egal wie lange es dauert – ich bin hier und ich bleibe hier. Und ich habe keine Angst mehr.
Nach gefühlten Stunden legt das Gewitter eine Pause ein. Ich öffne die Plane, weil ich schon fast keine Luft mehr bekomme und was sehe ich? Klaus steht im Regen vor mir. Wie lange schon? Er ist gerade gekommen
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☺ Ein Geschenk. Er macht mir Mut und ich bitte ihn, am nächsten Tag in der Früh wiederzukommen. Dann bin ich wieder alleine.
Plötzlich überfällt mich ein Durstgefühl wie ich es noch nie erlebt habe. Ich verdurste. Mein Mund fühlt sich nur mehr ausgetrocknet an und ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich lutsche ein Bonbon, welche mir Sabrina mitgegeben hat, damit der Speichel sich wieder verflüssigt, aber es hilft nicht wirklich. Ich bin verzweifelt. Ich werde es nicht schaffen. Irgendwann schlafe ich ein.

Die Hirten wecken mich wie jeden Morgen und ich weiß, bald dämmert es. Die Verzweiflung steigt, das Durstgefühl wird immer größer. Ich denke, ich halte maximal bis zum Abend durch und dann muß ich aufgeben. Alles umsonst, die ganze Vorbereitung, einfach alles. Wieder einmal etwas was ich nicht schaffe. Wieder einmal versagt….
Als Klaus kommt findet er ein Häuflein Elend vor – ich bin voll in meinem Drama gefangen und weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich heule. Klaus redet mit mir, ermutigt mich – ich kann mich an keines seiner Worte mehr erinnern, aber sie zeigen Wirkung. Ich beruhige mich und weiß, er kommt am Abend wieder – irgendwie schaffe ich das.

Der Tag geht vorbei – ich schlafe meistens weil ich komplett erschöpft bin – irgendwann denke ich, und wo bleiben die Visionen? Ich kann ja gar nichts erzählen wenn ich zurück bin. Es wird Abend. Die letzte Nacht. Die Wachnacht. Ich soll solange wach bleiben wie ich kann. Ich fürchte mich – eine Herausforderung sehenden Auges in die Dunkelheit zu schauen… und nichts zu sehen. Klaus kommt nochmal vorbei und macht mir Mut – das nächste Mal werde ich ihn erst sehen, wenn er mich am Nachmittag des nächsten Tages abholt und ins Camp zurück bringt.
 
Visionsfindung - worum geht es heute in unserer urbanen Welt? Teil 3

Ich richte mich ein – lehne mich an einen Baum und erwarte die Dunkelheit. Kurz bevor es ganz finster ist kommt ein goldener Feldhase vorbei
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☺ ein Geschenk, denke ich. Dann Stille, auch die Kuhglocken sind leiser als sonst und es wird immer finsterer und finsterer. Ich halte durch solange ich kann, irgendwann lege ich mich hin und starre weiter in die Finsternis. Ich döse ein und schrecke auf als neben mir ein Rehbock aus dem Dickicht galoppiert. Mein Puls ist in der Sekunde auf tausend und ich erstarre. Wenn das Tier nun auf mich tritt? Wenn es aggressiv ist und mich angreift? Ich nehme alle meinen Mut zusammen und setze mich auf, mache Lärm mit der Plane und lege mich wieder hin, immer betend: bitte zieh weiter, bitte zieh weiter….. Der Bock beginnt zu „bellen“ und zieht langsam davon. Er hat seine Aufgabe erfüllt. Ich bin wieder wach und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Es ist die dunkelste und längste Nacht. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, höre ich um Vier Uhr wieder die Hirten und weiß, ich habe es fast geschafft
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☺ unendliche Erleichterung als das erste Dämmerlicht durch die Bäume scheint.
Der Tag ist wunderschön. Die Bäume, das Licht, das Grün, die Tiere – sogar die Eichhörnchen haben sich an mich gewöhnt und schimpfen nicht mehr mit mir. Ich bin glücklich – ich spreche mit den Bäumen oder sie sprechen mit mir…. Ich habe Wälder immer geliebt und auch wenn im Aussen oder rundherum Lärm war konnte ich doch meistens die Stille hören… ich bin mit den Bäumen, der Erde und dem Wald verbunden…. Ich beginne zu singen „In Lak’ech Ala K’in“ (was soviel bedeutet wie: Ich bin du und du bist ich) – mein Herz jubelt und ist glücklich – ich bin zu Hause. Ich bekomme ein Geschenk – einen neuen Namen: Waldfrau
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☺ mit diesem Namen habe ich gleichzeitig die Erlaubnis bekommen, mich in allen Wäldern dieser Erde frei bewegen zu dürfen… was für ein Geschenk. Danke!

Da ich müde bin, lege ich mich kurz hin. Plötzlich: Stimmen! Oh Gott – es kommen Menschen vorbei, hoffentlich sehen sie mich nicht! Ich höre: „Schau, da liegt jemand!“ Ich setze mich auf und greife nach dem Schild, dass mir Sabrina für diese Gelegenheit mitgegeben hat. Ein älteres Ehepaar steht etwas oberhalb von mir und schaut herunter: „Na, schlof ma do??!!“ Ich stehe auf und der Mann ruft: „Du bleiben, du bleiben“ – er denkt wahrscheinlich ich sei der deutschen Sprache nicht mächtig. Ich trete an den Rand des Schutzkreises und halte den beiden das Schild hin. Die Frau beginnt laut vorzulesen: „Ich befinde mich auf einer spirituellen Visionsfindung welche auch Schweigen beinhaltet. Diese dauert drei Nächte welche ich an diesem Platz verbringe. Ich werde täglich von Sabrina Dengel betreut – bei Fragen erreichen Sie sie…. Etc.etc…. Danke für Ihr Verständnis“. Die Beiden sind betroffen und verabschieden sich fast entschuldigend…. Mein Herz pocht wie verrückt – eine meiner letzten Ängste hat sich manifestiert. Ich muß lachen. Darf doch nicht wahr sein, das Leben hat wirklich keine meiner Ängste auslassen....
Und bald hab ich es „geschafft“.

Ich weiß nicht wann, aber plötzlich sehe ich Klaus und Matthias durch den Wald zu meinem Platz kommen. Ich darf mit Matthias noch nicht sprechen, aber Klaus hat ihn mitgebracht damit er mir hilft mein Bündel zurückzutragen.
Wir lösen gemeinsam den Schutzkreis auf – wir bedanken uns alle bei den Bäumen, den Tieren und Mutter Erde für diesen „meinen“ Platz, ich schnüre mein Bündelchen und wir machen uns auf zurück ins Camp. Meine Beine sind wie Gummi – Klaus muß mich immer wieder stützen, aber es geht eh erstaunlich gut und in mir macht sich ein Hochgefühl breit. Eine Stimme in mir flüstert: Du hast es geschafft!!!!!!!!!! Jubel in mir
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Ich komme ins Camp und werde gleich in die Schwitzhütte gebracht…… ich möchte hier nicht näher auf das Ritual und meine Wiederaufnahme in die Gemeinschaft eingehen, weil ich die Überraschung für alle weiteren Visionssucher und –finder nicht vorweg nehmen möchte. Nur soviel – es war überwältigend – voller Freude und Liebe….. auch wenn ich immer wieder zu Boden ging, weil mir schlecht wurde – die körperliche Anstrengung sollte sich erst im Nachhinein so richtig zeigen…

Was bleibt übrig? Eine riesengroße Dankbarkeit und Liebe gegenüber der Gemeinschaft im Spirit Camp und besonders gegenüber meinem Paten Klaus, der mich so unglaublich unterstützt hat durch sein Da-sein. Das Wissen, dass ich viel viel stärker bin, als ich jemals gedacht habe – in mir schlummert eine Kraft die bis dato noch keinen Ausdruck in meinem Leben gefunden hat – ich werde sehen, wie ich sie integrieren kann… ein unendliches Vertrauen, dass ich lange verloren hatte, sowie eine Lebendigkeit, die ich so schon länger nicht mehr gespürt hatte…. und nicht zu vergessen meinen neuen Namen. Waldfrau!

Eine Woche später:
Ich sitze hier und versuche das Erlebte möglichst getreu aufzuschreiben.

Etwas in mir hat sich verändert. Ich weiß nicht genau was und wo es mich hinführt … Vertrauen haben. Loslassen, Zulassen…. Ein Teil von mir ist noch immer oben auf der Tschengla, bei meinem Platz, der Gemeinschaft….
In mir ist eine unendliche Liebe zu allem, Demut und Dankbarkeit, dass ich das erleben durfte – ich habe alles gefunden was ich gesucht habe und wurde zusätzlich noch reich beschenkt… so fühlt es sich an.

Es gäbe noch unglaublich viel zu sagen – ich habe hier nur einen Bruchteil zu Papier gebracht…nur noch soviel: Ich würde es jederzeit wieder tun!
Ich danke euch allen!
Ich trage euch alle in meinem Herzen!

In Lak’ech Ala K’in

In Liebe und Dankbarkeit, Sabine
 
Visionsfindung - worum geht es heute in unserer urbanen Welt? Teil 3

Ich richte mich ein – lehne mich an einen Baum und erwarte die Dunkelheit. Kurz bevor es ganz finster ist kommt ein goldener Feldhase vorbei
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☺ ein Geschenk, denke ich. Dann Stille, auch die Kuhglocken sind leiser als sonst und es wird immer finsterer und finsterer. Ich halte durch solange ich kann, irgendwann lege ich mich hin und starre weiter in die Finsternis. Ich döse ein und schrecke auf als neben mir ein Rehbock aus dem Dickicht galoppiert. Mein Puls ist in der Sekunde auf tausend und ich erstarre. Wenn das Tier nun auf mich tritt? Wenn es aggressiv ist und mich angreift? Ich nehme alle meinen Mut zusammen und setze mich auf, mache Lärm mit der Plane und lege mich wieder hin, immer betend: bitte zieh weiter, bitte zieh weiter….. Der Bock beginnt zu „bellen“ und zieht langsam davon. Er hat seine Aufgabe erfüllt. Ich bin wieder wach und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Es ist die dunkelste und längste Nacht. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, höre ich um Vier Uhr wieder die Hirten und weiß, ich habe es fast geschafft
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☺ unendliche Erleichterung als das erste Dämmerlicht durch die Bäume scheint.
Der Tag ist wunderschön. Die Bäume, das Licht, das Grün, die Tiere – sogar die Eichhörnchen haben sich an mich gewöhnt und schimpfen nicht mehr mit mir. Ich bin glücklich – ich spreche mit den Bäumen oder sie sprechen mit mir…. Ich habe Wälder immer geliebt und auch wenn im Aussen oder rundherum Lärm war konnte ich doch meistens die Stille hören… ich bin mit den Bäumen, der Erde und dem Wald verbunden…. Ich beginne zu singen „In Lak’ech Ala K’in“ (was soviel bedeutet wie: Ich bin du und du bist ich) – mein Herz jubelt und ist glücklich – ich bin zu Hause. Ich bekomme ein Geschenk – einen neuen Namen: Waldfrau
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☺ mit diesem Namen habe ich gleichzeitig die Erlaubnis bekommen, mich in allen Wäldern dieser Erde frei bewegen zu dürfen… was für ein Geschenk. Danke!

Da ich müde bin, lege ich mich kurz hin. Plötzlich: Stimmen! Oh Gott – es kommen Menschen vorbei, hoffentlich sehen sie mich nicht! Ich höre: „Schau, da liegt jemand!“ Ich setze mich auf und greife nach dem Schild, dass mir Sabrina für diese Gelegenheit mitgegeben hat. Ein älteres Ehepaar steht etwas oberhalb von mir und schaut herunter: „Na, schlof ma do??!!“ Ich stehe auf und der Mann ruft: „Du bleiben, du bleiben“ – er denkt wahrscheinlich ich sei der deutschen Sprache nicht mächtig. Ich trete an den Rand des Schutzkreises und halte den beiden das Schild hin. Die Frau beginnt laut vorzulesen: „Ich befinde mich auf einer spirituellen Visionsfindung welche auch Schweigen beinhaltet. Diese dauert drei Nächte welche ich an diesem Platz verbringe. Ich werde täglich von Sabrina Dengel betreut – bei Fragen erreichen Sie sie…. Etc.etc…. Danke für Ihr Verständnis“. Die Beiden sind betroffen und verabschieden sich fast entschuldigend…. Mein Herz pocht wie verrückt – eine meiner letzten Ängste hat sich manifestiert. Ich muß lachen. Darf doch nicht wahr sein, das Leben hat wirklich keine meiner Ängste auslassen....
Und bald hab ich es „geschafft“.

Ich weiß nicht wann, aber plötzlich sehe ich Klaus und Matthias durch den Wald zu meinem Platz kommen. Ich darf mit Matthias noch nicht sprechen, aber Klaus hat ihn mitgebracht damit er mir hilft mein Bündel zurückzutragen.
Wir lösen gemeinsam den Schutzkreis auf – wir bedanken uns alle bei den Bäumen, den Tieren und Mutter Erde für diesen „meinen“ Platz, ich schnüre mein Bündelchen und wir machen uns auf zurück ins Camp. Meine Beine sind wie Gummi – Klaus muß mich immer wieder stützen, aber es geht eh erstaunlich gut und in mir macht sich ein Hochgefühl breit. Eine Stimme in mir flüstert: Du hast es geschafft!!!!!!!!!! Jubel in mir
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Ich komme ins Camp und werde gleich in die Schwitzhütte gebracht…… ich möchte hier nicht näher auf das Ritual und meine Wiederaufnahme in die Gemeinschaft eingehen, weil ich die Überraschung für alle weiteren Visionssucher und –finder nicht vorweg nehmen möchte. Nur soviel – es war überwältigend – voller Freude und Liebe….. auch wenn ich immer wieder zu Boden ging, weil mir schlecht wurde – die körperliche Anstrengung sollte sich erst im Nachhinein so richtig zeigen…

Was bleibt übrig? Eine riesengroße Dankbarkeit und Liebe gegenüber der Gemeinschaft im Spirit Camp und besonders gegenüber meinem Paten Klaus, der mich so unglaublich unterstützt hat durch sein Da-sein. Das Wissen, dass ich viel viel stärker bin, als ich jemals gedacht habe – in mir schlummert eine Kraft die bis dato noch keinen Ausdruck in meinem Leben gefunden hat – ich werde sehen, wie ich sie integrieren kann… ein unendliches Vertrauen, dass ich lange verloren hatte, sowie eine Lebendigkeit, die ich so schon länger nicht mehr gespürt hatte…. und nicht zu vergessen meinen neuen Namen. Waldfrau!

Eine Woche später:
Ich sitze hier und versuche das Erlebte möglichst getreu aufzuschreiben.

Etwas in mir hat sich verändert. Ich weiß nicht genau was und wo es mich hinführt … Vertrauen haben. Loslassen, Zulassen…. Ein Teil von mir ist noch immer oben auf der Tschengla, bei meinem Platz, der Gemeinschaft….
In mir ist eine unendliche Liebe zu allem, Demut und Dankbarkeit, dass ich das erleben durfte – ich habe alles gefunden was ich gesucht habe und wurde zusätzlich noch reich beschenkt… so fühlt es sich an.

Es gäbe noch unglaublich viel zu sagen – ich habe hier nur einen Bruchteil zu Papier gebracht…nur noch soviel: Ich würde es jederzeit wieder tun!
Ich danke euch allen!
Ich trage euch alle in meinem Herzen!

In Lak’ech Ala K’in

In Liebe und Dankbarkeit, Sabine
Eine sehr schöne Sache, habe ich auch mal gemacht.
Nur zwei Dinge haben mich erstaunt.
Drei Tage nichts trinken?
Ein Schutzkreis?
Bei einer Visionssuche mache ich keinen Schutzkreis und die Besuche sind doch das Spannende.
Aber er scheint ja glücklicherweise nicht oder nur sehr eingeschränkt gewirkt zu haben, insofern ein voller Erfolg (y)
 
Eine sehr schöne Sache, habe ich auch mal gemacht.

Nur zwei Dinge haben mich erstaunt.
Drei Tage nichts trinken?

Ja, traditionell ist das so, auch im Sonnentanz z.B. bis zu 4 Tage ohne Essen und Trinken.

Ein Schutzkreis?
Bei einer Visionssuche mache ich keinen Schutzkreis und die Besuche sind doch das Spannende.

Hmmm, so wie ich das gelernt habe, errichtest du sehr wohl einen Kreis der Kraft oder eben Schutzkreis - selbstverständlich bleibt dieser offen für jede Art der Übersinnlichen Begegnung. So habe ich es gelernt. Dein eigener kleiner Kraftort um mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten. Dein "Opfer" für die Vision - du bleibst an deinem Platz und gehst mehr und mehr in die Kraft dieses Ortes. Du verzichtest auf Essen und Trinken unter Begleitung und erfährst dadurch eine sehr hohe Sensibilität und eine Steigerung deiner Wahrnehmung.

Aber er scheint ja glücklicherweise nicht oder nur sehr eingeschränkt gewirkt zu haben, insofern ein voller Erfolg

Nun, das denke ich kann nur die Visionsfinderin selbst entscheiden - kommt wohl darauf an was gesucht wird...

(y)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin aus unserem Camp 2018 - sie war 3 Tag und Nächte alleine in urbaner Umgebung - wie und wo würdet ihr eine Visionsfindung - Utiseta - Visionssuche machen?

Wie das so ist, bei uns auf einer Visionsfindung...

...Danke Sabine für die Erlaubnis, deine Erfahrungen aus der Zeit bei uns zu veröffentlichen!

Frühjahr 2018…
Utiseta – Visionsfindung….. ich sitze vor dem Computer und sehe mir die Website von Sabrina und Marcel Dengel an.

Hier wird im Zuge des alljährlich im Sommer stattfindenden Spirit-Camps auch die Möglichkeit einer „begleiteten“ Visionsfindung angeboten. Drei Nächte im Freien – auf der Tschengla in Vorarlberg, ohne Essen und Trinken, ohne Taschenlampe, Handy oder sonst etwas. Schweigend. Ohne Ablenkung.

Etwas in mir meldet sich…. Ein tiefes Gefühl von Freude und lebendig sein steigt in mir hoch und erfüllt mich in diesem Moment. Soll ich mich drauf einlassen?

Das Jahr hat schlecht begonnen und die Wochen verstreichen ohne dass sich etwas daran ändert – viel Veränderung, Ärgernisse, genervt sein, alle möglichen Ängste die auftauchen… ich weiß, ich muß etwas für mich tun. Ich melde mich an und besuche im Mai eine Schwitzhütte, die von Sabrina und Marcel regelmäßig auf der Tschengla veranstaltet werden. Ich möchte den Platz und die Leute kennenlernen.
Ende Mai bekomme ich eine Liste zugeschickt, wie ich mich auf die Visionsfindung vorbereiten kann – eine Liste mit den Dingen, welche mitzunehmen und zu besorgen sind, sowie Empfehlungen was die Ernährung und das Trinkverhalten, v.a. in der Zeit knapp vor der Visionssuche, angeht.
Seit der Anmeldung habe ich nichts mehr von der ursprünglichen Freude gespürt… sondern nur mehr Angst. Aber das ist das Thema. Ich möchte mich endlich einmal meinen Ängsten stellen um den Rest meines Lebens nicht mehr in Panik und Angst vor allen möglichen Dingen verbringen zu müssen.

Die Zeit verrinnt schnell dieses Jahr und die Woche rückt immer näher. Ungefähr 10 Tage davor ist auf einmal wieder dieses Gefühl der Freude in mir. Es hält nicht an, aber ich habe eine ganz tiefe Gewissheit: ich kann es schaffen.
Es ist soweit und mein Mann bringt mich zum Sommercamp. Gemischte Gefühle und Unsicherheit, v.a. was die Gruppe betrifft – ich fühle mich wie ein Fremdkörper, weiß aber, dass das ausschließlich aus mir heraus kommt. Ich mache Schwitzhütten und Workshops mit, lerne die Leute kennen und finde am zweiten Tag meinen Paten – den Menschen, der mich in der Zeit im Wald betreuen und welcher mein einziger Kontakt zur Außenwelt sein wird. Sein Name ist Klaus und die Wahl fällt komplett spontan und aus einem tiefen Gefühl heraus auf ihn. Er nimmt die Verantwortung an und von dem Zeitpunkt an weiß ich, egal wie es ausgeht, ich hätte mir keinen besseren Paten aussuchen können und es wird mir gut gehen.

Am nächsten Tag gehe ich meinen Platz suchen… ich denke – ah, das wird einfach, das schaff ich doch ganz schnell….. Nichts da. In der Hitze bin ich drei Stunden unterwegs, gehe dreimal im Kreis bevor ich es schaffe, mich für einen Platz zu entscheiden. Kopfkino und v.a. der Wunsch: „Ich hätte zumindest gerne eine Aussicht auf die Berge“, haben die Sache nicht unbedingt erleichtert. In der Nacht schlafe ich, wie in jeder Nacht, sehr schlecht – träume, dass der Platz ganz furchtbar schlecht und nicht der Richtige ist. Dementsprechend gerädert bin ich am nächsten Tag.

Schön, wiedermal was von dir zu lesen - vor kurzem hatte ich noch bedauert, dich - wenn auch namentlich nicht genannt, hier nur als stille Kraft im Hintergrund zu sehen^^

Du bist die einzige hier, die meinen verfassten und in Buch veröffentlichten Text über meine Visionssuche kennt und dieser Text hier erinnert mich sehr daran :) ...wie ähnlich sich doch Erfahrungen von Visionssuchenden sein können und doch wird jede stets etwas Einzigartiges bleiben. 16 Jahre her und doch ists so, als wär es gestern gewesen...von solchen Erfahrungen kann man zehren, ein Leben lang, wenn sie auch gleich nur eine Initialerfahrung sind wie das Samenkorn eines Baumes, das gerade eben wurzeln geschlagen hat und (neues) Leben - beginnt^^

Danke fürs Teilen^^

LG Holztiger
 
Schön, wiedermal was von dir zu lesen - vor kurzem hatte ich noch bedauert, dich - wenn auch namentlich nicht genannt, hier nur als stille Kraft im Hintergrund zu sehen^^

Du bist die einzige hier, die meinen verfassten und in Buch veröffentlichten Text über meine Visionssuche kennt und dieser Text hier erinnert mich sehr daran :) ...wie ähnlich sich doch Erfahrungen von Visionssuchenden sein können und doch wird jede stets etwas Einzigartiges bleiben. 16 Jahre her und doch ists so, als wär es gestern gewesen...von solchen Erfahrungen kann man zehren, ein Leben lang, wenn sie auch gleich nur eine Initialerfahrung sind wie das Samenkorn eines Baumes, das gerade eben wurzeln geschlagen hat und (neues) Leben - beginnt^^

Danke fürs Teilen^^

LG Holztiger
Und hatteste auch nen Schutzkreis?
 
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Und hatteste auch nen Schutzkreis?
Ich bin zwar nicht gefragt:
Ich hatte keinen Schutzkreis damals. Hab allerdings auch eine Visionswanderung gemacht, kein son Dasitzen und Warten bis die Vision eintritt.
Soweit ich es kenne wird mit dem "Kreis" meist bei V-quest gewerkelt, wenn es nach Dakota oder Houdonosonee Art gemacht wird.
 
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