Verzeihung, Vergebung, Gnade

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Faydit

Guest
Verzeihung, Vergebung, Gnade

Wichtig, oder nicht?

Nicht mehr zeitgemäß, oder doch noch aktuell?



Was könntet Ihr jemandem vergeben, verzeihen, was nicht?

Was wäre für Euch verzeihbar, vergebbar, was nicht?

Unter welchen Vorraussetzungen, Rahmenbedingungen, unter welchen nicht?

Macht es überhaupt Sinn, jemandem etwas zu verzeihen? Falls ja, welchen?

Wem nützt vergeben, verzeihen mehr? Demjenigen, dem verziehen wird, oder demjenigen, der verzeiht?

Was soll, was kann es bewirken?

Was ist, wenn derjenige, dem verziehen wurde, sozusagen auf irgendeine Art "rückfällig" wird? Verzeiht man ihm dann wieder, oder nicht?

Kann verzeihen auch Nachteile haben, negative Folgen, beispielsweise für denjenigen selbst nach sich ziehen, oder schiefgehen?

Gibt es auch so etwas wie falsches oder verkehrtes Verzeihen, Vergeben, oder eines aus den falschen Gründen?

Worin unterscheidet sich Verzeihen, Vergeben von Gnade?

Worin unterscheidet sich eventuell menschliche Gnade vor - sagen wir mal - himmlischer, göttlicher?


Was sind, falls vorhanden, Eure eigenen Erfahrungen damit?
 
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Kann verzeihen auch Nachteile haben, negative Folgen, beispielsweise für denjenigen selbst nach sich ziehen, oder schiefgehen?

vielleicht wenn es eine nicht gefühlte, sondern nur eine Kopf-Vergebung ist, kann das täuschen und kocht im Innern weiter, oder so....

ansonsten finde ich, ist die Vergebung das A und O des Lebens....

Nicht mehr zeitgemäß, oder doch noch aktuell?

immer gleich aktuell....

weshalb befasst du dich mit Vergebung..?

Was mir gerade noch einfällt und ich wichtig finde ist sich selbst seine Unvollkommenheit zu vergeben und nichts als unverzeihlich zu empfinden...


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weshalb befasst du dich mit Vergebung..?

Dazu komme ich vielleicht noch. Hängt davon ab, wohin sich dieser Thread entwickelt.

Sagen wir mal, ich habe damit ein bisschen Erfahrung.

Ganz grundsätzlich, ist ja anscheinend für einige kein so ganz unwesentliches Thema, für andere hier vermutlich doch.

Mir hat gerade jemand zu erlären versucht, dass es keine Schuld gäbe. In einem derartigen Kontext gäbe es dann natürlich auch keine Vergebung oder Ähnliches. Allerdings deckt sich diese Konzeption nicht wirklich mit meinen eigenen Erfahrungen.

Was mir gerade noch einfällt und ich wichtig finde ist sich selbst seine Unvollkommenheit zu vergeben und nichts als unverzeihlich zu empfinden...

Wäre Unvollkommenheit etwas, das zu vergeben wäre?

Wenn es das ist, sie das ausdrückt, was Du eben bist, oder wo jemand eben steht, würde ich keinen Grund dafür sehen.

Manchmal liegt in Unvollkommenheit Schönes, manchmal weniger Schönes in Perfektion, in Vollkommenheit. Kann natürlich umgekehrt auch sein.

Hängt wohl von jeweiligen Kontext ab.
 
Wäre Unvollkommenheit etwas, das zu vergeben wäre?

ich meinte damit die bösen Dinge die man/frau aus dieser Unvollkommenheit geschehen können..

Ganz grundsätzlich, ist ja anscheinend für einige kein so ganz unwesentliches Thema, für andere hier vermutlich doch.

ja..

Mir hat gerade jemand zu erlären versucht, dass es keine Schuld gäbe. In einem derartigen Kontext gäbe es dann natürlich auch keine Vergebung oder Ähnliches.

ja, diese These kenne ich auch, im K.i.W. ist es auch so, dass Gott nicht vergibt, weil er keine Schuld sieht, gefällt mir gut, aber unter Mitmenschen ist das Verzeihen irgendwie an der Tagesordnung, da so viel gesagt und getan wird was andere verletzt....aber auch da geht es vor allem um die Vergebung für sich und die Wahrnehmung, dass es etwas zu vergeben hätte wo Illusion ist, es macht sie wirklich und das wiederum verlangt Vergebung...
 
Verzeihung, Vergebung, Gnade
Wichtig, oder nicht?
Nicht mehr zeitgemäß, oder doch noch aktuell?
Die Begriffe sind vielleicht nicht mehr zeitgemäß, der Vorgang ist nach wie vor wichtig um selbst seinen Seelenfrieden finden zu können. Heute würde man vielleicht sagen "Du musst das loslassen!", was aber auf's gleiche rausläuft.

Jemand der nachtragend ist, ist innerlich vergiftet, unzufrieden und steckt in einer Opferrolle fest, die ihm das Leben verleidet. Ist auch hier im Forum bei dem einen oder anderen User gut zu beobachten.

Zum Verzeihen/Vergeben (mit "Gnade" kann ich nix anfangen) oder zum Loslassen gehört immer ein gewisses Maß an Verständnis für seine Mitmenschen und ihre Eigenarten, die sie ja auch nur aufgrund irgendwelcher Erfahrungen entwickelt haben. Leben ist vielfältig, Menschen sind vielfältig, Erfahrungen sind vielfältig.

Einfach mal einen Schritt aus seinem (rechthaberischen) Ego raustreten und das Leben wird sehr viel leichter.

R.
 
In den Zeiten von 'Sorry' wohl leicht in Vergessen geraten...
Sorry sagt da ja wohl eher der, der verletzt hat und nicht der, der ggf. irgendwas verzeihen muss/will/sollte.
Ja, der, der "sorry" sagt, vergisst unter Umständen sofort wieder, aber der, der es abbekommen hat, kaut evtl. lange daran und wenn er es dem "sorry Sager" nicht verzeiht, sind wir beim Thema.

R.
 
Die Begriffe sind vielleicht nicht mehr zeitgemäß, der Vorgang ist nach wie vor wichtig um selbst seinen Seelenfrieden finden zu können. Heute würde man vielleicht sagen "Du musst das loslassen!", was aber auf's gleiche rausläuft.

Der eigene Seelenfrieden ist ein Aspekt, der damit durchaus zusammenhängen kann.

Dennoch scheint mir zwischen verzeihen und loslassen ein durchaus nicht unwichtiger Unterschied zu bestehen.

Beim Loslassen geht es nur um jemanden selbst, alleine. Einen Willensakt, in den meisten Fällen wird das wohl eher unter die kategorie Selbstbetrug fallen. Es passiert dabei ja nichts wirklich. Keine Klärung, keine Heilung, keine Transformation.

Beim Verzeihen um eine Interaktion, einen Austausch, einen Prozess, eine Dynamik. Und wie bei allen Prozessen mit nicht garantiertem Ausgang.

Überspitzt gesagt, loslassen ist eine Art Egotrip, verzeihen ein Dialog, eine Kommunikation.

Was meiner Ansicht nach zwar oberflächlich betrachtet ähnlich erscheinen mag, energetisch und psychisch aber ganz andere Resultate erzeugt.

Jemand der nachtragend ist, ist innerlich vergiftet, unzufrieden und steckt in einer Opferrolle fest, die ihm das Leben verleidet. Ist auch hier im Forum bei dem einen oder anderen User gut zu beobachten.

Opfer und Opferrolle müssen nicht dasselbe sein.

Jemand, der an etwas leidet, er nicht - warum auch immer - verarbeiten konnte, es ohne für ihn sinnvolle Lösung somit nicht loslassen kann, wartet ja auch etwas, nämlich eine Art von Erlösung davon. Dem macht da ja keinen Spaß, zugleich ist es ihm aber dermaßen wichtig, dass er gar nicht anders kann als da dran, da drin zu bleiben. Er weiß nur nicht, wo der "Ausgang" ist. Und den wird er meistens alleine auch nicht wirklich finden, das wird sinnvoll nur mit Hilfe eines dafür geeigneten Gegenübers funktionieren.

Alice Miller nennt das den mitfühlenden, oder wissenden Zeugen.

Das Teilen, Mitteilen und der sinnvolle Umgang ermöglicht in Folge das Loslassen können.

Loslassen als reiner eigenen Willensakt ist eigentlich nur ein Verdrängen, es findet keine Heilung, keine Transformation statt. Die Dinge kommen auf die Art nicht wieder in Balance, man redet sich nur ein, dass sie es wären.

Die Opferrolle ist eine Art Maske, wenn jemand draufkommt, dass er, wenn er ich als Opfer präsentiert, Mitleid, Aufmerksamkeit, sprich Energie von anderen bekommt.

Ganz anderes Thema. Bei jemandem in der Operrrolle geht es darum, ihm die Energie, die er haben möchte, eben nicht zukommen zu lassen. Ihn auszuhungern. Was aber auch aus meiner Sicht auch bedeutet, kein Mitleid, kein Verzeihen, keine Gratigeschenke, ohne Selbsteinsicht.

Oder ihm eine dermaßen vor den Latz zu knallen, dass er aus seiner Rolle heraufällt, seine scheinbare, aber falsche Stabilität verliert, und dadurch sozusagen wieder zu sich selbst zurückfindet.

Zum Verzeihen/Vergeben (mit "Gnade" kann ich nix anfangen)

Wie lebt man gnadenlos?

Kann ich mir so gar nicht vorstellen.
 
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Beim Loslassen geht es nur um jemanden selbst, alleine. Einen Willensakt, in den meisten Fällen wird das wohl eher unter die kategorie Selbstbetrug fallen. Es passiert dabei ja nichts wirklich. Keine Klärung, keine Heilung, keine Transformation.
Nein, "loslassen" kann man auch Gedanken, Gefühle, Ängste etc., nicht nur Personen. Und ob es Selbstbetrug ist, liegt an einem selbst, ob man einfach nur den Begriff benutzt weil er hip ist und man heute eben loslässt, oder ob man seine Gefühle und Gedanken die man dem anderen gegenüber hat wirklich loslassen kann.

Eine "Klärung" gibt es auch nicht unbedingt beim Verzeihen, denn zur Klärung gehören zwei (auf Augenhöhe), die heute evtl. gar nicht mehr zusammenkommen können oder nicht mehr miteinander reden wollen (je nach Vorfall).

Heilung oder Transformation findet im Innen eines Menschen statt, ich würde mir da nicht anmaßen zu sagen dass irgendwer seine verletzten Gefühle nicht transformiert, oder keine Heilung findet, ich kann in niemanden hineinschauen. Ich kann da immer nur von mir selbst sprechen.

R.
 
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