Trauer um "Tote"

RitaMaria

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Am Rhein
Hi - und ich muss das irgendwie mal loswerden...
Und vorausschicken möchte ich außerdem, dass ich sehr todeserfahren bin. Es lebt keiner mehr von denen, die mal zu mir gehörten und die als wichtigen Teil meines Lebens ansah.


Warum trauern wir eigentlich und wer oder was genau trauert da wirklich??

Der sogenannt "Tote" hat doch eindeutig den besseren Teil erwischt.
Wie uns die Mystiker aller Religionen berichten, so gibts für den "Toten" nichts, was ihn belasten würde - er hat eine wunderschöne Zeit ohne Schmerzen, ohne Steuererklärung, ohne Finanzprobleme, ohne Berufssorgen und ist viel bewusster mit der Liebe verbunden, als wir uns das auch nur vorstellen können.

Aber wir leiden hier rum - dass wir verloren haben.

Wir wollen haben, haben, haben, haben.... und wenn wir nicht haben können, wenn unsere sogenannte Liebe nicht mit " ich hab dich " erfüllt wird, dann wird das ein leidvoller Zustand.

Sagen wir damit übersetzt nicht aus:

Ich wäre so viel glücklicher, wenn du heimkommst in die Ebene des Realtiven, zu deinen Schmerzen, zu deinen Sorgen - damit ich nicht mehr leiden muss??

Die deutsche Sprache ist sehr ausdrucksarm - im Griechischen lässt sich da besser unterscheiden.. nämlich zwischen Eros und Agape.

Eros ist diese haben,haben, haben wollen Liebe, die vor allem sich selber sieht.
Agape ist die, die auch dann besteht, wenn man selber nicht den geringsten Vorteil davon hat...

Versteht mich nicht falsch, ich stelle mich da nicht drüber, ich kenne dieses Leid, bin da oft genug durch. Aber genau deshalb stellt sich mir diese Frage, warum wir da wirklich leiden und was genau da wohl der Hintergrund ist.

Welche Art Liebe drängt sich da in den Vordergrund??
Und wem genau wollen wir da was Gutes tun???

Lieben Gruß,
RitaMaria
 
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Hallo RitaMaria,

weisst du, durch die Erfahrungen die ich gemacht habe mit Medialität usw. leide ich nicht so sehr wenn einer stirbt - sondern ich leide darunter, dass die anderen mich nicht verstehen.

Geht das eine Problem, kommt das nächste.

Klar, ich trauere, ich vermisse denjenigen, der gestorben ist, schon. Aber ich habe auch die Gewissheit, es geht ihm/ihr gut...da kommt einem schnell Verständnislosigkeit entgegen. "Gefühlskälte" sind da noch die harmlosesten Ausdrücke....dabei ist es genau das Gegenteil....ich habe einfach Gewissheit.

Vermissen darf man immer, aber Trauer, die aus einem Egoismus heraus entsteht, muss man zumindest nach einer gewissen Zeit ablegen. Es kann nicht sein, dass man jmd. in seine Sorgen und Schmerzen zurück wünscht, nur damit es einem selbst gut geht. Loslassen ist hier die Devise, - das fällt manchen leichter und anderen schwerer, aber früher oder später müssen wir uns der Sache stellen. Wie soll es sich sonst in Frieden und Liebe leben lassen ?

LG
:)
 
Hallo Rita Maria und Astralengel,


habt Ihr sehr schön gesagt ! Die wahre Liebe kennen wir als Menschen kaum, denn es steht immer (noch!) das Ego im Vordergrund.

Wer die Gewißheit hat, daß es den Verstorbenen gut geht, hat es schon nicht mehr ganz so schwer, die Trauer zu durchleben. Wer sich dann noch der wahren Liebe bewußt ist, der wird den Verstorbenen nicht festhalten.

Denn die Liebe, die wir allgemein als Liebe bezeichnen, ist meist Ego-Liebe. D.h. man liebt den anderern, weil er für einen da ist, damit man nicht alleine ist, weil der andere einen liebt, wie man glaubt usw.

Das ist nicht sooooo schlimm, wie es sich anhört und wir haben nun mal (noch) unsere Egos. Aber solange wir sie haben, leiden wir auch. Diejenigen aber, die sich ihrer Seele bewußt sind, benötigen kein Ego mehr ...


Vielen Dank für Eure Beiträge !
Liebe Grüße
Gabi
 
Hallo,

Ihr habt die Gewissheit, dass es den Verstorbenen gut geht; ich habe sie leider nicht. Ich glaube zwar dran, aber mir kommen doch immer wieder Zweifel. Und das schmerzt.

Astralengel schrieb:
Es kann nicht sein, dass man jmd. in seine Sorgen und Schmerzen zurück wünscht, nur damit es einem selbst gut geht.

Es ist ja nicht direkt das Zurückwünschen; es ist der Wunsch nach Gewissheit, sie wieder zu sehen. Es ist der Wunsch, wieder mit ihnen reden zu können und die Gewissheit zu haben, die Antworten kommen von ihnen und sind garantiert keine Einbildung. Es ist der Wunsch, sie denken ab und zu an mich, so wie ich an sie denke.

Ja, es ist egoistisch; ich halte Egoismus aber a priori nicht für eine schlechte Eigenschaft. Es wird erst schlecht, wenn man den Egoismus anderer ignoriert und sich komplett drüber hinweg setzt. Warum darf man keine Wünsche haben?

Viele Grüße
Joey
 
Ich halte es für falsch zu sagen: "Deine Trauer ist egoistisch, dem Verstorbenen geht es jetzt doch besser."

Trauer ist etwas sehr persönliches und eigenes, daher ist Trauer auch Ego-Bezogen, aber nicht wirklich egoistisch. Jemand der zum ersten Mal einen Menschen an den Tod verloren hat, trauert nun einmal ganz anders, als jemand der diesen Verlust schon 2 oder mehrmals hatte. Trauer ist bei einen sehr nahend stehenden anders als bei jemanden den man selber nicht so gut und intensiv kannte. Die emotionale Bindung spielt eine entscheidene Rolle. Trauer ist auch ein Lernprozeß, dass bei jedem in einer verschiedenen Geschwindigkeit von statten geht. All das was man selber bei der Trauer gelernt hat, alle Schlussfolgerungen daraus, sind nicht so einfach auf jeden Trauernden übertragbar. Einen Trauernden muss man auffangen und nicht dahingehend bevormunden, wie seine Trauer sein sollte.

Bei einem Trauernden steht nun mal nicht der Verstorbene an erster Stelle, sondern der Trauernde selbst. Das muss auch so sein. Die sogenannte egoistische Trauer ist ja auch eine sich von anderen loslösende "Tätigkeit".
 
Hallo zusammen,

das LEIDEN in und mit der Trauer ist purer Egoismus!
Zumindest in meinen Augen.
Als mein Sohn starb habe ich ihm das Leben dort gegönnt, mir selber aber auch die Trauer in allen nur erdenklichen Facetten. Dafür sind wir Menschen!

Herzlichst, Micha
 
Joey schrieb:
Ja, es ist egoistisch; ich halte Egoismus aber a priori nicht für eine schlechte Eigenschaft. Es wird erst schlecht, wenn man den Egoismus anderer ignoriert und sich komplett drüber hinweg setzt. Warum darf man keine Wünsche haben?

Viele Grüße
Joey

Hallo lieber Joey,

ja, da kann man auch schon über das Wort Egoismus ansich diskutieren. Allgemeinhin wird Egoismus tatsächlich als negativ bewertet. Aber wie auch immer sich jemand verhält: das Ego ist nichts Schlechtes, denn es hat uns immer gedient, indem es uns schützte. Aber nichtsdestotrotz ist es an der Zeit, das Ego loszulassen. Wir brauchen keinen Schutz mehr, wenn wir das leben, was wirklich für uns ansteht. D.h. wenn wir unsere Seele leben.

Natürlich darfst Du Wünsche haben ... aber sie beschränken Dich. Du wirst soviel mehr erfahren, bewußt erleben, wenn Du keine Wünsche hast. Wünsche sind nichts anderes als Erwartungen des Ego an das Leben, wie das auszusehen habe. Und das Ego will einfach so weiterleben wie bisher, will die Kontrolle über das Leben haben, will wissen was da abgeht sozusagen ;-)

Aber die wahre Freude erfahren wir nur, wenn wir das Ego loslassen und damit auch unsere Wünsche, wie etwas sein sollte. Denn mit diesen Wünschen beschränken wir uns selbst. Es sind Dinge in diesem Leben erfahrbar, die unsere aller Vorstellungen sprengen ! Wir bekommen sehr viel mehr, als nur das, was wir uns wünschen ! Wenn wir nur beginnen, uns unserer Seele bewußt zu werden, dessen, was wir wirklich wollen und wozu wir hier sind.

Ist mir klar, Joey, das hört sich sehr theoretisch an. Aber es funktioniert, das darfst Du mir ruhig glauben. Und ich hoffe, Du bekommst recht bald den Beweis dafür durch die Erkenntnis/Erfahrung.

Liebe Grüße
Gabi
 
Hallo JimmyVoice!

JimmyVoice schrieb:
Trauer ist etwas sehr persönliches und eigenes, daher ist Trauer auch Ego-Bezogen, aber nicht wirklich egoistisch.

Ich glaube, hiemand hat hier behauptet, daß Trauer egoistisch sei. Egoistisch ist ein sehr negativ behafteter Begriff. Nichtdestrotz kommt die Trauer aus dem Ego. Aber das ist ja nichts "Schlimmes" !

JimmyVoice schrieb:
Einen Trauernden muss man auffangen und nicht dahingehend bevormunden, wie seine Trauer sein sollte.

Auch will hier sicher niemand Vorschriften darüber erstellen, wer wann wie und wie lange zu trauern hat und wie eine "ordentliche" Trauerzeit aussieht. Jeder trauert anders, wie Du schon sagst. Hier wird nur ein Weg aus der Trauer heraus aufgezeigt, wenn ihn jemand sucht ...

JimmyVoice schrieb:
Bei einem Trauernden steht nun mal nicht der Verstorbene an erster Stelle, sondern der Trauernde selbst.

Und weil das so ist, kann sich dieser Trauernde viel Leid und Kummer ersparen, wenn er es möchte ...

Liebe Grüße
Gabi
 
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Gabi schrieb:
Und weil das so ist, kann sich dieser Trauernde viel Leid und Kummer ersparen, wenn er es möchte ...

Liebe Grüße
Gabi
Wenn er möchte? Nein wenn er es lernt und er kann nur lernen, wenn man ihm lässt und nicht irgendwelche Möglichkeiten aufdrückt, nur weil sie aus der eigenen (richtigen) Überzeugung kommen.

Jeder kann nur selbst etwas erfahren, die Erfahrungen der anderen können nur eine Möglichkeit von vielen Möglichkeiten sein. Wenn jemand das selber erfährt, was ich selber erfahren habe, dann wird es nützlich für ihn sein. Wenn jemand aber das macht, was andere von ihm erwarten, dann hat dies keinen Wert, da eben nicht selber erfahren, sondern nur vorgegeben wurde.
 
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