Tagesdosis

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Ich glaube nur bedingt an das Gute im Menschen. Es gibt da so ein fieses Ding, das heisst Realität und das lehrt uns, dass ein noch so beharrlicher Glaube an das Gute, nicht an der Tatsache vorbeiführt, dass Bechenung, Manipulation und mitunter Boshaftigkeit im Menschen genauso zu finden ist, wie das Gute.
Nur weil das benannt wird, ist jemand nicht gleich ein Schwarzseher und Ungustel.

Ich halte Kai Diekmann nicht für einen Ungustl. Ich kenne nur einige Artikel von und Interviews mit ihm. Und da spricht /schreibt ein gut situierter Mann in mittleren Jahren aus gutem Haus und kotzt sich über "Gutmenschen" aus, denen er alles gesellschaftliche Unbill umhängt, welches ihn zwar nicht direkt trifft, an dessen Erhalt er aber in seiner Funktion sein Scherflein beigetragen hat.
Klagsam äußert er sich über "den Katechismus der Güte" (was immer das sein soll), über das grassierende "Gutmenschentum" in Politik und öffentlichen Ämtern (was immer das sein soll), scheut sich aber keinen Moment, diese in Anspruch zu nehmen, wenn er seine Gefilde bedroht sieht.
Mit diesen eindimensionalen unreflektierten Zuschreibungen tue ich mir, vor allem mit dieser gelebten Inkonsequenz, eher schwer.

Als Pessimistin bin ich davon überzeugt, dass wir Menschen gleichermaßen zu empathischen, großherzigen Handlungen fähig sind, als auch zu Lug und Trug, jeder Art von menschenverachtendem Handeln... und zwar jeder von uns.
Ich sehe auch, trotz zig tausenden Jahren von kultureller Evolution keinerlei Fortschritt in unserem Verhaltensrepertoire. Wir sind bis an die Zähne bewaffnete Steinzeitmenschen, können weder mit Wahrscheinlichkeiten noch großen Zahlen, komplexen Zusammenhängen oder gar großen Gruppen wirklich was anfangen (z.B. im Sinne einer umfassenden Entscheidungsfindung) und flüchten nach wie vor lieber in "einfache Lösungen" ...
Der Grund warum ich mich für gesellschafts-politische Themen wie gerechtere Einkommens-u. Vermögensverteilung, soziale Sicherheit, ArbeitnehmerInnenrechte, Gleichberechtigung und Gleichbehandlung uäm. engagiere liegt eben nicht an einem "Katechismus der Güte", sondern der Einsicht, dass sich relevante (und ziemlich komplexe) Probleme weder durch "Licht und Liebe" und schon gar nicht durch populistische Sündenbock-Strategien mildern oder lösen ließen.
 
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Ich halte Kai Diekmann nicht für einen Ungustl. Ich kenne nur einige Artikel von und Interviews mit ihm. Und da spricht /schreibt ein gut situierter Mann in mittleren Jahren aus gutem Haus und kotzt sich über "Gutmenschen" aus, denen er alles gesellschaftliche Unbill umhängt, welches ihn zwar nicht direkt trifft, an dessen Erhalt er aber in seiner Funktion sein Scherflein beigetragen hat.
Klagsam äußert er sich über "den Katechismus der Güte" (was immer das sein soll), über das grassierende "Gutmenschentum" in Politik und öffentlichen Ämtern (was immer das sein soll), scheut sich aber keinen Moment, diese in Anspruch zu nehmen, wenn er seine Gefilde bedroht sieht.
Mit diesen eindimensionalen unreflektierten Zuschreibungen tue ich mir, vor allem mit dieser gelebten Inkonsequenz, eher schwer.

Als Pessimistin bin ich davon überzeugt, dass wir Menschen gleichermaßen zu empathischen, großherzigen Handlungen fähig sind, als auch zu Lug und Trug, jeder Art von menschenverachtendem Handeln... und zwar jeder von uns.
Ich sehe auch, trotz zig tausenden Jahren von kultureller Evolution keinerlei Fortschritt in unserem Verhaltensrepertoire. Wir sind bis an die Zähne bewaffnete Steinzeitmenschen, können weder mit Wahrscheinlichkeiten noch großen Zahlen, komplexen Zusammenhängen oder gar großen Gruppen wirklich was anfangen (z.B. im Sinne einer umfassenden Entscheidungsfindung) und flüchten nach wie vor lieber in "einfache Lösungen" ...
Der Grund warum ich mich für gesellschafts-politische Themen wie gerechtere Einkommens-u. Vermögensverteilung, soziale Sicherheit, ArbeitnehmerInnenrechte, Gleichberechtigung und Gleichbehandlung uäm. engagiere liegt eben nicht an einem "Katechismus der Güte", sondern der Einsicht, dass sich relevante (und ziemlich komplexe) Probleme weder durch "Licht und Liebe" und schon gar nicht durch populistische Sündenbock-Strategien mildern oder lösen ließen.
Alle Achtung, eine flammende Gegenrede.(y)
Inhaltlich kann ich mich allerdings mehr mit Diekmanns, ich gebe zu, überspitzter Argumentation identifizieren.
Im Prinzip gehts ja um die Achtundsechziger die jetzt, als alte Männer und Frauen, an den Hebeln der Macht sitzen und ihren zum Teil verstaubten, naiven, linken Weltbildern frönen und die damit heute gesellschaftlich genau das repräsentieren, was sie vor 50 Jahren so vehement bekämpft haben - das Establishment.
Ihr linksliberales Weltbild prägt inzwischen Politik und Gesellschaft, was mit ein Grund dafür sein könnte, dass fast zwangsläufig konservative bis nationle Gruppierungen auf hoch kamen.
So zumindest interpretiere ich Diekmanns Artikel.
 
(...)Der Grund warum ich mich für gesellschafts-politische Themen wie gerechtere Einkommens-u. Vermögensverteilung, soziale Sicherheit, ArbeitnehmerInnenrechte, Gleichberechtigung und Gleichbehandlung uäm. engagiere liegt eben nicht an einem "Katechismus der Güte", sondern der Einsicht, dass sich relevante (und ziemlich komplexe) Probleme weder durch "Licht und Liebe" und schon gar nicht durch populistische Sündenbock-Strategien mildern oder lösen ließen.

Einen Punkt, den ich voll unterstreichen will. Vor allem, weil diese populistischen Sündenbock-Strategien eben die Werte wie Gleichbehandlung verletzen- Werte, die wir eigentlich hochhalten wollen oder zumindest sollten. Und ich finde es Heuchelei einerseits unsere Werte verteidigen zu wollen, dafür aber diese Werte mit Füßen treten zu wollen. Das hat NICHTS mit naivem "Glaube an das Gute im Menschen" zu tun, sondern mit dem kategorischen Imperativ von Kant - einer mMn guten Grundlage einer säkulären (unabhängig einer Religion) Ethik.
 
Inhaltlich kann ich mich allerdings mehr mit Diekmanns, ich gebe zu, überspitzter Argumentation identifizieren.
Ich schätze polemisch überspitzte Argumentation, kann die aber bei Diekmann nicht finden.
Er ist ein kluger Kopf, um so mehr erstaunt mich diese platte, Fakten befreite "Abrechnung" mit einer gesamten Generation, die keiner genaueren Prüfung standhält.

Im Prinzip gehts ja um die Achtundsechziger die jetzt, als alte Männer und Frauen, an den Hebeln der Macht sitzen und ihren zum Teil verstaubten, naiven, linken Weltbildern frönen und die damit heute gesellschaftlich genau das repräsentieren, was sie vor 50 Jahren so vehement bekämpft haben - das Establishment.
Zwischenfrage: wie definierst Du ein verstaubtes, naives, linkes Weltbild?

Diekmanns Darstellung unterschlägt nicht nur die völlig diverse Entwicklung der verschiedenen "68er", er suggeriert auch eine faktisch politische Macht, die die 68er Aktivisten nie besessen haben, außer jemand hält Willy Brandt, Helmut Schmidt oder gar Helmut Kohl für Protagonisten dieser Bewegung... und Schröder, der tatsächlich ein "Kind dieser Zeit" war, ist des naiv verstaubten Linksliberalismus (wie immer man den verstehen möchte) nun gänzlich unverdächtig.
Was, vor allem die verlängerte 68er-Bewegung (sprich die Vorbereitungsjahre und die Jahre danach), aber wesentlich unterstützt und mit geprägt hat, sind die Diskussionen und Veränderungen im Bereich Emanzipation, Gleichbehandlung und Rechte von Homosexuellen, Abtreibung, Umweltschutz als eigenständiger Wert...

Dass einige ehemalige 68er z.T. in namhaften Positionen sitzen und das ehemals bekämpfte Establishment repräsentieren ist unbestritten. Aber ich bezweifle, dass sie das mit einer "naiven linken" Einstellung tun (aber ich lass mich durch konkrete Beispiele gerne belehren).
Die meisten "68er" (die Generation meiner Eltern) die ich persönlich kenne, führen ein zutiefst bürgerliches Leben und betrachten diesen Teil ihres Lebens entweder als peinlichen Ausrutscher oder allenfalls sentimental als Sturm-und-Drang-Jahre.
Wie stark sich Entwicklungen unterscheiden zeigen u.a. auch die Beispiele von Horst Mahler und Bernd Rabehl, die von Linksaktivsten der 68er-Bewegung zu entschiedenen Rechtsextremen mutierten (wobei sich für mich bei echtem Extremismus die Grenzen ohnehin auflösen und nur mehr die " ideologische Namensgebung" unterscheidet...).
 
Inhaltlich kann ich mich allerdings mehr mit Diekmanns, ich gebe zu, überspitzter Argumentation identifizieren.
Ist das dein Ernst?
Die sogenannte "Linke" verkommt da doch zur begrifflichen Fiktion.
Ich frage mich nicht erst seit gestern, wo sie denn sind, diese düsteren Horte linksradikaler Gesinnung...
 
Ich schätze polemisch überspitzte Argumentation, kann die aber bei Diekmann nicht finden.
Er ist ein kluger Kopf, um so mehr erstaunt mich diese platte, Fakten befreite "Abrechnung" mit einer gesamten Generation, die keiner genaueren Prüfung standhält.
Ja, weshalb veröffenlicht er einen Artikel, der so provokant ist, dass jeder davon spricht? Vielleicht hat es etwas mit dem zu tun, was da am Ende des Textes steht:

"Der Autor ist Chefredakteur der „Bild“-Zeitung. Sein Buch „Der große Selbstbetrug“ erscheint diese Woche im Piper-Verlag."

Aber das kann eigentlich nicht sein, denn es würde ja bedeuten, dass sich der Herr Diekmann nicht zu schade ist, neurechte Verschwörungstheorien zu befeuern, geistige Brandstiftung zu betreiben und zur Spaltung der Gesellschaft beizutragen, nur um die Verkaufszahlen seines Buches zu steigern.
 
Ich frage mich nicht erst seit gestern, wo sie denn sind, diese düsteren Horte linksradikaler Gesinnung...

Seit es keine leerstehenden Gebäude mehr zum Besetzen gibt ergeht es ihnen wie der Großen Hufeisennasen Fledermaus. Sie sind vom Aussterben bedroht.
Einige wenige Exemplare haben sich zu Immobilienmaklern oder Investmentbankern entwickelt... :cool:
 
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