tagebuch einer reise durch das wunderland

Die verschiedenen Wege

Seit 30 Jahren lebe ich nun in diesem Haus. Als ich einzog, war ich die Jüngste in dem Haus, mit
meinen Kindern. Die alten Damen haben sich gefreut, und meinten endlich kommt wieder das Leben in dieses Haus. Ein sehr entspanntes Verhältnis. Alles sind sie gegangen, nun bin ich die älteste im Haus.

Nun ist es ein kommen und gehen, die meisten kenne ich gar nicht, außer dem Grüßen im Treppenhaus.

Seit ungefähr 6 Jahren wohnt im zweiten Stock ein Paar, dessen Wandlung ich beobachte, und es
erstaunt mich. Beide sind Moslems, zu Anfang, konnte man das nicht erkennen, die Frau trug kein
Kopftuch, und auch von ihrem Verhalten her, eine aufgeschlossene junge Frau. Sie hat mich
gegrüßt, was der Mann nie gemacht hat, er sah immer etwas grimmig aus.

Dann trug zuerst der Mann, seine Traditionelle Kleidung, und als sie ein Kind geboren hatte, trägt
sie nun einen schwarzen Tschador. Ich sehe sie kaum noch im Außen, auch nie mit dem Kind.
Eigentlich sind sie kaum noch sichtbar. Sie scheint noch ein Kind bekommen zu haben, da steht ein zweiter
Kinderwagen. Ich habe noch nie ein Kind weinen hören, es so still in der Wohnung. Mich wundert das
immer. Das einzige was alle 5 Stunden zu hören ist, ist das Gebet, ich nehme an das es abgespielt wird.

Wenn ich das mitten in der Nacht mitbekomme, liege ich immer ganz still, und denke mich da rein.
Das ist so ein ganz anderes Leben, als ich es führe. Mein Leben bestand darin, mich von allem zu befreien,
was mich in meiner Entwicklung behindert, wieder ein Stern zu werden und in Freiheit meine Bahnen
zu ziehen.

Kann mir nur schwer vorstellen, wie das ist, unter so einer Kontrolle, so fühlt es sich für mich an, zu
leben. Ich liebe die Selbstdisziplin, seit ich erkannt habe, das sie der Schlüssel für so vieles ist. Es ist
ja auch Selbstdisziplin alle fünft Stunden, 20 Minuten zu beten, und in sich zu gehen. Sich von allem
weltlichen zurück halten. Wie gesagt außer dem Gebet, sind sie fast unsichtbar und leise.

Eine völlig andere Welt für mich geistig, da bin ich eine Nomadin, eine Kriegerin, eine die sehen will
und nicht nur glauben, mein Focus liegt auf Selbstrealisation, meine mir innenwohnende Schale
zu durchdringen bis zum Kern. Das fünfmal am Tag "rufen" würde mich gefangenhalten, denke ich
mir wenn ich so daliege während der Muezzin singt.

Habe längere Zeit im Orient gelebt, nahe der Wüste. Dort, wenn ich den Muezzin gehört habe, war
das ein anderes Gefühl für mich, es hatte etwas erhaben eindringliches, und so manches mal hatte
ich richtige Glücksgefühle dabei. Das ist hier nicht so, es fühlt sich für mich an, als würde ich
endlos durch einen langen dunklen Korridor gehen, ohne Aussicht auf einen Ausgang. In jeden
Fall, seltsame Stimmungen in der Nacht, wenn ich dem gewahr werde.

Oder ich sinne über die Frau nach, die extreme Verwandlung. Seit sie Mutter ist, singt eine
Frau die Gebete, nicht mehr ein Mann, immer.Wenn ich jetzt dem Mann im Haus begegne, hält er mir immer die Tür auf, und grüßt, was er früher nicht getan hat. Die Kinder scheinen ihn zu verwandeln. Da ich sie schon eine sehr lange Zeit nicht mehr gesehen habe, wünschte ich es mir, um ihr mal in die
Augen zu schauen, dann bin ich meist klüger.

Vor ein paar Tagen war es soweit, ich kam Abend nach Hause, und sie wollten das Haus verlassen,
sie öffnete die Tür, mit den Worten "immer herein spaziert in die gute Stube"mit einem lachenden
freundlichem Gesicht und ihre Augen hatten ein Strahlen, sie sah glücklich aus.

So ist das auf der Welt, was mich glücklich macht, ist ein durch und durch subjektives Empfinden,
und bei einem Anderen ist es etwas ganz anderes, was ihn zur Erfüllung treibt, das Ziel ist immer
das Gleiche, nur die Wege sind verschieden.
 
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Die Stimmung in diesem Land, macht an manchen Tagen mein Herz so schwer. Als würde ich eine Wiederholung betrachten, vor der ich vor 40 Jahren geflohen bin, oder besser aus dem Stasi Knast abgeschoben wurde. Meine Meinung war eine andere, dafür wurde ich bestraft.

Das Land ist so tief gespalten, in zwei Lager, Links und Rechts, was ist wenn man für keine der beiden Seiten ist, sondern einfach nur Mensch sein will. Irgendwann ist der Zug entgleist, und steuert in Etwas, was
keiner so recht mehr versteht. Als wäre die Jagdsaison eröffnet, denunzieren und hassen, gehört wieder zum
"guten Ton". Ausgrenzen, wenn sie könnten, würden sie auch wieder Bücher verbrennen, fehlt nicht mehr viel.

Ist Faschismus nicht genau das, Realitäten leugnen, und den Gegner ausschalten, mundtot zu machen,
entfernen aus dem öffentlichen Leben, Meinungsterror.
Wir leben definitiv in einer gelenkten Gesellschaft, wo das Denken vorgegeben wird, , der Konsum hat unsere "Seelen" gefressen und wir haben es zugelassen. Nichts ist mehr heilig, alles wird in den Dreck gezogen.
Solange es eine gute Schlagzeile bringt, ist alles gut, solange man auf der "richtigen" Seite steht.

Der Irrsinn der Worte, dass verdrehen der Wirklichkeit, hat so absurde Züge bekommen, dass ich
oft nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll.

Manchmal glaube ich, dass Internet hat uns Menschen nicht wirklich gut getan, jedenfalls in der Masse
ist der Mensch ein Bösartiges Wesen. Wie Hyänen fallen sie über andere her, ohne Rücksicht auf
Verluste, wie im Rausch, ohne auch nur einmal zu reflektieren, was sie tun.

Und das unglaublichste für mich, nach unserer Geschichte, nichts daraus gelernt. Die Macht lag
und liegt immer bei den Bürgern, und statt sich zu vereinen gegen die wirklich Unrecht tun, kämpfen
sie Gegeneinander. Etwas besseres kann sich eine Regierung nicht vorstellen, so können sie
ungehindert, mehr oder weniger, Weiter so, wir schaffen das, während der Abgrund immer weiter wird.

Wir sind in Wahrheit Freie Wesen, und müssen uns vor Niemanden beugen, außer vor dem Leben
selbst, wir sind nicht dafür gedacht, uns gegenseitig das Leben, für Nichts und wieder Nichts, schwer
zu machen. Das ist die Falle !




 
Bi-Polar

Für mich ist das keine Krankheit, weil ich es ja nicht anders kenne, es sind Zustände der Wahrnehmungsveränderung. Die Falle dabei ist das Selbstmitleid. Und es entspricht völlig meinem Wesen. Ich lebe sozusagen in zwei Wirklichkeiten, manchmal, ganz selten kommt noch eine Dritte dazu, und meine Träume, wo ich
mir nun absolut sicher bin, dass es ein Dimensionswechsel ist.

Als Kind war ich völlig verwirrt, kaum das sich die Menschen um mich herum gegeben haben,
zu dem was sie sagten. Mein Vater zb. sagte von sich er wäre gut, obwohl
er jähzornig war, und seine Kinder verdrosch, mich hat er nie geschlagen, deswegen konnte ich
ihn lieben, zu mir war er gut. Dafür habe ich es dann, weil sie eifersüchtig auf mich war, von
meiner Schwester bekommen und nicht ohne. Für mich waren die meisten Leute verrückte Heuchler...:D

Es gab auch ein paar gute Seelen um mich herum, dass waren meine Oasen. Oder die andere Seite,
exstatisch, berauscht, vor allem in der Natur, die Moosplätze und der Wald, waren meine zweite Heimat.
Da war ich richtig glücklich und ganz und so heiter und froh, wie man nur sein kann. Immer gut gelaunt
und konnte über all und jedes lachen, weil es so komisch war. Das switchen hat mir Angst gemacht,
im Laufe der Jahre habe ich es den Magnet genannte, weil ich nichts dagegen tun konnte, wenn ich
wieder in das Andere gezogen wurde.

Wenn diese Tiefe nicht in mir wäre, und die Dunkle Nacht der Seele, in der ich erst wirklich erfühlt
habe, dass da etwas wesentlich viel Stärkeres ist, als ich es je zu erfassen mag, hätte ich weder die
Welt noch mich verstanden. Und mir ist klar geworden, dass ich kein Opfer bin, und ich nur auf
stehen brauche, um zu gehen. Dahin zu kommen war so schmerzvoll, so viel Leid hab ich mir
selbst zugefügt, und meinem Körper, völlig unbewusst bin ich durchs Leben getorkelt. Meine
Wahrnehmung passte nicht mit dem Äußeren überein. Alles in der Realität ist in mir wie in
Zeitlupe abgelaufen, alles war nur noch schwer, nicht mehr zu überwinden, Stagnation, manchmal
konnte ich mich kaum noch bewegen, nur wenn ich ganz still gelegen habe, war es erträglich.

Das schlimmste was ich mir angetan habe, war der Versuch, mich anzupassen, so normal wie die
anderen zu sein, was ein Kraftakt, der mich richtig schlimm und lebensbedrohlich krank gemacht hat.

Dann habe ich mich allem verweigert, als die Nacht am dunkelsten war, und ich keinen Plan mehr
für mich hatte. Die Depression hielt 12 Jahre an, und ich hätte nicht für möglich gehalten, dass
ich das Heil überstehe. Vieles habe ich meinem Psychiater zu verdanken, dessen Patientin ich zwar
war, mich aber auf Augenhöhe betrachtete. Einmal sagte er zu mir, "sie sind eine Kriegerin, und all
ihre Narben, waren Stammesrituale, und nun sind sie ihr eigener Häuptling". Als der Film von Lars Trier
"Melancholia" ins Kino kam, hat er mich eingeladen, er meinte die Frau im Film, würde ihn an
mich erinnern.

Heute habe ich zwar immer noch meine Melancholischen Tage, und ich nehme sie genauso an,
wie die heiteren und fröhlichen, das ist mein Wesen. An dem Punkt der Selbstrealisierung, gibt
es keine Ausreden mehr, dass wäre albern.

Und immer war, ohne das ich drum gebeten habe, jemand da, der mir geholfen hat, wie Engel
kamen sie aus dem Nichts, zur richtigen Zeit. Dafür bin ich unendlich dankbar und ich hab dadurch
nie das Urvertrauen verloren, was mich gerettet hat. Meine Wahrnehmung durch all diesen Schmerz,
und 20 Jahre Therapie, fließt heute in der Mitte, dass links und rechts, ist nicht mehr wirklich
wichtig. Einzig und allein meine innere Mitte, die Balance, den Schrecken der Welt und die Schönheit der Welt, im Gleichgewicht zu halten. Dann fühlt sich das Leben leicht an. Und ich verabschiede mich
von der Vorstellung der Welt, einfach sein, und beobachten, mich selbst prüfend, wo ich stehe
und wo meine Grenzen sind, und vorallem, wie ich liebe, denn ohne die Liebe ist das Leben
ungenießbar.

Und da gibt es noch, die Gipfelgänge, wo ich mir meiner bewusst bin, wo alles weltliche um mich
herum schmilzt wie der Schnee in der Sonne, ich bin unendlich glücklich das zu erleben, jetzt in diesem
Moment, Ganz und Heil und voller Klarheit,FREI, dass sind die Momente völlig rausgehoben, wo ich
auf die Knie gehen könnte, ob all der Heilgen Schönheit, ich selbst bin voller grenzenloser Liebe. Kraft.
Das alles so intensiv, dass mich dieses innere Feuer, mehrmals verbrannt hat. Und jedesmal bin ich
aus der Asche, neu und anders hervorgegangen. Das ist ein Wunder für mich.


In einem Türkei Urlaub, war ich am Berg Ararat, an dem Abend war Vollmond, und die Kraft des
Berges, haben mich für einen Moment aus mir rausgeschleudert, da war keine Zeit mehr, staunen
unfassbar, eine ganz andere Harmonie und Schwingung, Unendlichkeit und befreit von allem, ich
kann es nicht in Worte fassen, überwältigend, als würde ich mit einer Sternschnuppe durchs
Universum fliegen.

Das alles kann man er-leben, wenn man Bi-Polar ist, und eine gewisse Stärke besitzt um nicht daran zu zerbrechen. Ich empfinde es als Gnade, dass ich werden darf und beschützt bin, dass hab ich
erfahren. Und ich war in unglaublichen Situationen mit Menschen, die ganze Bandbreite, was es
so an menschlichen Daseinswesen gibt, und was der Antrieb dahinter ist, über Grenzen zu gehen,
ich nehme alles in mir auf, da habe ich mehr Antworten für mich, als wenn ich frage. Wenn man sich
seiner Selbstbewusst ist, erkennt man auch den Anderen, weil meiner Seele das nicht fremd ist.
wir sind eine Menschheit und Spirituelle Wesen, die hier ihre Erfahrung machen.

Hermann Hesse, der auch Bi-Polar war, hat Siddartha geschrieben, was für ein schönes Buch,
oder Steppenwolf, ein Seelenbruder.

Langeweile ist mir fremd, so etwas gibt es nicht in meinem Leben, dass ist voll bis unter den Rand,
und ich habe noch nicht mal 1% von dem verstanden, was Leben überhaupt ist, was das alles
hier wirklich ist, ein reines Mysterium für mich, aber hin und wieder erkenne ich, die Zeichen am Rande des Weges, die Omen.

Eines habe ich verstanden, dass ich das LEBEN bin, und so nah, wie jetzt, war ich mir noch nie zuvor in meinem Leben, ich kann Tun oder Lassen. Nichts ist wirklich wichtig, wie sagte Don Juan, "wenn man sich zu wichtig nimmt, wird man schwerfällig und träge, ein Krieger muss leicht und beweglich
sein."

Von einem Extrem zum anderen springen, da ist keine Furcht mehr, es ist wie Wellenreiten, jede Welle, die sich lohnt, wird mitgenommen.

Oder wie Osho sagte "Mut oder die Freude gefährlich zu leben"

In der Alltagsroutine, als einziges, würde ich sterben. Ich liebe mich bedingungslos, so wie ich bin.


 
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Liebe MorningSun., vor langer Zeit hast Du das Video "Halleluja" vorgestellt, gesungen von K.D. Lang, von der ich bis dahin noch nie gehört hatte. Und heute erst erfuhr ich, dass der Text mit der Geschichte "Die Dornenvögel" zu tun hat. Jemand zeigte ein Video mit Filmausschnitten. Ich wollte mich noch mal bedanken, auch für das obige Video mit Mooji. Danke.

:(
 
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:blume:Liebe MorningSun, dank Dir und mir Dir durfte ich eine neue Welt erfahren. Du hast mir ermöglicht ein neues Verständnis dafür zu bekommen, wie es ist, mit Deinen Augen zu sehen.
Für dieses Bereicherung in meinem Leben DANKE ich Dir sehr*! Das bedeutet mir sehr viel*.

:)
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Auf das es Dir gut gehen möge liebe MorningSun:)(y)*

:blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume::blume:
 
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