So schön!

Er geht, er kommt, er bleibt stehen. Sie ist so schön. Er schaut sie an, sie trägt ein Kleid. Sie ist so schön. Sie spielt, sie lacht, sie hält die Puppe. Sie ist so schön. Sie friert, sie fröstelt, sie schaut auf. Sie ist so schön. Sie schaut und sucht, sie sieht nichts mehr. Sie ist so schön. Sie nimmt die Puppe, sie liebt sie sehr. Sie ist so schön. Sie ist acht Jahre alt, so alt wie sie. So wunderschön. Sie weint, sie fröstelt. Sie ist allein. Das ist so schön. Sie fühlt ihn jetzt und sucht ihn jetzt. Das ist so schön. Sie sucht, sie fühlt, noch einmal. Sie ist so schön. Er geht, er steht. Es ist so schön. Er kommt und schaut, immer wieder. Sie ist so schön. Sie lächelt heut, im weissen Kleid. Sie ist so schön.

Er wartet, starrt. Sie ist so schön. Er hofft, er will. Sie ist so schön. Dann geht er jetzt, er nimmt sie jetzt. Sie ist so schön. Sie schreit, sie kreischt. Das ist so schön. Sie will das nicht., sie hasst das jetzt. Sie ist so schön. Er ächzt und stöhnt. Sie ist so schwierig. Das ist so schön. Er würgt sie jetzt. Sie ist so schön. Sie schweigt, sie hängt. In seinem Arm. Sie liebt ihn jetzt. Das ist so schön. Sie schaut ihn an, so starr, so schön. Sie ist so geheimnisvoll.
Er schaut sich um. Eine Ruine. Sie ist so schön. Sie stirbt nicht mehr. Sie ist schon tot. Sie ist am schönsten. Er liebt sie jetzt, mehrere Male. Sie schweigt so schön. Er nimmt das Messer. Sie ist so schön. Er schneidet sie, er frisst sie gern. Sie ist so schön. Er beisst hinein, sie schmeckt so gut.

Sie sehen ihn jetzt, er weiss es genau. Sie sind so schön. Sie kommen jetzt, er hört sie so, sie sind so schön. Sie kreischen jetzt: "Hängt ihn auf, tötet ihn". Sie sind so schön. Sie nehmen ihn, sie würgen ihn. Das ist so schön. Sie reissen ihn, er lebt so schön. "Die Guillotine" kreischt eine Frau: "Köpft ihn, köpft ihn"! Sie ist so schön. "Das reicht noch nicht", brüllt ein Mann, "das ist zu gütig". Ruft er heiser. Er ist so schön. Sie wollen ihn, das weiss er jetzt. Sie sehen ihn, das fühlt er jetzt. Sie lieben ihn.Er kann sie sehen. Sie sind so schön. "Nein! Die Bestie", ruft die Meute! Das ist schön langsam! " verlangt´s die Meute. Sie sind so schön. "Zum Kolosseum!!", brüllen sie! Sie sind so schön! "Und hoch die Gitter, die Bestie raus!" Sie sind so schön. Sie werfen ihn, sie treten ihn. Das ist so schön. Sie spucken auf ihn, dann lassen sie ihn. Sie sind so schön.

Die Bestie kommt, sie jubeln jetzt. Das ist so schön. Die Bestie brüllt und spielt mit ihm. Das ist so schön. Sie wirft ihn nieder. Sie beisst ihn jetzt. Das ist so schön. Sie nimmt sich ihn, den nächsten Fetzen. Das ist sein Fleisch. Sie ist so schön. Sie schaut, sie schnauft, sie fasst nach ihm. Sie ist so schön. Er starrt sie an, diese Augen, sie sind so schön. Sie ist so geheimnisvoll. Sie beisst nochmal, sie frisst ihn gern. Er schmeckt so gut. Sie ist so schön. Sie liebt ihn jetzt, das weiss er jetzt. Er schaut, er sucht, er ist allein. Sie ist so schön. Er fröstelt jetzt, es ist so kalt. Das ist so schön. Die Bestie tritt, sie wirft, sie frisst ihn weiter. Sie ist so schön. Sie liebt ihn wirklich, das muss sie ja. Sie ist so schön. Er blutet jetzt, das ist so warm. Er schweigt so schön. Er stirbt nicht mehr, er ist schon tot; das weiss er jetzt. Das ist so schön.
Boah! *grusel*
Toll geschrieben......mich schaudert........ (y)
 
Werbung:
Also ich muss ganz ehrlich sagen, finde es nicht so schön, aber vielleicht bin ich ja auch noch nicht so weit. ^^
Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, dass Du beim Schreiben dieser Zeilen an einen ganz bestimmten User gedacht hast. :D

Nee, also diese Zeilen sind tatsächlich eher ein (geringer, aber sehr bewegender, aufwühlender) Teil der Quintessenz der/meiner bisherigen Spiritualität. Es ist dieser grotestke Aspekt, das Tabu, mit dem so viel einhergeht und der in letzter Konsequenz in der Spiritualität von Liebe zeugt und zeugen kann, uns aber so fremd bleibt, weil diese Abgründe nicht, NIE zugelassen werden (gsd, by the way). Oder anders ausgedrückt, es gibt in der LIEBE einen sadistischen, masochistischen Aspekt an der "unsere Liebe", unser Verstehen zerbricht und wir Menschen zerbrechen letztlich selbst daran. Das Göttliche aber bleibt hier am Ball, in Liebe, gibt sich hin, erkennt Schönheit genau darin, gar Gnade, zb. die Gnade der Verschmelzung bei/durch Vernichtung, Einverleibung. Ob der Same noch so freudig fortmaschieren würde, wenn er wüsste, dass er bei der Verschmelzung mit der Eizelle "sein Leben läßt"? Oder die Raupe, würde sie noch Schmetterling werden wollen, wenn sie wüsste, sie bezahlt dafür mit ihrem Leben? Woher nimmt Gott, das Leben oder wie man will die Lust zu sein, wenn für alles Gute mit seinem Gegenteil bezahlt werden muss, wenn es das eine nur gibt, weil es das andere auch gibt? Am Ende deines Lebens, Montauk, wirst du als Gott oder Geist der du bist feststellen, dass du selbst zB. der Autor dieser Geschichte, dieser Groteske bist und einen Traum hattest, in dem du es nicht warst, in dem du "nur" Montauk warst. Wofür aber dieses Ganze?

Gestern Nacht schrieb ich sie zuende, da fiel mir tatsächlich besagter User ein, indem sich dieser "aufwühlende" Teil der Spiritualität wiederfindet. ;)
 
Nee, also diese Zeilen sind tatsächlich eher ein (geringer, aber sehr bewegender, aufwühlender) Teil der Quintessenz der/meiner bisherigen Spiritualität. Es ist dieser grotestke Aspekt, das Tabu, mit dem so viel einhergeht und der in letzter Konsequenz in der Spiritualität von Liebe zeugt und zeugen kann, uns aber so fremd bleibt, weil diese Abgründe nicht, NIE zugelassen werden (gsd, by the way). Oder anders ausgedrückt, es gibt in der LIEBE einen sadistischen, masochistischen Aspekt an der "unsere Liebe", unser Verstehen zerbricht und wir Menschen zerbrechen letztlich selbst daran. Das Göttliche aber bleibt hier am Ball, in Liebe, gibt sich hin, erkennt Schönheit genau darin, gar Gnade, zb. die Gnade der Verschmelzung bei/durch Vernichtung, Einverleibung. Ob der Same noch so freudig fortmaschieren würde, wenn er wüsste, dass er bei der Verschmelzung mit der Eizelle "sein Leben läßt"? Oder die Raupe, würde sie noch Schmetterling werden wollen, wenn sie wüsste, sie bezahlt dafür mit ihrem Leben? Woher nimmt Gott, das Leben oder wie man will die Lust zu sein, wenn für alles Gute mit seinem Gegenteil bezahlt werden muss, wenn es das eine nur gibt, weil es das andere auch gibt? Am Ende deines Lebens, Montauk, wirst du als Gott oder Geist der du bist feststellen, dass du selbst zB. der Autor dieser Geschichte, dieser Groteske bist und einen Traum hattest, in dem du es nicht warst, in dem du "nur" Montauk warst. Wofür aber dieses Ganze?

Gestern Nacht schrieb ich sie zuende, da fiel mir tatsächlich besagter User ein, indem sich dieser "aufwühlende" Teil der Spiritualität wiederfindet. ;)
Ahh...ok, jetzt verstehe ich was Du damit zum Ausdruck gebracht hast.
Wozu das Ganze (?) das ist eine gute Frage, weil wir eh alles sind.
Ich danke Dir für die Erklärung.
Ich finde Deine Gedankengänge zwar immer noch sehr bizarr (in dem obigen Text), doch Deine Erklärung dazu ist wunderbar.
Ich danke Dir. :umarmen:
 
Werbung:
Hallo @Bukowski

das hätte ich dir echt spontan nicht zugetraut. Ich hab auch kein wirklich passendes Wort dafür - was das trifft- was ich wirklich damit meine und immer noch in mir nachhallt. Vllt muss es noch erfunden werden - so ausgefallen wie dein Text. Eine Wucht.

Nichtsahnend neugierig reingeschaut - weil ein mir vertraut nach Kohlenpott und nach bei mir um die Ecke klingender Kumpel-Name "oben schwamm" ...deren lockerem, direktem in die Finger fliessenden Mundwerk ich hier gerne lesend mal begegne - angelockt von einem wohlklingenden Lockvögli "So schön" - hätte ich mit allem gerechnet- nur nicht damit. Nicht im wörtlichen Sinne und kennen von "schön" - aber eine echte Wucht.

Ich muss wirklich sagen, das mich schon lange nichts mehr derartig so gepackt hat. Ein solcher Schreibstil mit einer solchen intensiven emotionalen Dichte, sofort innere Bilder vors Auge zeichnend mitsamt aller Geräuschkulisse und Gefühlen habe ich schon ewig nicht mehr gelesen.

Die Büchse der Pandora aufreissend - in a second - wie nix.... mit dem ersten Wort- von dir so geschrieben, das bis zum Ende nicht mehr wegkönnend und dabei so erschreckend schnell so nah kommend - zu spät für jede Gegenwehr.

Ich habe es spät in der Nacht gelesen, habe es auch nur einmal geschafft und bin wie vom Donner gerührt damit geschwängert ins Bett - hatte eine innerlich unruhig bewegende Nacht und zwei weitere Tage in dieser Stimmung - als hätte jemand die Zeit still stehen lassen. Und ich kann's und konnte es auch für mich nicht mal in genauere Worte bringen- hab's einfach im Unter-Ur-Grund wirken lassen lassen müssen. "Das sollte und wollte so".

Du hast wirklich schriftstellerisches Talent - hast es für mich wirklich absolut drauf - den Leser zu fesseln und wie magisch bis zum Ende bei dir zu behalten und an die Ur-Fässer im gefühlsmässigen Ur und Untergrund nachhallend zu hämmern - so kann es wirklich nicht jeder - finde ich.

Eine echte Wucht.

Hast du schon mehr geschrieben ?

Habe es inner anderen Community eingestellt und promt die Hucke vollgekriegt.

Kann ich mir gut vorstellen - der Text-Inhalt polarisiert ja schon - auch bei mir kam kurz ein "Wie bitte??" hoch... Aber echt dann auch mutig von dir :thumbup: - es hier noch mal zu wagen...:)


Hast du es schonmal auf Belletristica versucht ? https://belletristica.com/de
Ich könnte mir vorstellen, dass du da auch sehr positive Aufmerksamkeit erregen würdest.

Ich finde von dir gehört mehr in die Welt - was und wie du schreibst lässt einen nicht so schnell wieder los.

Lass gerne hier noch mal was von dir "los" und lesen :)

.
 
Zurück
Oben