Sind Borderline-Diagnostizierte die neuen Hexen?

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lonush

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Borderline (auch als Borderline- bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung oder Borderline-Syndrom bezeichnet) ist eine psychiatrische Diagnose, welche nach DSM-5 5 von folgenden 9 Kriterien erfordert:

  1. Hektisches Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. (Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.)
  2. Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
  3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
  4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essanfälle“). (Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.)
  5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
  6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Misslaunigkeit (Dysphorie), Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
  7. Chronische Gefühle von Leere.
  8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
  9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome. -Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Persönlichkeitsstörung

Wenn man sich diese anschaut, erahnt man kaum, welche Mythen mit dieser Krankheit einhergehen. Beispielsweise:

-Borderliner haben kein eigenes "ich"
-Borderliner manipulieren andere Menschen
-Borderliner können nicht lieben

Die Diagnostizierten sind meist weiblich, es heisst männliche Betroffene würden eher im Gefängnis anzutreffen sein. Borderline-Diagnostizierte haben den Ruf, dass sie sich ausgezeichnet in ihr Gegenüber einfühlen können, und sich dann im Verhalten an es anpassen, so, dass das Gegenüber meint, der Borderline-Diagnostizierte wäre ihm ausgesprochen ähnlich. Passend dazu wird es von den Leuten oft so wahrgenommen, dass jeder von ihnen ein anderes Bild von dem Borderline-Diagnostizierten hat.

Borderline-Diagnostizierte werden häufig sehr schlecht behandelt. Ein Grossteil der Vorurteile wird gerade von "Fachpersonen" d.h. Ärzten/Pflegern vertrieben. Eine weitere sehr aktive Vertreiber-Gruppe dürften verletzte Expartner sein, von denen welche eine Webseite über ihre gescheiterte Beziehung zu einem Borderline-Diagnostizierten Individuum betreiben. Dann kommen natürlich die Leute, die einfach etwas nachreden.

Die Dinge, die Borderline-Diagnostizierten unterstellt werden, ähneln den mittelalterlichen Vorwürfen gegen die Hexen:

Hexe: Schuld
Borderline-Diagnostizierter: starke Gegenübertragung (das bedeutet, der Betroffene löst Gefühle/Verhalten in seinem Gegenüber aus, die dadurch eingefärbt sind und nicht einfach nur die Reaktionen des Gegenübers, für welches die Gründe bei diesem zu suchen sind)

Hexe: Manipulation durch Zauberkräfte
Borderline-Diagnostizierter: Manipulation durch Borderline-spezifisch-überlegene psychische Kräfte
(Einfühlungsvermögen, liest aus dem Unterbewusstsein seines Gegenübers)

Hexe: Verführung
Borderline-Diagnostizierter: starke Verführung, etwa dadurch der Betroffene kein "Ich" hat und deswegen die perfekte Projektionsfläche für Wünsche darstellt und somit temporär den Traumpartner abgibt

Hexe: Gestehe, dass Du eine Hexe bist.
Borderline-Diagnostizierter: Gestehe, dass Du krank bist, und dass Deine Wahrnehmung krankhaft ist und nicht der Realität entspricht.

Weitere Gemeinsamkeiten? Borderline-Diagnostizierte sind oft weiblich, attraktiv, intelligent, zu starken Emotionen fähig (ich nehme an bei den Hexen wurde teilweise ihre Gefühlstiefe, die ich eher der "dunklen Weiblichkeit" zurechne gefürchtet/war unterwünscht)

Am Schluss natürlich die Bezeichnung, die sich durchgesetzt hat: Borderline ist englisch für "Grenzlinie", und beim Wort Hexe wird vermutet, dass es von mittelhochdeutsch Hagazussa stammt und "Zaunreiterin" bedeuten könnte.

Als Hexen verurteilt wurden Menschen, die aus verschiedenen Gründen unerwünscht waren. Borderliner-Diagnostizierte sind oft Menschen die schwer misshandelt worden sind und damit unschuldige Opfer. Und unschuldige Opfer sind sehr unerwünscht, da die Menschen nicht wahrhaben wollen, dass man unschuldigerweise Opfer werden kann. Deswegen schreien sie bei Vergewaltigungsprozessen "aber die ist selber Schuld, die hatte einen kurzen Rock an!".

Dieses Verhalten dürfte natürlich noch schlimmer ausfallen, gegenüber Menschen, die nicht nur von einem Trauma (Vergewaltigung) sondern von vielen sehr schweren Traumata (jahrelang andauernde Misshandlung in der Kindheit) Opfer wurden.

So, bin mal gespannt, was ihr dazu meint.


***Link eingefügt.***
 
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Finde ich interessant den Titel, wobei man allgemein Persönlichkeitsstörungen hier noch beleuchten könnte.
 
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