Selbstwert

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Aber ich empfinde es als etwas realitätsfremd. Wo bleibt der Raum für die Selbstkritik, die im Alltag so oft nötig ist, um unser Verhalten zu adjustieren?
Die Selbstkritik (die übrigens meistens mit verinnerlichter Kritik durch andere vermischt ist) ist im Grunde ein (sehr notdürftiger) Ersatz für Intuition und dem unmittelbaren Spüren, was gut tut und hilfreich ist - und was (mir und anderen) schadet. Selbstkritik setzt ja immer dann ein, wenn es schon zu spät ist.

Gawyrd
 
Das klingt sehr ... friedvoll.

Aber ich empfinde es als etwas realitätsfremd. Wo bleibt der Raum für die Selbstkritik, die im Alltag so oft nötig ist, um unser Verhalten zu adjustieren?

In der Bewertung hinterfrage ich das o.k. sein der Realität. Ist sie denn nicht so o.k. wie sie ist? Sonst wär sie doch wohl nicht so.

Momentan sehe ich in meiner Realität noch nicht wirklich alles als o.k. an, muss ich zugeben. Aber ich sehe in der Bewertungslosigkeit den Weg zur Befreiung und auch als Weg zum gesunden Selbstwert. Nur der Verstand muss immer dreinreden und die Dinge anders haben wollen als sie sind. Das erzeugt nur Widerstand zur Realität.

Ich fühle immer öfter meinen Körper und lasse mich nicht mehr so vom Verstand treiben. Wenn ich meinen Körper im jetzt spüre falle ich wie von alleine aus der Bewertung heraus...

Alles Liebe Ganlog
 
Liebe Eberesche,

Das ist anscheinend schwer in Worten zu vermitteln - aber es ist etwas anderes. Sich auf etwas konzentrieren - oder es zu sein.

Manche dürfen es zB. im Orgasmus erleben - oder in der Freude der Mutter am Kind. Ganz zu sein und ganz zu erleben. Nicht mehr in innerer Distanz zu sich zu leben, nicht mehr sich zu kommentieren und zu bewerten.

In diesen Höhepunkten des Seins ist (fehlender) Selbstwert schlicht kein Thema mehr. Einheit von Körper und Seele, Leben in Fülle - das sind für mich die schönsten Wege, die Selbstwertproblematik aufzulösen.

Gawyrd

Hi ihr alle!
So wie das hier beschrieben wird, erinnert mich das an die Selbstvergessenheit, die ich - eigentlich ziemlich regelmäßig - erlebe, wenn ich mich irgendwas bestimmtem widme.
So wie heute: hab den Balkon gründlich aufgeräumt, den Regenabfluß geputzt, die Pflanzen abgezupft,...alles was frau halt so tut, wenn der Putzrappel kommt.
Ich bin dann so in der Sache drin, dass mich rundherum nix interessiert, und ich es auch kaum wahrnehme, da gibts nur das was ich grade tu.
Wenn mich in so einem Zustand wer anredet, muss der meistens zweimal reden, weil beim ersten mal versteh ich noch nichts.
Diese Art von versinken kommt bei allen möglichen Tätigkeiten, in die ich mich vertiefe (zu Haus, oder in der Arbeit, beim Sport).
Ist DAS mit der spirituellen All-eins-sein Erfahrung verwandt, die alle immer suchen?
LG
Jobe
 
....Weg zum gesunden Selbstwert

Wenn ich meinen Körper im jetzt spüre falle ich wie von alleine aus der Bewertung heraus...

Es ist eine Wortspielerei - aber wenn du dich aus der Bewertung herausnimmst, dann ist der Begriff des Selbstwert ad absurdum geführt, oder??

Im Übrigen verbinde ich das Bewerten an sich mit der Fähigkeit, differenzieren zu können. Alltagstauglich.

Gawyrd
Selbstkritik setzt ja immer dann ein, wenn es schon zu spät ist.

Das ist richtig.

Aber wie gehe ich mit eigenen Fehlern konstruktiv um??
In irgend einer Art und Weise bewerte ich sie ja doch. Auch wenn ich das abgeschwächte Wort "begutachten" dafür nehme - das Prozedere im Kopf ist das gleiche, oder nicht?

LG
Lucille
 
Ich weiß jetzt nicht mehr, wer in diesem Thread es angesprochen hat. Es ging um dieses

"Und wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ..."

Bin gestern auf ein Buch gestossen, welches Hermann Hesse dazu zitiert. Er sagt (erklärt) es sehr schön:

"Alle Kinder, solange sie noch im Geheimnis stehen, sind ohne Unterlass in der Seele mit dem einzig Wichtigen beschäftigt: mit sich selbst und mit dem rätselhaften Zusammenhang ihrer eigenen Person mit der Welt ringsumher.

Sucher und Weise kehren mit den Jahren der Reife zu diesen Beschäftigungen zurück.
Die meisten Menschen aber vergessen und verlassen diese innere Welt des wahrhaft Wichtigen schon früh für immer und irren lebenslang in den buten Irrsalen von Sorgen, Wünschen und Zielen umher, deren keines in ihrem Innersten wohnt, deren keines sie wieder zu ihrem Innersten und nach Hause führt."

LG
Lucille
 
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@Gawyrd:
"Wenn du gehst, dann geh einfach nur; wenn du ißt, dann iß einfach nur."
Buddha - zitiert nach Jack Kornfield "Buddhas kleines Weisungsbuch"

LG
MM
 
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