Kann auch daran liegen, das ich vor ein paar Wochen eirn Familienmitglied auf tragische Weise verloren habe und sich die Verlustängste intensiviert haben und deshalb hat es bei mir evtl. Ängste ausgelöst, da ich leider noch nicht alles so vearbeitet habe, man braucht einfach etwas Zeit, jeder geht anders damit um.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen aus einem Miterleben heraus. Mein Vater hat nach
über 35 Jahren Ehe über Nacht völlig überraschend seine Frau verloren. Meine Mutter,
die mit 56 Jahren starb. Seine Welt ist für ihn völlig zusammengebrochen - ich habe
ihn nicht mehr wiedererkannt.
Er hat sich kurze Zeit drauf einer neuen viel jüngeren Frau zugewandt, die absolut auf
keiner Ebene zu ihm passte. Ich war fassungslos und total hasserfüllt.
Ich habe meinen Vater damals nicht verstehen können....erst im selbst fortgeschrittenen
Alter und jetzt hier noch mal vervollständigt durch deinen persönlichen Bericht.
Jeder hat wirklich seine ganz individuelle Art, mit Gefühls-Nöten umzugehen, die
in völlig verzweifelten Situationen entstehen und in denen man jenseits jeder Logik
reagiert. Aber auch mein Vater hat damals dann wieder zu sich selbst zurückgefunden.
Und deine beschriebene Situation kann durchaus auch der Versuch sein, die plötzliche
"Unerreichbarkeit" eines Famiienmitgliedes, dass man nicht mehr in die Arme schliessen
kann und all die damit verbundenen Gefühle auf jemand Realen (wenn auch nur virtuell
zu übertragen und auf andere Weise zu durchleben. Einen Abschluss für sich innerlich
zu machen, mit jemandem mit dem man es im Aussen nicht mehr kann.
Sich dafür jemanden zu wählen, der 6000 KM weit weg ist und im Grunde genommen
auf Partnerebene real nicht gefährlich werden kann, erscheint mir vor deinem Hinter-
grund schon fast wie logisch und auf Seelen-Ebene gesprochen, recht "weise erwählt".
In solchen emotionalen Ausnahmezuständen ist man auch anfälliger für "medialen
Rat" oder "Zwangsbeglückung" von aussen, den man selbst sonst normalerweise
kritisch betrachten würde.
So gesehen wäre dieser Mann für mich ein "Hilfspartner" deiner Seele oder ein
Gegenüber, an dem und durch den du deine aufgewühlten Gefühle durchleben
kannst.
Aber dieser Mann ist nicht der Grund und der Verursacher deiner Gefühle. Sich
daran zu erinnern und auch an deine aktuelle Verlustsituation, in der du gerade
steckst, könnte für dich hilfreich sein.
Manchmal hilft es tatsächlich, dann seinen eigenen Wohnungs-Schlüssel in die Hand
zu nehmen oder eine Weile in der eigenen Hosentasche mit sich rumzutragen.
Als Erinnerung, dass man selbst noch real von dieser Welt ist und auch als
Metapher für Erdung.
Ich habe die verblüffend positive Wirkung des Haustürschlüssels mal bei jemandem
miterlebt, der umgekippt war und ein anwesenders Medium dies sehr nachdrücklich
"angeordnet" hat. In ihr Gesicht kehrte sofort die Farbe zurück.
Ich finde es auf Seelen-Ebene genauso "weise", dass du den Mut hattest, es hier
für alle so offen zu schreiben. Nach Hilfe gesucht hast und auch nach einer
Neu-Beleuchtung der Lage aus anderen Blickwinkeln. Für mich ist das ein gutes
Zeichen...