Schauspielerinnen werfen Dieter Wedel sexuelle Übergriffe vor

Das ist hier alles noch nicht bewiesen, und nur darum geht es.

Dies ist ja kein allg. gehaltener Thread über sexuelle Übergriffe, hier geht es ganz konkret um das Beschuldigen einer bestimmten Person und (für mich) den Umgang der Außenstehenden mit diesen Vorwürfen.

Ich halte da alles für möglich und nehme nichts und niemanden in Schutz, ich denke nur dass jeder einzelne hier so viel Intelligenz besitzen sollte sich nicht zu irgendwelchen Vorverurteilungen hinreißen zu lassen.

R.

Find ich gut, wenn man es gleichzeitig unterlässt, diejenigen vorzuverurteilen, die - auch nach langer Zeit - den Mund aufmachen.
Es könnte nämlich gut sein, dass sie sich deshalb JETZT trauen, weil jemand damit angefangen hat und sie jetzt wissen, dass sie nicht alleine dastehen.
 
Werbung:
Dem Wedel würde ich auf alle Fälle sexuelle Anmache zutrauen. Für dieses Image hat er selbst jahrelang gesorgt.
Vergewaltigung ist nochmal eine andere Hausnummer. Wird sich wahrscheinlich nach so vielen Jahren nicht mehr beweisen lassen. Aber wo es Macht gibt, gibts auch Machtmissbrauch und das nicht nur in sexueller Beziehung.
Ich verstehe allerdings nicht, wie eine Frau die Aussicht auf eine Rolle höher bewertet als die Demütigung sich mißbrauchen zu lassen. Bereits damals hätten diese Frauen klare Grenzen ziehen sollen und öffentlich reden sollen, dann wäre anderen u.U. vieles erspart geblieben.
Na ja,besser jetzt als nie.
 
Dem Wedel würde ich auf alle Fälle sexuelle Anmache zutrauen. Für dieses Image hat er selbst jahrelang gesorgt.
Vergewaltigung ist nochmal eine andere Hausnummer. Wird sich wahrscheinlich nach so vielen Jahren nicht mehr beweisen lassen. Aber wo es Macht gibt, gibts auch Machtmissbrauch und das nicht nur in sexueller Beziehung.
Ich verstehe allerdings nicht, wie eine Frau die Aussicht auf eine Rolle höher bewertet als die Demütigung sich mißbrauchen zu lassen. Bereits damals hätten diese Frauen klare Grenzen ziehen sollen und öffentlich reden sollen, dann wäre anderen u.U. vieles erspart geblieben.
Na ja,besser jetzt als nie.

Wenn eine Frau schon als Kind missbraucht wurde, dann hat sie gelernt, dass das normal ist und dass man sich nicht wehren darf.
Eine Frau, deren Grenzen respektiert wurden, als sie noch klein war, hat hingegen gelernt, dass man seine Grenzen schützen darf.
Wer 's als Kind nicht erfahren und gelernt hat, muss es sich als Erwachsene/r hart erarbeiten.
 
Was man bei diesem Thema auch berücksichtigen sollte ... die "Besetzungscouch" ist ja seit Jahrzehnten ein geflügeltes Wort. Nicht umsonst in der Schauspielerei (und nicht nur dort). Die Frage die sich dahinter verbirgt ist natürlich, wie weit man sich in einer Branche im Zeichen der "neuen Zeit" über sexuelle Belästigung aufregen kann, es aber andererseits Usus ist, sich für eine Rolle zu prostituieren. Wo es dann ggf. tatsächlich Racheaktionen gibt, wenn eine Rolle dann doch nicht bekommen wird, oder dieses System eben auch für Sex einfach ausgenutzt wird. Auch für die Beteiligten wird es hier oft schwierig sein, die Grenzen klar zu erkennen. Vor allem auch in einer Welt gespielter Gefühle.
 
Eines der Haupt-Argumente für Wedel bzw. gegen die Frauen die ihn beschuldigen, auch wenn man Kommentare unter Artikeln liest, ist der Zeitaspekt. Also sinngemäß: Sie hätten ihn sofort anzeigen sollen. Das wird dann oft noch mit einem Eindruck verbunden, die Frauen hätten aus Karrieregründen geschwiegen, im Sinne von "Aha, damals waren sie ruhig weil sie lieber ihre Rolle bzw. ihr Geld wollten". Diese Kombination führt dann zu dem vermeintlich rationalen Schlussfolgerung das sie heute im Grunde nicht mehr das Recht haben die Vorfälle öffentlich zu machen.

Aber, ich denke man sollte da nicht zu oberflächlich denken. Nehmen wir einfach mal einen theoretischen Fall an:

Eine junge Schauspielerin hat natürlich Karrierewünsche - so wie jeder in seinem Job.
Nun wird sie von einem Mann in mächtiger Position, etwa Produzent oder Regisseur, bedrängt oder sogar vergewaltigt

Was passiert ab da?

- Es ist für Opfer sexueller Verbrechen doch nie einfach zusätzlich zum Trauma der Tat auch noch einenGerichtsprozess durchzustehen. Es ist auch juristisch fast nie leicht zu beweisen.

- Wenn so etwas öffentliches Interesse erzeugt wird es noch schwerer, denn was wäre wohl die Verteidigungsstrategie eines Täters, was würde medial mindestens als Möglichkeit angedeutet? Natürlich würde gesagt werden: Eine unbekannte Schauspielerin verklagt den bekannten *Name* um Aufmerksamkeit zu erzeugen, um Geld zu bekommen etc.

- So oder so kann sie sich vorstellen, dass falls Sie Anzeige erstattet und das Thema medial hohe Aufmerksamkeit bekommt, das auch ihrer Karriere schadet. Übrigens nicht zwingend weil der Typ so mächtig ist (möglicherweise auch), sondern vielleicht noch mehr weil die Assoziation zu einer Schauspielerin im Sinne von "Ah, das ist doch die die xyz verklagt hat, Gift für die Karrierechancen ist. Namen im Entertainment-Bereich verbrennen schnell.


Man sollte sich da wirklich vor Augen halten, das ein Opfer sexueller Gewalt um NICHTS davon gebeten hat. Sie hat nicht darum gebeten vergewaltigt oder sonstwie gedemütigt zu werden. Es ist sowieso anstrengend und macht keinen Spass einen Prozess durchzustehen dessen Ausgang selten sicher ist. Dasselbe gilt dafür öffentlich durch die Medien gezogen zu werden. Vor allem macht es rational auch nicht übermäßig viel Sinn die eigenen Karriere-Chancen gegen die Wand zu fahren weil ihr etwas passiert ist das sie nicht wollte. Es wäre im Grunde fast so als ob ein Opfer sich gleich noch mal selbst bestrafen soll weil ihr Leid zugefügt wurde. Und es gibt zu viele die so etwas einfordern. Das ist eine verrückte Logik:

Wer vergewaltigt wurde hat ab dann gleich noch ein paar Rechte weniger sondern Pflichten.

Für mich ist absolut verständlich das so viele Frauen (auch Männer) sich dagegen entscheiden eine solche Tat anzuzeigen und öffentlich zu machen. Ab dem Moment einer solchen Tat gibt es nichts mehr zu gewinnen aber viel zu verlieren. Und das ist später anders, v.a. wenn sie nicht mehr alleine sind. Und das ist der Grund warum jetzt so viel öffentlich wird.

Der Grund warum die betreffenden Frauen jetzt gegen Wedel an die Öffentlichkeit gehen ist übrigens weil er sich vor kurzem selbst als Opfer darstellte. Insofern... M.A.n. haben die jedes Recht dazu und ich persönliche habe so gut wie gar keinen Zweifel daran dass sie die Wahrheit sagen.
 
Ich hatte sowieso kaum Zweifel an seiner Schuld, aber durch die neuen Vorwürfe habe ich jetzt gar keine mehr. Nicht nur sind die Vorwürfe sehr schwer, sondern auch insofern belegt als das es ärztliche Untersuchung gab und der Sender damals eingeschaltet wurde aber nicht reagierte.

Das ist schon sehr extrem, auf viele Arten:

"So erzählt die Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch, wie Wedel 1980versucht haben soll, sie in einem Hotelzimmer zu vergewaltigen. "Er setzte sich rittlings auf mich, packte meinen Kopf bei den Haaren und schlug ihn immer wieder aufs Bett, einmal auch an die Wand und dann einmal auf die Bettkante", sagte die Schauspielerin der Zeit. Wegen der Verletzungen, die Gemsch nach diesem Vorfall davontrug, habe sie die Dreharbeiten zu der Serie "Bretter, die die Welt bedeuten", eine Produktion des Saarländischen Rundfunks (SR), abbrechen müssen. Ihre Rolle übernahm die Schauspielerin Ute Christensen.

Auch Christensen erhebt schwere Vorwürfe gegen Wedel. Gegenüber der Zeit gab sie an, dass der Regisseur sie während des Drehs gemobbt und gedemütigt habe - weil sie eine Einladung auf sein Hotelzimmer ausgeschlagen habe. In der Folge habe die damals im zweiten Monat schwangere Schauspielerin einen Nervenzusammenbruch erlitten und sei ins Krankenhaus gekommen. Dort habe sie ihr ungeborenes Kind verloren.

Interne Schriftwechsel zwischen dem SR und der damalige Produktionsfirma Telefilm Saar zeigen, dass die Verantwortlichen über die Vorfälle informiert waren. Gemschs Anwalt hatte der Produktionsfirma einen Arztbrief mit einer Beschreibung der Vorwürfe zukommen lassen. Wedel stritt die Tat über einen Anwalt ab. Der Sender versuchte erfolglos zwischen der Schauspielerin und dem Regisseur zu vermitteln. Über die Auseinandersetzung Wedels mit Christensen heißt es in den Dokumenten, die Zeit-Reporter auswerten konnten, es sei eine "persönliche Angelegenheit" und "für die Redaktion erst dann wichtig, wenn die Arbeit ernsthaft gefährdet ist." Warum beim SR und der ARD damals niemand energisch auf die Vergewaltigungsvorwürfe reagierte, ist unklar."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/me-too-debatte-neue-schwere-vorwuerfe-gegen-dieter-wedel-1.3839810


Zusammengefasst:

1) Esther Gemsch hat nicht nur damals schon von einer schweren versuchten Vergewaltigung berichtet, sie brauchte ärztliche Behandlung und musste die Dreharbeiten abbrechen.

2) Genau jene Frau die für sie einsprang, beschuldigt Wedel des Mobbings bis zum Nervenzusammenbruch und Klinikaufenthalt, weil sie seine Einladung ausschlug.

3) Die betreffenden Sender hatten Kenntnis von den Anschuldigungen und haben so reagiert: ist "für die Redaktion erst dann wichtig, wenn die Arbeit ernsthaft gefährdet ist."


Das heißt nichts anderes als das die Vorwürfe von Esther Gemsch nicht erfunden sein können - es sei denn sie hätte diese Vorwürfe damals schon erfunden und Verletzungen erzeugt oder falsch dargestellt...

Wenn man dann dazu nimmt, das es jetzt 4-5 Frauen sind die Vorwürfe erheben, bis hin zu (nicht "nur" versuchter) Vergewaltigung (ebenfalls im obigen Artikel)... Wedel wird juristisch wohl nicht mehr besonders viel zu befürchten haben, aber für mich gibts keinen Zweifel mehr an seiner Schuld.


Diese neuen Berichte bringen alles auf ein höheres Level. Es geht nicht mehr nur um Wedel sondern auch die Nicht-Reaktion der Sender. Mit einiger Sicherheit sind die Verantwortlichen nicht mehr im Job. Immerhin ist das Ganze lange her. Aber diese Vorwürfe, und wie sie belegt sind, werden diese Debatte vermutlich verbreitern und während die Sender (hoffentlich) aufs Korn genommen werden wird Wedels Schuld dann vermutlich weitgehend als gegeben kommuniziert - besonders übel für ihn natürlich, aber mein Mitleid ist da genau so nahe Null wie meine Zweifel an seiner Schuld.
 
aber mein Mitleid ist da genau so nahe Null wie meine Zweifel an seiner Schuld.

Das kannst du halten wie du willst: Wenn hier Schuld hochgetragen werden soll, dann liegt sie bei den Mächtigen hinter den Kulissen, den Verantwortlichen der SENDER. Ohne diese Schutzherrschaft der Täter, wäre alles nicht bis heute gedeckelt worden....
 
Hier ist ein Kommentar der offenbar heute auf ARD gesendet wurde und die fehlende Reaktion der Sender in den Fokus rückt:


Verstörende Vorgänge

(...)

Aber: Verstörend an den Vorgängen ist noch etwas anderes. Es stellt sich nämlich die Frage, wie wir alle, wie die Gesellschaft damit umgeht, wenn eine Frau den Vorwurf erhebt, sie sei sexuell missbraucht worden. Das haben die Frauen nämlich damals gemacht. Sie haben nicht geschwiegen. Ihre Vorwürfe wurden sogar schriftlich festgehalten und landeten Schwarz auf Weiß in einem Revisionsbericht des Saarländischen Rundfunks (SR).


(...)

Die Produktion lief einfach weiter, die Hauptrolle wurde umbesetzt. Warum nicht einfach auch der Regisseur? Auch die nächste Schauspielerin fühlt sich belästigt. Und auch davon wusste der SR.

Hier wurde ein schwerwiegender Verdacht - so wirkt es - nicht mit aller Härte aufgeklärt. Das zeigt die Ignoranz männlicher Hierarchien. So etwas gibt es auch in der ARD. Die "Zeit" hat in den Archiven des Senders recherchiert. Der SR will die Geschichte jetzt untersuchen. Das zumindest ist gut.

https://www.tagesschau.de/inland/wedel-kommentar-101.html
 
Das hier ist der detaillierteste Artikel zum Thema - das Zeit-Dossier über Wedel ist nur für zahlende Online-Kunden zugänglich, daher sind offenbar nicht alle Infos in allen Artikeln. In diesem hier sind aber sehr viele:

Neue schwere Vorwürfe gegen Dieter Wedel
Die "Zeit" dokumentiert erschütternde Zeugenaussagen und Unterlagen: Produktionsfirma und Saarländischer Rundfunk waren informiert - und hielten am Regisseur fest.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/s...re-vorwuerfe-gegen-dieter-wedel/20883926.html


Es sind mittlerweile 18 Frauen die sich bei der Zeit gemeldet haben, plus einige Zeugen - inklusive Arzt (FC-Bayern Team-Arzt), der das hier in seinen Bericht schrieb:

"In einem Schreiben des Arztes, das im Archiv von Telefilm Saar aufbewahrt wurde und sich nun beim Saarländischen Rundfunk befindet, heißt es, Gemschs Symptome könnten „eindeutig als Folge der Gewalttätigkeit vom 12.12.80 angesehen werden“. Das Schreiben wird von der „Zeit“ dokumentiert. Das heißt, die Produktionsfirma wusste Bescheid – und der Sender."
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werbung:
Vorverurteilung hin oder her, wenn ich mir diese Hackfre*** von dem Wedel ansehe, dann wundert mich allerdings nichts. Erschreckend die Reaktionen oder eben fehlenden sowie falschen Reaktionen der beteiligten Unternehmen, wie Produktionsfirma, Sender, ein Indiz mehr für diese männlich dominierten Hierarchien, wo das offenbar zum guten Ton gehört (?).

Allerdings kann ich mir auch nicht verkneifen zu sagen, dass ich nicht so recht verstehen mag, dass diese Dinge erst jetzt geballt zum Vorschein kommen. Einer Strafanzeige zu gegebener Zeit, auch in den 80ern, die ja nicht mehr so ganz mittelalterlich anmuteten, wäre nachgegangen worden. Es bleibt ein Gschmäckle, auch im Hinblick auf die Rollen der Frauen bei all dem. Wie weit ist man bereit zu gehen im Job, bei der Karriere in diesem Genre?
 
Zurück
Oben