Ich hatte sowieso kaum Zweifel an seiner Schuld, aber durch die neuen Vorwürfe habe ich jetzt gar keine mehr. Nicht nur sind die Vorwürfe sehr schwer, sondern auch insofern belegt als das es ärztliche Untersuchung gab und der Sender damals eingeschaltet wurde aber nicht reagierte.
Das ist schon sehr extrem, auf viele Arten:
"So erzählt die Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch, wie Wedel 1980versucht haben soll, sie in einem Hotelzimmer zu vergewaltigen. "Er setzte sich rittlings auf mich, packte meinen Kopf bei den Haaren und schlug ihn immer wieder aufs Bett, einmal auch an die Wand und dann einmal auf die Bettkante", sagte die Schauspielerin der Zeit. Wegen der Verletzungen, die Gemsch nach diesem Vorfall davontrug, habe sie die Dreharbeiten zu der Serie "Bretter, die die Welt bedeuten", eine Produktion des Saarländischen Rundfunks (SR), abbrechen müssen. Ihre Rolle übernahm die Schauspielerin Ute Christensen.
Auch Christensen erhebt schwere Vorwürfe gegen Wedel. Gegenüber der Zeit gab sie an, dass der Regisseur sie während des Drehs gemobbt und gedemütigt habe - weil sie eine Einladung auf sein Hotelzimmer ausgeschlagen habe. In der Folge habe die damals im zweiten Monat schwangere Schauspielerin einen Nervenzusammenbruch erlitten und sei ins Krankenhaus gekommen. Dort habe sie ihr ungeborenes Kind verloren.
Interne Schriftwechsel zwischen dem SR und der damalige Produktionsfirma Telefilm Saar zeigen, dass die Verantwortlichen über die Vorfälle informiert waren. Gemschs Anwalt hatte der Produktionsfirma einen Arztbrief mit einer Beschreibung der Vorwürfe zukommen lassen. Wedel stritt die Tat über einen Anwalt ab. Der Sender versuchte erfolglos zwischen der Schauspielerin und dem Regisseur zu vermitteln. Über die Auseinandersetzung Wedels mit Christensen heißt es in den Dokumenten, die Zeit-Reporter auswerten konnten, es sei eine "persönliche Angelegenheit" und "für die Redaktion erst dann wichtig, wenn die Arbeit ernsthaft gefährdet ist." Warum beim SR und der ARD damals niemand energisch auf die Vergewaltigungsvorwürfe reagierte, ist unklar."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/me-too-debatte-neue-schwere-vorwuerfe-gegen-dieter-wedel-1.3839810
Zusammengefasst:
1) Esther Gemsch hat nicht nur damals schon von einer schweren versuchten Vergewaltigung berichtet, sie brauchte ärztliche Behandlung und musste die Dreharbeiten abbrechen.
2) Genau jene Frau die für sie einsprang, beschuldigt Wedel des Mobbings bis zum Nervenzusammenbruch und Klinikaufenthalt, weil sie seine Einladung ausschlug.
3) Die betreffenden Sender hatten Kenntnis von den Anschuldigungen und haben so reagiert: ist "für die Redaktion erst dann wichtig, wenn die Arbeit ernsthaft gefährdet ist."
Das heißt nichts anderes als das die Vorwürfe von Esther Gemsch nicht erfunden sein können - es sei denn sie hätte diese Vorwürfe damals schon erfunden und Verletzungen erzeugt oder falsch dargestellt...
Wenn man dann dazu nimmt, das es jetzt 4-5 Frauen sind die Vorwürfe erheben, bis hin zu (nicht "nur" versuchter) Vergewaltigung (ebenfalls im obigen Artikel)... Wedel wird juristisch wohl nicht mehr besonders viel zu befürchten haben, aber für mich gibts keinen Zweifel mehr an seiner Schuld.
Diese neuen Berichte bringen alles auf ein höheres Level. Es geht nicht mehr nur um Wedel sondern auch die Nicht-Reaktion der Sender. Mit einiger Sicherheit sind die Verantwortlichen nicht mehr im Job. Immerhin ist das Ganze lange her. Aber diese Vorwürfe, und wie sie belegt sind, werden diese Debatte vermutlich verbreitern und während die Sender (hoffentlich) aufs Korn genommen werden wird Wedels Schuld dann vermutlich weitgehend als gegeben kommuniziert - besonders übel für ihn natürlich, aber mein Mitleid ist da genau so nahe Null wie meine Zweifel an seiner Schuld.