Ergo kann Zeit und Raum erst durch Aufmerksamkeit fokussiert werden, sie selbst aber hat weder Zeit noch Raum, sondern Zeit und Raum sind bereits Fokussierungen von Aufmerksamkeit. Wie lässt sich dann Aufmerksamkeit finden?
Du postulierst eine Instanz "Aufmerksamkeit" jenseits von Zeit und Raum, die logischerweise auch nicht lokalisiert werden kann, sie kann also an keinem Ort gefunden werden. Wenn Aufmerksamkeit nicht gefunden werden kann, da das, was Aufmerksamkeit sucht und verorten will bereits schon der Aufmerksamkeit bedarf, ist es also also völlig sinnlos, Aufmerksamkeit als Phänomen zu suchen. Es gibt sie buchstäblich nicht als für sich stehendes Phänomene (Phänomene = Bewusstseinsinhalte). Das ergibt den Satz: Aufmerksamkeit ist kein Phänomen - daraus folgt: was nicht Phänomen ist, existiert nicht. Begründung: Existenz bedeutet Lokalisierbarkeit und zeitliche Begrenzung.
Wie kann also Aufmerksamkeit überhaupt jemals in ein Bezugsverhältnis zu irgendetwas - hier: Bewusstseinsinhalten - treten? Gilt es, dass Aufmerksamkeit Bewusstseinsinhalte durch willensgesteuerte Ausrichtung erst erzeugt, dann hätte die Aufmerksamkeit Schöpfungskraft und dies wiederum setzt einen Antrieb voraus: die Aufmerksamkeit "will" - warum auch immer- sozusagen etwas in Augenschein nehmen, was vorher noch nicht existiert hat, Aufmerksamkeit wäre dann, da sie ja Richtung hat, willensgesteuert, und somit hätte sie eine Bedingung a priori, nämlich Willen.
Um das besser zu verstehen, muss man sich die Bedeutung der Begriffe ”Existenz“ und ”Vorhandensein“ genauer anschauen. Denn sie unterscheiden sich darin, was damit jeweils gemeint ist. Und zwar wie folgt:
Wenn wir etwas beliebig Existierendes mit raumzeitlichen Kriterien beschreiben, also, dass es sowohl
einen Ort einnimmt
(an dem es das sein kann, was es ist)
wie auch von einer zeitlichen Dauer ist
(während der es das sein kann, was es ist)
und wenn wir zudem den Physikern glauben, indem sie sagen, dass die raumzeitlichen Kriterien nicht schon immer vorhanden waren, sondern erst beim sogenannten Urknall entstanden (Stichwort: Symmetrie-Bruch), dann ist das nicht gleichbedeutend damit, dass vor dem Symmeteriebruch nichts vorhanden war. Es hat lediglich noch nichts existiert, was wir mit raumzeitlichen Kriterien für Existenz beschreiben können. Es handelt sich also definitiv bereits um etwas Vorhandenes, dass den Symmetrie-Bruch und damit die Raumzeit-Kriterien überhaupt erst ermöglicht hat.
Hier kommt der Unterschied zwischen Vorhandensein und Existenz zum Ausdruck. Er besagt:
Vorhandensein ist auch dann gegeben, wenn noch nichts Existierendes da ist (weil noch keine raumzeitlichen Kriterien gegeben sind). Das ist nicht nur ein Wortspiel, denn der Terminus ”
Nichtlokalität“ ist in den Wissenschaften ein wohlbekannter Begriff. Damit beschreibt man etwas Vorhandenes, das aber die raumzeitlichen Kriterien für Existenz noch nicht erfüllt.
Und diese Nicht-Beschreibbarkeit mit Raumzeit-Kriterien trifft auch auf Aufmerksamkeit zu. So wie du bei einem existierenden Ding/Wirkung wie einem Auto mit dem Finger darauf zeigen und sagen kannst ”Da steht ein Auto“, kannst du nicht in derselben Weise mit dem Finger auf etwas zeigen und sagen ”Das da ist die Aufmerksamkeit“, eben weil sie mit keinen raumzeitlichen Kriterien beschrieben werden kann. Dennoch ist sie vorhanden.
Für Aufmerksamkeit gilt:
= Vorhandensein, aber nicht mit den raumzeitlichen Kriterien für Existenz beschreibbar
Für Bewusstsein (Dinge, Wirkungen) gilt:
= Existenz, weil mit raumzeitlichen Kriterien beschreibbar
Man kann daher durchaus argumentieren, dass Aufmerksamkeit keine Existenz besäße, aber man kann nicht behaupten, sie besäße kein Vorhandensein.
Wie kann also Aufmerksamkeit überhaupt jemals in ein Bezugsverhältnis zu irgendetwas - hier: Bewusstseinsinhalten - treten? Gilt es, dass Aufmerksamkeit Bewusstseinsinhalte durch willensgesteuerte Ausrichtung erst erzeugt, dann hätte die Aufmerksamkeit Schöpfungskraft und dies wiederum setzt einen Antrieb voraus: die Aufmerksamkeit "will" - warum auch immer- sozusagen etwas in Augenschein nehmen, was vorher noch nicht existiert hat, Aufmerksamkeit wäre dann, da sie ja Richtung hat, willensgesteuert, und somit hätte sie eine Bedingung a priori, nämlich Willen.
Deine Wie-Frage wird erklärbar, wenn man Aufmerksamkeit
als ein fundamental zugrunde liegendes Kommunikationsverlangen versteht. Und ein Verlangen hat stets eine aktive Charakteristika. Die Umsetzung des Verlangens zeigt sich dann in Form von Bewusstsein, nämlich in der unüberschaubaren Vielfalt an Verkörperungen, Dingen und Wirkungen, die Lebewesen (=Aufmerksamkeits-Intensitäten) für kommunikative Zwecke erschaffen und benutzen. Alle Dinge sind vergänglich, sie haben keine andere Qualität als die von vorübergehenden Erscheinungen. Aufmerksamkeit dagegen ist unvergänglich, weil keine raumzeitlichen Kriterien für sie zutreffen.