oberer und unterer Mensch

diabolo

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15. Januar 2005
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Karfreitag kommt von kara=Leiden. Gründdonnerstag kommt von grün=grinen=leiden, sodaß man vom Leidensdonnerstag und vom Leidensfreitag, sowie von der Leidenswoche sprechen kann. In der Karwoche ist es Zeit für dunkle leidende und mitleidente Empfindungen, vielleicht ähnlich wie in der späten Novemberzeit, aber dieser Feiertag, am Mittwoch gelegen, wurde ja neulich, glaube ich, den neoliberalen Wölfen geopfert, den faulen Quallen die von Zinsen und der Leistung anderer dem Teufel ein Labsal sind.

Die Karwoche wirkt auf mich, und so soll es ja auch sein, dunkel und drückend, und ich als Mitchristusmörder (ich habe noch Bewußtsein und zähle mich nicht zu den gnadenvoll erst nach der Kreuzigung geborenen) und mir wurde mal ganz schlecht und elend als unter Meisners Leitung im Kölner Dom die Massen dreimal sich das MEA CULPA angedeihen liesen, seitdem bin ich mit dem Kardinal fertig und hüte mich Ostermorgens den Dom zu betreten.

Es sind die mächtigen Glocken des Doms die mich faszinieren. Ostern 9.35 erklingt verläßlich jedesmal der "dicke Pitter" und läutet ca 10 Minuten alleine bevor die anderen Glocken wohlkomponiert das Geläut ergänzen und die magische Gewalt dieses "kölschen Pitters" der die Seele magisch in dunkelste Tiefen führt, ablöst und erlöst durch zunehmend hellere Klänge die dann das befreiende Ostergefühl aufkommen lassen. Durch Nacht zum Licht.

Doch fasziniert mich mehr die Nacht und das Hineinwallen der Seele in die dunkle Tiefe und wenn ich dann einige Zeit die hellen Glocken gehört habe, so erfaßt mich wieder die allgemeine Langeweile und ich entferne mich vom Ort des Geschehens, mir wäre eine Welt lieber in der der "dicke Pitter" ausschließlich leuten würde, so eine Glocke hätte die Macht, entsprechend eingesetzt, die ganze Menschheit einer erkenntnismäßig wesentlich dunklen Tiefe zuzuführen.

Diese leidvolle Woche gipfelt im Bild der magischen Gewalt des Gekreuzigten und gegenüber dieser magischen Gewalt die schon oft mit Blut und Schwert verteidigt wurde macht die eigene kleine Existenz leicht schlapp, die Beine werden leicht weich. Das Kreuz beinhaltet eine alte Exorcistenmagie, eine Energie mit der man etwa unerwünschte Geistwesen in Schach halten kann, sie vertreiben kann, so etwa durch inniges Gebet in dem der Gekreuzigte visualisiert wird. Neulich im Fernsehen sprach eine weibliche Papstbegeisterte vom Höhenweg der Liebe und der schädlichen Begierde --- will sagen, das Kreuz beinhaltet auch die magische Kraft die vitalen Unterleibsenergien zu bannen, zu vertreiben, abzuspalten, also etwa die Kundalinienergie, die Sexualenergie und andere teuflische Angelegenheiten abzuspalten und auf irgendeinen Nächsten zu projizieren (Saddam Hussein oder sonstwen).

Hierin liegt aber die grundsätzliche Zerspaltenheit der Menschen unseres Kulturkreises und es stellt sich doch die Frage ob man auf den Höhenweg der Liebe, der mir mehr wie ein Wólkenkuckucksheim der Liebe erscheint sich nicht verirren sollte, so lange man die wesentlich wichtigeren und vitaleren Energien der menschlichen Tiefe nicht wiedergefunden hat. Wollen wir denn nicht unser Selbstbewußtsein wiederfinden, unsere Person, unsere Subjektivität, anstelle, selbstvergessen und traumverfallen auf Papstbeerdigungen und Adelsgeschichten zu schauen oder andere Vorgänge die einen selber ganz und gar nichts angehen und für die man auch keine Zeit hätte, wenn man ein eigenes Selbstbewußtsein hätte. Dies erfordert aber die Aufhebung dieser grundsätzlichen Spaltungen.

Hierzu muß das Kreuz in seiner exorzierenden Kraft, in seiner magischen Kraft überwunden werden. Begreift man mal den Gekreuzigten, als den oberen Menschen dann muß der untere Mensch mit diesem oberen Menschen zur Einheit zusammenfinden.
Leadbeater der Hellsichtige beschreibt wie die absteigenden Energien mit den aufsteigenden Energien (Kundalini, Sexualenergie, Unterleibsenergie) zusammentreffen und sukzessive Bewußtseinserweiterungen stattfindet, eine Entwicklung die mit vollständiger Durchdringung dieser entgegengesetzt wirkenden Energien im Scheitelchakra endet.

Von irgendwelchen Teufelsanbetern sagt man, die würden etwa eine Jungfrau auf einem Kreuz festbinden und sie dort schänden, also in Verbindung mit dem Kreuz und einer "Unbefleckten" aufsteigende Sexualenergie aktivieren. Wenn solche Aktivitäten irgendeinen Sinn machen sollen, so kann der doch bestenfalls darin liegen, die bannende Kraft des Kreuzes, etwa wie den hemmenden Respekt vor einer Unbefleckten zu durchbrechen um so einer integrativen Zusammenführung solcher gespaltenen Energien sich wieder anzunähern. Wenn dies zum Beispiel stabil gelingen könnte wäre der Weg..........zur Anarchie...........täglich zwei drei Stunden arbeiten....................von allem genug.............ein glückliches Sex- und Gefühlsleben..................usw.

Irgendwo klemmt da noch was, das ganze ist so schwierig weil es mit Incest zu tun, die frühen Bilder der Sexuallibido sind nun mal alle incestuös.......................aber ich setze drauf die Menschheit wird es schaffen alle diese Schmarren von sich runter zu werfen.
 
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Eine etwas andere Sichtweise. Der Mensch ist doppelten Ursprungs. Er ist natürlichen Ursprung, (der untere Mensch) und transzentenden Ursprungs. (der obere Mensch)
Der Ziel menschlicher Entwicklung ist vielleicht, das der obere Mensch den unteren kultiviert und beherrscht. (nicht unterdrückt)

Vielleicht ist aber auch Alles ganz anders.
Die Glocken des Domes aber sind ein Werk des oberen Menschen.
 
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