Njörds, Loki und Odin...

F

Freyr

Guest
Wer ist wer? Waren sie gut oder böse oder kann man das so einfach gar nicht sagen?
Wer von Euch hat sich mit der Simrock Übersetzung der Edda beschäftigt, hat Fragen dazu oder möchte gern die anderer beantworten?
Sagt Euch das überhaupt etwas- die Edda?
Auf Wunsch eröffne ich hier heute einen eigenen Thread, in dem wir darüber diskutieren können bis der PC glüht :)
 
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Der Vollständigkeit halber: Eine lebhafte Diskussion entstand im Magie-Forumsthread Runen als einstieg!?.

:)

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Hi Freyr, hallo Fliegenpilz,


Hi Loki

Folgendes schreibst Du: "Loki ist ein Riese, wie Odin, der Wassergott oder ..."?
[L0ki schrieb: Loki ist Jötunn, wie Odhinn, Njörd oder Surt.]

Da bringst Du etwas durcheinander. Um die Flammenburg nördlich von Hlidskjalf ist ein schönes Gedicht entstanden, in dem klar wird, wer oder was ein Jötun oder ein Njörd ist.
Quelle: Walter Hansen, Asgard [...]

Kannst Du das Gedicht posten? Ist es von Hansen selber?

Jötunn: Riese (Überbegriff)
Njörd: Vater der Vanen
Surtr: Feuerriese, führt die Gegner der Asen im Ragnarök

Der Satz sollte deutlich machen, daß sowohl Asen wie Vanen Riesen (Jötunen) sind.


Freyrs Antwort direkt im Anschluß
Ausschnitt aus o.g. Buch
Skirnirlied
"Freyr, der Sohn Njörds (der Wassergott), hatte sich einst auf
Hildskjalf gesetzt und überschaute die
Welten alle. Da sah er nach Jötunheim (Riesenheim) und
sah eine schöne Jungfrau aus ihres Vaters
Haus in ihre Frauenkammer gehen."...
Ausführlich ist die Sage im Edda- Lied "Skirnirs Fahrt" besungen.




Hallo, Freyr,

Deine Annahme: Furcht vor den Runen? Wie kann man seine Schutzmächte fürchten, die uns von den Göttern anvertraut wurden, zu unserem Heil?

In der Edda steht genau, wer, wie und wozu man die Runen einsetzen soll. Deinem Widerspruch zu Lokis Aussagen stimme ich zu.

Welchen Widerspruch? lol



Die Verwandschaftsverhältnisse sind meines Wissen folgende: Loki war der Bruder von Odin's Vater. Die Edda nennt ihn daher "Vaterbruder". Er war deswegen den Asen so übel gesonnen und auf Rache aus, weil sie seine Frau Gullaweit ermordeten, um einen Teil der Schöpfung aus ihr zu gestalten. Daher ersinnt Loki immer Probleme, die die Götter nicht lösen können und die er dann als angebliche Hilfeleistung wieder zurechtrückt. Sein Schabernack mit den Göttern endet, als er verrät, daß die Eheleute Odin und Frigga in Wirklichkeit Geschwister sind. Daraufhin wird er gebunden.

Jemand, der sich auch nur ein bißchen mit dem Stoff auseinandergesetzt hat, sollte die Enstehungsgeschichte besser kennen. Audhumbla leckt aus dem salzigen Eis/Stein Buri, der aus sich selbst Bor zeugt. Aus der Verbindung von Bor und Bestla geht Odhinn hervor (auch seine Brüder Vili und Ve). Die drei Söhne killen den Urriesen Ymir, und formen aus seinem Körper die Welt.

Loki ist *nicht* der Bruder von Odhinns Vater, wo hast Du das denn her? Zitiere mir bitte die Originalstelle wo er als Vaterbruder bezeichnet sein soll, gut möglich daß Du da einem Verständnisfehler aufgesessen bist. Blutsbruder des Vaters (Odhinn), ja, aber das ist eine Wahlverwandschaft und durch alle mir bekannten Eddaversionen belegt.

Die Asen sollen "Gullaweit" ermordet haben? Wahrscheinlich meinst Du Gullveig (eine Vanin), die den Asen nicht verraten will woher ihr Gold kommt. Deswegen versuchen sie sie zu verbrennen, was beim dritten Mal auch klappt, und den Asen-Vanen-Krieg auslöst. Mit Angrboda (Gullveigs Tochter und Lokis zweiter Frau) zeugt Loki die drei Weltfeinde. Angrboda wird manchmal auch als Mutter Gerds bezeichnet.

In der Lokasenna versucht Loki u.a. Frigg zu schmähen, indem er ihr auch vorwirft, bei Vili und Ve gelegen zu haben. Frigg ist die Tochter Fjörgynns, und wird manchmal als Schwester Njörds bezeichnet (was sie ebenfalls zur Vanin machen würde). Loki flieht erst, als ihm Thor zweimal droht, nicht weil er Frigg beleidigt, wandelt sich zum Lachs und wird dann erst gefangen, übrigens mit seiner eigenen Erfindung (Hint).



Ich weiß, daß es bestimmte Kreise nordischer Zauberer gibt, die Loki als eine Art Lichtgott - ähnlich dem gefallenen Engel Luzifer - sehen wollen.

Du scheinst Loki mit Baldr zu verwechseln. Deine Analogie zu Luzifer spricht Bände, hat mit germanischer Mythologie jedoch nichts zu tun.




Für mich stgellt Loki jedoch nur die Fähigkeit des menschlichen Denkens oder Log(k)ik dar.

Bißchen einseitig, findest Du nicht? Offenbar schon. Schade.
 
Na gut, an der Stelle entsteht offenbar erstmal eine kleine Pause. Vielleicht kommen wir später darauf zurück?
Hat Ragnarök nun eigentlich stattgefunden oder steht es noch aus?
Eine Frage, die ich mir selber nicht so ganz beantworten kann.
Ich tendiere dahin zu sagen, es ist bereits gewesen.
Allerdings habe ich mit dem Zeitbegriff so meine Probleme, da es für mich keine Zeit gibt (betreffs des Göttergeschlechts). Also findet es immer noch statt?
 
Wer ist wer? Waren sie gut oder böse oder kann man das so einfach gar nicht sagen?
Wer von Euch hat sich mit der Simrock Übersetzung der Edda beschäftigt, hat Fragen dazu oder möchte gern die anderer beantworten?
Sagt Euch das überhaupt etwas- die Edda?
Auf Wunsch eröffne ich hier heute einen eigenen Thread, in dem wir darüber diskutieren können bis der PC glüht :)

Anmerkung vorab: "Njörds" im Threadtitel ist der Name im Genitiv, keine Art Überbegriff, ich hoffe das ist klar :)

Die "Götter" sind "Riesen" (zur Abgrenzung zu Menschen und Alfar etc), per se weder gut noch böse, sondern eigenständige Wesenheiten mit Stimmungen, Vorlieben und allem was dazugehört. Die Edda ist für mich nichts anderes als eine Erklärung der Welt und alles was auf/in ihr ist. Die Geschichte ist ein Kreislauf, der nicht mit Ragnarök endet, sondern von neuem beginnt.

Generell finde ich das nicht-eindeutige an der Edda faszinierend, da es einem ermöglicht zwischen den Zeilen zu lesen, die Geschichte in den Vordergrund stellt, und nicht wie andernorts üblich die Wissenschaftlichkeit. Wenn wir von "der Edda" sprechen, meinen wir in erster Linie den Codex Regius (die Lieder-Edda), erst in zweiter Snorris Prosa-Edda (Skaldenlehrwerk das Spruchdichtung, Reimfluß und Kenningar vermitteln sollte).

Karl Simrocks Übersetzung hält sich im Großen und Ganzen ans Original, während zB Felix Genzmer (unter Mitwirkung von Andreas Heusler) versucht das dichterische Element mitzuübersetzen und dabei mehr Freiheiten herausnimmt, sozusagen heruminterpretiert, "unwichtige" Passagen streicht etc.

LG
 
Na gut, an der Stelle entsteht offenbar erstmal eine kleine Pause. Vielleicht kommen wir später darauf zurück?
Hat Ragnarök nun eigentlich stattgefunden oder steht es noch aus?
Eine Frage, die ich mir selber nicht so ganz beantworten kann.
Ich tendiere dahin zu sagen, es ist bereits gewesen.
Allerdings habe ich mit dem Zeitbegriff so meine Probleme, da es für mich keine Zeit gibt (betreffs des Göttergeschlechts). Also findet es immer noch statt?

lol, Geduld :)

Hab heute Spätdienst, muß nebenher auch noch andere Sachen erledigen, könnte also dauern...
 
Anmerkung vorab: "Njörds" im Threadtitel ist der Name im Genitiv, keine Art Überbegriff, ich hoffe das ist klar :)

Die "Götter" sind "Riesen" (zur Abgrenzung zu Menschen und Alfar etc), per se weder gut noch böse, sondern eigenständige Wesenheiten mit Stimmungen, Vorlieben und allem was dazugehört. Die Edda ist für mich nichts anderes als eine Erklärung der Welt und alles was auf/in ihr ist. Die Geschichte ist ein Kreislauf, der nicht mit Ragnarök endet, sondern von neuem beginnt.



LG


Ja, Njördr heißt das richtig. Als ich das bemerkte, war es zu spät es zu ändern. Mein Fehler, Asche auf mein Haupt :)
Mit Simrock habe ich anfangs meine Probleme gehabt, da mir zuviele Fremdbegriffe auftauchten.
Interessant finde ich Walter Hansens Idee dazu, da er die germanische Götterwelt mit Geländewagen, Zelt und Rucksack bereist hat und viele der sagenhaften Orte aufgespürt hat. Es gibt sie also wirklich, die Götterburg Asgard, die Unterwelt Helheim, die Schlösser der Riesen u.u.u. Es sind Gebiete in Islands riesenhafter Vulkanzone, die den Menschen zum Dichten animierten.
Wenn man bedenkt, daß ca. 1/3 der Menge an Lava, die sich über die Erde ergoß, aus Island stammt, wird einem schnell die Dimension klar, von der wir hier reden.
Man bekommt nochmal einen ganz anderen Blick auf die Edda, wenn man sie auch als eine Sammlung geologischer Fundstücke betrachtet.
Ein Kreislauf- so könnte man die Geschichte wirklich wunderbar bezeichnen. Gefällt mir. Im Hinblick auf vulkanische Aktivitäten wird die Schöpfungsgeschichte ja auch wieder einmal mehr deutlich.
Nicht nur Du hast heute Spätdienst. Ich ziehe mich auch zunächst zurück. Von nichts kommt bekanntlich nichts.
Bis dann :)
 
lol na was heisst.. :p

Kann ich mir vorstellen, daß Hansens Buch gut ist, und nen tiefen Eindruck hinterlässt.... Island steht auch noch auf meiner todo list :)

Aber genau das ist dem Autor angekreidet worden, daß er die Geschichte auf Island reduziert, was dann doch ein bißchen ... begrenzt wäre. Wie gesagt, kenn das Buch (noch) nicht, kann also nur vom Hörensagen reden.

Ein Punkt, der an der germanischen Mythologie besonders interessant ist, ist m.E. das Schicksal (Wyrd, die Nornen) bzw der Bezug zum Magier, was sich ja eigentlich widerspricht. Oder doch nicht?

skol :)
 
Hat`s Bierchen geschmeckt?
Ja, der Hansen beschränkt sich da ein wenig, für meinen Geschmack jedoch nicht zu sehr. Er schreibt nur das auf, was er findet. Wenn es in Island ist, kann er nichts dafür.
Einen Widerspruch zwischen Nornen und Magiern scheint es zunächst tatsächlich zu geben. Ich bleibe mal bei bestimmten Nornen (bei den bekanntesten).
Vergangenheit und Zukunft gibt es für viele Magier nicht. Er arbeitet nicht selten in der Gegenwart. Tut er jedoch genau dies, hat er die Nornen als mutterarchetypisch verstanden und involviert. Das ist doch alles ganz einfach *g (Scherz).
Bei den anderen, unbekannteren Nornen wird es schon schwieriger.
Ich las mal (leider habe ich das Buch nicht mehr), zwei Nornen begleiten Ebbe und Flut. Werden sie dem Meer zugeordnet, dürfte eine Erklärung schwer fallen. Der Mond ist aber auch wiederum dem Weiblichen zuzuordnen- was eine Verbindung zu den o.g. Nornen herstellen würde.
Worum geht`s also bei einer Problematik, bei denen die Schicksale offenbar weiblicher Natur waren, die Männer hingegen der Magie anhingen? Ich erkenne da eine stetig stattfindende Kompensation des eigenen Mangels. Eine gesündere Gesellschaft kann ich mir kaum vorstellen.
lg
 
Jo, besten Dank *g*

Theoretisch hat jedes Wesen mindestens eine Norne, warum also nicht auch Ebbe und Flut? :)
Personalisierung ist eine Form, Existenzen wahrzunehmen, zu respektieren.

Umgekehrt, der Mond (Mani, dereinst von Hati verschlungen) ist männlich, die Sonne (Sunna, Sköll frisst sie letzten Endes ... amazing) weiblich im Germanischen. Glauben die Wiccas bis heute nicht wirklich. :weihna1

Das nordische Weltbild kennt zwei Magiekonzepte: Seidr und Galdr - geschlechtsunabhängig. Auch das Schicksal wird zweifach gesehen: Wyrd (universell, "Autobahn") und Orlög (individuell, die "Spur"). Die Nornen sind m.E. nicht mit "dem Schicksal" gleichzusetzen, sie weben die Stränge Örlogs in das Wyrd, ein Teppich sozusagen, der nicht fest gewoben sondern dynamisch geknüpft wird. Der Magier sieht das Bild (seidr) bzw. wirkt an ihm mit (galdr).
 
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Ohne Akzeptanz der Besonderheit einer Norne kann er (der Magier) schwerlich mitwirken. Im Ursprung waren diese Konzepte nicht geschlechtsspezifisch, sind es durch Überlieferungen jedoch geworden. Der Einfachheit halber? Man sagt: Die Schicksalsfrauen- schon weiblich oder? *g. Auch auf Zeichnungen, in Grabkammern findet man immer wieder weibliche Schicksals"zuordnungen". Meiner Meinung nach ein gesunder Ausgleich, wie gesagt. Der eine ist ohne den anderen handlungsunfähig.
Durch die Christianisierung haben wir dann ja gelernt, daß ein Gott ausreicht, der die Geschicke lenkt. Somit wurden sämtliche magischen Handlungen von vorn herein unterbunden.
Ob der Mond nun w oder m ist- ich umgehe seit Jahren jegliche Diskussion diesbezüglich.:)
 
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