Loop
Dauntless Banana
- Registriert
- 10. Oktober 2008
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Liebe @Loop
Mir ging es ähnlich. Ich verpasste Jahre meines Lebens durch mein Dasein für die Familie, aber ich dachte nochmal darüber nach, ob ich es aus heutiger Sicht anders machen würde: Nein. Ich könnte nicht anders handeln, weil ich einfach so bin, wie ich bin.
Ich hätte gern Jus studiert, aber als ich beruflich oft mit Anwälten zu tun hatte, merkte ich, wie gestresst und frustriert diese waren. Die hatten so überhaupt keinen Spaß an rechtlichen Fragen. Da ging es wirklich nur noch um die Praxis, was mit großem Wehklagen hinter sich zu bringen war. Da wurde mir klar, dass es schöner ist, mich nur aus Spaß damit zu befassen, weil es mich interessiert. Man muss nicht alles zum Beruf machen und wenn ein Studium keinen Sinn mehr macht, kann es auch adaptiert werden in Berufen, wo das entsprechende Wissen auch nützlich sein kann. So weiß ich von einer Hochschuldozentin (Sprachen), die nach dem Tod ihres Mann in eine tiefe Depression stürzte und ihre Stellung und alles verlor, dass sie heute als Sprachlehrerin arbeitet, weit unter ihrer Bildung, aber sie ist jetzt wirklich sehr glücklich und kaum noch zu erkennen.
Auch wenn Du Dich durch ein Studium geschleift hättest neben Deinen Problemen, wäre es wahrscheinlich, dass Du jetzt doch nicht im studierten Beruf arbeiten könntest. Es wäre nicht viel anders. Ich kenne einige Berufler, die jetzt arbeitslos sind trotz Studium. Auch im Beruf musst Du gesund und widerstandsfähig sein. Es ist sogar so, dass gerade ein Studium ideal ist für solche Wiederherstellungsphasen, weil der Stress dort noch an geringsten ist im Gegensatz zum Berufsleben. Man kann ein Studium auch an seine Besonderheiten anpassen, z. B. Fernstudium. Von daher lese ich immer wieder in Psychologie-Foren, dass gerade Leute in Therapie noch studieren, auch wenn sie sogar schon Mitte 40 sind.
Ich hab Ernährungswissenschaften studiert und wollte in die Entwicklungshilfe. Hab sehr gekämpft und bin zum Schluss heulend in der Vorlesung gesessen, weil ich fertig war von den ständigen Drohungen, ich hab es versucht, aber nicht geschafft.
Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Ich trau mir auch gar nichts mehr zu, die ganze Kraft und die Hoffnungen und Perspektiven, die ich mit 20 gehabt habe, sind alle weg.