Nicht erbetene Hilfestellungen

GreenTara

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Kassel
Hallo zusammen :)

ausgehend vom Thread "Gefühle der Ahnen" möchte ich auf dieses hier nochmals zur Diskussion stellen:

Pluto: Über die Pflege von Menschen und Heimunterbringen möchte ich mich nicht mehr äußern, da ich persönlich betroffen sind und meine eigene Meinung gebildet habe. Aus meinem Blickwinkel sehe ich manches vielleicht verzerrt, aber ich brauche ihn vielleicht auch, weil ich sonst mit meiner Situation nicht klar komme. Ich würde mal grob sagen, dass auf Familien mit einem pflegebedürftigen Menschen eine so große Verantwortung lastet und sie sehr vielen unterschiedlichen Meinungen unterworfen sind, dass es schwer ist, ohne Beeinflussung eine eigene Meinung zu bilden, bei der alle Beteiligten wirklich zufrieden sind (nicht nur oberflächlich betrachtet).

Rita: Für diesen Absatz danke ich dir besonders. Mir ist nämlich etwas sehr Ähnliches aufgefallen - nicht im Zusammenhang mit der Pflege von Angehörigen - sondern mit Dingen, die scheinbar für andere ein größeres Problem darstellen als für mich. Ich möchte manchmal einfach nur sagen, was ich erlebt habe und sehe mich unversehens mit "Angeboten" überhäuft, ohne um Rat oder Unterstützung gefragt zu haben. Da sind Momente, wo ich denke, hättest bloß den Mund gehalten. Um gleich anschießend wieder zu denken, nee, wieso nicht, wieso damit immer hinterm Berg halten.

Es gibt in meinem Leben Geschehnisse, die für mich mittlerweile so sind, wie sie sind, scheinbar aber bei anderen Reaktionen auslösen, bei denen ich dann wiederum denke: Wie kommen die darauf? Konkret: Ich erwähne, dass mein Sohn verstorben ist. Und schon trudeln Reaktionen ein, offen, per Mail oder per PN. Mir wird Hilfe angeboten, die ich aber gar nicht angefragt oder erbeten habe. Ich möchte das einfach sagen können, weil es eben Teil meiner Geschichte ist. Ganz oft habe ich schon überlegt, ob ich mehr oder weniger bewusst einen Hilferuf aussende, bin aber zum Schluss gekommen, dass es nicht an dem ist.

Was also löst diese "Hilfestellungen" aus?

Ich frage, weil mich das so manches Mal verwirrt und ich dann dazu tendiere, wie auch Pluto nichts mehr dazu sagen zu wollen. Was mir dann aber auch wieder quer liegt, weil es ja nicht meine Angelegenheit ist, wie andere auf so etwas reagieren.

Liebe Grüße
Rita

PS. Hat nicht unbedingt etwas mit Familienstellen zu tun - falls der Thread zu sehr "off topic" ist, bitte löschen. Danke.
 
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Liebe Rita!

Erst einmal Euch alles Gute zum neuen Jahr :sekt:.

Ganz oft habe ich schon überlegt, ob ich mehr oder weniger bewusst einen Hilferuf aussende, bin aber zum Schluss gekommen, dass es nicht an dem ist.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass diese Spur nicht ganz daneben ist - allerdings geht es wohl nicht um Hilfe. Du hast einiges in Deinem Leben gut be- und verarbeitet ... und da haben wir alle auch noch das kleine Kind in uns, das gern mal eine Hand spürt, die ihm über den Kopf streicht oder auf die Schulter klopft und meint: "Gut gemacht!" Mein verehrter De Shazer hat das geradezu kultiviert, indem er jede angedeutete Mitteilung über etwas Gelungenes mit einem offenbar aus der Seele kommenden "Super!" quittierte - und wenn da nur Klagen kamen, dann fragte er ganz direkt: "Erzählen Sie mal... was können Sie denn am besten!?" ... und schon ist die Spur zu einem positiven Rapport gelegt.

Es gilt in unseren Breiten oft ja fast schon als unanständig, wenn jemand sagt, er hätte dies oder jenes geschafft ... Amerikaner sind da unverblümter mit dem Eigenlob. Bei uns gelten eher Probleme als Anzeichen für ein entwickeltes Bewusstsein... und für Menschen, die sowas wie ein Helfersyndrom entwickelt haben, die die Probleme anderer Menschen so dringend benötigen wie ein Nahrungsmittel, um sich selbst zu helfen (eh nur scheinbar), kommen selbst Lösungsberichte, die als "gutes Beispiel" oder einfach als beiläufige Erwähnung auftauchen, sehr gelegen, um sie zu einem Anlassfall umzukonstruieren. Extremfall hatten wir ja gerade erst vor wenigen Wochen mit Tanja und den bemerkenswerten Reaktionen von zwei, drei Foris auf ihren Lösungsweg.

Hat dein Anliegen einen systemischen Zusammenhang? Vielleicht ... ein wenig klingt bei der Suche nach Anerkennung auch die Suche nach Anerkennung durch die Eltern mit. Falls tatsächlich so etwas wie eine solche Suche mit dem verbunden sein sollte, was Du da erlebst ... ist ja auch nur eine Theorie von mir, ich will nun nicht auch noch herkommen und ein Problem draus machen :)

Ich finde es jedenfalls beachtlich, wie klar und nachvollziehbar und mutig Du von Dir berichtest, und ich hoffe, dass der ermutigende Anteil daran mindestens so groß ist (davon erfährst du vermutlich eben nur sehr viel seltener) wie jener, der den Forumshyänen ein scheinbar bekömmliches Futter verspricht.

Alles Liebe,
Jake
 
Was also löst diese "Hilfestellungen" aus?
Gute Frage,

ähnliches hatte ich mich auch schon merfach gefragt, mit und ohne Bezug zu FA. Mein bisheriger aktueller Stand des Irrtums ist, dass jeder Mensch eben immer nur aus seinem aktuellen Weltbild heraus re-agieren kann.

Wenn du jetzt also etwas *erzählst*, weil es eben für dich und deine Entwicklung dazu gehört - diese Situation für dein Gegenüber aber mit schmerzvollen Emotionen verbunden und besetzt ist, kann er - zumindest primär - nur aus seinem Weltbild heraus re-agieren - also halt oftmals einfach mit Mit-Leid und wie schon jake schrieb, mit Ausleben des eigenen Rettersyndroms.

Ich kenn das nur zu gut - hatte ursprünglich auch etwas vermutet wie ein Pickerl auf der Stirn mit *bitte rette mich*, bin aber zwischenzeitlich eben zu dem Be-schluß gekommen, dass es das vom Gegenüber imaginierten Pickerl kommt.

Mir fallen seit geraumer Zeit immer wieder Menschen auf, welche immerzu nur das Haar in der Suppe suchen, sprich, egal, was ein Anderer sagt oder schreibt, es wird immer nur auf das geschaut, was bemängelt werden kann, bzw. wo dem Gegenüber bewiesen werden kann, dass er *falsch liegt*.

Naja, das ergibt im Laufe der Zeit eine Art Ungleichgewicht, welches dann immer mehr in die gleiche Richtung kompensiert wird - und letztendlich in einem Teufelskreis endet, welcher am anderen Ende von win-win liegt.

Und wenn jetzt jemand eben immer nur nach Fehlern und/oder Schuld sucht - oder schon fast phobisch nach Opfern sucht, welche es retten kann - und dies zum starren Bestandteil des eigenen Weltbildes wird, dann wird es dieser Person auch immer unmöglicher, einfach an zu nehmen, dass es Menschen geben könnte, die zB eben mit dem Tot einer ihr nahestehenden Person kein nachhaltiges Problem (mehr) haben.

Womit sich der Kreis wieder schließt. Ich hoff, ich konnt halbwegs verständlich ausdrücken, was ich sagen wollte, bin selbst auch erst am Ordnen dieser Puzzleteile. Auf jeden Fall herzlichsten Dank für diesen Thread, ich freue mich schon auf weitere Re-Aktionen.


PS: ich hatte ähnliche Fragen oftmals unter dem Thema *Coaching ohne Auftrag* zur Diskussion gestellt in unterschiedlichsten Foren. Wenn du Lust hast, such ich sie dir raus, PN genügt.
 
Hallo zusammen :)

ausgehend vom Thread "Gefühle der Ahnen" möchte ich auf dieses hier nochmals zur Diskussion stellen:





Es gibt in meinem Leben Geschehnisse, die für mich mittlerweile so sind, wie sie sind, scheinbar aber bei anderen Reaktionen auslösen, bei denen ich dann wiederum denke: Wie kommen die darauf? Konkret: Ich erwähne, dass mein Sohn verstorben ist. Und schon trudeln Reaktionen ein, offen, per Mail oder per PN. Mir wird Hilfe angeboten, die ich aber gar nicht angefragt oder erbeten habe. Ich möchte das einfach sagen können, weil es eben Teil meiner Geschichte ist. Ganz oft habe ich schon überlegt, ob ich mehr oder weniger bewusst einen Hilferuf aussende, bin aber zum Schluss gekommen, dass es nicht an dem ist.

Was also löst diese "Hilfestellungen" aus?

Ich frage, weil mich das so manches Mal verwirrt und ich dann dazu tendiere, wie auch Pluto nichts mehr dazu sagen zu wollen. Was mir dann aber auch wieder quer liegt, weil es ja nicht meine Angelegenheit ist, wie andere auf so etwas reagieren.

Liebe Grüße
Rita

PS. Hat nicht unbedingt etwas mit Familienstellen zu tun - falls der Thread zu sehr "off topic" ist, bitte löschen. Danke.



Hallo Rita,:)

auch ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr!:blume:

Nun zu Deiner Frage, die ja nicht direkt an die Familiensteller, sondern allgemein gestellt wurde.

Ich kann mir vorstellen, daß deine Erklärung, dein Sohn sei verstorben, große Reaktionen in den Menschen auslöst. Unwillkürlich trifft einen dieser Satz: "Mein Sohn ist verstorben" sehr heftig. Auch mir ist es damals so ergangen, als Du diese Tatsache im Astro-Forum in einem Post erwähntest.
Da stutzt man unwillkürlich, denn das ist im ersten Augenblick so eine ungeheure Tatsache.... Das geht einem wirklich nahe, zumal wenn der Betroffene es ausspricht, denn dann ist es wirklich und wahrhaftig so: Der Sohn ist nicht mehr da, ihn gibt es nicht mehr.
Kann es nicht einfach sein, daß die Menschen, die darauf ungefragt Bezug nehmen, Dir in irgendeiner weise helfen wollen, weil sie einfach nicht wissen (können), das Du bereits den Status des Anerkennens/Annehmens erreicht hast? Sie wissen ja nicht, daß es jetzt schon ein Teil deiner Geschichte ist. Vielleicht wird vermutet, daß Du noch mitten in einer Verarbeitung steckst und wollen dir beistehen?
Ich würde es ihnen nachsehen. Und wenn Du es hier und da wieder einmal erwähnen solltest, einen kleinen Satz der Erklärung beifügen.




Lieben Gruß
Silke
 
Lieber Jake :)

Erst einmal Euch alles Gute zum neuen Jahr :sekt:.

Das wünsche ich dir auch. :)

Dennoch kann ich mir vorstellen, dass diese Spur nicht ganz daneben ist - allerdings geht es wohl nicht um Hilfe. Du hast einiges in Deinem Leben gut be- und verarbeitet ... und da haben wir alle auch noch das kleine Kind in uns, das gern mal eine Hand spürt, die ihm über den Kopf streicht oder auf die Schulter klopft und meint: "Gut gemacht!"

Da ist was dran - und die kleine Dame in mir nickt ganz begeistert und zustimmend.

Bei uns gelten eher Probleme als Anzeichen für ein entwickeltes Bewusstsein...

Da fällt mir immer wieder ein Kollege ein, der in der Psychiatrie arbeitete und bei wirklich jeden Thema als Erstes einbrachte: "Man muss in dem Patienten ein Problembewusstsein wecken."

Ich hingegen habe den Eindruck gewonnen, dass die reine Problemorientierung mir die Sicht verstellt. Mir geht es nicht gut, wenn ich mich zu sehr auf den problematischen Aspekt konzentriere.

und für Menschen, die sowas wie ein Helfersyndrom entwickelt haben, die die Probleme anderer Menschen so dringend benötigen wie ein Nahrungsmittel, um sich selbst zu helfen (eh nur scheinbar), kommen selbst Lösungsberichte, die als "gutes Beispiel" oder einfach als beiläufige Erwähnung auftauchen, sehr gelegen, um sie zu einem Anlassfall umzukonstruieren.

Ich schätze mal, dass da die Resonanz von mir zu finden ist; ich war ja lange genug eine Helferin von Berufs wegen, die sich dann schlussendlich um sich selbst zu kümmern lernte. Da ich mittlerweile weiß, wie bedürftig ich selbst war und was ich aus dieser Bedürftigkeit heraus so anstellte, bin ich wohl besonders "hellhörig" und gelegentlich auch etwas empfindlich.

Hat dein Anliegen einen systemischen Zusammenhang? Vielleicht ... ein wenig klingt bei der Suche nach Anerkennung auch die Suche nach Anerkennung durch die Eltern mit. Falls tatsächlich so etwas wie eine solche Suche mit dem verbunden sein sollte, was Du da erlebst ... ist ja auch nur eine Theorie von mir, ich will nun nicht auch noch herkommen und ein Problem draus machen :)

Nee, es ist kein schlimmes Problem und du machst daraus auch keines. :) Ich sehe schon einen Zusammenhang: Mir ist jahrzehntelang erzählt worden, was ich alles nicht könne (und mein "Ohr" dafür war auch sehr groß), wie lebensuntüchtig ich sei und auch, dass ich eh alles nicht richtig wahrnehmen würde. Das war mit am Schlimmsten für mich: Egal, was ich erinnerte, ich erinnerte es nicht richtig, es stimmte nicht, ich bildete es mir ein oder habe es geträumt. Meine Schlussfolgerung war, dass ich nicht richtig ticke und Ähnliches mehr. An manchen Tagen kommt eine Unsicherheit hoch und dann versuche ich, mich zu vergewissern, dass ich doch richtig ticke - und noch wichtiger ist mir, mich als gesund zu erleben. Dazu brauche ich dann schon Rückmeldungen.

Dennoch gibt es auch Situationen, da erzähle ich einfach aus dem Kontext heraus, was war. Dass sind dann die Momente, wo ich dastehe und überlege: Hm, wo hast du denn jetzt um Anteilnahme ersucht.

Ich finde es jedenfalls beachtlich, wie klar und nachvollziehbar und mutig Du von Dir berichtest, und ich hoffe, dass der ermutigende Anteil daran mindestens so groß ist (davon erfährst du vermutlich eben nur sehr viel seltener) wie jener, der den Forumshyänen ein scheinbar bekömmliches Futter verspricht.

Ich freu mich schon, dass ich die Kurve bekommen habe, möchte damit nicht in jeder Situation kontrolliert hinterm Berg halten und auch sagen, dass ein Tod oder eine Sucht zu bewältigen sind. Und was die Hyänen betrifft: Da bin ich hoffentlich weiterhin ein schwer verdaulicher Brocken. ;)

Ich danke dir für deine Anregungen. :)

Liebe Grüße
Rita
 
Hallo Rita,

Dir und allen anderen hier wünsche ich auch ein frohes, Neues Jahr 2007. :winken5:


Ich danke dir für diesen Thread. In den letzten Tagen habe ich mich aktuell wieder mit diesem Thema beschäftigt:

Als die Geschwister meines Mannes für ihre Mutter mit dem Bestatter ein Gespräch führten, mischte sich die Schwiegermutter der jüngsten Tochter ein. Sie war gerade anwesend und meinte auch ihre Meinung abgeben zu müssen, was bei den Geschwistern zu Verwirrung und Turbulenzen führte.

Warum mischte sie sich ein?
- weil sie meinte auch mitreden zu wollen? (Thema Macht - ich bin so groß und mächtig, dass sie alle auf mich hören?)
- weil sie ihre Erfahrungen mitteilen wollte (ihr Mann war ein Jahr zuvor verstorben)
- weil ? andere Gründe (nicht Zutrauen wollen/können, dass die Kinder ihre Angelegenheiten alleine regeln könnten?)

Gab es wirklich Hilferufe von den anwesenden Kindern? kaum, denn der Bestatter, der wirkliche Fachmann, war anwesend und hätte auch gefragt werden können.

Vom systemischen her würde ich eher vermuten, dass die Rollen nicht eingehalten werden und dass, wie schon beschrieben, derjenige nicht mit Tabu-Themen umgehen kann, als zu helfen. Anstatt zu fühlen, etwas zu tun, ist leichter auszuhalten und ergibt gewissermaßen einen Handlungsspielraum als sich einzugestehen, dass der andere einfach "nur" angenommen und in seinem Sein akzeptiert werden möchte. Im Prinzip will der andere seine verletzte Seite nicht spüren und seine Hilflosigkeit: der andere kommt mit Problemen klar, und ich nicht, das darf nicht sein. Der andere wird als innerlich stark wahrgenommen und dass er mit seinem Leben und Herausforderungen alleine klar kommt, das darf auch nicht sein.

Was ich jedoch immer noch nicht weiß: Wie gehe ich mit Menschen um, die sich ungefragt einmischen? (Auf ungefragtes Einmischen reagiere ich mittlerweile entweder mit Rückzug oder mit extremer Aggression, was mich beides letztlich noch mehr leiden lässt.)

Liebe Grüße pluto
 
Hallo ChrisTina :)


fand ich auch, sie hat mich nämlich schon einige Zeit umgetrieben.

Wenn du jetzt also etwas *erzählst*, weil es eben für dich und deine Entwicklung dazu gehört - diese Situation für dein Gegenüber aber mit schmerzvollen Emotionen verbunden und besetzt ist, kann er - zumindest primär - nur aus seinem Weltbild heraus re-agieren - also halt oftmals einfach mit Mit-Leid und wie schon jake schrieb, mit Ausleben des eigenen Rettersyndroms.

Ja, soweit war ich selbst auch schon gekommen. Und auch zu einer ähnlichen Vermutung wie du:

Ich kenn das nur zu gut - hatte ursprünglich auch etwas vermutet wie ein Pickerl auf der Stirn mit *bitte rette mich*, bin aber zwischenzeitlich eben zu dem Be-schluß gekommen, dass es das vom Gegenüber imaginierten Pickerl kommt.

Dass die Kleine in mir auch Anerkennung möchte, das habe ich nicht gesehen, die Anregung von Jake war an dieser Stelle sehr gut. Was das "gerettet werden wollen" betrifft, bin ich mir aber sicher, dass das eben nicht dahinter steht.

Und wenn jetzt jemand eben immer nur nach Fehlern und/oder Schuld sucht - oder schon fast phobisch nach Opfern sucht, welche es retten kann - und dies zum starren Bestandteil des eigenen Weltbildes wird, dann wird es dieser Person auch immer unmöglicher, einfach an zu nehmen, dass es Menschen geben könnte, die zB eben mit dem Tot einer ihr nahestehenden Person kein nachhaltiges Problem (mehr) haben.

Sehr klar ausgedrückt! Danke. :)

Ich hoff, ich konnt halbwegs verständlich ausdrücken, was ich sagen wollte, bin selbst auch erst am Ordnen dieser Puzzleteile.

Doch, ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen.

Ich schätze mal, ich reagiere manchmal einfach mit Verwirrung bzw. einem großen Fragezeichen in den Augen, wenn mir Lösungen angetragen werden, die ich gar nicht haben möchte. Und aufgrund meiner Geschichte stehe ich dann da und frage mich, ob ich auch wirklich ganz gesund reagiere und wahrnehme. Ich neige stark dazu, bei mir zu schauen und finde das auch grundsätzlich gut. Nicht gut finde ich hingegen, wenn ich vor lauter Selbstbetrachtung nicht mitbekomme, dass mir jemand seines rüberschiebt.

Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass mir im Zusammenhang mit dem Tod meines Sohnes zu manches "zugedacht" wird. Sei es in der Therapie oder auch innerhalb der Familie. Gut möglich, dass eine solche Extremsituation - als die ich diesen Tod ja auch empfand - auch extreme Re-Aktionen auf mehreren Seiten "begünstigt".

Danke für deine Puzzle-Teile.

Liebe Grüße
Rita
 
Liebe Silke, liebe Pluto :)

vielen Dank auch für eure Beiträge. Ich möchte gern ausführlicher auf sie antworten und mir dafür Zeit nehmen.

Liebe Grüße
Rita
 
Jetzt muss ich nochmals anworten ;-)
Ich schätze mal, ich reagiere manchmal einfach mit Verwirrung bzw. einem großen Fragezeichen in den Augen, wenn mir Lösungen angetragen werden, die ich gar nicht haben möchte.
Die Fragezeichen in den Augen sind meist weniger witzig als wenn das alles in nem Forum passiert. Weil wenn ich dann nachfrage, wie etwas gemeint ist, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, wies eben gemeint ist, dann re-agieren die Menschen sehr oft mit Vorwürfen dass ich manipuliere.

Was dann noch ver-wirr-ender ist wie vorher. Aber das ist dann meist der Zeitpunkt wo ich (mir) sag - ok, dein Weltbild, dein Thema, darfste gern behalten. Und dann zucken viele Menschen regelrecht aus, wie ich mir anmaßen kann, jetzt auch noch über ihr Weltbild zu urteilen.

Und ich sitz da, hab weder ne Ahnung, was ich nicht versteh, noch was der Andere für ein Weltbild hat und wundere mich nur mehr oder staune. Aber ich geh mal davon aus, dass du ähnliche Erlebnisse auch schon hattest.
Und aufgrund meiner Geschichte stehe ich dann da und frage mich, ob ich auch wirklich ganz gesund reagiere und wahrnehme. Ich neige stark dazu, bei mir zu schauen und finde das auch grundsätzlich gut.
Hihi, auch das kenn ich nur zu gut - also das bei mir schauen. Aber ich glaub, genau das ist es auch, das ist nicht üblich, um nicht zu sagen, das ist großteils nicht normal ;-) Ich glaub, viele - grad Forumsschreiber - können auch hier nur von den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen ausgehen.

Ich befürcht, dass immer mehr Menschen 1. eine Schuld suchen und 2. bei anderen. Von daher ist es auch (fast) nicht vorstellbar, dass jemand zuerst bei sich selbst schaut, bevor er zusätzliche Fragen stellt, die ihm zusätzliche Denkanstösse geben können.

Und dann kommt ein zweites Thema dazu, die selektive Wahrnehmung - die in meinem Weltbild ja nicht zu verhindern ist - aber es ist ein Unterschied, ob ichs einfach tu - oder ob ich mir bewusst bin, dass alles, was ich wahr-nehme auch wirklich nur meine Wahr-nehmung ist.
Nicht gut finde ich hingegen, wenn ich vor lauter Selbstbetrachtung nicht mitbekomme, dass mir jemand seines rüberschiebt.
Glaub mir, auch das wird immer besser. Was ich auch schon erkannt habe ist, dass es nicht immer der unmittelbare Spiegel sein muss, der mich betroffen macht, sondern es auch ein Überthema sein kann. Daran hatte ich längere Zeit zu kauen, aber auch das klappt immer schneller zu erkennen. Aber das hilft nix, da müssen wir durch ;-)
 
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Jetzt muss ich nochmals anworten ;-)

Ich auch. ;) *g*

Und ich sitz da, hab weder ne Ahnung, was ich nicht versteh, noch was der Andere für ein Weltbild hat und wundere mich nur mehr oder staune. Aber ich geh mal davon aus, dass du ähnliche Erlebnisse auch schon hattest.

Jau. Nun sitze ich da und schmunzele vor mich hin - angesichts meiner Fragezeichen und der Fragezeichen derer, die ich dann wohl auch gründlich "aus dem Takt" gebracht habe. Ganz oft war das dann, wenn in einem Gespräch wohl insgeheim vorausgesetzt wurde, dass ich zustimmen würde. Was ich dann nicht tat. Und schon war das Durcheinander perfekt.

Wobei: Nicht immer finde ich meine Ahnungslosigkeit schlimm. Weil das auch eine Art von Offenheit herstellt, wenn ich mich nicht mehr auskenne.

Hihi, auch das kenn ich nur zu gut - also das bei mir schauen. Aber ich glaub, genau das ist es auch, das ist nicht üblich, um nicht zu sagen, das ist großteils nicht normal ;-)

Ich bin ja in den Genuss einer Langezeittherapie und einer Umschulung in einem Reha-Zentrum gekommen. Mich hat wirklich fasziniert, wie unterschiedlich diese Gelegenheit wahrgenommen wird. Normalerweise landet man ja dort, weil die üblichen Verhaltensweisen nicht mehr greifen und man/frau krank geworden ist. Dennoch blieben die meisten sehr ausdauernd bei den alten Verhaltensweisen. Immer war wer schuld, egal an was. Die Chance, neues auszuprobieren, haben sich eher wenige gegeben. Lieber wurden dann teils abstruse, teils urkomische Zusammenhänge konstruiert.

Und dann kommt ein zweites Thema dazu, die selektive Wahrnehmung - die in meinem Weltbild ja nicht zu verhindern ist - aber es ist ein Unterschied, ob ichs einfach tu - oder ob ich mir bewusst bin, dass alles, was ich wahr-nehme auch wirklich nur meine Wahr-nehmung ist.

Es gibt so einiges, wo ich feststellte, dass sich etwas nicht vermeiden oder verhindern lässt. Der Unterschied ist der, dass ich "weiß", dass es so ist.

Glaub mir, auch das wird immer besser. Was ich auch schon erkannt habe ist, dass es nicht immer der unmittelbare Spiegel sein muss, der mich betroffen macht, sondern es auch ein Überthema sein kann. Daran hatte ich längere Zeit zu kauen, aber auch das klappt immer schneller zu erkennen. Aber das hilft nix, da müssen wir durch ;-)

Jo. ;) Es wird tatsächlich schneller. Zustände, in denen ich noch vor drei bis vier Jahren Tage bis Wochen hing, "verziehen" sich mittlerweile meist nach Stunden oder Minuten. Wenn ich nicht zurechtkomme, dann beginne ich zu "zupfen" (damit meine ich nachspüren, erinnern) und komme dann fast immer auf das, was da mitschwingt.

Ich dachte früher ganz blauäugig, dass ich bestimmte Reaktionsweisen "wegbekommen" würde, wenn ich sie genügend "durchgearbeitet" hätte. Mittlerweile sehe ich das so, dass mir bestimmte Muster zu eigen sind und ich sie wohl eher nicht "loswerde". Was anders ist, ist der Umgang damit und daraus resultierend auch das Erleben. Und das wiederum betrachte ich als grandiose Verbesserung - gemessen am "Ausgangszustand".

Liebe Grüße
Rita
 
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